Luitpold – was für ein Name. Und das für ein Kind im besten
Schulalter. Allein für diesen Namen würde mein Schulkamerad mir im
Gedächtnis bleiben. Luitpold – wer außerhalb Bayerns würde seinem Kind
einen solchen Namen geben?
Ich lernte ihn kennen, als ich auf`s
Gymnasium kam und in die 5. Klasse ging. Wir lachten alle sofort, als
wie diesen Namen hörten. Luitpold war doch kein Name, sondern ein
Grund, ihn hochzunehmen. Luitpold mußte sich viele Hänseleien gefallen
lassen. Ob es wohl daran lag, daß er zu einem maßlosen Streber wurde,
von dem alle bei Klassenarbeiten abschreiben wollten und den die
Mädchen nur wegen seiner mehr als sehr guten Zensuren anhimmelten?
Keine Ahnung.
Vermutlich waren die vielen Hänseleien aber der
Auslöser für seine spätere Entwicklung. Luitpold sollte nämlich Medizin
und Biologie studieren und in diesen Fächern unsterblich werden. Leider
– so muß ich es sagen – entwickelte Luitpold einen Hang zum Größenwahn.
Ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll. Er wollte als
Naturwissenschaftler Karriere machen, unsterblich werden und es seinen
ehemaligen Klassenkameraden beweisen, wie gut er ist. Als Arzt und
Biologe begann er, sich für Roboter zu interessieren. Es interessierte
ihn, wie eine Maschine laufen, sehen, hören, riechen und fühlen kann.
Langsam wurde Luitpold zu einem menschlichen Ersatzteillager. Immer
mehr seiner Körperteile wurden durch Prothesen ersetzt. Lediglich Kopf
und Wirbelsäule blieben erhalten. Momentan ist Luitpold ein Zwitter
zwischen Maschine und Mensch. Er ist auf dem besten Wege zur
Unsterblichkeit.
Ich bin ihm vor einigen Tagen begegnet. Er ist ein
seltsamer Anblick. Als ich den Kopf auf den vielen Schläuchen,
Metallröhren, Kugellagern und blinkenden Lampen sah, war mir
unbehaglich zumute. Ich bekomme das unmenschliche Bild noch immer nicht
aus dem Kopf. Luitpold wird der erste Mensch sein, der zur Maschine
mutierte. Damit ist er garantiert unsterblich.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2008.
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