Lothar Krist

Aromatix 14 - Die Oben-Ohne-Bar

Aromatix 14 – Die Oben-Ohne-Bar
(Eine Begleit-Service-Geschichte. Ein Bisschen Vorwissen muss nicht unbedingt sein. Wäre jedoch ganz gut.)


DDR. Halle. 1993. Ich war mit Miss Nürnberg unterwegs. Nachts. Nennen wir sie so. Sie kam von Dort. Der Mann ständig unterwegs. Oft auch Nachts. Er war so ein eingeschleuster Wessi in die Neue Neue Bundesländer-Politik. Beste Bezahlung. Man bedenke: Versetzungssold. Auch seine Frau bekam eine schöne Apanage, weil sie ihn so brav ins Niemandsland begleitet hat.

Doch sie hatte hier Niemanden. Sie hatte ihren ganzen Bekanntenkreis verlassen. Einsamkeiten, Tag und Nacht. Also suchte sie über eine Agentur einen Begleiter. Und ich, IOWA, war dafür bekannt, auch so eine gewisse Action zu liefern. Ich ging mit den Ladies nicht bloß ins Museum oder ein Theater, ich ging mit ihnen auch ins Puff oder so ähnliche Verhältnisse. Mit mir konnten sie auch Etwas erleben.

Provoziert haben WIR natürlich Nichts. Und wenn einmal wirklich Nichts los gewesen ist, dann habe ich mit den Ladies einfach ein Gedicht oder sogar eine Geschichte geschrieben. Manch Eine war sogar verdammt gut darin. Wir haben um ein Thema, vielleicht so einen Vorfall im Lokal, ein Wettdichten veranstaltet.

Also ging ich mit Miss Nürnberg in so eine Oben-Ohne-Bar, mit Zimmern. Ich war dort schon ein paar Mal. Die Ladies zahlten ein paar nicht billige Flaschen Sekt, auch für die anderen Ladies und den Kellner. Manch Eine ging sogar auf so einen Lesben-Sex mit einer Lady aufs Zimmer. Und dann holte sich sogar eine einmal noch eine zweite hinein. Die Leute dort wussten also mit der Zeit, dass ich ein zwar ein ein wenig anderes, jedoch ganz gutes Geschäft war.

An diesem Tag kam auf einmal eine Vier-Mann-Truppe von Wessies herein. Ziemlich dicht. Nicht nur Alkohol, auch so gewisse Adrenalingeile Drogen. Sie stellten sich an die Bar. Bestellten Getränke. Und sahen sich um.

An unserem Tisch saß eines der Oben-Ohne-Mädchen. Eine Blondine vom Feinsten. Sie sah irgendwie aus, wie Marilyn Monroe, aber größere und echt feste Titten. Miss Nürnberg und ich, wir unterhielten uns mit der Lady. Es war ziemlich lustig. Und das Ganze hatte gerade überhaupt Nichts mit Sex zu tun.

Ich hatte ES als immer Alles beobachtender Begleiter schon registriert. Diese vier Typen lachten sich gerade Einen ab, und zwar über uns. Das Mädchen meinte: Das sind Arschlöcher. Die waren schon einmal hier, und haben nur Ärger gemacht. Der Chef hat gemeint, wenn Die noch einmal kommen, und so einen Ärger machen, dann fliegen sie hochkannt hinaus.

Da kam einer der Vier an unseren Tisch und setzte sich einfach neben mich. Auf die Bank. Er fragte nicht, ob mir oder uns Das gefiel.

Hey, Pupperl! Ich gehe jetzt mit Dir aufs Zimmer, und dann will ich ordentlich ficken. Hihi.“ Und da zwickte er sie mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger in ihre Titten. Und zwar ordentlich. Das würde zwei Blaue Flecken ergeben. Und dann warf er ihr fünfzig Mark vor sie hin.

Das ist für das Zwicken!“ Und zum Kellner, der hinter der Bar hervorgekommen war, sagte er:
Ich will die Lady ficken. Zweihundert? Reicht Das? Und er warf zwei Hunderter (Mark) auf den Tisch.

Miss Nürnberg schrumpfte neben mir zur Seelenlosigkeit. Sie versteinerte. Ich kochte. Ich sah in ihre Augen und fragte:
Darf ich Das beenden?
Ihre Augen sagten: Ja!

Und da flog das Arschloch von mir weg. ES landete auf dem Boden, neben der Discothek. Ich stand langsam auf. Das Arschloch raffte sich auch auf. Und griff nach einer Disc-Scheibe und schleuderte sie auf mich. Die Scheibe flatterte zu meinem Glück knapp an mir zischend vorbei.

Und da habe ich angegriffen. Ich bin sofort in den In-Fight, also in Es direkt hinein gegangen. Eine Art Stoß-Schlag mit der Handfläche auf sein Brustbein, volle Wucht, und das rechte Bein hinter sein Bein gestellt. Das Arschloch hob ab und flog mit seinem Kopf gegen einen Pfeiler. Bingo! Ein Knaller war. Es sackte zu Boden. Es rührte sich kurz nicht. Es war wohl bewusstlos. Dann fing Es an zu pfeifen.

Ich wusste sofort: Ich habe ihm mit dem Ipon das Brustbein eingedrückt. Darunter liegt die Aorta. Ich hoffte, es ist nicht gebrochen. Sonst heißt es Krankenwagen und ein wenig Polizei. Und sterben könnte dieses Arschloch ja auch. Ich hoffte. Und ich wusste, was zu tun ist. In meinem Karate-Training habe ich auch so Etwas gelernt.

Also sage ich zum Kellner: Hilf mir. Sonst stirbt das Arschloch noch, und das muss nicht sein. Los, stemm seine Schultern fest auf den Boden. Ich hebe ihn an seinem Gürtel kurz hoch, und knall dann seinen Körper auf den Boden. Dann macht die Aorta wieder auf.

Der Mann hat sofort verstanden. Und drückte fest. Ich hob das Arschloch am Gürtel mit einer Hand hoch, legte meine Linke auf sein Brustbein und knallte ES auf den Fliesenboden. ES pfauchte aus allen seinen Löchern, und dann kam wieder der Atem in ES. Ich dankte in Gedanken meinem Trainer Günter Pölzer aus dem Dojo von Linz. Ich hatte schon einmal im Training so eine Geschichte durchlebt. Ein Rückwärtsfußstoß, die Ferse genau aufs Brustbein. Er hat mir, uns damals gezeigt, wie man so einen Mann wieder zurückholen, also retten kann.

Diese vier Arschlöcher bekamen dann, als ES wieder halbwegs schnaufen und somit gehen konnte, ewiges Lokalverbot. Als Miss Nürnberg dann mit dem Mädchen aufs Zimmer gehen wollte, musste sie Nichts bezahlen. Und als Miss Nürnberg dann gefragt hat, ob ich auch mitkommen dürfte, …...? Nach so ein wenig Ärger war ich immer verdammt gut drauf. Das wusste sie schon.

Nun ja, so Nein gesagt habe ich daher nicht. ES war echt lustig mit den Beiden. Ich weiß, ich war immer schon auch so ein gewisses Arschloch. Wie gerne wäre ich doch so ein Kleiner Richard Gere in diesem Film gewesen?

Entschuldigung! So ein wenig öffentlich von seinen alten und oft so schönen Zeiten träumen wird heute als hiniger und oft so dichter Dichter hoffentlich doch noch erlaubt sein.

 

Copyright by Lothar Krist (17.01.2024 von 19.50 bis 23.40 Uhr)


 


 


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.01.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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