Andreas Rüdig

Concierge

Adalbert, schicke mir jetzt bitte Sylvia nach oben.

Sehr wohl, Herr Graf.

 

Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle: Ich heiße Adalbert. Ich bin der Concierge in diesem Appartement-Wohnhaus. Mein Freund Alois ist der Haustechniker. Er kümmert sich um die handwerklichen Arbeiten, die in dem Gebäude anfallen. Ich bin für die übrigen Dienstleistungen zuständig - Sie wissen schon, Besucher empfangen, Post entgegennehmen und weiterverteilen, kleinere Einkäufe tätigen, vorwarnen, wenn die Gnädigste kommt, lästige Besucher abwimmeln, Taxis bestellen, in die Apotheke gehen, solche Kleinigkeiten eben.

Der Graf Witzelmann ist mein treuester Auftraggeber. Er kommt regelmäßig mit kleineren Aufträgen und einem entsprechenden Trinkgeld zu mir. So wie heute. Offiziell ist Sylvia seine "Massagekraft". Daß sie sich aber nicht nur um seine verspannte Rückenmuskulatur kümmert, sondern auch seine Samenstränge entlastet, ist wohl inzwischen überall bekannt.

Woher ich das alles weiß, fragen Sie? Aber ich bitte Sie. Dafür hat man doch seine kleinen hilfreichen Geister, nicht wahr? Nehmen Sie nur diesen kleinen Bildschirm hier. Hier können wir gerade beobachten, wie sie sich küssen, sie ihm die Hosen öffnet und an seinen Weichteilen fummelt....
 

(Der Rest geht im lustvollen Stöhnen unter)

 

 

[b]Hintergrundinformationen[/b]


"Concierge wurde in Frankreich ursprünglich der Torhüter oder Pförtner einer Burg genannt. Die Bezeichnung ging unter Hugo Capet und bis zu Ludwig XI: auf einen hohen Beamten des Königshauses über und – nachdem die Burgen ihre Wehrfunktion verloren hatten und als Gefängnisse dienten – auch auf Gefängniswärter.

Heute versteht man unter dem oder der Concierge in erster Linie weiterhin den französischen Hausmeister, Hauswart oder Pförtner eines Wohnhauses. Doch verbreiten sich in Deutschland auch die Bezeichnungen Concierge-Service oder Personal Assistance Service für eine intensive und gegebenenfalls persönliche Betreuung von Mietern oder Besuchern.

Die Luxushotellerie übernahm den Begriff für einen Beruf, der sich teilweise mit dem des Rezeptionisten  in anderen Hotelkategorien überschneidet.

Das Wort ist sowohl für Männer als auch für Frauen gebräuchlich.
Der französische concierge d’immeuble (deutsch: Gebäude-Concierge) ist wie der deutsche Hausmeister in privaten, gewerblichen oder öffentlichen Objekten für die Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Instandhaltung zuständig. Dafür sind handwerkliche Fähigkeiten wie auch soziale Eigenschaften nötig. Objekte können Wohnhäuser, Schulen, Studentenwohnheime, Bürohäuser, Betriebe oder dergleichen sein.

In Frankreich ist der Beruf gesetzlich geregelt. Der Berufsstand ist in einer Gewerkschaft zusammengeschlossen, Richtlinien für Arbeits- und Lohnverhältnisse sind in einem Tarifvertrag festgelegt.

Der weiblichen Pariser Concierge, die in Frankreich in vielen Wohnhäusern, wenn nicht in ihrer Loge hinter dem Wagentor oder der Haustür, so im Treppenhaus anzutreffen ist, setzte der französische Schriftsteller Eugène Sue in dem Feuilleton-Roman „Les mystères de Paris“ (Die Geheimnisse von Paris) in der Gestalt der Madame Piplet ein karikaturales Denkmal, mit dem Ergebnis, dass noch heute ein geschwätziges weibliches Wesen in Frankreich als „piplette“ bezeichnet wird. Das Bild, das der Fremde sich von der Pariser Concierge macht, gehört zu den typischen Klischeevorstellungen, sicher nicht zuletzt durch ihr Auftreten in vielen Filmen, wo die  Loge und die Nachrichten und Post entgegennehmende und weiterleitende Hausmeisterin, so wie auch im wahren Leben, das verbindende beziehungsweise soziale Element zwischen dem öffentlichen und dem privaten Raum darstellen. Ihren Protest gegen das von der Filmbranche verfälschte Bild brachten die französischen Concierges im Mai 1990 durch eine Demonstration auf den Treppen des Filmfestival-Palastes in Cannes zum Ausdruck.

