Burckhardt Fischer

Patchwork

K. hatte sich angekündigt, und ich freute mich. Die Begrüßung fiel jedoch dürftig aus, wahrhaft beiläufig, was mich betraf. Stattdessen wurden Stapel gehäkelter Topflappen hineingetragen, mit spitzen Schreien der Begeisterung, und die Frauen der Runde machten sich unversehens daran, diese zu einer Decke zu fügen.

Freund M. war zugegen, und wir kamen überein, den Frust zu ersäufen.

Ich bin kein Freund harter Sachen. Der Tag hatte uns jedoch zugesetzt, unterschiedlicher Dinge wegen, und uns ward danach, die Laune zu heben. Im Matala erkämpften wir uns einen Platz am Tresen, und bestellten – M. hat immer großen Durst – ein jeder zwei Apfelkorn.

Die kleinen Gläser waren schnell geleert. Nochmal, das gleiche. Die Stimmung stieg. Wir stapelten unsere Barschaft auf dem Tresen – es reichte nicht weit – und arbeiteten sie ab, immer 2 Apfelkorn für jeden. Das Geld war alle, die Laune blendend, wir suchten nach mehr, irgendwie wurden wir fündig. Wiederum mehr.

Ich habe den Verdacht bis heute, das man uns, der Belustigung wegen der Umstehenden, heimlich mit Mitteln versorgte, denn das Besäufnis reichte bis zum völligen Niedergang, unserer unzureichenden Gelder zuwider. Der Weg nach Hause war so weit nicht, jedoch schwierig im delirium. Ein gnädiger Autofahrer nahm uns eine Strecke auf, zum Dank kotzte ich ihm in den Wagen. Der freundliche Rote Punkt an der Windschutzscheibe wird fürderhin nicht mehr gehalten haben, fürchte ich.

M. wohnte weit. Aussichtslos, dorthin zu gelangen. Ich lud ihn ein, bei mir zu nächtigen. Auf der Matratze lag K. Sie schlief.

Als ich mich, nach gründlicher Reinigung, unter die Decke kuschelte und an sie schmiegte, verspürte sie meinen Odem, wiewohl ich versucht hatte, dort Abstand zu halten. Im Halbschlaf noch sagte sie „Oooh“ und drehte sich zur anderen Seite. Dort lag M. und schnarchte. Empört verschwand sie aus dem Bett und meinem Leben.

Vater ist dann ein anderer geworden.

 

Ich habe mich dann mit ihrer Freundin vergnügt, auch sie eine Häklerin. Aber das ist eine andere Geschichte.

Als K. jedoch nunmehr entfleucht, begann das Bett sich zu drehen, und M. schnarchte darin.

Der Weg zum Klo war geradeaus. Mit nur geringem Ungemach ward er geschafft. Als ich die Tür geöffnet, rot gestrichen der Raum, stand dort mit dem Rücken zu mir gewendet, ihr Bruder, über die Schüssel gebeugt, und brach.

Ich war verwundert darob, war dies doch mein Wille, meine Not, meine Nacht!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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