Norbert Blüm

Vergiftetes Wesen


In einem Land wo die Sonne über den purpurroten Bergen aufging. Ein Ort der unberührt vom gierigen schwarzen Wesen des dreckigen blutigen Papiers blühte, wo die vielseitigsten Wesen den Kopf, reinen Geistes, den Himmel entgegen streckten. An diesem “unbekannten” Kontinent der am heutigen Tag spürbar mit den Geistern der wahren Vergangenheit durchsetzt ist. Die, wo sie nur können, ihre bitteren, warmen Tränen in die Heimat niederprasseln lassen, mit heulenden, schreienden Blitzen und Donnern. In diesem wunderschönen Land, dass wohl keine Grenzen kennt, ja, an diesem Platz des höheren Wesens, wo der Mensch Mensch war, lebte er.Seine Heimat waren die aneinandergereihten Zeitzeugen, die den künstlich angelegten roten Fluss mit ihren so zahlreichen Augen mit ansehen mussten. Er war ein Mann wie ihn die Welt heut zu Tage nicht mehr kennt. Jeden Tag stand er am Rand seines so großen Reiches, wo drüber er nicht wie ein König herrschte, sondern wie ein Vater der seine Kinder aus tiefsten Herzen liebt. Es geschah jeden beginnenden Sonnenaufgang aufs neue. Als die ersten warmen, so zärtlich streichelnden Sonnenstrahlen sein abgekühltes Gesicht liebkosten, entfachte etwas in ihm. Es war als ob diese Sonnenstrahlen durch seine Haut drangen und ein Feuer im ganzen Körper legten. Sein Fleisch bewegte sich keinen Zentimeter, sein Atem wurde immer langsamer, es schien als würde er langsam sterben, doch sein Herz pumpte sich zu einem riesigen, heißen Klumpen auf. Seine sowieso rötliche Haut glänzte wie ein unzerbrechlicher, roter Rubin. Er hielt dann die Luft an, schloss seine Augen und wartete bis sein Gesicht vollkommen von der aufgehenden Sonne überflutet wurde, genau dann von einem Moment auf den anderen öffnete er seine Augen und diese füllten sich mit den salzigen Wasser seines aufgekochten Flusses. Diese salzigen Perlen seines tiefsten ICHs glänzten in der Sonne, sie spiegelten seine Seele wieder. Er wischte sie nicht weg, denn dieser Mann schämte sich seiner Tränen nicht, es war sein Opfer an dieses Land, es war seine auf richtige Liebe zu dem Boden auf dem er stand. Das warme, genährte Wasser aus seinem Herzen tropfte unaufhaltsam auf den Boden und küsste diese Erde wie es nur eine Seele kann die mit ganzem Herzen liebt. Die strahlenden Augen wanderten mit verschwommenen Blick über die Täler, Wälder, Klippen, Seen, Flüsse, aber auch über die kahlen Stellen und seine Mundwinkel verzogen sich immer mehr nach oben, so dass bald eine grade, glänzende, weiße Reihe hinter seinen wohlgeformten Lippen in den warmen Strahlen des Himmels hell aufblitze. Die langen schwarzen Haare flatterten im Takt des singenden Windes, der ihm, und davon war er überzeugt, in seine kleinen, aber guten Ohren wie bei einen Lux, die Melodie des höheren Wesens summte. Er war jeden Morgen immer wieder aufs neue davon überzeugt, dass auf diesem Planeten nur das Gute im Menschen existieren kann, dass alles im Einklang mit der Natur steht und dass Grausamkeiten, Verderben, Tod nur ein Randteil in der Natur darstellt. Und zwar nur damit das Gleichgewicht gewahrt wird. Keiner, ob Mensch oder Tier dürfte oder kann sich mehr nehmen als es nötig ist zum überleben und schon gar nicht stehlen. Nach diesem eigenen Gesetz lebte er und lehrte es seine Kinder. Seine Seele war rein wie die Bäche in dem Fische lebten, die, wie es schien, jeden einen Wunsch erfüllen konnten. Dieser ehrenvolle Mann ahnte noch nichts von der Dunkelheit die über sein Volk kommen sollte als er an einem Morgen die Klippen zu seinem Aussichtspunkt bestieg. Es war kein guter Tag, die Sonne versteckte sich hinter dicken, grauen Wolken, die tiefe Schwärze der Nacht wollte nicht so richtig dem Licht weichen, sie hielt sich an den blutroten Felsen fest und verwandelt die Farbe der Felsen in tote, verdorbene Eingeweide. Der Wind summte nicht mehr, er schrie aus ganzer Kehle. Es waren Laute die der Mann noch nie vorher vernommen hatte, diese erschreckende Melodie, wenn es eine Melodie war, ging durchs Mark bis hin zum Herzen und riss es in tausend Stücke. Der rothäutige Mann wusste nicht was er von diesem Verhalten seiner geliebten Heimat zuhalten hatte. Er hatte doch nichts gemacht, dass den Ärger seiner erhabenen Mutter hätte entfachen können. Er durchwühlte sein Gedächtnis, immer und immer wieder, konnte aber nichts finden was dies alles erklären würde. Er fühlte wie sein Körper von den Füßen bis zum Kopf anfing zu versteinern, das Herz konnte diese Qual nicht ertragen, es hustete und spuckte Feuer, es wollte sich nicht beruhigen. Bis auf einmal