Immer wenn ich aus der Schule kam, freute sich mein Bubi und war darauf versessen, so schnell als möglich aus dem Käfig zu kommen. Er knabberte bereits an den Gitterstäben und war froh, als ich ihn öffnete.
Er flog sofort auf meine Schulter und knabberte mir an den Ohrläppchen und erzählte aufgeregt seine Erlebnisse. So als wollte er sagen, schön dass du wieder da bist. Besonders begierig war er, wenn ich am Tisch saß. Er setzte sich auf den Löffel und nippte daran, oder er wollte sogar an meinen Mund. Doch das verwehrte ich ihm und verärgert flog er davon.
Setzte ich mich nach der Schule an den Tisch und wollte schreiben, dann umkreiste er meinen Kugelschreiber und erzählte und nickte mit dem Köpfchen. Sicher bestätigte er meinen Fleiß und wollte mich vielleicht sogar aufmuntern.
Eine Eigenart, die ihm später zum Verhängnis wurde war, er zerpflückte Zeitungen und knabberte an Plaste herum.
Ich packte die Zeitungen weg und meine Mutter, suchte diese dann. Denn nach Feierabend war es ihre größte Wohltat sich hinzusetzen und Zeitung zu lesen. Einmal habe ich die Zeitung gleich in den Container gebracht und es gab großen Ärger.
Mit der Zeit ging eine Veränderung vor sich, die ich nicht gleich begriff, Bubi kam nicht gleich herausgeflogen, obwohl er den ganzen Vormittag im Bauer gesessen hatte. Er zwitscherte auch nicht mehr so unbekümmert und ich war manchmal froh, dass er mich in Ruhe ließ.
In seinem Bauer sah es mitunter sehr wüst aus, Federn lagen mehr denn je auf dem Käfigboden und diverse Häufchen. Ich musste fast jeden zweiten Tag den Bauer sauber machen und schimpfte mit ihm. Doch er saß müde da und sah mich traurig an.
„Bubi, was hast du denn?“
Seine Trauer steckte mich mit an und ich schlich zu meiner Mutter. „Was ist bloß mit Bubi los?“ Fragte ich.
„Er ist krank, ich beobachte das schon einige Zeit.“
„Wird er sterben?“
„Ich weiß es nicht, wir gehen mal zum Tierarzt.“
Beim Tierarzt war es sehr voll und viele kamen mit ihren kranken Patienten und wollten Hilfe haben.
Der Tierarzt untersuchte ihn und sagte, das Bubi sehr krank ist und sicher nicht mehr lange leben würde.
Ich war wütend auf ihn. „Ich will meinen Bubi nicht verlieren. Machen Sie was!“
Er verschrieb uns ein Medikament, welches wir jedes Mal mit in sein Futter hinein mischten. Doch es wurde nicht besser. Er fraß kaum noch und kam fast nicht mehr aus dem Bauer.
Endlich, kam ich an einem Nachmittag aus der Schule, mit klopfenden Herzen kam ich nach Hause. Mein erster Blick war zum Vogelbauer, kein Bubi war darin. Was war geschehen. Ich rannte zu meiner Mutter und schrie: „Wo ist mein Bubi?“
„Ich habe ihn zum Arzt gebracht, er hat ihm eine Spritze gegeben und nun ist er tot.“
„Mein Bubi!“ Schluchzte ich und meine Mutter drückte mich an ihre Brust. Noch tagelang dachte ich an meinen Bubi und oft sehe ich dahin, wo der Bauer hing und vermisse noch heute sein Zwitschern, wenn ich zur Tür herein komme.
Vorheriger TitelNächster TitelDer leere Vogelkäfig entstand in der Zeit als unsere Tochter einen Wellensittich hatte. Wir hatte uns so sehr an ihn gewöhnt und es fiel uns schwer ihn von einer Ärztin die letzte Spritze geben zu lassen.
Besonders betroffen, war natürlich unsere Tochter.
brianBrian Channing, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.06.2003.
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