Lutz Wagner

Nur ein kurzer Moment

Schade

Heute ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint nach über einer Woche endlich wieder. Am Himmel sind keine Wolken zu sehen und doch ist es nicht zu warm, nein es ist sehr angenehm, um einen schönen Spaziergang zu machen.
Ich bin in einen großen Park. Auf der Wiese stehen vereinzelt ein paar Bäume und in der Mitte des Parks ist ein kleiner See und auf dem See ist eine Fontäne, die das Wasser über 20 Meter hochschießt. Es ist ein schöner Park. Viele Leute liegen auf der Wiese und sonnen sich oder lesen etwas. Andere spielen Ball oder mit dem Frisbee. Auch gehen viele einfach nur spazieren. Ich gehe über die Wiese, bleibe hier und da mal stehen und beobachte die Leute bei ihrem Tun. Wenn die Leute mich sehen, gucken sie mich freundlich an, doch es gibt auch andere, die mich miesepetrig angucken. Doch von denen lasse ich mir nicht meine gute Laune verderben. Ich tue einfach so, als ob sie gar nicht da wären und schlenderte weiter.
Mit einmal sehe ich sie. Mein Herz bleibt fast stehen. Ich bin überwältigt. Ein Wesen, so schön um von dieser Welt zu sein, läuft über die Wiese. Auch sie bleibt hin und wieder stehen und beobachtet, was die anderen machen. Wenn sie dann weitergeht, ist es so, als ob sie gar nicht den Boden berührt, nein es ist so, als ob sie schwebt. Ich stehe wie versteinert auf der Wiese und starre sie an. Und was macht sie? Sie sieht mich kurz an, blinzelt mit ihren Augen und läuft an mir vorbei. Ich bin hypnotisiert. Sie hat mich angeschaut. Mein Herz schlägt Purzelbäume. Ich will mich gerade nach ihr umdrehen, da spricht sie mich an. Sie ist an mir vorbei gegangen und hat sich von hinten an mich angeschlichen.
„Hallo süße Maus. Hast du Lust mir ein bisschen Gesellschaft zu leisten?“
Sie hat mich angesprochen und fragt mich, ob ich ihr Gesellschaft leiste. Ich bin total verdattert. Ich stehe immer noch mit dem Rücken zu ihr. Langsam drehe ich mich um. Mann, ich traue mich gar nicht ihr in die Augen zu schauen. Ich nehme all meinen Mut zusammen und schaue ihr direkt in die Augen. Die Augen, so etwas habe ich noch nie gesehen. So wunderschön! Zwei Edelsteine, so klar und rein. Die Welt um mich herum verschwimmt. Ich kann nicht anders, ich muss in diese Augen schauen. Es ist das schönste Braun, dass ich je gesehen habe. Es ist das vollkommenste Braun, dass ich je gesehen habe.
Ich weiß nicht, wie lange wir uns in die Augen geschaut haben. Die Zeit ist jetzt irrrelevant. Diese Augen haben mich verzaubert. Auch wenn ich mich jetzt zwingen würde wegzusehen oder auf der Stelle erblinden würde, diesen Moment werde ich nie vergessen. Diese Augen haben sich in mein Gedächtnis gebrannt.
„Hallo, träumst du mit offenen Augen?“
Die Schönheit, das Wesen, dass nicht von dieser Welt sein kann, schaute mich fragend an.
„Nein, nein.“, fing ich an zu stottern. „Entschuldige, doch ich bin von deinen Augen total fasziniert!“
Ich habe mich wieder einigermaßen unter Kontrolle, so dass ich wieder zusammen hängend sprechen konnte.
Leider ist der Zauber, der uns für diesen Moment umgab entschwunden, jedoch nicht ganz, denn mich ließ er nicht ganz los.
„Danke für das Kompliment.“, sagte sie. „Was ist nun, hast du nun Lust, mit mir spazieren zu gehen?“
„Ja, natürlich,“, sagte ich, „liebend gern.“
Unsere Blicke lösten sich. Sie drehte sich um, ich sprang an ihre rechte Seite und wir liefen schweigend nebenher. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fing an zu sprechen.
„Schönes Wetter, heute.“, sagte ich.
Na spitze, ich gehe neben dem schönsten Wesen, dass ich je gesehen habe und dann fällt mir nichts besseres ein, als über das Wetter zu reden.
„Mmh.“, sagte sie.
Ich merkte, dass sie wartete, das ich anfing zu sprechen. Doch was? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann keine Gedanken fassen. Ich kann sie nur anschauen und mich an ihren Anblick ergötzen. Sie läuft neben mir und wie sie läuft, grazil und stolz ist ihr Gang und sie lässt ihren Blick, mit diesen wunderschönen Augen, über die Wiese streifen und hin und wieder schaut sie mich hoffnungsvoll an. Es läuft mir ein Schauer über den Rücken. Gerade als ich anfangen wollte etwas zu sagen, hörte ich, wie jemand meinen Namen ruft.
„Eric!“
Ich hörte zwar das mich jemand rief. Ich erkannte auch die Stimme, doch ich reagierte nicht auf den Ruf. Ich schaute nur die Schönheit, die neben mir lief, an und fragte: „Wie heißt du!“
Sie blieb stehen und guckte mir wieder direkt in die Augen. Sie blitzten kurz auf, als sie antworte.
„Man nennt mich Cleopatra, doch du kannst auch Cleo zu mir sagen, das reicht.“
„Ja, der Name passt zu dir. Er ist wunderschön, genau wie du“, sagte ich und schaute sie verlegen verliebt an.
Sie kam mit ihrer Schnauze ganz nah an meine und hauchte mir ins Gesicht: „Ich weiß und wie heißt du? Oder soll ich dich weiterhin süße Maus nennen?“
„Eric, komm jetzt sofort her!“
Die Stimme wurde lauter und drohender. Ich drehte mich in die Richtung, aus der der Ruf kam. Es war mein Frauchen, das 50 Meter entfernt von uns stand und mich rief. Ich drehte mich wieder zu Cleo.
„Ja, ich bin der Eric und leider, wie du hörst, ruft mich mein Frauchen. Es tut mir leid. Ich würde gerne noch weiter mit dir spazieren, doch ich muss weg. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder. Tschüß.“, sagte ich und drehte mich um und trottete langsam zu mein Frauchen. Auf halbem Weg blieb ich stehen und drehte mich zu Cleo um. Sie stand immer noch an der Stelle, wo ich sie verlassen hatte und schaute mich traurig an. Am liebsten würde ich wieder zu ihr zurück rennen, doch ich bin ein braver Hund, der gehorcht. Also drehe ich mich schnell um und renne zu mein Frauchen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.07.2002. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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