seine Adleraugen ein ihm nicht bekanntes Objekt erblickten. Es war ein langer Tausendfüssler, der aus vielen Pferden bestand, die komische quer gelegte Zelte hinter sich herzogen, aus denen ab und zu ein kreidebleiches Gesicht aufblitzte. Was ihn im ersten Moment mit Schrecken erfüllte, dann aber erkannte er, dass es Menschen waren. Aber was waren es für Menschen? Einen solchen Stamm hatte er in seinem Land noch nie gesichtet, doch er war kein Feind neuer Wolken, er nahm alles so wie es kam, er freute sich sogar auf neue Formen. Denn er war sehr wissbegierig und sein Herz stand offen für alles lebendige, wo zu nicht nur Organismen zählten, die Natur mit ihrer ganzen Flora und selbst eine kleine Wolke war für ihn nicht ohne eigene Seele. Er ließ das Leben leben. JA, auch bei diesem unvorhergesehen Besuch verband er das Geistige mit den Fäden seines Herzens. Er lief sofort runter, um alle Vorkehrungen in die Wege zu leiten, um die überraschenden Gäste mit aller Wärme zu empfangen. Er befahl den Frauen das beste Essen vorzubereiten, sich schick zu machen und die eventuellen Schlafstellen für die Gäste aufzustellen. Die Männer mussten ihre traditionelle Bemalung auftragen und ihre Pferde für den Ausritt vorbereiten und ihn begleiten. Er ritt mit seinen Männer den Besuchern entgegen. Zwischen den großen, unzerstörbaren Ahnen wollte er sie empfangen. Dort stand dieser große Mann und wartete wie ein kleiner Junge auf eine große Überraschung, die Freude in den Knochen und mit jeder Faser seines Körpers ehrwürdig. Die Hufe der Fremden hörten sich an wie harte Schläge schwerer Eisenhammer, die auf den steinigen Boden aufschlugen als wollten sie ihn in alle Himmelsrichtungen zerschlagen. Je näher sie kamen um so schneller pochte das große Herz des kleinen Jungen. Eine dunkle Staubwolke erreichte jetzt die wartenden Männer. Sie rieben sich die Augen wie im Traum, es dauerte einige Minuten bis sie wieder etwas sehen konnten. Als sich der harmlose, aber dunkle Vorbote des Grauens wieder legte, standen vierzig vielleicht auch fünfzig leichenblasse Gesichter vor den rothäutigen Männern, es waren tote Engel im Dienste des Gefallenen, ohne es zu wissen, denn die Gier trieb sie an. Eine Mauer aus Gewehrläufen drückte sich den entsetzt dreinblickenden Einheimischen ins Gesicht. Es blieb ihnen nicht Mal Zeit die Augen zu- zukneifen, da fielen sie schon von ihren stolzen Gefährten und tränkten ihre Erde mit einem, in kürzester Zeit entstandenen, roten See. Das Blut in seinen Adern floss noch, obwohl sein Herz verkümmerte und nicht mehr in der Lage war liebende Funken zu sprühen. In seinen Augen entstand ein schwarzer Strudel, der alles Warmherzige um ihn und in ihm aufsog und für immer verschlang. Die eiskalten und zugleich verbrennenden Kugeln verfehlten ihn mit Absicht, sie hatten erkannt wer er war und wollten gierig alles aus ihm pumpen, bis sein Geist das gleiche Schicksal teilen sollte wie seine Kinder. Der dunkle Staub zog weiter in Richtung Lager, mit im Gebäck war unser gebrochener Mann. Sein Gesicht, sein ganzer Körper badete in den blutroten Tränen die sich mit aller Macht aus dem vernichtenden Strudel drückten. Inzwischen wurde die Haut der gequälten Seele noch blasser als die der seelenlosen Okkupanten. Beim Anblick des Terrors und Plünderung seines Lebens starb sein nach Luft schnappendes Herz, durchbohrt von den giftigen Pfeilen der despotischen und unaufhaltsamen Wirklichkeit. Die sich wie eine alles vernichtende Gewitterwolke über das bis dahin reine Land legte und es bis ins letzte beherrschen sollte. Sein nur noch physisch lebender Körper wurde an den Rand seines Reiches gebracht, wo alles begann und wo sein Leben jeden Tag aufs neue einen Sinn bekam. Mit einer gleichgültigen Bewegung, die keinerlei Regung im weißen Mann hervorrief, wurde unser Held in die tiefe Kehle des weit offenen Mundes seiner unendlich königlichen Väter gestürzt. Sein Körper aber zerschellte nicht am Grund dieses Abgrunds. Der Wind zerriss ihn in unsichtbare Teilchen und er wurde, genau wie sein schon vorgegangener Geist, eins mit der Materie seiner Ahnen, seines Landes. Und um ihn herum sah er die anderen Raben. So wunderschön schwarz glänzten ihre Federn in dem heilenden Licht. Seine Rabenaugen blitzten der Unendlichkeit voller Vorfreude entgegen, wo er mit den Anderen seine bitteren, heißen und verletzten Tränen über seine Heimat ergießt!
 
 
 
Norbert Andrzej Blüm

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.01.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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