In Deutschland haben mittlerweile Wohnungsbau- und Immobilien-Gesellschaften sowie Hausverwalter das französische Wort „Concierge“ und die englische Bezeichnung „Doorman“ aufgegriffen. In diesem Zusammenhang steht es für Aufsichts- und Dienstpersonal, das sowohl in Wohnhäusern eingesetzt wird, die in Problemgebieten liegen, als auch in luxuriösen Appartement-Immobilien. Erklärtes Ziel im ersten Fall ist es, die Sicherheit zu gewährleisten und der Verwahrlosung vorzubeugen, im zweiten, darüber hinaus die Attraktivität der Immobilie durch Sercieorientiertes Personal zu steigern, das neben den üblichen Hausmeisteraufgaben dem Mieter „rund um die Uhr“ für Dienstleistungen wie Fahrdienst, Erledigung von Einkäufen und Botengängen, Restaurantreservierungen, Versorgung von Haustieren, Entrümpelung und dergleichen mehr zur Verfügung stehen soll. Im ersten Fall entspricht die Leistung in etwa der einer traditionellen aber ständig vor Ort anwesenden „Wach- und Schließgesellschaft“, aus der zweiten Komponente hat sich ein Dienstleistungskonzept herauskristallisiert, für das sich die Bezeichnung „Concierge-Service“ durchsetzt.

Die aus diesen Dienstleistungen entstehenden, zum Teil erheblichen Kosten sind jedoch nicht als Betriebskosten auf den Mieter umlegbar, sondern bedürfen zur Überbürdung auf den Mieter einer besonderen, ausdrücklichen und vertraglich festgelegten Vereinbarung zwischen dem Vermieter oder Hausverwalter und dem Mieter, der sich darin zur freiwilligen Übernahme dieser Kosten bereit erklären muss.

Es ist eine kontrovers diskutierte Frage, ob Service und Dienstleistungen das Wohnen wirklich bereichert oder nur teurer, belastender und erdrückender macht. Im konventionellen Wohnungsbau hat Dienstleistung schließlich einen ganz anderen Stellenwert als im Betreuten Wohnen, im Wohnstift oder im Pflegeheim. Im Betreuten Wohnen ist der Service nämlich identisch mit notwendiger Pflegeleistung und Hilfestellung, die Menschen aufgrund ihrer aktuellen Lebenssituation im Alter benötigen. Diese haushaltsnahen Dienstleistungen sind schlichtweg erforderlich. Häusliche Dienstleistungen im regulären Wohnungsbau hingegen können oder wollen sich in Deutschland bislang nur wenige leisten. Bei der Mehrheit der Menschen fehlt aktuell die Akzeptanz Beiträge für anfallende Tätigkeiten zu zahlen, die auch selber erledigt werden können. Dennoch vermuten viele Projektentwickler, dass der Wunsch nach individuell wählbaren haushaltsnahen Dienstleistungen (z.B. Wäsche- und Bügelservice, Wohnungsreinigung, Einkaufsservice, Catering usw.) auf Abruf in Zukunft durch alle Generationen hindurch steigen wird.

Durch die hohen Personalkosten, die ein Concierge in der Hotellerie oder in Privatimmobilien verursacht, gehen die Bestrebungen im Zuge der digitalen Revolution zunehmend dahin, den Concierge durch den Einsatz von neuen Medien teilweise oder ganz zu ersetzen.

Der sogenannte Hotel-Concierge (französisch Concierge d’hôtel oder concierge de grand hôtel) findet hauptsächlich Beschäftigung in der Luxushotellerie. Seine erste Aufgabe ist es, potentielle, kaufkräftige Hotelgäste und VIPs zu erkennen und als Stammgäste zu gewinnen. Er steht im Dienste von Gästen mit zumeist höchsten Erwartungen.

