Pierre Heinen

Ignorieren Sie mich bitte!

Neulich lag ein kleiner grauer und unbedeutsamer Stein auf dem Bürgersteig vor meinem Haus. Ich wollte ihm schon einen Tritt verpassen und ihn so auf die Straße befördern, als ich inne hielt. Ich bückte mich und sah ihn mir an. Eigentlich müßte ich mich jetzt schon auf dem Weg zur Bushaltestelle befinden, aber dieses Steinchen interessiert mich jetzt mehr, als der in Schleife laufende und gut gemeinte Rat des Zahnarztes, ich müßte meinen Zuckerkonsum beschränken.

Ich bitte Sie, ignorieren Sie mich! Ach dieser Mensch hat wohl nichts Besseres zu tun als mir die ganze Zeit auf mein Hinterteil zu starren. Unglaublich!

Besonders hübsch war er. Mausgrau mit einem Hauch einer Staubschicht. War wohl mal mehr ein Würfel oder so und glich jetzt eher einer grob gehackten Pyramide. Ich sollte gehen. Doktor Kratzhügel kann ganz schön frech werden wenn man zu spät kommt.

Na endlich er steht auf und schaut auf seine Uhr. Ja geh und laß mich alten Stein in Frieden. Wenn es dir Spaß macht, dann tritt mich, aber ich bitte dich geh dann!

Ich könnte ihn einstecken und anfangen komische Steine zu sammeln. Oder zu einer Figur bearbeiten und auf dem Internet versteigern. Jeden Tag steht ein Dummer auf. Ja so gesehen, könnte der Stein wie die Nase von ... hm Nofretete aussehen? Nein. Wohl eher nicht.

Ach was reg ich mich auf. Besser hier zu liegen und angeglotzt zu werden als zwischen den schwarzen Rillen eines der lauten Fahrzeuge zu kleben. Hier wird mir wenigstens von den Umdrehungen nicht schlecht. Hat halt nicht jeder ein Dach über dem Kopf und das Leben auf der Straße ist hart genug.

Da hinten kommt ja mein Nachbar der Herr Imsting mit seiner Tochter. Wenn die mich hier einen Stein beobachten sehen, werden die sich bestimmt Fragen stellen. Ich sollte gehen. Die schauen eh schon immer so finster.

Ah der Herr hat genug. Endlich! Kann man wieder mal hier in Ruhe herumliegen.

Herr Imsting grüßt mich mal nicht zurück. So eine Frechheit, hat der mich doch einfach ignoriert! Und dann grinst seine Tochter noch dabei. Ich muß ja eh zum Doktor, keine Zeit mehr.

Die Lise, Nachbar Imsting's Tochter grinste noch immer als sie mit ihren neuen Schuhen dem Stein auf dem Gehweg einen Tritt verpasste. Dieser kullerte auf die Fahrbahn und der kurz darauf folgende Bus nahm ihn mit auf große Fahrt.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Pierre Heinen).
Der Beitrag wurde von Pierre Heinen auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Pierre Heinen

  Pierre Heinen als Lieblingsautor markieren

Buch von Pierre Heinen:

cover

Payla – Die Goldinsel I von Pierre Heinen



Auf Payla, der lukrativsten Provinz des Königreiches Lotanko, neigt sich der Sommer des Jahres 962 dem Ende entgegen. Die schier unerschöpflichen Goldvorräte der Insel lassen Machthungrige Pläne schmieden und ihre gierigen Klauen ausfahren. Wer den Winter überstehen will, muss um sein Leben kämpfen, wer über die Goldinsel herrschen will, muss in den Krieg ziehen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Gesellschaftskritisches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Pierre Heinen

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Kommissar Black – Die Museumstherapie (I) von Pierre Heinen (Krimi)
Alkoholverbot von Christiane Mielck-Retzdorff (Gesellschaftskritisches)
Teatro Politeama in Lissabon (Rua Portas de Sto.Antao 109) von Norbert Wittke (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen