Andrea Renk

Eine bewegende Reise

 

 

 

 

Lange hielt er das nicht mehr aus. Immer diese Streitereien zuhaue, immer diese schlechte Stimmung.

Er war kurz vor dem Verzweifeln. Irgendwas musste er ändern. Aber er konnte es drehen und wenden wie er wollte. Peter fand einfach keine Lösung.

 

30 Jahre war er nun verheiratet. Eine sehr lange Zeit. Vor allem wenn man bedachte, dass sie sich nie richtig geliebt haben. Es gibt Fehler, die man in der Unvernünftigkeit der Jugend macht, die man oftmals nicht mehr zu korrigieren vermag. Die sich hinschleichen.

Und die sich von Jahr zu Jahr aufbauen, die größer werden. Die eine unmerkliche, aber furchtbare Eigendynamik entwickeln.

Dinge, die man von sich schiebt. Ich kümmere mich morgen drum, hat ja noch Zeit. Das läuft mir ja nicht weg.

Gerade manche Dinge erfordern viel Mut. Sich selbst Fehler einzugestehen ist ja auch nicht wirklich einfach.

 

So vergingen die Jahre. Viel schneller als man denkt. Im Hinterkopf immer wieder die Dinge, die man für sich verändern, verbessern wollte. Und je mehr Zeit verstreicht, umso schwerer wird es, den Anfang zu finden. Den Mut aufzubringen.

Und gleichzeitig wächst die Sehnsucht, nach dem was fehlt, ins unermessliche.

 

Lange Jahre nun schon lebte jeder von ihnen ,mehr oder weiniger, sein eigenes Leben. Jeder machte was er wollte. Nur sie, sie machte ihm immer wieder Vorschriften, Vorhaltungen. Sie fand immer etwas. Nie hatte sie Genug. Und dass, von dem sie am allerwenigsten Genug hatte, war Geld.

Er hatte das Bedürfnis, sie versorgt zu wissen. Schließlich waren sie jetzt 30 Jahre verheiratet. Und sie hatten ja nicht immer solche Zeiten. Die ersten paar Jahre hatte man sich ja gut arrangiert. Auch wenn sie nicht unbedingt die große Liebe füreinander empfanden. Sie hatte ihren Sohn erzogen, für ihn auf vieles verzichtet viele Jahre. Das vergaß er nicht.

Und deshalb sorgte er auch für sie. Sie lebten zusammen wie in einer Wohngemeinschaft. Mehr war da nicht mehr, jedenfalls nicht für ihn.

 

Vor Jahren schon hatte er eine Freundin. Bei ihr lernte er die Liebe kennen. Dort war Harmonie. Da fühlte er sich wohl. Auch wenn er es sich gewünscht hätte, den Absprung, den hatte er nicht geschafft mit ihr. Der Gedanke war da, die ersten Schritte waren gemacht.

Aber nicht die letzten.

Wenn er heute drüber nachdachte.......aber nun ist es müßig davon zu träumen was heute wäre, hätte er es damals geschafft.

 

Sicher hatte seine Frau das irgendwann einmal mitbekommen. Man kann eine Freundin nicht auf Jahre hin verheimlichen. Und es gab Streit, viel Streit, viele Vorwürfe. Das alles ertrug er noch.

Wahrscheinlich erhoffte sich seine Frau noch eine Chance zu haben, nachdem die Beziehung zu seiner Freundin zerbrach. Aber schnell musste sie feststellen, dass er keine Gefühle für sie hatte, nach wie vor. Nur der Unterschied zu früher war, dass er nun keinen Hehl mehr daraus machte.

 

Er lebte sein Leben. Und es ging ihm soweit gut. Die immer wiederkehrenden Streitereien ertrug er mal besser, mal schlechter. Aber da er ja immer unterwegs war, hatte sie nicht allzu oft die Gelegenheit dazu. Es war wie eine Flucht. Aber eine, bei der er seine Ruhe hatte.

