Mario Hedemann

Die Insel der Verlorenen - Teil 8

                                 Ankunft am Fährhafen 

 

Meine Gedanken wanderten nun ein paar Stunden zurück, dahin, als ich Loren noch den Pullover voll geheult hatte und ich mir wie ein kleiner Junge vorkam, dem die Mutter gerade ausgeschimpft hatte.
 Ich spürte noch richtig die Trost spendenden Arme von Loren um meinen Hals geschwungen, wie sie mich an ihr zogen, um mich, den heulenden Jungen, zu beruhigen. Mein Hals tat vom vielen Heulen schon weh und meine Augenlieder waren so schwer geworden, dass ich sie kaum noch aufhalten konnte.
 Aber ich konnte jetzt nicht in Lorens Arme einschlafen, weil ich ja sonst meinen Zug verpassen würde, der mich hier hergebracht hatte, neben dem so gesprächigen und netten Taxifahrer. Mann, der war wirklich so gesprächig, wie eine Wand. Der Kaffeeduft von heute morgen lag mir noch immer in der Nase und die Gedanken daran, als ich mit Loren noch vor ein paar Stunden Sex hatte und danach immer und immer wieder vor Heimweh heulen musste, schmerzten in meinem Herzen zu sehr.
 Jetzt spürte ich schon wieder diesen grässlichen Klos im Hals und dieser Stockkonservative Taxifahrer neben mir, trug gerade noch dazu, dass der Klos im Hals größer wurde, in dem er einfach nur dasaß und sich auf den Verkehr konzentrierte.
 Nach einiger Zeit schien er dann doch den Mund auf zu bekommen, in dem er sagte: „Wir sind da. Hier müssen Sie jetzt aussteigen.“
 Ich öffnete die Augen und sah ihn an.
 „Wie viel macht das?“ fragte ich und sah auf dem Taxameter. Er zeigte zehn Euro fünfzig an. „Können Sie nicht lesen?“ fragte er genervt und tippte mit dem rechten Zeigefinger auf den Taxameter.
 Ich holte meine Geldbörse aus meiner Hosentasche und gab ihn das Geld passend. Jeden anderen hätte ich Trinkgeld gegeben, aber bei so einen alten Griesgram sah ich es nicht ein. Der Fahrer nahm das Geld stieg aus seiner Kutsche und ging hinter zum Kofferraum.
 Ich öffnete meine Tür und ging zu ihm.
 Der Kofferraumdeckel schlug zu, als der Miesepeter mir meinen Koffer gab und nur ein leises „Tschüss,“ sagte.
 Da stand ich nun und wünschte mir, dass Loren bei mir wäre. Sie könnte mich jetzt von meinem Heimweh, dass mich immer mehr packte, befreien, in dem sie einfach nur da sein würde.
 Vor mir sah ich einige Busse und Autos, die auf Parkplätzen standen und eine Menge Leute, die teilweise wie aufgescheuchte Ratten um herliefen. Rechts von mir sah ich ein großes Gebäude, vor dem sich Menschen versammelten und durch eine große Glastür des Gebäudes sah ich, dass einige Leute an einer Art Fahrkartenschalter Schlange standen.
 Links von mir befand sich in etwa fünfhundert Meter der Fährhafen, wo die Fähren anlegten, um die Menschen dahin zu bringen, wo sie hin wollten.
 Jetzt musste ich zusehen, dass ich mir eine Karte für die Fähre organisierte und mich erkundigen von wo meine Fähre abging.
 Das Gebäude vor dem sich die Menschen versammelten, war größer, als es von weitem  aussah. „Sagen Sie, wollen die alle Fahrkarten haben?“ fragte ich einen jungen Mann, hinter dem ich mich in der Reihe anstellte.
 „I speek Englisch and anderstand you now,“ gab er mir zur Antwort.
 Mein Englisch war überhaupt nicht gut und ich stand da, wie angeschmiert. Ich hatte nicht die geringste Lust noch jemanden zu fragen und dachte mir, dass es einfach das beste ist, ab zu warten. Nur langsam wurde die Schlange kleiner und ich nährte mich auch schon dem Eingang des Gebäudes. Hinter mir hörte ich das Tuten eines Schiffes, dass jetzt wohl den Hafen verließ.

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.05.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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