Nur Sekunden...

Vergangenes schwimmt an mir vorbei. Ein aufgeschreckter Schwarm bunter Vergangenheitsfische reißt mich mit sich und lässt mich zu einem Teil von ihm werden. Ich verliere mein Ich, schlucke zugleich Salzwasser und Süßwasser. Ich sehe mein Leben an mir vorüberziehen, während ich im Meer aus Erinnerungen treibe. Um mich herum bewegt sich die bunte Faszination wie zu schnell ablaufende Bilder. Obwohl ich diese Bilder berühre, fühle, ja sogar schmecken kann, sind sie unendlich weit weg. Unerreichbar. Meine Vergangenheit ist unerreichbar. Sie versetzt mich in einen irren Taumel aus Traum und Wahrheit. Die Realität ist irreal. Ich verliere immer mehr das Bewusstsein für Zeit und Raum. Der Bezug zu mir selbst löst sich in Milliarden Kubikmetern kristallklarem Wassers auf. Unvorstellbar langsam verändern sich die Farben. Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch das Wasser bahnen, ziehen sich zurück. Farben verblassen. Farben brauchen die Sonne, die sich entschieden hat, mir kein Licht mehr zu spenden. Aus Bund wird grau. Aus Grau wird Schwarz. Keine Fische mehr. Keine Vergangenheit. Keine Gegenwart. Keine Zukunft...

Meine Lungen saugen die Schwärze ein. Ein letztes Mal fühle ich Kälte. Warum erst jetzt? Ich gebe den Kampf auf, den ich nie gewinnen konnte. Irgendwie sehne ich mich nach der Erlösung. Vielleicht erwarten meine Lungen deshalb keine Luft mehr? Sekunden gefüllt mit Jahren. Es ist gut so. Es ist vorbei.

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