Alfred Hermanni

Missis O'Hara, Frollein Punkt und die Couch

 

Von Alfred Hermanni Alle Rechte vorbehalten 25.02.2024

 

Missis O'Hara erwachte früh am Morgen und erhob sich aus ihrer Schlafstelle. Ein Weidenkorb mit Wolldecken ausgelegt samt Kopfkissen mit Seidenbezug. Echt nobel für einen Hund. Die gesamte Wohnung von Hanne, dem Frauchen von Missis O'Hara und Frollein Punkt, die auch gerade aufstand, um der Missis hinterher zu trollen, war eigentlich eine stylische Wohnhöhle. Eine weiße Wohnzimmercouch, weiße Sessel, weißer Tisch und weißer Schrank. Eigentlich war alles weiß. Sogar Frollein Punkt war weiß, wenn auch mit vielen Punkten, weswegen man sie leicht mit einem Dalmatiner verwechseln konnte. Missis O'Hara wurde manchmal so benannt, weil sie sehr viele Haare verlor und man ständig mit dem Staubsauger anrücken musste, um ihre Hinterlassenschaften zu beseitigen.

Die Missis, Lina war eigentlich ihr Name, ging ins Schlafzimmer, wo ein weißes Bett auf einem weißen Teppich stand, um das Alpha zu wecken. Sie schlich ans Bett und begann an Hanne zu schnuppern.

Das Alpha erwachte und sofort begann die Missis mit der morgendlichen ausgiebigen Schwanzwedelei. Schließlich war Zeit für das Frühstück. Das Frollein stimmte sich gesanglich mit ein und begann freudig zu fiepen und zu kläffen.

Das Alpha stand nun endlich auf und ging in ihrem weißen Pyjama in die Küche. Dort schüttete sie das Futter, eine pulverisierte, mineralisierte, vitaminisierte und zu braunen Brocken gepresste Masse in die Näpfe.

Die Missis sah ein wenig wie ein Dingo aus, nur ein bisschen kleiner. Mit Heißhunger begann sie ihr Frühstück, das Frollein natürlich ebenfalls.

Es dauerte nicht lange und alles war vertilgt.

Das Alpha kochte sich derweil ihr Frühstück. Einen Kräutertee mit einem Löffelchen Honig. Mehr nicht.

Nach diesem ausgiebigen Frühstück ging es mit beiden Hunden zum morgendlichen Spaziergang.

Die gewohnheitsmäßige 20 Minutenrunde.

Wieder zuhause angekommen, begann die übliche Prozedur. Nämlich die Pfoten abputzen, bevor irgendein Krümelchen in die Wohnung gelangen konnte. Selbstverständlich erst nass und dann trocken abwischen. Das Frollein mochte das gar nicht und ständig zuckte sie mit den Pfoten.

Die Missis war da etwas gelassener.

Beide Hunde legten sich in ihre Schlafstellen und beobachteten, wie ihr Alpha nun begann sich ihr zweites Frühstück zu machen.

Aus Erfahrung wussten sie, dass betteln zwecklos war, dennoch war es ihnen einen Versuch wert.

Doch wie zu erwarten ohne Erfolg.

Dann war da wieder dieses Geräusch, welches fast täglich zu hören war.

Das Alpha nahm sich den seltsamen schwarzen Knochen und hielt ihn an ihr Ohr.

Dann vernahm die Missis die komischen Laute, die aus dem Mund von Hanne drangen.

Danach war wieder Ruhe.

Zeit für ein kleines Nickerchen.

Dann klingelte wieder dieser schwarze Knochen und Hanne begann wieder zu sprechen.

Bald darauf läutete die Türglocke und die Tür wurde geöffnet.

Endlich war sie da, die Nanny. Das bedeutete: Gleich geht es wieder nach draußen, zum Mittagsspaziergang.

