Brigitte Perkuhn

Zum Gedenken an die Ost/West Teilung

Auszug aus meinem kommenden Buch: Da fiel das Kind vom Küchentisch
 

Weihnachten 1961

Als im August 1961 die Berliner Mauer entstand und Deutschland geteilt wurde, war das für alle Menschen ganz entsetzlich. Familien wurden auseinander gerissen, Häuser geteilt und viele Menschen kamen bis 1989 ums Leben.

In der Weihnachtszeit wurden alle Westbürger aufgerufen, Kerzen in die Fenster zu stellen, um an die Lieben auf der anderen Seite zu gedenken.

So standen dann an jedem Adventsonntag viele Kerzen in den Fenstern und man konnte sehen, wer auch einen Bezug zum Osten hatte.

Da mein Vater kein Kind von Traurigkeit war, hatte ich einen Halbbruder und der wohnte in Wismar.

Als ich 5 Jahre alt war, kam er uns mit seiner Mutter einmal besuchen und ich war ganz stolz einen großen Bruder zu haben. Immer wenn mich jemand ärgerte oder verhaute, rief ich: Ich hol’ gleich meinen großen Bruder.

So war es dann auch klar, dass auch wir Licht ins Fenster stellten. Aber nicht an allen Adventssonntagen, sondern nur zu Heiligabend.

 

Elektrische Kerzen hatten wir nur am Weihnachtsbaum und so kam es, dass wir echte Baumkerzen auf einen Schuhkarton klebten und ins Fenster stellten.

Die Stores wurden zugezogen und keiner achtete mehr auf die Kerzen. Auf die Idee, dass diese auch runterbrennen können und den Karton in Brand setzen, darauf ist keiner gekommen.

Es kam dann auch, wie es kommen musste.

Wir saßen am Wohnzimmertisch und auf einmal fing die Gardine an zu brennen. Da der Weihnachtsbaum direkt vor dem Fenster stand, haben wir das kommende Unglück nicht sofort bemerkt. Erst als schon Qualm hinter dem Baum hervorkam, sahen wir was passiert war.

Es ging natürlich dann alles sehr schnell. Erst brannte der Karton, dann die Gardinen, dann der Weihnachtsbaum und bis wir einen Eimer mit Wasser holen konnten, war auch die Tapete unter der Fensterbank angebrannt.

Das niemand die Feuerwehr gerufen hat, grenzte an ein Wunder oder war’s Gleichgültigkeit?

Mit Mühen konnten wir ein größeres Feuer verhindern. Mit viel Wasser setzten wir dann das Wohnzimmer unter Wasser, aber der Brand konnte gelöscht werden. Allerdings war Weihnachten buchstäblich im Eimer.

Gestunken nach verbranntem Papier hat es auch jämmerlich. Der Weihnachtsbaum sah einseitig sehr traurig aus. Verkohlt und ohne Nadeln. Die

Fensterbank war schwarz vom Ruß und die Gardinen nur noch für den Müll. Die Tapete unter der Fensterbank war auch schwarz und verkohlt. Diese wurde nach

Neujahr dann leicht ausgebessert. Gardinen gab’s erst mal keine, das dauerte etwas, bis sich was Passendes gefunden hatte.

Zum Glück hat es keinen Kurzschluss gegeben, durch den brennenden Weihnachtsbaum.

Seit diesem Abenteuer hat es keine echten Kerzen mehr gegeben, außer auf dem Adventskranz und der stand immer in Sichtweite.

Bilder gab es davon nur auf Dias, die leider nicht mehr existieren.

Biggis Erinnerung an Weihnachten 1961

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