Stephanie Heussner

Die Legende des Nightmel

Der Tag neigte sich langsam schon dem Ende, der Horizont verdeckte schon halb die Sonne und ein leicht rotoranges Tuch legte sich auf das Land. Dieser Abend jedoch verbarg trotz des schönen Sonnuntergangs nichts gutes, etwas lag in der Luft, Anspannung und etwas Bedrohliches.
Die Dorfbewohner wussten was diesen Abend kommen würde, das was jeden Abend davor auch kam und auch die Zukunft noch heimsuchen würde. Keiner der Bewohner traute sich um später Stunde noch das Haus zu verlassen. Die Fenster schlossen sich als hätte man ein Signal gegeben und auch zugleich wurden die Türen zugeschlossen.
Ein Schatten umhüllte nun das Dorf und in der Ferne konnte man die Schreie hören, die es nicht mehr rechtzeitig ins Haus geschafft hatten oder die Türen noch nicht abgeschlossen hatten.
Der nächste Morgen hatte wenige Opfer gefordert, dennoch war dies schon zu langem ein Problem, keiner wusste was dieses Monster war und woher es kam. Die Bewohner des Dorfes die sich ihm entgegen stellten, starben und auch diejenigen die das Wesen zu Gesicht bekommen hatten, waren am Abend schreien in den Tod gefallen. Dadurch gaben ihn die Dorfbewohner den Namen Nightmel, der nur nachts mordet, Tagsüber gehen die Dorfbewohner auf Jagd um dieses Monster zu finden und zu töten. Die Vermutung der Dorfbewohner war, dass es Tagsüber vom Licht geschwächt wird und so angreifbar wäre, doch jeder normale Mensch wusste selbst das dies nur eine wage Vermutung war.
Eine junge Frau ging zum Dorfältesten und sagte: „Selbst wenn ihr den angeblichen Nightmel findet, woher seid ihr euch so sicher das er der richtige ist?! Niemand hatte den gesehen, geschweige denn eine Ahnung wie der aussieht!“
Die Blicke der Dorfbewohner waren bedrohlich und zugleich auch voller Zorn gefüllt. Der größte Krieger schien auf sie herabzusehen und sagte: „Was willst du schon wissen, du bist ein Nichts und hier im Dorf unerwünscht! Versteh das endlich und verschwinde hier, wir haben dich eh lange genug hier im Dorf angenommen! Also verschwinde Lith!“
Sie blickte sich voller Zorn um, dann aber war sie enttäuscht, denn sie wusste was die Dorbewohner so gegen sie aufbrachte und dennoch war es ein törichter Grund, aber verübeln konnte sie es denen ja doch nicht. Mit den Dorfbewohnern hatte sie sich eh nie verstanden, sie kam erst Tagsüber raus und versteckte sich nachts in den Häusern wie die anderen Leute aus dem Dorf. Aber Tagsüber blieb sie nie im Dorf, sie ging lieber immer zum Teich der eine Stunde von den Grenzen entfernt ist. Sie setzte sich ans Ufer und schmiss einige Steine ins Wasser, verträumt und stillschweigen betrachtet sie die Wellen die durch die Steine entstanden.
Ein rascheln aus einem Dickicht und dieses Wesen was es verursacht kam näher, die Dämmerung brachte schon an, schaffte sie es wirklich noch zu diesem Dorf zu kommen? Versuchen musste sie es, falls es wirklich das Geschöpf war so musste sie schnell handeln. Schnell lief sie durch den Wald, dass Geschöpf hinter ihr her, der Wunsch nicht zu sterben trieb sie an und das brachte ihr auch die nötige Energie zu laufen ohne eine Pause zu machen. Eine Wurzel auf den weg hatte sie übersehen, und noch bevor sie reagieren konnte verhedderte sie sich und fiel zu Boden.
 