Hallo Almut, die Hunde warten schon und das Wetter ist heute so schön, dass ich beschlossen habe zur Ruhrwiese zu fahren, damit die Beiden frei laufen können. Möchtest du mitkommen?“

Na klar, gerne doch. Gute Idee“, antwortete Almut.

Es wurde ein schöner Ausflug ins Muttental an der Ruhr.

Heute Abend bekomme ich Besuch. Meine Tante Inge hat sich nach fast 5 Jahren gemeldet und angekündigt“, erwähnte Hanne.

Das ist doch schön“, meinte Almut.

Im Prinzip schon, aber sie will bei mir übernachten und ich habe nur die Wohnzimmercouch zum Schlafen.“

Oh, oh, auf der weißen Couch.“

Du sagst es.“

Wenn es um die weiße Couch ging, wurde Hanne pingelig.

Absolutes Hundeverbot, sonst könnte ja ein Haar darauf zu finden sein.

Weder schwarze Jeans noch kurze Hosen waren erlaubt.

Die Jeans könnten abfärben, bei kurzen Hosen könnte Schweiß auf die Couch gelangen.

Am Besten gar nicht darauf sitzen, die Couch könnte dabei ja abwetzen.

Der Abend kam und so auch Tante Inge samt Trolli mit gut 100 Liter Volumen. Für eine Nacht sollte das reichen.

 

Am nächsten Morgen ging es mit Tante Inge nach dem Frühstück zum Spaziergang.

Am Nachmittag reiste sie ab.

Am nächsten Vormittag fuhr das Alpha zu ihrem Sportstudio, um ein wenig zu trainieren.

Am Abend rief Almut Hanne an weil sie mit ihrem Mann und den Hunden spazieren gehen wollte.

Nein, das geht nicht!“ antwortete Hanne ziemlich unwirsch.

Oh, warum denn?“ wollte Almut wissen.

Die haben Stubenarrest.“

Stubenarrest?“ fragte Almut recht verwundert.

Ja. STUBENARREST!“ wurde Hanne sogar noch laut.

Was ist passiert?“

Das kann ich nicht erklären. Das musst du dir ansehen.“

 

Almut machte sich auf den Weg und war ein paar Minuten bei Hanne.

Sie klingelte an der Tür und hörte die Hunde bellen und zur Tür laufen, wo sie freudige Laute hören ließen.

Dann war das Alpha im Anmarsch und scheuchte beide Hunde auf ihre Plätze.

Komm rein und schau es dir an. Eine Katastrophe. Ich fasse es nicht.“

Almut betrat die Wohnung und ging ins Wohnzimmer.

Hannes Fassungslosigkeit war durchaus verständlich.

Die Sitzfläche der weißen Couch war völlig zerfetzt.

Die Füllmasse quoll aus dem Inneren der Couch, die Spiralen des Federkerns standen weit heraus und bezeugten einen Totalschaden. Da ging nichts mehr, unreparierbar. Für Hanne war das die Katastrophe schlechthin.

Die Couch war Geschichte, reif für den Sperrmüll.

Ich hab die Couch erst vor einem Jahr gekauft. 6899 € gehen jetzt den Bach runter, ich fasse es nicht“, jammerte Hanne verständlicherweise weiter.

Die Hunde lagen derweil in ihren Schlafstellen und verfolgten ungerührt das Geschehen.

Ich weiß auch nicht warum sie das gemacht haben, oder ob es nur eine von beiden war oder beide zusammen. Keine Ahnung.“

Hanne war richtiggehend sauer auf die beiden Tölen, die ihre Couch vernichteten.

Dass die Hunde den Stubenarrest nicht mit der Attacke auf die Couch verknüpfen konnten, stand außer Frage. Schließlich erfolgte die Bestrafung erst viel später und die Hunde konnten darin keinen Zusammenhang erkennen.

Schließlich ging Almut zurück nach Hause und erzählte ihrem Mann die Geschichte.

