Gernot Böttcher

Die drei sorglosen Kinder

Vor langer, langer Zeit lebte einst eine Familie mit drei Kindern in einem schönen Land.


Sie hatten ein reiches Auskommen und den Kindern ging es recht gut. Wie an jedem Morgen als die Sonne aufging, wachten Petra,die älteste,Peter,der zweite und Klein Patricia auf. Sie rieben sich die Augen und dösten noch so ein bißchen rum.
Vater rief von unten herauf, denn die Geschwister schliefen im ersten Stock,"Kommt
herunter und wascht euch, putzt die Zähne und zieht euch an, wir wollen frühstücken."

Mutter stand schon am Herd und kochte das Mittagsessen vor. Das Frühstück stand schon längst auf dem Tisch, denn Mutter hatte alles mit sehr viel Liebe aufgetragen.
Da gab es Brot, Eier, Butter, Schinken, Marmelade und Käse,von allem sehr reichlich.
Wie an jedem Tag.
Auch an diesem Morgen gab es ein

heiteres Durcheinander. Die drei tollten und machten nicht das, was die Eltern wollten.
"Mutter und ich haben heute noch viel Arbeit, beeilt euch und kommt zu Tisch." rief
der Vater, denn Vater war Bauer von Beruf und Mutter die Bäuerin.

Nach langem Hin und Her konnte die Familie endlich frühstücken. Da ging es erst richtig los, es wurde gealbert, gesprochen, gelacht und Unsinn gemacht, was sich bei Tisch nicht gehört.

Niemand von den drei Kindern schien es zu stören was Vater und Mutter zur Ermahnung sagten. " Petra, Peter, und auch du, Patricia, sitzt endlich still." sagte der Vater. Die Kinder hatten nicht Besseres zu tun als den Eltern das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Es wurde nicht richtig aufgegessen, alles blieb einfach liegen. Da fiel ein Stück Brot vom Tisch, der Milchbecher wurde auch noch umgestoßen. Mutter würde ja alles wieder richten. Dem Vater wurde es jetzt zu bunt. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und die Kinder erschraken,denn das hat Vater noch niemals getan.
" Ihr werdet mir jetzt zuhören," sagte der Vater."ihr würdigt nicht die Speißen und Getränke die uns der Herr im Himmel geschenkt hat.
Ihr habt immer satt zu essen und zu trinken auf dem Tisch und dennoch reicht es
nicht aus euch beizubringen, was das bedeutet, wenn das einmal nicht mehr so ist,
wohlhabend zu sein." sprach der Vater. Mutter aber sagte:"Kinder, eimal eine schlechte Ernte und alles wird anders sein. Glaubt mir, die Erntefee sieht es bestimmt
wie schlecht ihr mit ihren Gütern umgeht.!." Der Vater war in Eile, er musste schnell hinaus aufs Feld. "Frau, spann schnell mal die Pferde an, ich muss
heute noch pflügen und eggen . Es wird ein schöner Tag heute und die Ernte in diesem Jahr kann sich auch sehen lassen." sagte der Vater.

Mutter tat wie ihr geheißen, spannte das Pferd an und gab dem Mann seinen Beutel mit dem Essen. Es waren viele Leckereien drin, da Vater bei Kräften bleiben soll, denn der
Bauer musste schwer arbeiten den ganzen langen Tag.
Petra war erst fünf , der Peter vier und Klein Patricia erst ganze zwei Jahre alt, es kümmerte sie überhaupt nicht, was so am Hof passierte. Obwohl, wenn sie mal Lust hatten, gingen sie der Mutter auch zur Hand. Es waren eigentlich gute Kinder und sie
hatten viel Spaß am Leben. Die Eltern aber sagten immer wieder, daß es auch mal anders kommen könnte. Das Leben besteht nicht immer aus Spiel und Spaß.

