Günter Weschke

Liebe über den Tod hinaus

Spuren die vom Wind verweht,
sind für immer uns verloren,
doch bleiben sie im Herzen drin,
sind sie wie eingewoben.

Liebe über den Tod hinaus

Der Abend legt sich über das Land, Nebel schweben herab, legen sich auf Felder und Wiesen, der Herbst ist längst eingezogen.
Die Luft ist kalt und um die Laterne schwebt schon lange keine Motte mehr.
Im abseits stehendem Haus von Oma Marie, wird eine brennende Kerze ins Fenster gestellt.
Marie lebt hier allein, ihr Mann und die beiden Kinder, die sie zusammen hatten, sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Sie ist jetzt einundachtzig Jahre alt geworden, ja, sie ist noch recht rüstig, kann sich noch alles selbst machen.
Einen lieben Freund hat sie auch, es ist -Benno- ihr langjähriger Begleiter.
Benno ist eigentlich ein so genannter Straßenköter, ein Hund, den sie vor vier Jahren, halbverhungert am Straßenrand gefunden hatte.
Sie hatte ihn auf ihren Armen zu ihrem Haus getragen und ihn dort liebevoll gepflegt und wieder “aufgepäppelt”.
Benno dankt es ihr mit seiner anhänglichen, freundlichen Art.

Marie spricht zu ihn, erzählt ihm von ihrem Leben, ihrem Kummer, ihrer Einsamkeit.
Benno sitzt dann neben ihr, schaut sie mit seinen braunen Augen an, als verstünde er alles, was  sie zu ihm sagt.

Die Herbstzeit geht in den Winter über, es hat geschneit.
Alles ist weis und der Schnee funkelt wenn die Sonne scheint.

Marie hatte schon im Sommer vorgesorgt und für den Winter Holz gesammelt. Der Wald war nicht weit entfernt und so zog sie einen kleinen Handwagen hinter sich her, den sie mit Tannenzapfen, kleinen Ästen und Zweigen beladen hatte.
Wenn sie diese Arbeit den ganzen Sommer über gemacht hatte, konnte der Winter kommen, sie hatte stets eine warme Stube:

Für Benno hatte sie eine warme Decke gekauft, dort lag er dann gern, in der Nähe des Ofens.

So vergingen noch einmal vier Jahre, als es wieder Winter wurde, ist Marie eines morgens im Bett geblieben, sie fühlte sich nicht wohl.

Benno wurde unruhig, lief vom Bett in die Küche und wieder zum Bett, sah Marie fragend an.

Aber Marie stand nicht mehr auf.

Nachdem die Nachbarn hörten, dass Benno ununterbrochen Jaulte, öffnete einer von ihnen die Tür und fand Marie tot in ihrem Bett.

Benno lief in den Wald und war verschwunden.

Nach der Beerdigung von Marie, wurde das Haus verkauft und neue Leute zogen dort ein.

Auf dem Friedhof kümmerte sich niemand um das Grab von Marie, nur der alte Friedhofsgärtner, legte ab und zu, ein paar Blumen auf das Grab.

Als es wieder Winter wurde, der Schnee lag dick auf allen Feldern und Wegen, ging der alte Gärtner mit Besen und Schaufel daran, den Schnee auf den Wegen zu räumen.
Dabei kam er am Grab von Marie vorbei, er blieb stehen denn er sah, auf dem Grab war ein Hügel, den es hier vorher noch nicht gab.
Vorsichtig nahm er mit der Schaufel den Schnee fort und sah zu seinem Schrecken, unter  dem Schnee lag Benno, der alte Hund von Marie, den hier jeder kannte.
Man hatte ihn, nach dem Tod von Marie, nicht mehr gesehen, es hieß, dass er im Wald lebt und nachts, wenn den Mond schien, diesen anheulte.

Als Benno spürte, dass es mit ihm zu Ende ging, legte er sich auf dass Grab von Marie.

Gibt es eine Liebe über den Tod hinaus?


























 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.10.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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