Harald Saul

Peter Nr.11

Peter lag wieder im Bett, er hatte einen Schwächeanfall vorgetäuscht, als er im Gespräch mit den zukünftigen Schwiegereltern war. Mit weiche, zitternden Knien hatte er sich am kunstvoll geschnitzten Eckpfahl des Treppengeländers festgehalten. 

 

Er sagte leise, „Entschuldigung, aber ich möchte nicht, dass ihr denkt, ich sei ein Schwächling, aber der Gedanke, dass Elvira etwas zustoßen könnte, bringt mich fast um. Ich hab sie ja so lieb“ Der Vater ging auf Peter zu und drückte ihn an seine breite Brust, nur der dicke, hochgewölbte Bauch, störte etwas dabei. „ Ist gut mein Junge, geh hoch und leg Dich hin, wir erzählen Dir dann alles in Ruhe, mach Dir keine Gedanken mehr, Elvira geht es wieder besser. Diese Nacht noch und sie ist übern Berg“

 

Peter sah die ganze Zeit in sein Gesicht und vermied es die Frau des Fleischermeisters anzuschauen. Er konnte zum Glück nicht ihr Gesicht sehen, das drückte nämlich Ablehnung und vor allem Hass gegen ihn aus. Für Elviras Mutter war Peter mit der Gewissheit, dass Elvira ihr Kind verloren hatte, gestorben. Sie hatte schon auf der Heimfahrt überlegt, wie sie Peter bei ihrem Mann in ein anderes Licht rücken konnte, denn wenn sie ihre Mann auf ihrer Seite hatte, da ging es dann schell und er war aus dem Haus. Sie wusste, wenn ihr Mann sich einmal entschieden hatte, setzte er rigoros und skrupellos seine Ziele um.  Peter ging wieder nachdem er auch die Schwiegermutter im Vorbeigehen schnell gedrückt hatte, die Treppe hoch und verschwand hinter der Wohnungstür. Der Vater drehte sich herum und sagte zur Mutter betont leise : „Hätte nicht gedacht, dass ihm das so nahe geht“ und ging in die Stube, setzte sich auf die Couch und verlangte von seiner Frau einen großen Schnaps, denn er mit einem Hieb hinterschüttete.  Nahm sich dann die dicke handgearbeitete Wolldecke und war in wenigen Minuten auf der Wohnzimmercouch eingeschlafen. Als die Mutter nach einer viertel Stunde in die Stube trat, sah sie ihren Mann schnarchend halb aufgedeckt liegen. Sie ging hin und zog ihm die Decke bis über die Schultern, sah ihn dabei an und dachte, dass sie ihn ja nun genug betrogen habe. Es wird ab sofort aufhören mit Peter und der schlechteste ist ihr Mann ja nun wahrlich nicht. Vielleicht ist das alles ein Fingerzeig Gottes, wer weiß, ob Elvira mehr Glück mit Peter gehabt hätte, als sie mit dem dicken Fleischermeister, der bald Millionär sein wollte. Sie ging wieder in die Küche und machte den Spüler zum Ausräumen auf. Ihr war plötzlich so schläfrig und sie spürte, wie die Anspannung der letzten Stunden wich. Schnell lief sie ins Schlafzimmer und schlüpfte ins Bett. Nach wenigen Sekunden war sie eingeschlafen und träumte von Elvira, als diese noch ein Kleinkind war. Sie schaukelte auf dem Spielplatz mit anderen Kindern um die Wette und sie saß auf einer Bank mit anderen Müttern. Der Himmel war blau und die Sonne schlug mit aller Wucht auf die Menschen mit ihren Strahlen herab, ihr wurde heiß und sie zog sich einfach aus. Sie musste strampeln um die Schlüpfer auszubekommen. Ihr wurde immer heißer, heißer  und sie bekam einen Hustenanfall.  Jetzt wurde sie wieder wach und draußen war es schon dunkel. Da die Türen geöffnet waren, hörte sie den Vater schnarchen und oben war es auch still. Sie legte sich einfach wieder hin und überlegte, was sie machen könne mit dem ruhigen Sonntagabend.

 

