Wolfgang Scholmanns

Nikolausvertretung

Auf einem Berg, hoch oben zwischen Wolken und Sternen, stand ein silberner Schlitten. Er war mit vielen Geschenken bepackt, denn es war bald Weihnachten und die Kinder warteten schon sehnsüchtig auf den Nikolaus. Mit ihren Eltern, hatten sie die Fenster fein geschmückt, um dem Nikolaus eine Freude zu machen. Die Lichter, die zu diesem Fensterschmuck gehörten, sollten dem guten Mann den Weg weisen.

Aus einer alten Holzhütte, die sich auf dem schneebedeckten Berg befand und deren Kamin mächtig dampfte, drang ein langanhaltendes Husten.

„Ach was mach´ ich nur, was mach´ ich nur? Die Kinder warten auf ihre Nikolaustüten und ich liege mit Fieber im Bett.“

„Da muss ich wohl in diesem Jahr alleine losziehen und die Geschenke verteilen.“, sagte eine finstere Gestalt, die auf einem Stuhl, vor dem Bett des Nikolauses saß. Diese finstere Gestalt war Knecht Ruprecht, das konnte man nicht nur an dem dunklen Gewand, sondern auch an der großen Rute, die auf seinem Schoß lag, erkennen.

„Nein, nein Ruprecht, ich muss mitkommen. Vor dir haben die Kleinen doch Angst, wenn ich nicht dabei bin. Es wird schon irgendwie gehen.“
Der Nikolaus versuchte aufzustehen, sank aber sofort zurück in sein Bett. Der Körper war zu schwach und die Beine zittrig wie Wackelpudding. Er jammerte und jammerte, bis er plötzlich eine Idee hatte. Der wunderschöne Engel, der zur Weihnachtszeit die leckeren Plätzchen backt, die die Kinder am Nikolausabend in ihren Tüten finden, sollte ihm aus der Patsche helfen. Er bat den Knecht Ruprecht, den Engel aufzusuchen und ihm mitzuteilen, der Nikolaus hätte einen großen Wunsch. Der Mann mit der Rute solle sich aber beeilen, denn es sei nicht mehr viel Zeit, gab er ihm noch mit auf dem Weg.

Es war ein halber Tagesmarsch, bis der Knecht Ruprecht die Wolke erreicht hatte, auf der der Engel zuhause war. Fröhlich saß er auf seinem weißen Bett und spielte auf der Harfe wunderschöne Weihnachtslieder. Als er den Ruprecht sah, war er erstaunt und fragte:

„Nanu, was machst du denn hier? Bist du noch nicht mit dem Nikolaus zur Erde hinunter um die Kinder zu beschenken?“

„Ach, lieber Engel, ich soll dir sagen, du möchtest möglichst schnell den alten Mann aufsuchen. Er hat eine große Bitte an dich.“

Der Engel sah in das sorgenvolle Gesicht des Knecht Ruprecht und antwortete besorgt: „Dann werde ich sofort losfliegen, denn es scheint mir von großer Wichtigkeit zu sein.“

Eilig flog er davon und erreichte schon nach kurzer Zeit die Holzhütte des Nikolauses.

„Ach du guter Engel, da bin ich aber froh, dass du so schnell zu mir gekommen bist. Ich habe eine große Bitte an dich. Wie du sicher bemerkt hast, geht es mir nicht gut. Das Fieber lässt mich nicht aufstehen. Mein Wunsch ist es, dass du in diesem Jahr den Kindern die Nikolaustüten bringst. Vor dem Knecht Ruprecht allein haben sie bestimmt Angst. Wenn sie dich sehen, in deinem silbernen Kleid und mit den langen blonden Locken, werden sie sich freuen. Willst du diese Aufgabe für mich übernehmen?“

„Na liebend gern doch, alter Mann. Mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich an die leuchtenden Augen der Kinderlein denke.“, antwortete der Engel. Knecht Ruprecht, der mittlerweile auch eingetroffen war, mahnte zur Eile.

„Nun lass uns los, lieber Engel. Der Schlitten ist bis obenhin bepackt und die Rentiere sind schon ganz unruhig. Den Sack mit den Ruten habe ich auch dazugelegt, denn nicht alle Kinder waren artig.“ Am Nikolausabend sah man die Zwei auf ihrem silbernen Gefährt durch´s Land rauschen. Die Kinder waren erstaunt darüber, dass statt des Nikolauses, diesmal ein wunderschöner Engel die Nikolaustüte brachte und manche von ihnen glaubten, dass dieser Engel das Christkind

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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