Brigitte Waldner

Heute Nacht um zwei ging das Licht

eines Bewegungsmelders an,
dann hörte ich Krabbelgeräusche.
Es lief das Blechdach
der Außenkellertreppe hinauf bis zum Hausdach,
staubte von oben etwas Schnee herunter,
blieb einige Minuten oben
und rührte sich nicht mehr.
Es war kein Geist und ich habe nicht geträumt.
Ich hatte noch nicht geschlafen.
(Ich habe beim Fenster „Lilly“ hinausgerufen,
da sich die Katze am Abend noch im Gehege befand
und nicht ins Haus wollte, obwohl es bitter kalt ist.
Ich hatte ihr die Gehegetüre einen Spalt offengelassen,
dass sie freiwillig zum Fenster kommen kann.
Sie hat im Gehege eine Hundehütte mit einer flauschigen Kuschelhöhle.)
+
Dann ging das Licht aus.
Ich machte ein anderes Licht an,
das ich vom Zimmer aus ein- und ausschalten kann.
Dann kam ein unheimliches Wesen wieder herunter,
ein paar Katzen schauten mit mir beim Fenster hinaus.
Das Wesen schaute unerschrocken herein.
Wir machten keinen Mucks und schauten nur interessiert.
Das Wesen versuchte durchs Schlafzimmerfenster
ins Haus zu kommen.
Es stand Männchen vor dem Fenster
und wollte zwischen dem Rollo,
das nur einen 20 cm breiten Spalt offen war,
und der Fensterscheibe nach oben klettern,
rutschte aber auf der Fensterscheibe ab.
Das Tier hatte einen großen weißen Brustfleck,
der Kopf war dreieckig und dunkel,
ich glaube, Schnurrbarthaare, wie bei der Katze,
gesehen zu haben,
das Tier war so groß wie eine Katze,
aber sehr schlank,
und es hatte einen langen, sehr buschigen Schwanz,
doppelt so buschig wie der Schwanz von Langhaarkatzen.
Das Tier schreckte sich nicht vor mir oder den Katzen
oder vor dem Licht zurück. Es war ein männliches Tier.
Am Morgen habe ich es gegoogelt.
+
Es war ganz eindeutig ein Marder.
Vermutlich ein Steinmarder.
Es gab sie hier auch schon in meiner Kindheit.
Damals habe ich sie auf dem Blechdach der Garage spielen gesehen,
wie sie immer wieder drüber rutschten, wie Kinder auf der Rutsche.
Aber seit den 80er Jahren hatte ich keinen mehr gesehen.
Am Morgen schaute ich im Gehege nach,
ob die Katze noch lebt und trug sie ins Haus in ihrer Kuschelhöhle.
Blutspuren fand ich keine.
So denke ich, hat sie ihn bisher überlebt,
wird sie ihn auch diese Nacht überlebt haben.
Lilly ist sehr wehrhaft, mal wild, mal zahm.
Vor zwei Tagen hat sie mir durch den Mittelfinger
der rechten Hand gleich unterhalb des Nagels gebissen.
Es hat stark geblutet.
Der Finger ist entzündet, steif geschwollen und tut massiv weh.
Auf der Tastatur kann ich im Zehn-Finger-System gut schreiben trotzdem.
Mein Teebaumöl habe ich nicht gefunden,
um die Wunde zu desinfizieren.
Das passierte nur, weil ich die Langhaarkatze aus dem Gehege
ins Haus getragen habe, als ich nicht wollte,
dass sie bei Frost über Nacht draußen bleibt.
Ich kann mit der rechten Hand händisch den Stift kaum halten,
wenn ich meine Italienisch-Lektion mache.
Ich werde mich zukünftig hüten,
blind in die Kuschelhöhle zu greifen,
um zu tasten, ob eine Katze drinnen ist.
Vielleicht schläft ja einmal der Marder drinnen.
+
Vermutlich sucht der Marder Futter,
was er oft im Gehege und vor dem Fenster findet,
wenn ich es für die Freigänger-Katzen hinstellte.
Ich erinnere mich, Spuren im vorletzten Schnee
gesehen zu haben, die nebeneinander liefen,
aber unterschiedlich aussahen.
Die meiner Katzen hatten 4 Zehen ohne Krallen,
und die andere Spur war minimal kleiner, runder
und hatte 5 Zehen mit Krallen auf der schneebedeckten Betonfläche hinterlasse.
Ich habe mir damals gedacht,
da lief eine junge Katze mit 5 Zehen und langen Krallen,
ein anatomisches Wunder oder eben ein Wildtier, was ich nicht kenne.
Jetzt ist mir klar, das ist die Marderspur.
Der Marder ist demnach schon länger da
und ich werde einige PET-Wasserflaschen
wieder, wie schon im Sommer, vor das Gehege stellen,
selbst wenn sie gefrieren.
Das soll den Marder davon abhalten.
+
Es ist mir aufgefallen, dass auch im versperrten Gehege
die Katzenhöhlen immer über Nacht niedergetreten sind.
Jetzt wundert es mich nicht mehr.
Der Marder kommt ins Gehege durch einen Spalt.
Sooft ich die zwei jungen Katzen tagsüber hineinließ,
haben sie auffällig geschnuppert.
Sie haben den nächtlichen Marder gerochen.
Da sich die beiden jungen Katzen weigern,
in ihre neuen Kuschelhöhlen zu gehen,
wenn sie im Gehege sind und es kalt ist,
ist es durchaus möglich,
dass der Marder nachts darin gewesen war.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.12.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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