Istvan Hidy

Jährlich grüßt das Murmeltier

Jährlich grüßt das Murmeltier

Kriege, gesellschaftliche Spaltungen und der bedrohte Wohlstand haben im Jahr 2023 so laut „Vorsicht!“ geschrien, dass sie als launige Stargäste auf der Krisenparty in die Geschichtsbücher eingehen werden. Das alte Jahr hat sich verabschiedet, das neue Jahr steht in den Startlöchern. Doch mal ehrlich, ändert sich wirklich etwas? Kaum! Ohne einen Kalender würden wir wahrscheinlich nicht einmal bemerken, dass 2023 vorüber ist.

Daher wurde Silvester erfunden, um das Jahresende mit einem Knall zu feiern. Das Böse soll raus, das Glück herein – das ist die Botschaft der Silvesterbräuche. Als ob ein paar Raketen und Wunderkerzen böse Geister vertreiben könnten. Aber bitte, wer sind wir, die Magie des Silvesterabends in Frage zu stellen? Natürlich brauchen wir vor allem noch etwas: Glück! Rauchfangkehrer, Hufeisen, Fliegenpilz und Glücksferkel – wir sammeln Glücksbringer, als ob sie uns vor der nächsten Steuererhöhung retten könnten! Zu Silvester geht der Wunsch am ehesten in Erfüllung, wenn man sich ein rosa Schweinchen schnappt und hofft, dass es einem das Glück ins Haus trägt.

Seit Jahrtausenden gelten Schweine als die Helden des Wohlstands. Die alten Griechen opferten Demeter Schweine – wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sie in Zukunft nicht mehr im Dunkeln auf dem Weg zur Toilette stolpern würden. Für die Germanen war der wilde Eber das heilige Tier der Götter – anscheinend hatten sie noch nicht das Glück, Bacon zu entdecken. In Japan steht das Wildschwein für Stärke, in China für Zufriedenheit, und bei uns im Mittelalter wurde es zum Glückssymbol – vielleicht, weil es einfacher war, ein rosa Schwein zu verschenken als ein Stück Gold.

Also, prost Neujahr! Lasst uns das Jahr 2023 mit einem Schluck vergessen. Die Hoffnung stirbt zuletzt: Zum Wohl, Prost und ein gesundes, besseres, friedlicheres Neujahr!

Ob das kommende Jahr besser wird, liegt in unseren Händen – zumindest laut der Theorie der Demokratie. Die Weltlage ist so turbulent, dass man sich fragt, ob das Universum nicht gerade ein Experiment mit uns durchführt. Im nächsten Jahr stehen zahlreiche Wahlen an, aber ob sie die Demokratie stärken oder nur dazu dienen, Politiker neue Twitter-Follower zu bescheren, steht in den Sternen. Der Schicksalsmonat für den gesamten Westen ist der November in den USA – da wird nicht nur der Präsident gewählt, sondern auch der "Mister Popularity" unter den Politikern.

Auf Putins Wiederwahl kann man wetten – und vielleicht auch darauf, wie viele Wahlplakate wieder mysteriös in Flammen aufgehen. Alle anderen Wahlen sind offen, aber im Wertewesten gilt nach wie vor: Der Wähler ist frei und entscheidet über das Schicksal der Nation! Doch trotzdem wird befürchtet, dass im Jahr 2024 in der EU die Autokraten endgültig die Oberhand gewinnen und uns alle dazu zwingen, Pflicht-Lederhosen zu tragen.

Aber es ist wohl zu früh, das Zeitalter der Autokratie auszurufen – außer natürlich für Putins Wiederwahl, da kann man schon mal den Sekt kaltstellen. Unsere Zukunft hängt an einem seidenen Faden des Wohlstands, der so dünn ist, dass er ohne Gehaltserhöhung schon reißen könnte. Nicht abstrakte Freiheit und Demokratie, sondern der greifbare Wohlstand ist das Maß aller Dinge. Der Mensch braucht Wohlstand, so einfach ist das. Also, lasst uns gemeinsam für eine Welt kämpfen, in der es genug Glücksschweine für alle gibt und die einzigen Bomben, die fallen, Silvesterknaller sind. Auf ein spektakuläres, chaotisch-menschliches, aber vor allem gesundes neues Jahr! Prost!

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