Helga Pütz

Total abhängig

Ein leises Summen läßt mich aufhorchen. Dieses Geräusch ist fremd. Wodurch wird es verursacht? Ich betätige den Lichtschalter und habe recht mit meiner Vermutung -  Stromausfall. Ein Blick in den Sicherungs­kasten zeigt, alles in Ordnung. Sicher ist sicher, denke ich mir und nehme den Hausschlüssel, um bei der Nachbarin nachzufragen. Kaum habe ich die Haustüre geöffnet, höre ich eine Stimme „hast Du auch keinen Strom?“ Gemeinsam überlegen wir, was die Ursache sein könnte.
 
Es ist ein heißer Sommertag, eine Tasse Kaffee wäre schön  – wenn wir denn Kaffee kochen könnten. Während ich wieder ins Haus zurückgehe, überlege ich, zu welchen Tätigkeiten ich Strom benötige. Die Liste ist lang:  Kochen, Waschen, Bügeln, Staubsaugen, Telefonieren, Radio hören, Fernsehen.  Es bleibt nichts anders übrig, als die Zwangspause zu genießen. Am nächsten Tag ist in der Zeitung zu lesen, ein Brand in einer Trafo-Station hat die Störung ausgelöst.
 
Interessant fand ich die Reaktion eines Bekannten, als ich von dem Stromausfall berichtete. Meine Schilderung, wie abhängig wir durch all die Dinge sind, die uns das Leben erleichtern, beendete ich mit den Worten: „Noch nicht einmal Kaffee kochen konnte ich!“ Lässig meinte er, „ich hätte den Kaffee per Hand gefiltert.“ Er musste dann allerdings einräumen, dass dies ohne kochendes Wasser nicht gelingt. Sicher, ich hätte versuchen können, auf unseren Lava-Gasgrill Wasser zu kochen – aber, wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so habe ich einfach gehofft, dass die Störung bald vorüber sein wird.
Bei dem nächsten Stromausfall weis ich sogar noch Datum und Uhrzeit. Es war am Samstag, der 5. November 2006, um 22.10 Uhr. Wir hatten uns auf einen gemütlichen Fernsehabend eingerichtet, als es plötzlich dunkel wurde. Während mein Mann zum Gartenfenster ging, tastete ich mich zur Haustüre. Dort traf ich zwei Nachbarn, die auch schauen wollten, was los ist.
Eine Hochspannungs-Leitung war abgeschaltet worden, um dem Kreuzfahrtschiff Norwegian Pearl die Fahrt durch die Ems zu ermöglichen. Dies führte zu einer Kettenreaktion. Weite Teile Westeuropa waren ohne Strom, wurde am nächsten Tag in den Nachrichten gemeldet.
Als Kyrill über Frechen hinweg fegte, hat das Licht in einzelnen Stadtgebieten geflackert. Wir saßen wir wieder einmal im Dunkeln. Einen Abend bei Kerzenschein zu verbringen, kann höchst romantisch sein. War es aber nicht. Sturmböen dröhnten ums Haus und verursachten immer wieder unergründliche Geräusche. Es rumpelte, als würde jeden Moment das ganze Dach wegfliegen. Morgens zeigte sich, dass diese Befürchtungen nicht grundlos waren, einige Dachpfannen fehlten, andere waren verrutscht.

Als es an einem Freitagabend im Dezember plötzlich dunkel wurde, meinte mein Mann „schon wieder Stromausfall“. Ich tastete mich, wie üblich, in Richtung Haustüre. Das Haus gegenüber war hell erleuchtet, also musste es eine interne Störung. Mit einer Taschenlampe prüfte mein Mann den Sicherungskasten. Der FI-Schalter hatte den Strom abgeschaltet. Ein Problem, das schnell behoben war. Als es nach einer Stunde wieder dunkel wurde und der FI-Schalter dann in immer kürzeren Abständen reagierte, riefen wir Olaf, den Lebensgefährten unserer Tochter an. Mein Mann hatte festgestellt, immer wenn die Heizung zünden will, reagiert der FI-Schutzschalter. Olafs Vorschlag, die Heizung abzuschalten, klang plausibel, denn wenn der Strom ausfällt während wir schlafen, würde die Heizung ohnehin ausfallen.

Wieder  einmal zeigte sich, wie abhängig wir sind. Es dauerte vier Tage, bis der Fehler geortet und behoben war. Vier Tage in denen das Haus von Tag zu Tag mehr auskühlte. Da bleibt zu überlegen, ob wir unsere Solaranlage, die bisher nur für warmes Wasser sorgt, nicht erweitern. Bei den zu erwartenden heißen Sommern wäre das eine gute Investition, und würde uns unabhängig von Stromausfällen machen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.12.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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