Felix Kretschmer

Prag

Die alte, schon lange nicht renovierte, Holztür mit den symmetrischen Verzierungen stach, mehr oder weniger, durch ihre zierlose Einfachheit aus dem langem Hausflur hervor. Sie war angelehnt, nicht geschlossen und so zwang ihn seine Neugierde dieses Zimmer zu betreten. Sobald er seinen rechten Fuß gestattet hatte die Türschwelle zu übertreten, während seine Hand das vermoderte Stück Holz davon schob, kam ihm eine riesige Tsunami entgegen. Die Duftwolke räucherte ihn komplett ein und verstaubte ihn total. Die Grundessenzen waren anscheinend billiges Parfüm, wahrscheinlich „Blue rin – Peachy“, verfaulendes Essen, Zigarettenrauch, Biergestank und der extra vagante Schuss, was den eigentlichen Hauptton entsprach – Sex.

Das Wasser brauste auf. Das Bad lag, wie in jeder Penthousewohnung gleich links oder rechts hinter der Eingangstür. In diesem Falle links. Doch nicht, wie in jedem schlechtem Hollywoodstreifen duschte sich eine wunderschöne Maid. Das Wasser hörte auf zu rauschen. Er stieg über den Müll, welcher aus alten Zeitungen, Bettwäsche, Kondomen, Stapeln von Pizzaschachteln, teils noch mit „Essen“ bestückt und noch grässlicherem, für uns Otto-Normal-Verbraucher, bestand, den er schon ignorierte, da der sonderbare Duft seinen Verstand längst ausgeschaltet hatte.

Hinter der Badtüre fand er sie. Eine „Sie“. Eine Frau mittleren Alters mit langem dunkel-braunem Haar, welches mit einem kitschigen pinken Haargummi zusammengebunden war. Zerzaust, wie ihre Klamotten war es.

Sie drehte sich in einem ruckartigem Sprung auf, als sie die Gegenwart des Mannes allmählich verspürte. Er hatte jedoch nicht einmal mehr das Maß an Emotionen, um zu erschrecken oder Angst, vor einer Frau mit psychopatischem Blick und einem Messer in der Hand, zu empfinden.

„Noch ein Kunde? Kann man sich in diesem Gewerbe nicht ein mal die Zeit nehmen sich um zu bringen?“

„Setzen sie ruhig fort.“

Sie wandte sich verwirrt ab und kniete wieder nieder. Die Schneide begann wieder zu lächeln. Sie setzte an.

„Sie dürfen das“, er räusperte sich um die Situation zu dramatisieren „Küchenmesser nicht quer ansetzen, sonst quälen sie sich nur.“

„Jaja“

Sie hielt es jetzt vom Handgelenk zum Unterarm hinzeigend. Nun hatte das Messer aufgehört. Das Lächeln war verschwunden, genauso wie der Entschluss – Eine Laune? Vielleicht.

„Toll!!! Sie haben es geschafft. Ich kann mir nicht einmal mehr selbst das Leben nehmen.“

„Ach so? Kann ich ihnen behilflich sein?“

Er packte sie brutal und dennoch professionell am Arm, sodass sie mit aller härte auf dem Boden landete und er irgendwie das Messer in die Hand bekam. Es nahm die selbe Stellung ein, wie zuvor. Es setzte an und schnitt. Nicht.

„Aua! Das tut weh.“

„Sie wollten doch sowieso sterben!“

„...“

„Wollen sie nicht? Wollen sie nicht. Und ich will sie nicht umbringen. Öffnen sie die Augen.“

Er saß nun auf ihr, wie einer ihrer „Kunden“ und beugte sein Gesicht herab. Sie spürte seinen Atem und bemerkte zum ersten Mal, den Duft, der ihn schmückte. Er war wohltuend – UND bekannt! Sie erinnerte sich aber nicht mehr. Doch etwas neues regte sich. Sie verlangte nach ihm. Das erste Mal seit Jahren wurde sie wieder von der Lust gepackt. Willig, sich diesem Mann hin zu geben.

Er starrte sie an, als ob er irgendetwas suchte – noch hatte er es nicht gefunden. Von einem Außenstehendem betrachtet wirkte es wie eine schlechte Kussszene in der schönsten Oper Londons in einer Aufführung Shakespears’.

Er erhob sich und hielt ihr die Hand hin.

„Komm mit mir“

Du inspirisert mich.Felix Kretschmer, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.09.2005. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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