Andreas Rüdig

Krefelder Kunst

Das 1897 eröffnete Kaiser Wilhelm - Museum im Stadtzentrum und die nahe am Stadtwald gelegenen Museen Haus Lange und Haus Esters bilden gemeinsam die Kunstmuseen Krefeld. Als Stammhaus beherbergt das Kaiser Wilhelm - Museum die umfangreiche Sammlung moderner Kunst und zeitgenössischer Kunst, in der neben einzelnen Künstlern der frühen Moderne (Hans Arp, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Claude Monet und andere) nahezu alle bedeutenden Strömungen seit den 1950er Jahren von der Minimal-, Concept- und PopArt bis hin zur jüngeren figurativen Skulptur, Malerei und Fotographie vertreten sind (Joseph Beuys, Anton Henning, Yves Klein, Richard Long, Richard Allen Morris, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Thomas Ruff, Reiner Ruthenbeck, Thomas Schütte, Jeff Wall, Andy Warhol und viele andere mehr).

 

Sag mal, Renato, warum sind wir hier eigentlich in Krefeld?

Ach Anton, das habe ich dir doch schon mehrfach erklärt. Weil es bei uns in Steiereuro keine Kunstmuseen gibt.

Du hat mir aber nicht gesagt, warum es keine Museen gibt.

Weil die Leute bei uns Kunstbanausen sind. Sie jodeln lieber oder fahren lieber Ski als daß sie sich Kunst anschauen. Die Brotzeit ist wichtiger als die geistige Nahrung. Die Kunstmuseen, die wir früher hatten, sind alle pleite gegangen - und das trotz öffentlicher Subventionierung!

Und wasn machen wir denn im fernen Krefeld?

Wir schauen uns Haus Lange und Haus Esters an.

Und warum?

Meine Güte, Renato, auch das habe ich dir schon mehrfach gesagt. Wir sollen uns die beiden Häuser anschauen. Und dann überlegen, ob wir deren Konzept auf Steiereuro übertragen können. Wenn wir Privathäuser kostenlos als Museum nutzen könnten, wäre unser Chef glücklich und zufrieden.

 

Das im Stil der Gründerzeit erbaute Kaiser Wilhelm - Museum mit seinen hohen, lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen präsentiert seine Sammlung auf 2.300 Quadratmetern. Ursprünglich als Kunstgewerbemuseum gegründet, entwickelte es sich seit den 1920er Jahren zu einem Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. 1955 übergab Ulrich Lange die Villa seines Vaters der Stadt mit der Auflage, zeitgenössische Kunst zu präsentieren. Damit stellt er dem Kaiser Wilhelm - Museum ein echtes Architekturjuwel zur Seite. Haus Lange und das benachbarte Haus Esters, das 1981 als Ausstellungsort hinzukam, bilden ein Architekturensemble der Bauhaus-Zeit. Zwischen 1928 und 1930 erbaut, beziehen die Backsteinvillen im Oeuvre Mies van der Rohes eine entscheidende Mittlerstellung zwischen der klassischen und der modernistischen Orientierung des Architekten.

 

(Krefelder Krimininalitätsverhinderungsbroschüre)

Bürger, schützt eure Kunst! Meldet verdächtige Subjekte, die wie Künstler aussehen und Malutensilien und anderes künstlerisches Werkzeug kaufen! Meldet verdächtige sogenannte Kaufleute, die fein angezogen sind und sich doch nur eure Wohnung anschauen wollen.

 

(Polizeibericht)

In den vergangenen Wochen wurden uns immer wieder vermeintliche österreichische Kunst- und Kulturspione gemeldet. Sie lungern in unseren Krefelder Kunstmuseen herum, zählen die Besucher, spähen die Architektur und Infrastruktur aus und nerven mit ihren Fragen nach wirtschaftlichen Hintergründen. Ein solches Verhalten ist bei normalen Museumsbesuchern eigentlich nicht üblich. Es sollten die Frage diskutiert werden, ob hier weitere polizeiliche und erkennungsdienstliche Maßnahmen sinnvoll sind.

 

(Krefelder Kurier, zwei Monate später)

Das Gerichtsverfahren gegen die österreichischen Kunstspione ist gestern mit einem Schuldspruch zu Ende gegangen. Beide Männer müssen für je 6 Monate hinter schwedische Gardinen. "Aber wir sind doch nur Wirtschaftsprüfer. Wir sollten doch nur herausfinden, ob die drei Krefelder Museen wirtschaftlich arbeiten," behaupteten sie bis zuletzt. Das Gericht schenkte ihnen aber keinen Glauben. Schließlich konnten die vermeintlichen Wirtschaftsprüfer keinen Krefelder Auftraggeber vorweisen. Wohin Schutzbehauptungen führen können, hat sich ja jetzt gezeigt.

 

Hihihi. Sieh mal, Anton, wie blöd unsere Schweizer Kollegen sind. SIe haben sie selbst aus dem Weg geräumt. WIR haben jetzt freie Bahn. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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