 

Doch auch er wurde älter. Und der Wunsch nach einem Zuhause, der wurde stärker. Immer stärker. Erst war er ein Gedanke, nur ein „was wäre wenn“ aber es wurde mehr. Oft erwischte er sich dabei, zu träumen. Er erträumte sich seine Welt.
Er hatte alles gesehen jetzt. Alles erlebt, was er in seiner Jugend und in seinen ersten Ehejahren versäumt hatte.

Er wollte nicht mehr weglaufen müssen um seine Ruhe zu haben. Er wollte Zuhause seine Ruhe haben ,Geborgenheit und Liebe.

Wenn er sich dann gegenüberhielt was er wirklich hatte, wie es seit Jahren Zuhause wirklich war. Wie weit weg es doch von seiner Sehnsucht war. Da lagen Welten dazwischen.

 

Je stärker seine Sehnsucht, desto heftiger wurden die Auseinandersetzungen mit seiner Frau. Es war wie verhext. Dabei wollte er doch nur seine Ruhe.

Aber sie lies ihn nicht in Ruhe. Sie bohrte, hetzte und zeterte immer mehr, immer weiter. Seinen Sohn hatte sie ihm schon entfremdet. Obwohl er erwachsen war, lies er sich auf ihre Seite ziehen und das Spiel ging immer weiter, hatte kein Ende. Sie gab einfach keine Ruhe. Manchmal fragte er sich, was sie bezwecken wollte. Weil sie einfach nicht aufgab, keine Ruhe gab.

 

Er musste ausbrechen!

 

Er war in der Stadt unterwegs und wie mit einem Magneten, zog ihn das Schaufenster eines Reisebüros an.

 

DAKOTA,

 

stand da. Bilder von unberührter Natur, weites Land, Natur pur und vor allem Ruhe. Vier Wochen lang seine Ruhe haben.

Er hatte ja noch keinen Jahresurlaub. Mensch Alter fang nicht an zu spinnen. Er schimpfte mit sich selbst.

Er machte seine Besorgungen. Seine Frau war wieder einmal nicht einkaufen. Aber was bringt es, wenn er sich aufregt?

Er ging nach Hause. Das Plakat von Dakota lies ihm keine Ruhe. Mal schauen was es da so gibt... Träumen durfte man ja noch. Er setzte sich an den PC.

Google Suche: Dakota. Er fand Bilder vom Nationalpark. Er war fasziniert.

Er suchte weiter. Er ließ sich treiben. Las viel über die Geschichte von Dakota, kam auf die Sioux, die Indianerstämme und las einiges über die Lebensweise verschiedener Stämme und Gewohnheiten. Das, was er bisher wusste und sich dazu erdacht hatte, musste er sich neu erklären lassen. Auch hier hatte die Geschichte eine oftmals sehr grausame Spur hinterlassen. Die Lebensweisen und Gewohnheiten hatten sich sehr verändert.

Aber trotzdem, er wurde neugierig, vergaß darüber seine eigene Situation.

Sein “Hirngespinst“ nahm Form und Gestalt an. Er hatte zwei Namen auf einen Zettel geschrieben. Rusebud und Pinne Ridge Reservat

Er machte sich auf den Weg ins Reisebüro. Wenn er eine Reise dahin buchen konnte ....wenn die mit den Namen was anfangen konnten, dann sollte es so sein.

Dann würde er hinfahren, neue Eindrücke sammeln und für eine Weile seine Probleme vergessen. Neue Energie tanken, um es dann hoffentlich in Angriff nehmen zu können.

 

Er war ziemlich erstaunt. Er konnte genau dort hinreisen und dazu auch noch relativ unkompliziert. Nicht so aufwendig wie er sich gedacht hatte.

Das war Schicksal!  Er buchte.

Weiß der Geier welcher Teufel ihn ritt, aber er buchte. Hinterher machte er den Urlaubstermin mit der Firma klar und mit der Buchungsbestätigung ging er nach Hause.

