Francois Loeb

DER WEISSE FLECK

Meine Empfehlung in dieser ver-rückten Zeit zur Entlastung der Psyche Erinnerungen an originelle Lehrkräfte in der Schulzeit hervorholen, wie diese hier in meiner neuesten Wochengeschichte aus meiner Feder:
DER WEISSE FLECK
Die Lehrerin Helene Fischer - sie beharrte stets darauf, keinen accent (natürlich klein geschrieben) oder gar ein Hütchen (^) auf ihrem Vornamen zu beherbergen - sprach beinahe in jeder ihrer Ethik-Stunden vom weissen Fleck. Bereits im Altertum sei dieser so sehr oft benannt worden. Wie zum Beispiel weisse Flecken auf der Landkarte.
Cicero, der grosse Römer, habe bereits einen solchen persönlich gekannt und benannt. Frau Fischer sprach dessen Namen stets voller Ehrfurcht immer als Tschitschero aus, was ihr auch diesen Übernamen in unserem Gymnasium bescherte. In welchem Sinne er dieses Flecken-Phänom definierte, sei zwar nicht nachgewiesen, doch bestimmt sehr aufschlussreich. Aufschlussreich, wenn der Reissverschluss der Geschichte einst geöffnet werde. Möglicherweise in einem Pharaonengrab, das demnächst entdeckt werden würde. Oder in einer Versteinerung aus dem Tertiär oder wie diese Zeit von den Römern eventualiter möglicherweise ganz anders benannt wurde. Leider könne Tschitschero darüber keinen Bericht mehr abgeben, sei er doch nur noch in Stein zu besichtigen.
Unsere Klasse hatte einen Riesenspass, Helene mit löchernden emmentalergleichen Fragen in die Römerzeit zu führen, um uns dann köstlich über Fischers Aussprache zu amüsieren. Da war kein Weg zu steinig, kein Umweg zu absurd, und es gab einen wahren Wettbewerb unter den Klasseneinsitzerinnen und -sitzern, dies zu erreichen. Und wenn es dann gelang, war das Amüsement gross, obwohl es uns allen streng nach der demokratisch abgestimmten Klassenverfassung verboten war, dies zu zeigen. So mussten wir vor den inneren Lachanfällen die Blasen zusammenhalten, um keinen unangenehmen Vorfall auszulösen. Wie dankbar waren wir Tschitschero für die köstlichen Abwechslungen unseres sonst so tristen Schulalltags.
Frau Fischer hatte uns, als sie in den Ruhestand trat, was wir alle enorm bedauerten, als Rätsel die Frage mitgegeben, was der weisse Fleck bei Tschitschero bedeute. Natürlich ohne uns die Lösung zu übermitteln. Wer die Antwort wisse, solle ihr diese doch auch nach Jahren mitteilen. Er oder sie sei dann zu einem römischen Gelage in ihrem Heim eingeladen.
Als ich Tschitschero (ihr bürgerlicher Name war mir zwischenzeitlich entfallen) nach über 20 zu rasch vergangenen Jahren in einem Café der Grosstadt, in der ich als Richter tätig war, an einem kleinen Schwarzen nippend, ein Stück Blechkuchen vor sich bewundernd, traf, konnte ich es mir nicht verkneifen nachzufragen, ob jemand aus meiner damaligen Klasse des Rätsels Lösung gefunden habe. Sie verneinte dies mit blitzenden Augen. Als ich sie alsdann bat, mir diese zu verkünden, da sonst die Lösung von mir als amtlich verschollen erklärt werden könnte, sah Tschitschero mich mit vernichtendem Blick an. Erbarmte sich dann jedoch meiner, als ich vor ihr einen perfekten Augen-Kniefall hinlegte. Sozusagen virtuell vor der ehemaligen Lehrerin in die Knie ging.
„Ganz einfach“, begann sie, „es ist der weisse Fleck auf Tschitscheros Toga!“ Als ich entgegnete, ein weisser Fleck auf weissem Gewand sei doch nicht sichtbar, kam wie aus einer Kanone hohen Kalibers die mich beinahe umwerfende Antwort geflogen:
„Eben deshalb, da es unmöglich ist …“
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
W E I S S E F L E C K E N
Weisse Flecken
Erkecken sich zu
Kleckern unsichtbar.

Weiten aus sich
Nebel weit in
Unser neue
Inforeiche
Zeit.

Wahres immer rarer
Der Infodschungel verwirrt
Bis in ihm wir alle erschöpft verirrt.


Herzlichst
François Loeb
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