Unter seine Verantwortung fallen die Überwachung der Hotelhalle, die Ausbildung, Beaufsichtigung und in manchen Fällen auch Einstellung des Voituriers, des Portiers, des Liftiers, des Groom und des Bagagisten. Nach dem Motto: „alles hören, alles sehen, nichts verlauten lassen“ ist es seine Aufgabe, mit geschultem Auge jede noch so kleine Unregelmäßigkeit aufzudecken und sie diplomatisch zu beheben.

Er muss diskret, aufmerksam, verständnisvoll, verschwiegen als Ansprechpartner dem Hotelgast zu Diensten sein. Dank des sogenannten „Cardex“, eines unter Verschluss gehaltenen Buches, das in ähnlicher Form auch die Gouvernante und der Barkeeper führen und in dem bestimmte Informationen gesammelt werden, muss der Concierge die Angewohnheiten, kleinen Marotten und Interessensgebiete des Gastes kennen. Sein Aufgabenfeld geht über den üblichen Weckdienst, die Buchung von Ausflügen, die Reservierung anderer Hotels und die Beförderung des Handgepäcks hinaus. Dieser Service ist eines der Hauptargumente, mit dem die Luxushotellerie um Kundschaft wirbt. Nicht zuletzt werden mit diesem auch die hohen Preise begründet, die in dieser Hotelkategorie erhoben werden.

Die Einstellungschancen in diesem Bereich sind gering. Ein neueröffnetes Luxushotel in Paris führte kürzlich für 300 Stellenangebote (in allen Hotelbereichen) Einstellungsgespräche mit 4.000 Kandidaten. Das Hotel verzeichnete den Eingang von insgesamt 30.000 Bewerbungsschreiben.

Der internationale Berufsverband der Hotel-Concierges ist die Union Internationale des Concierges d’Hotels mit dem Erkennungszeichen Les Clefs d’Or, eine Art Insignie in Form von zwei vergoldeten, übereinander gekreuzten Schlüsseln, die der Concierge am Revers trägt. Der Verband zählt 4.500 Mitglieder aus 34 Ländern (2007). Kandidaten für die Mitgliedschaft müssen ein Mindestalter erreicht haben, zwei Fremdsprachen oder mehr beherrschen, mindestens fünf Jahre „Hallendienst“ in einem Luxushotel nachweisen und eine Empfehlung von mindestens zwei Personen beibringen," berichtet die Internetenzyklopädie Wikipedia.

Bekennende Fans und Anhänger der Kriminalliteratur kennen und schätzen natürlich die Kommissar-Maigret-Romane von Simenon. Dort kommen natürlich immer wieder Concierges vor. Sie werden hier als bekannt vorausgesetzt und als Begriff nicht weiter erklärt. Zumindest als Begriffe sind sie bei uns in Deutschland ja ziemlich unbekannt. Grund genug, mal in einem Wörterbuch nachzuschlagen und der Bedeutung des Begriffes auf die Schliche zu kommen.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Rüdig).
Der Beitrag wurde von Andreas Rüdig auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.12.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Andreas Rüdig als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Spiele mir auf meiner Flöte: Minnepoesie aus dem 21. Jahrhundert (1001 Minne) von Giovanni Vandani



Er, der sehnsuchtsvoll Begehrende - sie, die Klare, Nüchterne und vielfach Engagierte. Dazwischen viel Alltag, fast 30 Jahre Ehe, eingeschliffene Gewohnheiten. Beide haben mittlerweile die 50 überschritten. Die erotische Spannung ist aus dem Leben gewichen. Im Schreiben sucht Giovanni einen Weg, seine Liebe neu zu finden. In einer poetischen Sprache voll Sehnsucht und Erotik, die bei aller Deutlichkeit der Bilder nie ins Vulgäre abgleitet und streckenweise an mittelalterliche Minnelieder erinnert, spürt er seinen Gefühlen nach, singt von Lust und Ekstase, enttäuschten Erwartungen und unerfüllten Sehnsüchten...

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Sonstige" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Andreas Rüdig

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der Jägerhof-Hofgarten in Düsseldorf von Andreas Rüdig (Reiseberichte)
MANCHMAL GIBT ES NOCH KLEINE WUNDER von Christine Wolny (Sonstige)
Eine Nacht mehr von Nando Hungerbühler (Liebesgeschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen