Hajo Schindler

(K)lebe wohl

Seit zwei Jahren sorgen die Straßenblockaden, ausgelöst durch die Klima- Klebeaktivisten, für Aufmerksamkeit. Neben dem Unmut, den Wutausbrüchen der Autofahrer entstand ein Wettbewerb zwischen dem Klebstoff der Aktivisten und dem Lösungsmittel der Polizei.

In diesen Tagen zirkulieren im Netz und in den Medien nun die Ankündigungen der „Letzten Generation“, sich nicht mehr auf den Straßen festzukleben. Schluss - zu Ende - aus und vorbei. Die radikale Aktivistengruppe will ihre Strategie ändern und künftig auf Straßenblockaden mittels festgeklebter Aktivisten verzichten. Sie wollen in Zukunft die „Verantwortlichen für die Klimazerstörung direkt konfrontieren“ und sie „öffentlich“ und vor laufenden Kameras zur Rede stellen.

Mir stellt sich die quälende und spannende Frage: Was hat das für Konsequenzen für unsere Gesellschaft.

Ich denke, nein, ich bin mir sicher, dieser Rückzug und die Ankündigung einer neuen Ära des Widerstandes wird zunächst blankes Entsetzen, ein Beben an der Börse in Frankfurt, vielleicht sogar bei den Kreditinstituten in der Wall Street in New York auslösen und letztendlich zu Massenentlassungen in der Klebeindustrie führen.

Der Kurs der Aktien, der Wertpapiere von Haftex, Kleboli und Kleben und Leben werden aller Voraussicht nach durch die neue Ausrichtung der „Letzten-Generation“ ins Bodenlose stürzen. ( Eine Prognose dazu am Ende des Textes in einem Diagramm von einem qualifizierten, von mir hochgeschätzten und zertifizierten Börsenfachmann). Selbst optimistische Konjunkturdaten für 2024, in dem von den Wirtschaftsweisen ein Wirtschaftswachstum von 0,001% bis Ende 2024 prognostiziert wird, massiv gestützt auch durch §3 des Kölsche Grundgesetz: Et hät noch immer jot jejange, wird die Anleger keinesfalls beruhigen.

Banken und die CEO`s der Klebeindustrie verfallen in eine hektische Panik. Ein Personalkarussell, ein Stühlerücken in den Beletagen möchte man aber verhindern. Mir wurden nicht verifizierbare Informationen von einem Geheimtreffen in einer Villa in Potsdam durchgestochen, in der sich die CEO`s der drei großen Klebehersteller mit Vertretern der „Letzten Generation“ getroffen haben sollen. Dabei wurde, so heißt es, den Klimaklebern Unterstützung angeboten und hohe Sonderrabatte beim Kauf von Klebstoff in Aussicht gestellt, wenn sie ihre Aktivitäten auf Deutschlands Straßen fortsetzen. Bevor aber das Licht in den Produktionshallen der Klebefabrikanten endgültig ausgeht und Klebemittel am Markt nur schwer zu positionieren sind, hofft man, dass die Bundesregierung unterstützend eingreift und seinerzeit wie bei der Lufthansa ein Stabilisierungspaket aus dem Wirtschaftsförderungstopf schnürt, will sagen: eine Geldspritze mobilisiert. Sollte dies aber alles nicht gelingen, können sich die CEO`s warm anziehen. Ein Festkleben auf ihren Chefsesseln ist dann auch keine Option mehr, wird sie nicht retten. Sie werden dann vom Aufsichtsrat von ihren Sesseln ratz fatz gelöst. Schaun mer mal was so alles noch passiert, wohin das Blatt sich wendet.

Seitdem die Meldung der letzten Generation die Runde machte, das Internet flutete, zeigen sich Panikattacken, unkontrollierbare Angst auch bei den Anlegern. „Ich verkaufe im großen Stil“, heißt es da auch bei meinem Bekannten Horst-Kevin, „um wenigstens noch ein paar lächerliche Cents zu erlösen und um nicht wie seinerzeit die Anleger bei der Insolvenz der Lehmannbrüder – äh Lehmann Brothers - mit leeren Händen dazustehen“.

Ich versuchte Horst Kevin zu beruhigen, indem ich den amerikanischen Ökonomen des 20.Jahrhunderts John Kenneth Galbraith zitierte:

„Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich, durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten“.

Deutsche Börsenexperten - = Berufsoptimisten - reihen sich ein in den Kanon der Kommunikationsstrategen und sind schon aus Berufswegen ebenfalls zukunfts-gläubiger. Also: Keine Panik auf der Titanic. Es wird schon nicht so schlimm werden, wie es schon ist, heißt es da unter den Experten. Sie verbreiten die Message, der Kursverfall der Klebeherstellerpapiere ist in etwa so zu bewerten, als wenn in China ein Sack Reis umfällt oder wie unsere Nachbarn, die Holländer sagen würden, ein Rad in Amsterdam umfällt.

Aber machen wir uns nichts vor: Auch die Konjunkturdaten und eine in Aussicht gestellte Dividende in Höhe von 0,0001 Cent pro Anteil können die aufgebrachten Anleger nicht beruhigen. Schöne Scheiße also.

Zum Schluss gestatten Sie mir noch einen Hinweis: Wenn Sie künftig wieder viel Zeit in einem Stau verbringen, könnte es diesmal nicht an einem klebrigen Sekundenkleber-Aktivisten liegen, sondern weil gerade wieder eine marode Straße saniert oder eine nicht mehr befahrbare Autobahnbrücke gesprengt wird. Die Zeiten des Wettbewerbes – wie schon oben erwähnt - zwischen dem Klebstoff der Aktivisten und den Lösungsmitteln der Polizei sind ab jetzt Geschichte. Gott sei Dank. Das ist gelebte Zeitenwende. Halleluja!

Eine allseits gute, entspannte, klebefreie und staufreie Fahrt auf allen Straßen in diesem unserem Lande wünsche ich Ihnen und mir.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.02.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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