Burckhardt Fischer

Oscar a la fontaine

Wieder einmal wurde es spät, daß U. nach Hause kam, von unseren Pferden, die in einem Stall standen in der Nähe der Galopprennbahn in Hoppegarten, weit weg.

Nach einem langen Tag hatte ich ein wenig durch das Programm gezappt, dann mich in die Decken gekuschelt und verfiel in tiefen Schlaf. Halb zwei immerhin.
Ich hörte U.s Stimme. „Wer bist Du denn“, weiteres. Zu müde, behielt ich die Augen geschlossen. Etwas Feuchtes stupste meine Hand, die unter der Bettdecke hervor lugte. Kerzengerade saß ich im Bett, die Augen weit aufgerissen.

Da war er. Eine große Liebe.
Der Hund meiner Träume. Mittelgroß, schlank, schnell. Weiche, fließende Linien, schwarz und weiß. E. sagte: wie gut, daß die Schwanzspitze weiß ist, damit man weiß, wo du aufhörst!

U. hatte ihn im Hausflur angetroffen, nachts um Zwei, er war ihr die 4 Stockwerke nach oben gefolgt, sichernd, aber zuversichtlich, hatte die Wohnung betreten und mich gefunden.
Er hatte Hunger. Es wurde ein großes Fest, nächtens. U. und ich betteten ihn schließlich auf einer Decke zu unseren Füßen, nach noch einem nächtlichen Spaziergang, an der Leine, einen Führstrick, damit er nicht verloren ging. Ich war gut beschäftigt damit in den nächsten Tagen.

 

Ich fühlte mit den Menschen, die ihn verloren hatten. An den Bäumen in der Nachbarschaft befestigte ich Zettel mit unserer Telefonnummer, damit sie ihn finden könnten, hoffend, daß nicht. Im Büro, in eine Rücksprache hinein zwischen zwei Terminen, reichte man mir den Hörer. Das Herz blieb mir stehen.
Ich musste ihn zurückbringen. 2, 3 Tage gab man uns noch. Ich eroberte die Stadt mit ihm neu: lange Spaziergänge, Kuscheln, Schmusen, Tollen. Es war mein Geburtstag, ein schreckliches Geschenk. Oscar und ich gingen einkaufen noch, U. und ich frühstückten, Oscar zu meinen Füßen. Als nichts mehr aufzuschieben war, gaben wir Oscar unser Abschiedsgeschenk. Er liebte Rouladen, rohes, saftiges, zart geschnittenes Rinderfleisch, große Lappen. Er hat sie sozusagen eingeatmet, drei Stück, die ganze Packung.

Ich brachte ihn zurück zu seiner Dame.
 

Das war der bloody Saturday. Am Sonntag, zur späten Mittagszeit, unmöglich da anzurufen, hielt ich es nicht mehr aus. Ich erkundigte mich nach Oscars Befinden, der dort Angelo hieß. Ein blöder Name, er war ein freundlicher Halunke, nichts weniger als ein Engel.

Mir wurde berichtet: gut! Nur Fressen würde er nicht.

Am Montag, nach Erledigung der wichtigsten Dinge, musste ich alleine gehen. Ich kaufte, da Rouladen nicht erhältlich waren, eine Packung Gulasch und ging zu Oscars Haus. Auf mein Klingeln antwortete nichts. Jedoch die Haustür ward geöffnet, zufällig, ich schlüpfte hinein, hängte die Einkaufstüte mit dem Fleisch an den Knauf der Wohnungstür. Das war um 11.
 

Um 14 Uhr rief mich die Dame an, die ihn für ihre Tochter hütete, um mir zu berichten, daß Oscar, vielmehr Angelo gefressen habe, das Gulasch, bis auf den letzten Bissen, das ganze Riesenpaket. Es hat mich getröstet, so.
Um 17 Uhr rief sie wiederum an: Angelo war verschwunden! Sie war hinunter gegangen mit ihm, hatte ihre Nachbarin getroffen, mit ihr ein Schwätzchen gehalten, daß der Hund nur Fressen würde, was sein Finder ihm brächte. Da habe Oscar sie angeguckt, seinen Kopf aus dem schlecht verschlossenen Halsband gezogen und sei davon gegangen, gemächlichen Schrittes so lange man ihm nicht folgte. Sie war noch außer Atem von der Jagd.

Wenn ich ihn finden würde, könne ich ihn behalten, sagte sie. Sie sei fertig mit den Nerven mit dem Hund. Dies, in ihrem Alter. Ich aber müsse ihm treu bleiben, nur dann. Versprochen!

Überall hängte ich Zettel aus. Den Kindern der Gegend, die Oskar und ich kennen gelernt hatten auf den Spaziergängen der vergangenen Woche, versprach ich Fünfzig Mark, wenn Sie ihn mir weisen könnten. Tierheim, Feuerwehr und Polizei wurden nachgefragt.

Am Mittwoch hatte ich ihn.

Er hatte vor der Bäckerei gewartet, 3 Straßen weiter, an der ich jeden Morgen Brötchen gekauft hatte, und sein Croissant.

 

Oscar am 14. September 1991, mit der leeren Packung der gerade verspeisten Rouladen, zu den Füßen von U.

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