Brigitte Waldner

Mein Hund und ich


verließen um 20 Uhr das Haus
und gingen eine Gassirunde ums Dorf.
Es war finster und die Straße trocken.
Als wir uns einer Straßenlaterne näherten
tauchte aus der Ferne ein Kraftfahrzeug auf,
das einzige, das uns auf der gesamten Strecke begegnete.
Bei seinem Auftauchen hatte es noch Licht.
Wann der Lenker das Licht ausschaltete,
habe ich nicht gesehen, da ich auf meinen Hund geschaut habe,
der an jedem Grasbüschel schnupperte, wie immer.
Deshalb kamen wir auch nur sehr langsam vorwärts.
Ich ging mit den Füßen am Rande des Asphalts,
die Hündin lief am Grünstreifen daneben.
Wir befanden uns auf der linken Seite der Landesstraße.
Ein weißer Wagen, entweder ein Kleinbus
oder ein Kastenwagen näherte sich langsam.
Er fuhr direkt auf uns zu, je näher er kam.
Ich sagte, will der uns totfahren?
Ich war hellgrau angezogen und der Hund trug ein
silber rückstrahlendes Hundegeschirr mit der Aufschrift „Security“.
Wir waren in der Höhe einer Straßenlaterne
in ihrem Licht gut erkennbar, aber der Fahrer
des Wagens lenkte ihn direkt auf uns zu.
Ich habe schon rechtzeitig erkannt,
dass er auf uns zufährt.
Normalerweise weichen andere Fahrer
mit deren Autos zur Mitte hin ab,
wenn jemand am Straßenrand mit Hund geht.
+
Aber dieser Wagen kam mit seinen Reifen heraus
auf das Bankett, ein Grünstreifen, als wollte er uns absichtlich anfahren.
Ich bin in den Straßengraben gesprungen,
und habe den Hund im Reflex mitgerissen,
der an kurzer Leine war.
Da der Wagen ohne Licht fuhr, zumindest nach hinten hin,
konnte ich sein Kennzeichen nicht ganz erkennen,
sowohl von vorne, wie auch von hinten
habe ich eine 6 im Kennzeichen erkannt.
Es war ein Wagen aus unserem Bezirk und
hatte eine dreistellige Zahlenkombination.
In dem Moment, wo die zwei äußeren Reifen
des Wagens den Grünstreifen touchierten,
riess der Lenker den Wagen kräftig nach innen,
aber ohne die Mittellinie zu überfahren.
+
Es war so, als ob er es absichtlich gemacht hätte,
mich zu schrecken, dass er meinen Hund und mich niederfährt.
Zuerst kam er sehr langsam, aber in Höhe von uns
drückte er aufs Gas, ab dem Moment, wo er abwich.
Es war in Höhe Bichelwirt, der kein Wirtshaus ist,
sondern ein Bauernhof.
+
Wer macht so etwas?
Ein gewöhnlicher Mensch macht das nicht
und eine Frau wohl auch nicht zwischen 20 und 21 Uhr.
Was hat er davon, mich zu erschrecken?
+
Vor ein paar Tagen habe ich eine E-Mail erhalten,
ich soll meine Kontonummer geben,
damit sie zwei Euro Zoll kassieren könnten.
Ich habe ein Paket aus China erwartet,
aber ich wusste, dass es zollfrei sein müsste.
+
Erst gestern habe ich eine E-Mail erhalten,
ich soll 1.350 Euro in Bitcoins überweisen
an eine Bitcoin-Adresse,
ich weiß nicht einmal, wie das geht,
jemand habe meinen Computer gehackt
und meine Bilder gesehen und festgestellt,
dass ich P****-Filme schauen würde und
ebensolche Bilder am PC gespeichert hätte.
Deswegen sollte ich ihm was bezahlen,
dass er mich nicht veröffentlicht.
+
Wenn wer wirklich meinen PC hackt,
dann findet er nur Nonsens-Gedichte,
die alle schon veröffentlicht sind,
die Arbeit kann er sich ersparen,
und Nonsens-Geschichten, und Sprachkurse-Übungen,
ich weiß nicht, was daran so interessant ist.
Ich habe keine P****s und schaue keine an.
Ich habe nicht so viel Internetzeitguthaben,
ich muss schauen, dass ich damit auskomme,
ich bezahle nur 10 Euro pro Monat für Internet.
Ich glaube, der Erpresser meint, ich wäre ein Mann.
Ich soll aber ja nicht die Polizei informieren.
Er würde es sehen. Er schreibt, ich hätte einen Laptop
und ein Smartphone. … Weder - noch.
+
Wenn es einer sehen kann,
dass ich zur Polizei gehe,
dann muss es einer in der Nähe sein.
Ich habe die E-Mail fotografiert
und an die Polizei per E-Mail gesendet.
So, mal schauen, was der Erpresser jetzt sieht.
Mein PC geht vorläufig auch noch,
da die 48 Stunden Zahlungsfrist ab Öffnen des E-Mails
noch nicht um sind.
+
Das ist nicht das erste Mal,
beides ist schon mehrfach vorgekommen,
Gelderpressung und Forderungen,
die Kontonummer zu geben.
Und witziger Weise bekomme ich öfters E-Mails,
wo meine E-Mail-Adresse der Absender ist
und der Empfänger ist wie auch bei dem Erpresser-E-Mail.
Jemand schreibt mit meiner E-Mail-Adresse.
Normalerweise lese ich so etwas nicht,
aber diesmal habe ich es leider unbedacht angeklickt,
da im Betreff stand, auf meinem Konto wäre eine Zahlung eingelangt.
+
Anbei der Erpressertext,
den ich weder zur Gänze gelesen habe,
noch verstanden habe, obwohl ich ihn teilweise dreimal überflogen bin.
Ich nehme das nicht weiter ernst,
ich überlasse das der Polizei.
Ich bin nicht zuständig für geistig abnorme E-Mail-Schreiber,
die solche Nonsens-E-Mails schreiben.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.10.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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