Mit Kopfschmerzen richtete sie sich wieder auf, Ratlosigkeit und Verwunderung trübten ihr Gedächtnis, dann aber wurde ihr wieder alles klar, sie blickte auf, die Dunkelheit war über sie schon verflogen und der Morgen machte sich breit. Das brachte sie zum Überlegen, egal ob sie im Dorf war oder nicht, der Nightmel hätte sie finden müssen und hätte den nächsten Morgen nicht erleben dürfen. Ein schwarzes Bein tauchte vor ihren Augen auf, schrecken durchfror ihre Adern und mit ängstlichen Schaudern blickte sie zitternd auf, hatte sie sich zu früh gefreut und war dies nun der Nightmel?
Das was sie erblickte verschlug ihr den Atem und verwunderte sie nur noch mehr. Ein schwarzer Hirsch, schön wie die Nacht und anmutig stand er vor ihr.
Zitternd stand sie auf und fragte: „Hast du mich vor dem Nightmel beschützt?“
Der Hirsch nickte, er schien sie zu verstehen, dennoch fand sie es schade, dass sie ihn nur durch dieses Nicken verstand, gerne hätte sie die Tiersprache beherrscht.
„Du weißt wie der Nightmel aussieht und wo er ist?“ Wieder nickte der Hirsch. „Dann kannst du mich zu ihm führen.“
Da wiederum schien er nicht einverstanden zu sein, wild schüttelte er seinen Kopf und trampelte mit seinen Hufen. Sie seufzte als er sich so benahm: „ Stimmt schon einer die nur Pech bringt sollte dies auch nicht wissen.“ Sie lächelte zwanghaft und trat langsam den Heimweg an, der Hirsch folgte ihr auf Schritt und Tritt. Sie nahm an, dass er sie noch bis vor der Tür beschützen wollte, doch das beunruhigte sie nur.
„Du kannst nicht bis zu mir, die Dorfleute werden dich jagen. Besonders weil du mit mir kamst!“, sagte sie und der Hirsch schaute sie an. „Seit damals…. Seit sie mich am Rande der Stadt gefunden hatten. Sie sagten, ich hätte Hörner gehabt und diese hätten nur übel gebracht, es kam ein Unglück nach dem anderen. Dann nahmen sie mir die Hörner ab und das nahm dann ihren Lauf. Seitdem meinen sie hätten auch das übel bekommen. Der Dämon streift nun das Dorf. Ich möchte wissen, was ich ihnen getan habe, dass ich so missachtet und so bestraft werde?“
Sei waren am Rande der Stadt angekommen, drehte sie sich um und sagte: „Hier müssen wir uns verabschieden. Sonst kann’s gefährlich werden. Außerdem bricht die Nacht an und der Nightmel wird kommen.“
Als sie gehen wollte, machte der Hirsch nicht einmal den Versuch das Dorf zu verlassen. Fragend blickte sie zurück zum Hirsch und blieb stehen, auch die Nacht schien sie diesmal weder zu beachten oder die Leute die den Hirsch gesehen haben und anfangen zu schreien.
„Wer bist du wirklich?“, fragte sie sich und der Hirsch schrie auf, er wurde größer und verschmolz so schien es, mit der Nacht selber. Wie ein überdimensionaler Wolf mit grotesk verschwommen Rundungen, als hätte dieser keine feste Form, und dennoch schien er stark und mächtig zu sein. Angsterfüllt blickte jeder dieses Wesen an, was vorher als harmloses Tier galt ist jetzt bedrohlich und für jeden Dorfbewohner eine Gefahr. Laufend und brüllend lief er auf die Dorfleute zu und wollte jeden verschlingen der es in seinen Augen verdient hatte, ein kleines Mädchen fing an zu heulen und erweckte seine Aufmerksamkeit. Mit offenem Maul machte er sich mit einen Hechtsprung bereit und dieses Kind der Mutter zu entreißen. Dennoch kam ein kurzer Aufschrei und jeder der Anwesenden blieb erschrocken still, selbst die Vögel schienen sich nicht zu trauen einen Ton von sich zu geben. Die Nacht erstillte und der Wolf lies das Opfer perplex los. Lith hatte sich entgegen geworfen und ihr eigenes leben riskiert um einen Dorfbewohner das Leben zu retten.
„Jetzt weiß ich wer und was du bist!“, sagte Lith mit schmerzen und versuchte sich aufrecht zu halten. „Ich weiß zwar, dass die Menschen manchmal töricht sind und das, was sie für Böse halten einfach abschieben! Aber das machen sie, wie sie Angst haben. Sie haben Angst um ihr Leben und besonders um das ihrer Familie und Kinder.“, langsam und stolpernd schritt sie dem Nightmel entgegen. „Aber sie zu töten ist keine Lösung! Dann wären wir um kein Deut besser, als wie du die Menschen hältst!“, sagte sie und umschlang ihren Hals mit ihren Armen.
„Du hast mich wieder…. Mutter!“, waren ihre letzten Worte ehe sie zusammenbrach.
Von der Nacht an, war es die Legende des Nightmel und der Retterin des Dorfes, doch noch Abends konnte man das weheleidige Geheule der Mutter hören, die ihre eigenes Kind verlor, aber das Dorf seitdem verschonte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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