Nachdem er sich alles angehört hatte, runzelte er die Stirn, lächelte und begann seine Analyse dieser tierischen Katastrophe.

 

Die Couch hat angefangen...ehrlich

 

Hanne verließ das Haus und fuhr zu ihrem Trainingscenter.

Frollein Punkt spitzte die Ohren und sobald Hanne losfuhr, sprang das Frollein von ihrer Schlafstelle auf und trabte ins Wohnzimmer.

Da stand die Quelle des widerwärtigen Geruchs, die weiße Couch.

Langsam und halb geduckt näherte sie sich leise knurrend dem Sofa.

Da war dieser üble Duft, der nun auch der Missis in die Nase drang.

Das Frollein schnupperte schon an der Quelle des überaus fremden

Geruchs. Die Couch koffert, sagt der Berliner.

Die Missis gesellte sich zu ihr und schnüffelte nun auch am Sofa herum. Hauptsächlich die Mitte der Sitzfläche verströmte den intensiv riechenden Gestank, der nun auch ihr Interesse weckte.

Je mehr die Hunde an der Couch rochen, desto unruhiger wurden sie.

Zuerst nur ein leises Knurren, dann wurde es lauter und steigerte sich soweit, dass man meinen konnte, die Hunde geraten in Raserei.

Dann war es soweit. Die Hunde fingen an zu bellen, wütend zu bellen.

Da war etwas fremdes, beunruhigendes in der Couch.

Irgendwo in dem Sofa war die Bedrohung, man konnte sie nicht nur förmlich riechen. Sie war da, in der Couch, versteckt im Inneren des Sofas. Es gab nur einen Weg an diese unheimliche Gefahr zu kommen. Ein kleiner Sprung und schon war das Frollein auf der Couch und presste ihre Nase ins Polster. Nun hielt es auch die Missis nicht mehr aus und sprang ebenfalls auf das Sofa.

Dann war es zu spät. Das Frollein fing an mit den Pfoten über die Polsterung zu scharren. Die Missis ebenfalls und es dauerte nicht lange bis der erst Riss ins Polster gekratzt war. Das Frollein scharrte weiter, die Missis half ihr dabei und im Nu war die Sitzfläche völlig aufgerissen und zerstört.

Der üble Geruch ebbte langsam ab und verflüchtigte sich in der umgebenden Luft. Die Gefahr war gebannt und zufrieden hüpfte das Frollein vom Sofa und begab sich zur Schlafstelle.

Auch die Missis hatte nun genug und gesellte sich zu Frollein Punkt.

Mission Gefahrenabwehr erfolgreich beendet, Zeit für ein kleines Nickerchen.

Wenn das Alpha nach Hause kommt, wird es sich bestimmt darüber freuen, dass die Missis und das Frollein so erfolgreich ihr Zuhause verteidigt haben.

Mit diesem Wissen schliefen beide zufrieden ein.

 

Natürlich konnten die Hunde nicht wissen, dass es Tante Inge's Hinterlassenschaften waren, die sich im Polster der Couch niedergelassen hatte. Sie war ein wenig inkontinent und sonderte manchmal gelbe Tröpfchen ab. Tröpfchen für Tröpfchen Qualität, sagt der Holländer. Durch ihre Diabetes hatten die Tropfen sogar noch eine süße Note für die empfindlichen Hundenasen. Auch ein feuchter Furz entwich ihr hin und wieder.

Hanne hatte eine Wolldecke auf die Couch gelegt, doch Tante Inge hatte sie in der Nacht vom Sofa gestrampelt. So gelangten ihre Abgase und Wasserverluste ins Polster der weißen Couch.

Zum Glück für die Couch blieben ihr braune Sommersprossen erspart. Aber das war jetzt sowieso egal.

 

 

Ende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tatsächlich hat die Geschichte einen wahren Kern. Es war aber eine preiswertere Couch
die zerfetzt wurde.
Alfred Hermanni, Anmerkung zur Geschichte

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