Eines Tages, als er in H. lehrte, nicht eben um die Ecke, frug mich der Bruder, ob ich nicht zu dem Fest kommen möge, das er zum Abschluss des Semesters zu geben gedenke.
Ihm war nicht entgangen, dass ich für seine Studentin schwärmte, die mich mit einer ihr eigenen Ausstrahlung an eine squaw gemahnte, dieses mit ihrer Kleidung geschickt unterstrich und mir sowohl Schönheit, als auch Freiheit zu verkörpern schien: Lust!
Zu dieser Zeit fuhr ich einen amerikanischen Straßenkreuzer, ein Ungetüm in Goldmetallic, ein Cabriolet, das ich eben darum liebte : um den Geruch, den man durchfuhr, und der sich einem unmittelbar mitteilte, die Sonnenstrahlen, das Wetterbrausen. Musste – selten – das Verdeck geschlossen bleiben, so schaute man aus schmalen Fensterschlitzen über einen mächtigen Kühler, und das satte Wummern des Motors hörte sich an wie: Kraft. Zeit, zu träumen.
Mein ökologisches, mein politisches Gewissen betäubte ich mit dem Zustand des Wagens als Wrack.
Als ich nach längere Fahrt nun fast das Haus erreicht hatte meines Bruders, da bog ich wohl falsch ab. Mir entgegen kam die squaw, auf der anderen Straßenseite, zum Fest hastend: sie schaute verdutzt, auf mich, der in dem offenen Wagen ungeschützt, einsehbar, unverborgen. Sie war vorbei, bevor ich denken, handeln konnte.
Die Straßen dort sahen alle ziemlich gleich aus. Ich irrte um die Straßenblöcke, begegnete hier der squaw, begegnete ihr dort, musste sie umkurven in den schmalen Gassen und wäre, beim dritten oder vierten Mal, fast vorbeigefahren an dem Haus, zu dem wir beide strebten.
Mein Bruder geleitete, da er vom Balkon aus unsere Ankunft wahrgenommen, sie ins Haus, und dann mich, nachdem ich mein Auto hatte abstellen können. Den Abend habe ich mich von ihr ferngehalten, sie nie wiedergesehen. Wie sollte ich, da ich vier Mal die Gelegenheit verpasst hatte, sie zu begrüßen, sie für mich einzunehmen, ihr nun noch gegenüber treten?
So bin ich jetzt noch alleine.
Luder Brutz, mit meinem Auto, vor seinem Haus. Danach.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.10.2023.
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