Spät Abends kam endlich der Bauer vom Feld nachhause. Müde und kraftlos ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und machte eine sorgenvolle Miene. " Frau, "
sagte er," es hat schon lange Zeit nicht mehr geregnet, die Frucht steht gut , aber
wenn wir eine gute Ernte haben wollen dann muss es endlich regnen",sagte der Vater
und paffte an seiner Tabackspfeife daß es nur so qualmte." Noch zwei Monate und der Erntemonat August ist da. Bis dahin muß es noch einmal so richtig regnen,Sonst sieht es
schlecht aus für unsere Ernte." sprach der Vater. Auch die fleißige Mutter machte jetzt ein betrübtes Gesicht. Die Mutter antwortete:" Dann war alle Mühe, die wir hatten, umsonst gewesen!" Auch die Kinder hörten das was die Eltern besprachen .
" Aber wir haben doch noch unsere Tiere im Stall . Da hätten wir doch genug zum Essen."
sprach Petra. "Kühe ,Schweine und Hühner haben wir auch" sagte Peter." " Das schon, mein Junge, aber wenn
wir zum Beispiel keine Hühner mehr haben, weil wir sie geschlachtet haben. Wo kommen dann die Eier her, und wo könnten wir die Milch herbeischaffen, die ihr Kinder so nötig braucht, wenn wir keine Kühe mehr hätten?" sprach der Vater. Das brachte die drei Geschwister dann doch zum nachdenken.

Es kam wie es kommen mußte. Der lang ersehnte Regen fiel nicht vom Himmel und die gesamte Ernte war in Gefahr.
Als Vater wieder einmal von seiner Arbeit nachhause kam ,sagte er:" Wir haben jetzt den Erntemonat August und es hat wieder nicht geregnet. Die Ernte ist so gut wie
vernichtet. Ich weiß nicht was wir machen sollen .Wir müssen jetzt alle sparen, an Essen und Trinken."Peter fragte die Mutter:"Müssen wir jetzt alle verhungern?" Mutter antwortete:" Unsere Vorräte schrumpfen zwar beträchtlich, aber über den Winter werden wir schon noch kommen." Schnell wurde es Winter und auch bitter kalt.
Die Kinder merkten aber, daß es von Tag zu Tag immer weniger wurde was Mutter auf den Tisch auftragen konnte. Und Vater machten eine sorgenvolle Miene, denn sie hatten schon fast keine Vorräte mehr.
Die Kinder aber hatten schnell begriffen was geschehen ist . Jeder wurde aufeinmal ein guter Esser und es wurde auch nicht mehr bei Tisch gealbert und gescherzt und auch kein Milchbecher wurde mehr umgestoßen.
Als es dann Frühling wurde und der Bauer schon an die Einsaat denken musste,die er zum Glück noch hatte, sprach er zur Familie: "Wir wollen alle beten, und hoffen, daß uns das neue Jahr ein besseres sein wird. Und das die Kinder es gelernt haben, mit den Gütern Gottes besser umzugehen". Alle Kinder versprachen es den Eltern und waren vortan gehorsam.

Da es Frühling war, gingen die Geschwister wieder einmal auf ihrer großen Wiese spielen, wie sie es immer taten.
Petra rief:" Seht mal, da die Frau in dem schönen weißen Kleid ! " Die Kinder staunten nicht schlecht, sie wussten ja noch nicht, daß das die Erntefee war.
Sie sah wunderschön aus. Sie hatte ein weißes, langes Kleid an, das auch noch im Sonnenschein gülden blitzte. "Kommt nur, ihr drei, und habt keine Angst. Ich bin die Erntefee ." sagte sie freundlich.
"Die Erntefee!" riefen Petra , Peter, und Klein Patricia. "Ja ich habe euch den ganzen langen Winter beobachtet wie ihr mit den Gütern Gottes umgegangen seid, und was ich gesehen habe, hat mich überzeugt und auch Freude bereitet. Ich will euch versprechen das ihr von nun an keine Not mehr leiden müsst." sagte die Fee. Und verschwand so plötzlich, wie sie gekommen war.

Die drei Geschwister liefen so schnell sie konnten nachhause ,um sofort ihren Eltern
mitzuteilen was sie erlebt hatten.
Auch Vater und Mutter staunten nicht schlecht was sie da hörten.
Die Kinder hielten sich an das Versprechen das sie der Fee gegeben hatten.

Der Erntemonat August stand wieder einmal vor der Tür.
Mit lachendem Gesicht kam Vater von seiner Feldarbeit zurück und sagte: " Liebe Familie, es hat sich dieses Jahr wirklich gelohnt so hart zu arbeiten. Die Ernte wird
sehr gut werden und Regen gab es auch genügend."
Von nun an hatte die Bauersfamilie niemals mehr Sorgen, denn ein Jahr wurde besser als das andere und die Kinder waren so fröhlich wie vorher. Der Wohlstand zog ein und die Kinder vergaßen aber nie das ach so schlechte Jahr, wo sie sehr große Not litten.






ENDE

20.07.01

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.05.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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