Pierre Heinen
Live Dabei - Teil XII
XII
Ben,
Samanta, Walter und Linda standen oben im Gang. Sie hatten ihre
Schlafanzüge gegen eine winterfeste Kleidung getauscht, hatten
Feuerzeuge gesucht, gefunden und standen nun im Schein der vier
flackernden Lichter. Sie berieten sich über das weitere Vorgehen,
umgeben von einem Hauch von Angst.
„Wir müssen Hilfe herholen“, flüsterte Samanta und schaute den Gang hinunter.
„Und wie?“, wollte Ben wissen.
„Hier sind wir von der Außenwelt abgenabelt. Es war doch Sinn der Show,
daß wir gemeinsam ohne Hilfe von draußen uns selbst helfen müssen“
„Nun geht es aber ums nackte Überleben und dieser Typ gehört bestimmt nicht zur Show“
„Wir brauchen eine Waffe“
„Und jemand der den Mut hat sie zu tragen“
„Ich könnte die Axt nehmen“, schlug Walter vor.
„Das ist zu gefährlich und mit Gewalt löst man nichts“
„Beruhige ihn, währenddessen er dir sein Messer irgendwo hinsteckt“
„Mit Gewalt löst man aber nichts“
„Ach ja, wie denn sonst?“
Jeder schwieg und dachte an Roger, als sie einen Schrei hörten.
„Walter, versuch an die Axt zu kommen, wir riskieren einen Blick ins Kaminzimmer“
Alle waren einverstanden und die vier, mit Walter an der Spitze gingen
den Gang entlang, bogen um die Ecke und blickten hinunter. Im Kamin
glühte weiterhin ein Feuer ohne Flamme. Weder von Roger, noch von dem
Verrückten war etwas zu sehen. Vorsichtig schlichen sie wie ihre
Schatten die Treppe hinunter. Walter ließ seinen Blick umhergleiten und
ging zum Kamin. Er legte ein verknotetes Stück Eichenholz über die
Glut, gab den drei Personen hinter ihm ein Zeichen und machte sich
sogleich auf die Suche nach der Axt. Ben, Samanta und Linda näherten
sich dem Kamin.
„Merkwürdig glatt hier“, bemerkte Linda, kniete sich auf den Boden und leuchtete mit ihrem Feuerzeug hin.
„Das ist Blut“, fuhr sie erschrocken hoch.
Auf einmal fing es an, aus dem Keller zu quietschen. Ein schrilles,
metallisches Quietschen, was sich mit Gewalt in ihre Ohren bohrte.
„Was ist das?“, wollte Samanta beunruhigt wissen.
„Unheimlich“, fügte Linda hinzu und verließ die Blutlache.
Sie blickte nach unten und folgte der Schleifspur bis zur Schiebetür.
Am blutverschmierten Griff konnte sie deutlich die Fingerabdrücke sehen.
„Da kommt jemand“, zischte Ben den beiden Frauen zu und sie versteckten
sich alle drei hinter einem der schwerfälligen purpurfarbenen Vorhänge.
Kurz darauf hörte man jemanden die Kellertür abschließen und auf den
Kamin zugehen. Die Person stöberte in der Feuerstelle und ging
anschließend wieder in den Keller zurück, diesmal ohne die Tür zu
verschließen. Als die Tür ins Schloß gefallen war, blickte Samanta
hinter dem Vorhang hervor.
„Er ist weg“
„War es dieser Schlitzer?“
„Wahrscheinlich“
„Was jetzt?“
„Da kommt einer!“
„Aus dem Keller?“
„Nein“
„Das ist bestimmt Walter“
Sie bleiben hinter dem Vorhang stehen. Walter betrat den Raum. In der
rechten Hand hielt er den Axtstiel, in der linken Hand den Nacken des
Werkzeuges. Er trug sie quer über der Brust, bereit zuzuschlagen.
„Wo seid ihr?“, fragte er leise ins Zimmer.
„Hier“, antwortete Ben und die drei kamen aus ihrem Versteck heraus.
„Was ist das für ein gräßliches Quietschen?“, wollte Walter wissen und mußte dabei in genauso ratlose Gesichter blicken.
„Keine Ahnung“
„Und nun?“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.08.2007.
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