 

Als er Abends im Bett lag, sich seinen Wahnsinn noch einmal überlegte, musste er doch schmunzeln. Er war ja doch noch zu einigen Überraschungen fähig. Noch sechs Wochen, dann sollte es los gehen. Er freute sich sehr darauf.

Seiner Frau wollte er nichts davon erzählen. Es reichte vollkommen aus, wenn sie es erfuhr, kurz bevor er wegfuhr.

 

Die sechs Wochen hingen schnell vorüber. Er las in dieser Zeit noch einiges über Dakota und über die Indianer. Er war schon mächtig nervös und neugierig. Als er anfing, seine Vorbereitungen zu treffen, blieb das seiner Frau natürlich nicht verborgen. War klar das es viel Streitereien gab. Aber es war nur noch eine Woche und die stand er durch. Die Vorfreude machte es ihm leichter.

Mit zwei Koffern, jede Menge Erwartungen und Vorfreude machte er sich auf den Weg.

Nach ca. 12 Stunden erreichte er Sioux Falls. Er flog von Frankfurt aus über Chicago. Dort hatte er ein bisschen Aufenthalt, bis der Flieger nach Süd Dakota abflog. Aber bei so vielen neuen Eindrücken, verging die Zeit wie im Flug.

Er hatte sich privat eingemietet. Kein großes Hotel oder Touristenmassenabfertigung. Das mochte er nicht. Er war bei einer Familie untergekommen, die nahe am Pine Ridge Reservat wohnte und einige Gästezimmer hatten. Er wollte unabhängig sein. Jeden Tag sich neu leiten lassen. Keine Zwänge, keine Uhr und vor allem niemanden, der ihn kontrollierte. Er mietete sich ein Auto. Jetzt hatte er vier Wochen Zeit zu leben, neue Eindrücke zu sammeln, sich zu sammeln.

Er wollte einige Indianer kennen lernen. Das was er gelesen hatte über die Lakota Indianer lies ihn sehr neugierig werden. Er wollte ein bisschen etwas von ihrer Kultur und Lebensweise “mitnehmen“. Es wahr sehr gespannt was ihn erwartete.

 

Die ersten 3 Tage mietete er sich einen Führer der deutsch sprach. Vieles hatte er gelesen und sich informiert. Aber vor Ort war doch vieles anders. Jim hieß er. Er war ungefähr so alt wie er. Aber unterschiedlicher, alleine vom äußeren Erscheinungsbild her, konnten Menschen wohl nicht sein. Jim hatte wohl im Gespür warum er hier war, was er “suchte“. Er zeigte ihm die Natur und die Landschaft. Peter war sprachlos. So vieles hatte er gelesen, hatte Bilder gesehen, aber die Wirklichkeit übertraf alle seine Vorstellungen. Er sah urwüchsig Bäume, Felsenschluchten, grüne Steppen neben weiter sandiger, scheinbar ausgetrockneter Natur.

Und als er die Büffelherde sah, die sich nicht sehr weit neben ihnen in der trockenen Steppe zum schlafen niedergelegt hatte, da überkam es ihn. Diese wahnsinnige Schönheit war kaum zu beschreiben, zu erfassen. Und er machte sich das Leben so schwer.

Die alte Sehnsucht kam hoch. Lange saß er da und beobachtete und dachte nach. Jim lies ihn gewähren. Er spürte den Sturm, der in Peter wütete. Er hatte Mitleid mit diesen Menschen, die sich so einzwängten. Jim wusste was es heißt frei zu sein und er würde seine Freiheit für nichts in der Welt aufgeben.

Der deutsche war ihm sympathisch geworden. Er wünschte ihm, das er den Kampf für sich entscheiden könne, dass er zur Ruhe kam. Was auch immer er bekämpfen musste.

 

Jim machte ihn mit einigen Indianern bekannt. Peter war fasziniert. Der westliche Einfluss hatte hier viel Schaden angerichtet. Aber darauf war er vorbereitet, davon hatte er gelesen..

Aber das dann doch noch so ein starker Hauch von Geschichte, Spiritualität und Kultur in der Luft liegt, das hatte er sich erhofft, aber nicht erwartet.