Peter war hinaufgegangen und hatte sich im Fall, dass die alten mal nachschauen hingelegt. Aber nach einer halben Stunde Dösens, war er aufgestanden und hatte sich auf ganz leisen Sohlen  in die Wohnung von Elviras Eltern geschlichen.  In der Stube lag der Vater auf der Couch eingemummelt und  schnarchte in verschiedenen Tönen. Beim Anblick des zugedeckten voluminösen Körpers lächelte Peter böse. Wenn Du wüsstest, was ich mit Deiner Frau auf dieser Couch immer mache ? Schon der Gedanke daran, ließ sein Glied in der Schlafanzughose, mit der Trainingshose darüber, anschwellen.  Die Schlafzimmertür war offen und Peter drückte die Stubentür und dann die Schlafzimmertür vorsichtig zu. Leise, katzenartig, schlich er sich zu dem Ehebett hin. Er reckte sich und sah, dass die nicht mehr ganz schlanke Frau sich vollkommen aufgedeckt hatte und alles im Schlaf ausgezogen hatte. Er schaute sie wie ein Begutachter an, sah ihre von Krampfadern bläulich schimmernden Beine, das riesige Wolldreieck zwischen den Oberschenkeln, die sich regelmäßig hebende dicke, fleischige Brüste und die dicken Finger, die wie von inneren Stromstößen getrieben, bewegten sich. Sie schmatzte im Schlaf, leckte sich immer zu über die vollen, roten Lippen und die Augenlieder zuckten in Abständen. Peter blieb lange so stehen und betrachtete die von Träumen geplagte Frau. Sein immer härter werdendes Glied, was schon fast weh tat,  drängte ihn dazu, sich einfach auf die Frau zu legen und in sie einzudringen. Solange auf ihr zu bleiben und immer in den warmen Körper zu stoßen, bis es ihm Abhilfe verschafft hatte. Aber irgendwas in ihm, hielt ihn davon ab. Als er die Schwiegermutter vorhin umarmt hatte, da fühlte sie sich so steif an. Als ob sie sich vor ihm ekeln würde und eine  innere Stimme  warnte ihn vor etwas, nicht Durchschaubarem, etwas  Ungewisses ahnte er, kam auf ihn zu. Langsam ging Peter rückwärts und öffnete vorsichtig beide Türen wieder. Langsam ging er in die Garage, die beiden schweren bayerischen Wagen blinkten im Neongaragenlicht.  Bei seinem „Altersvorsorgeversteck“ angekommen, schaute er sich noch mal um und schob das nun schon ansehnliche Geldbündel von Hundertern auseinander, legte die heutigen erbeuteten Geldscheine dazu und zählte. Es waren nun schon 6500 DM, eine kleine Summe – zudem was er in der Wohnung der Alten vermutete. Aber immerhin etwas. Die Kopien der Hausrezepte nahm er an sich und blätterte sie mal durch. 59 Hausrezepte waren es und er überlegte, wie er daraus Kapital schlagen könne. Sorgfältig tat er alles wieder in das Geheimfach unter das Werkzeug. Strich noch einmal liebevoll über das BMW-Heck und schloss die Garage ab. Ging in die Wohnung unterm Dach des Hauses der Schwiegereltern.

 

Am Abend hatte die Geschäftstätigkeit des Fleischermeisters schon wieder alles im Griff. Nachdem er mit Peter für die Filialegeschäfte die einzelnen Posten zum morgendlichen Ausfahren zurechtgestellt  hatte, aß man noch gemeinsam Abendbrot. Mit gleichgültigen Gesicht kam, die Frau des Hauses ihren Pflichten nach und ging wieder früh ins Bett. Sie hörten die beiden Männer im Hobbykeller hin und wieder laut lachen und Bierflaschenbügel auf Kommando aufschnappen lassen. Peter und der Fleischermeister hatten auf den alten, großen Tisch im Waffenkeller  alle Pistolen hingelegt und ergötzten sich, beide, an dem aufgehäuften Arsenal. Peter nahm seine erste, die vom Alten geschenkte Waffe in die Hand und hielt sie gegen das Licht und sprach, wer weiß was damit schon alles geschehen ist ?

 

Der Alte lächelte und holte aus einem kunstvoll geschnitzten antiken Wandschrank eine bauchige Flasche hervor, stellte 2 Wassergläser hin und goss eine braune Flüssigkeit hinein. Peter versuchte das Etikett zu entziffern. Irgendwas asiatisches stand darauf. Der Alte lachte meckernd und meinte, das diese etwas sei, was ihm immer helfe bei seiner Alten. Sein Glas goss er voll und Peters bis zur Hälfte. Dir nicht so viel, Du brauchst diese Nacht keinen Ständer, aber ich !  Er trank sehr schnell und merkte nicht, dass er zuviel trank ! Bald schenkte er sich nur noch nach und nach ein, war bald wieder so betrunken, dass Peter ihn die Treppe hoch wuchten musste. Im Schlafzimmer ließ er ihn einfach ins Bett fallen, Elviras Mutter wurde wach und stand auf. Gemeinsam zogen sie den vor sich hin lallenden Mann aus.  Dabei vermieden sie sich anzuschauen. Als der Fleischermeister nun endlich im Bett lag und sofort vor sich hin furzte und schnarchte, ging Peter dann hoch zu Elviras Wohnung. Schnell hatte er artig Gute Nacht gesagt. Machte in der Stube die Stehlampe an und setzte sich in den großen Sessel, zappte mit der Fernbedienung durch die TV-Kanäle. Er holte sich aus einem Bücherschrank eine von Elviras Wermutflaschen und trank gleich ohne Glas. Ließ einfach den warmen Alkohol hinablaufen. Er stand noch schnell auf und stellte sich den Wecker. Er musste jetzt den guten Mitarbeiter spielen.

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Harald Saul).
Der Beitrag wurde von Harald Saul auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2006. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Harald Saul als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Die Fremde dämpft unseren Schrei von Garip Yildirim



Garip Yildirim ist ein Einwanderer der ersten Generation, der sein halbes Leben in Deutschland verbracht hat. Seine Gedichte leben aus den intensiven Bildern.
Während frühere Gedichte zum Teil auch sehr politisch waren, thematisiert dieser Band vor allem die Begegnung unterschiedlicher Personen und die Zerrissenheit eines Menschen zwischen den Kulturen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Harald Saul

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Peter, der Wolf im Schafspelz Nr. 36 von Harald Saul (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Smarty von Karl-Heinz Fricke (Sonstige)
Alles nur Zufall...? von Mirjam Horat (Erinnerungen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen