Andreas Rüdig

Gottesfreunde

Die Gottesfreunde waren eine religiöse Bewegung im Umfeld der deutschen Mystik des 14. Jahrthunderts. Sie war nicht in festen Strukturen organisiert.

Die Gottesfreunde waren auch am linken Niederrhein aktiv. Dessen ist sich Amanda sicher. Sie ist Forscherin für religiöse Alternativweltforschung mit Sitz in Mönchengladbach.

"Duisburg gehört auch zu unserem Einszugsgebiet," erzählt die rüstige und stämmige ältere Dame. "Der Rhein hat schließlich im Laufe der Zeit mehrfach sein Bett gewechselt. Da haben teilweise selbst Stadtteile wie Duissern und Neudorf zum linken Niederrhein gehört."

Und Duissern ist auch ihr Stichwort. Dort gibt es den sogenannten "Kaiserberg", Dies ist nicht etwa eine höhere Erhebung in der Landschaft; dahinter verbirgt sich vielmehr eine Mischung aus Moor- und Hügellandschaft.

"Insbesondere in den dunklen Jahreszeiten ist es dort besonders schaurig," so Amanda. "Es gibt Irrlichter. Es gibt menschliche Lichterscheinungen, die den unbedarften Wanderer in die Irre und damit ins Verderben führen. Nachts sind oft auch Stimmen zu hören - sie klingen menschlich. Einige lebensältere Duisburger berichten, sie hätten schon nachts hell erleuchtete Herbergen mit feiernden Menschen  auf dem Kaiserberg gesehen und diese Herbergen waren am nächsten Morgen dann spurlos verschwunden gewesen, so, als hätte es die Gebäude und Menschen nie gegeben."

Als besonders gruselig wird der Friedhof beschrieben. Dort ist es nach Zeugenaussagen sehr, sehr oft nebelig. Wandelnde Skelette und Werwölfe seien dort schon gesehen worden, Nachzehrer und Zombies gleichfalls. "Alles Quatsch," behaupten weniger phantasiebegabte Stadtteil-Bewohner. "Das gibt es alles nicht."

"Meine Neugierde war jedenfalls geweckt," hält Amanda dagegebn. "Das sind Phantasy-Geschichten. Bei den Gottesfreunden geht es um Mystik, also um spirituelle Gotteserfahrung.> Drogen brauchten die Gottesfreunde damals nicht, Alkohol genausowenig. Weihrauch andere wohlriechende Gewürze reichten, Gesänge, die unter die Haut gehen, und schon waren die Gottesfreunde freudig erregt exstatisch entdrückt."

"Ich mache jetzt Grabungen auf dem Duissener Kaiserberg-Friedhof und möchte so abklären, ob die Gottesfreunde irgendwelche interessante Hinterlassenschaften versteckt haben."

Das Team von Karlmann dem Dicken, dem führenden Alternativwelt-Archäologen, soll bei den forschenden Ausgrabungen helfen. "Ein wenig gruselig ist mir schon zumute," gesteht der kleine, knubbelige Mann. "Ich habe mich auf die Frage konzentriert, ob die Erde eine Hohlkugel ist. Was ist, wenn sich plötzlich ein Licht in der Erdkruste öffnet und ich auf Nimmerwiedersehen verschwinde?"

Die große Überraschung kam schon beim dritten Kaiserberg-Hügel. "Da drunter fanden wir eine Luftblase. Sie war teilweise als Wohnung, teilweise als Kirchraum ausgebaut. Die Ausstattung war sehr spartanisch, selbst für die verhältnisse des 14. Jahrunderts. Ein Altartisch mit Holzkreuz ohne Corpus, ein paar Sitzbänkte, freier Raum für die mystischen Gesänge und Tänze - mehr ist nicht erhalten geblieben."

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