Claude Peiffer

Mittendrin – Teil 3 (ENDE)

3. Verbotene Früchte

Drei Stunden später war es mit der Hoffnung vorbei.

Der fette Jekesch hatte erst vor einer knappen halben Stunde die Kommunikationsanlagen der Flatasch repariert. Netsch hatte dies den Timber mitgeteilt und dabei nach seinerverlorenen Fracht gefragt. Man hatte ihn kurz warten lassen und ihm dann mitgeteilt, dass er sich noch gedulden müsse. Jetzt meldete sich die Zaffeon wieder.

„Commander Netsch!“, bellte Ser-Pon-Khar auf dem Hauptschirm der Zentrale und kam sofort und grußlos zur Sache. „Sie sind hiermit verhaftet und Ihr Schiff samt seiner Fracht beschlagnahmt. Sie haben gegen Artikel DG-545-ATT-985-5 des Unions-Gesetzbuches B4 verstoßen. Ihnen wird der Transport von mehreren Containern mit Früchten zur Last gelegt, die unter dem Namen, Roter Traum, bekannt sind. Der Genuss dieser Frucht führt bei allen Völkern der Malaga-Union zu einem abhängigen Rauschzustand mit Todesfolge. Da nicht bewiesen ist, ob Sie auch illegalen Handel mit "Roter Traum" betreiben, könnte diesbezüglich ein Geständnis oder Hinweise auf Käufer und Verkäufer Ihnen strafmildernd entgegenwirken. Bitte bleiben Sie an Bord ihres Schiffes. Sie werden innerhalb der nächsten Stunde von einer Militäreskorte abgeholt und auf der Zaffeon in Gewahrsam genommen. Sie werden dem Gerichtshof der Union auf Masan überstellt, wo Ihnen der Prozess gemacht werden wird. Ihnen wird ein kostenloser Rechtsbeistand Ihrer Wahl aus dem Kreis der Unions-Anwälte zur Seite gestellt werden. Haben Sie noch Fragen?“

Ein schwerer symbolischer Stein plumpste in Netschs geräumigen Magen. Hatte er sich eben verhört? Wie in alles in der Welt sind diese verdammten Früchte in seinen Frachtraum gekommen? Und dann gleich mehrere Container davon. Das konnte doch gar nicht sein. Er hatte doch jeden Container einzeln überprüft. Und Memesch, dem Frachtmeister konnte er blind vertrauen. Dazu verband beide zu viel.

„Keine Fragen!“, ließ er Ser-Pon-Khar wissen. „Ich erwarte Ihre Leute!“

„Gut!“, nickte der Pagage zufrieden. „Netsch, leisten Sie Widerstand, das würde die ganze Sache vereinfachen.“

Ohne auf eine Antwort zu warten unterbrach der Timber die Verbindung.

„Sie sind nicht der Mann, der so etwas Gefährliches machen würde“, sagte ihm Slatsch mitten ins Gesicht. „Sie würden, wie alle andere Urpiden auch, niemals mit Roter Traum handeln, ja ihn nicht einmal transportieren. Keiner hier an Bord würde das tun. Unser Volk ist für so eine schwerwiegende kriminelle Handlung einfach zu feige?“

„Sie sind ein Klugscheißer, Slatsch!“, erwiderte Netsch verärgert. „Aber Sie haben recht. Jetzt müssen wir dies bloß noch den Timbern beweisen. Hmm!“

Netsch überlegte eine Weile und sah sich dann mehrmals die Aufzeichnungen des Angriffes der Kehatis und die Rettung durch die Timber an. Gnadenlos verstrich die Stunde. Kurz vor Ablauf der Frist hatte der Kommandant der Flatasch das Rätsel gelöst. Die Container mit den Früchten waren nie an Bord seines Schiffes gewesen. Sie stammten von dem Piratenschiff. Auf den Aufzeichnungen dessen Zerstörung war deutlich zu erkennen, wie einige Container aus der Kombüse des Schiffs herauskatapultiert wurden und sich zufällig mit der verlorenen Fracht der Flatasch vereinten.

„Überspielen Sie dieses Material an dieZaffeon!“, befahl der Kommandant dem jungen Slatsch. Gleichzeitig öffnete er eine Bildübertragung zum Schiff der Timber und verlangte Ser-Pon-Khar zu sprechen, zu dem er sofort durchgestellt wurde. „Lassen sie Ihre Blutmeute auf Ihrem Schiff, Pagage“, eröffnete er das Gespräch respektlos. „Schauen Sie sich die überspielten Daten an und beachten Sie die markierten Stellen. Danach werden Sie mir sofort meine Fracht aushändigen, sich bei mir entschuldigen und mich in Ruhe lassen. Verstanden?“

Er konnte beobachten, wie der Timber die Aufnahmen studierte und sie auf ihre Echtheit überprüfte. Wahrscheinlich verglich er sie auch noch mit den Aufnahmen der Zaffeton. Plötzlich funkelten die tiefblauen Augen des Timbers bedrohlich auf und Netsch war froh, ihm nicht gegenüberzustehen. Der Urpide konnte förmlich sehen, wie es im Gehirn des Pagagen arbeitete. Dann gab er seinen Entschluss bekannt:

„Sie erhalten Ihre Fracht in wenigen Minuten zurück. Die Anklagen gegen Sie werden fallen gelassen.“

Der Hauptschirm innerhalb der Zentrale verdunkelte sich kurz und zeigte nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder die Sterne des Alls. Auf die Entschuldigung des Pagagen konnte Netsch gut verzichten. Alleine schon das Verlangen einer solchen war für den Timber eine große Beleidigung.

„Was haben Sie den nun so Wertvolles im Frachtraum stehen, das die Timber nicht finden dürfen?“, fragte Slatsch. Ihm war anscheinend nicht entgangen, dass der Kommandant irgendetwas verheimlichte.

„Das geht Sie nichts an“, brüllte Netsch seinen Navigator an. Innerlich musste der Kommandant aber grinsen. Ob er nun Schmuggelware transportiert oder nicht, würde weiter ein Geheimnis bleiben. Und Slatsch, den er für einen Spion der Lonsetsch-Spedition hielt, würde ihm nie auf die Schliche kommen.

Eine viel interessantere Frage aber war: Was zur heiligen Kröte trieben die Kehatis mit Roter Traum in ihrer Kombüse? Es war doch allgemein bekannt, dass die verdammten Schlangen nur lebendige Nahrung zu sich nahmen und mit Früchten gar nichts anfangen konnten.

E N D E

Anmerkung des Autors

Diese kleine dreiteilige Geschichte soll nur einen kurzen Einblick in ein Universum geben, mit dem ich mich schon seit einigen Jahren beschäftige und das ich ständig ausbaue. Zwei Teile eines dreiteiligen Romans sind bereits fertig, wurden aber noch nicht veröffentlicht. Weitere elf Exposés mit den Völkern aus der Malaga-Union und anderen netten und weniger netten Rassen liegen auch bereits vor. Dazu existieren Hunderte von Datenblättern. Inspiriert zu der ganzen Saga haben mich vor allem Perry Rhodan, Babylon 5 und Star Trek. Also wird das Ganze wohl eine Mischung der drei bekannten SF-Größen werden. Ich würde mich über ein paar Kommentare jeglicher Art freuen. Vielen Dank an alle Leser, die sich die Zeit genommen haben, kurz in mein Universum einzutauchen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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