Jim erklärte ihm. „Wenn ich dich nicht mehr begleite, kannst du jederzeit alleine hier her kommen. Wenn die Indianer dich spüren, dann bist du unter ihnen jederzeit willkommen, wie einer von ihnen.“

Peter war jeden Tag in dem Reservat unterwegs.  Die Eindrücke, die Natur und die Menschen hinterließen, waren einfach fantastisch

 

Anfangs waren die Indianer sehr zurückhaltend. Anfangs, wenn er sie besuchte, behandelten sie ihn wie einer von den üblichen Touristen. Aber sie merkten schnell, das er anders war. Er war kein Souvenirjäger, er war kein Sensationssammler. Er war keiner von denen, die immer nur erzählten, sich selbst gerne reden hörten.

Er setzte sich einfach zu ihnen, wenn er sie besuchte. Sie hatten so etwas wie einen Marktplatz, dort trafen sie sich, saßen zusammen und redeten, machten Handarbeiten und Schnitzereien. Oder ihren berühmten Schmuck, den sie an die Touristen verkauften.

Er saß dann bei ihnen, beobachtete sie und hörte ihnen zu. Auch wenn er sie nicht verstand, aber die Art wie sie sprachen, die Stimmen, die Tonlagen, sie erzählten ihm eine Geschichte, es war als lullte es ihn ein, beruhigte ihn. Er konnte ganz gut English und einige der jüngeren Indianer konnten das auch. Sie Sprachen dann mit ihm, oder erklärten und übersetzen ihm, wenn die Älteren ihn etwas sagen wollten.

 

Einer von ihnen, ein ganz “Alter“, so kam es ihm vor, sprach nie auch nur ein Wort. Peter traute sich auch nicht zu fragen warum. Aber der “Alte“ faszinierte ihn. Irgendetwas, was Peter nicht benennen konnte, ging von ihm aus. Er beobachtete den “Alten“ und der “Alte“ beobachtete ihn. Aber da war nichts feindliches, die Situation hatte was beruhigendes.

 

Peter kam nun schon die zweite Woche und fast jeden Tag hier her. Er gehörte schon dazu. Noch eine Woche und dann musste er wieder nach Hause. Aber darüber dacht er noch nicht nach, daran wollte er noch nicht denken.

Als er eines Morgens zu seinen mittlerweile Freunden kam, war der “Alte“ nicht da. Peter setzte sich zu den anderen und sah sich suchend um.

„Tenskwatawa ist nicht da heute“, sagte ihm einer der Indianer. „Er hat etwas anderes  vor“. Peter war traurig. Es war so, als wäre er wegen dem “Alten“ hier. Komisch.

Er setzte sich wie jeden Tag und schaute den anderen zu. Heute schien er noch gedankenverlorener als sonst. Das fiel auch den anderen auf. Am späten Nachmittag, Peter wollte sich gerade verabschieden, kam eine alte Frau auf ihn zu und deutete ihm, dass er mitgehen solle.
Er war sehr erstaunt, denn noch nie lud ihn jemand in eines der Häuser ein. Als er das Haus betrat, sah er Tenskwatawa  an einem Tisch sitzen. Er war angezogen, als wolle er einen langen Weg oder eine Wanderung antreten.

Er deutete Peter sich hinzusetzen. Er setzte sich. Die alte Frau schenkte ihm einen Tee ein.

Er trank davon ohne die Augen von dem “Alten“ zu lassen. Tenskwatawa schaute ihn an.

„Ich in Natur geh“ Peter sah den “Alten“ verblüfft an. Erstens hatte er ihn noch nie sprechen gehört und vor allem auch noch deutsche Worte.

Dem “Alten“ entging Peters Überraschung natürlich nicht. „Ich nehmen you mit! Wir sind unterwags 3 Tag (er zeigte mit den Fingern) 2 Nacht. Frau fertig machen dein Sach. Trinke Tee and da Kleid für you. Zieh an.“


Peter staunte nicht schlecht. Auf einer alten Couch lagen Anziehsachen und Schuhe standen davor. Ein Beutel war geschnürt. Er spürte, der “Alte“ duldete keinen Wiederspruch. Er würde die Ehre des “Alten“ damit verletzen. Das würde er nie wollen. Im Gegenteil, er war ja neugierig und gespannt was ihn erwartete, was der “Alte“ mit ihm vor hatte. In seinen Zeitplan passte dies noch wunderbar.

Er stand auf und wollte die Sachen anziehen, die für ihn gedacht wahren. „ Erst Tee , dann Kleid, wir time“ Peter war beschämt. Er trank den Tee, bedankte sich anschließend bei der Frau von Tenskwatawa. Er zog die Kleidung an, die wie für ihn gemacht zu sein schien. Es war angenehme wohlfühl Indianerkleidung. So wie sie hier in dem Stamm üblich waren bei Ausflügen.

 

Er traute sich nicht zu fragen, was der “Alte“ mit ihm vorhatte. Er lies es einfach geschehen, lies sich treiben. Der Alte nahm seinen Beutel und deutete Peter mitzugehen. Peter bedankte sich noch einmal bei der Frau, nahm ebenfalls seinen Beutel und folgte Tenskwatawa.

 

Draußen wartete ein jüngerer Indianer. Er hatte 3 Pferde gesattelt. Sie stiegen auf die Pferde. Peter war ziemlich unbeholfen. Sie ritten noch gute 4 Stunden, bis es tiefe Nacht war.

Peter wusste immer noch nicht wo es hin ging. Der “Alte“ war sehr schweigsam. Als sie abstiegen und ein Lager für die Nacht errichteten, deutete er, was Peter machen sollte. Als sie dann in der Dunkelheit beim kleinen Feuer saßen und aßen, sprach der “Alte“ zu ihm.

„Sehr wenig red du deutsch people immer viel red. You not. Du viel thinking, many problem,”

Peter erwiderte nichts. Was solle er dazu auch sagen.

Er fragte Tenskwatawa nach der Bedeutung seinen Namens. „Tenskwatawa heißt: die offene Tür. Ich fast Tod, hab light gesehen, daher Name. Ich dir zeigen, wie beautiful Land. Ich will zeig you leben are beautiful. Ich will das du sehen was wichtig. Ich will you see durch my Aug , with my heart”

“now sleep, you are müder. Tomorrow wir red again und sehe again.”

 
Peter legte sich hin zum schlafen. In seinem Rucksack war eine Decke . Er kam gut zurecht so.

Am nächsten Morgen ritt der junge Indianer mit dem Pferden wieder zurück. Tenskwatawa erklärte Peter, dass sie nun zu Fuß gehen würden. Er würde dann mehr zu sehen bekommen

Er sah unendlich vieles, was ihn richtig bewegte. Die Natur war ein einzigstes Schauspiel. Was verpasste er doch alles, wenn er Zuhause..........nein, an Zuhause wollte er jetzt ganz bestimmt nicht denken. Alles, nur das nicht. Er genoss die Zeit hier. Oftmals zeigte Tenskwatawa mit dem Finger auf etwas. Er redete kaum. Das Mischmasch aus Deutsch und English war anstrengend für ihn. Das was er Peter erklären wollte, das zeigte er ihm mit Gesten, Blicken, Tönen und manchmal mit der Körpersprache. Peter war erstaunt, wie viel er auf diese Art und Weise verstand.

 

Am Abend machten sie sich wieder ein Lager zurecht. Sie saßen am Feuer und hatten einen atemberaubenden Ausblick über eine Schlucht. Peter lies den Tag noch einmal an sich vorüberziehen, die vielen Eindrücke, die vielen Bilder, die vielen Gefühle. So vieles ist ihm durch den Kopf gegangen.

Tenskwatawa saß neben ihm und war ruhig, wie immer. Er sprach wirklich nur das allernötigste.

„Ich glücklich, ich hör auf Bauch. Ich machen was Bauch say. I saw Nature and I am correct. Du denk zu viel. Ich dir zeig was recht ist, wichtig ist. Du sehen mit mein Aug, du hast today sehn mit my heart. You heart is black, schwer, traurig. Wenn du Antwort suchen, gehen raus, frage Baum, Wiese, Pferd. Listen!!!!

Er erklärte Peter, wie wichtig es doch war, auf seine innere Stimme zu hören. Das Mutlosigkeit meist was mit Bequemlichkeit zu tun hat. Und das man vor allem seine Sehnsucht ernst nehmen soll. Das sie es ist, bei der man am Ende des Lebens Rechenschaft ablegen muss. Und die Sehnsucht, die ist hart, zu jedem der ihr nicht nachgeht, der sie gering schätzt.

Peter kam ins Grübeln. Tenskwatawa hat ihn sehr unsicher gemacht. Es war einfach was er sagte. Aber in Peters Leben war es nicht so einfach. Da konnte kein Pferd ihm einen Rat geben. Und die Sehnsucht, ja die beschäftigte ihn schon so lange. Aber nachgegeben hat er ihr nie richtig. Er hat sie verdrängt wenn er ehrlich zu sich selbst war. Oh was waren da für große Sehnsüchte..........und das mit der Bequemlichkeit. Er nannte es Angst, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann musste er sich eingestehen, das es Angst war.

 

Er dachte lange nach in dieser Nacht. Irgendwann schlief er erschöpft ein.

 

Am nächsten Tag machten sie sich auf den Heimweg. Sie trafen den jüngeren Indianer an der Stelle wieder, an der er sie verließ. Peter war wirklich mehr als erstaunt, dass sie ohne Uhr und vor allem ohne Landkarte ausgekommen waren. Abends waren sie wieder in dem Indianerdorf.

Sie hatten eine Lagerfeuer gemacht. Es schien so, als hätten sie gewartet. Peter saß neben Tenskwatawa. Sie hatten Fleisch gegrillt und es gab leckeres Brot dazu.

 

Sie aßen schweigend. Als sie lang schon fertig waren sprach Tenskwatawa zu ihm.

„Peter, du nix erzählt von Frau. Ich sagen, nicht wichtig ob Frau schön in face. Wichtig ist, Frau schön in Herz. Liebe Frau erfüllt Sehnsucht. Deine Sehnsucht greift nach eine Frau. Sehnsucht schreit viel laut immer mehr. Dann ist Frau richtig. Mach auf your heart, lasse Frau rein. Du wirst Glück sein. Nehme alles Mut nur das ist richtig Weg. Hab gesehen dein Unglück in your Aug. Nehme Mut. Mache dich und Frau glücklich.

Nur das ist wichtig. Du wirst los sein alle Problems.“

 

Peter hatte Tränen in den Augen. Dazu gab es nichts mehr zu sagen. Der “Alte“ hatte ihn durchschaut, hatte ihn gelesen, hatte ihn gesehen.

Jetzt wusste er warum er hier war.

Er verabschiedete sich mit Tränen in den Augen. Nicht ohne das Versprechen abzugeben, mit seiner erfüllten Sehnsucht wieder zurück zu kommen.


Er wusste jetzt was er zu tun hatte.

 

Zwei Jahre später stand er mit seiner Sehnsucht an seiner Seite, vor dem Reisebüro. Die Frau darin war noch dieselbe. Als er eintrat lächelte sie.
“Wollen sie nach South Dakota? Diesmal für 2 Personen? Ich habe ihr Gesicht nie vergessen.

Sie hatten damals so traurige Augen. Aber ich freue mich für sie, dass sie heute mit einem Lächeln wieder da sind.“

 

Sie konnte ja nicht wissen, zu was er alles fähig gewesen ist in den letzten zwei Jahren. Und es ist für ihn, als hätte sein Leben, jetzt mit fast 60 Jahren ,erst angefangen.........er freute sich sehr auf Tenskwatawa.

 

a.r. 01.11.2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.11.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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