Patrick Wagner

Max Torrt: Willkommen in Dönerworld

Die Klasse 5a wollte wieder einmal einen Klassenausflug veranstalten, doch sie konnten sich nicht einigen wohin der Ausflug gehen sollte. „Also ich bin ja für den Strand“, sagte Lisa. „Ja klar, damit du wieder deine tolle Rettungsschwimmernummer abziehen kannst!“, meckerte Mark aus einer anderen Ecke des Klassenraums. Max und sein Freund Achmed hielten sich aus den Klassenstreitigkeiten vorübergehend raus. Doch da kam Achmed eine Blitzidee. Aufgeregt meldete er sich, indem er seine Hand hob und Maria diese Hand voll in Gesicht drückte. „He!“, meckerte sie, „hoffentlich sind deine Hände auch gewaschen.“ Doch Achmed sagte nur: „Nein, seitdem ich Dönerman die Hand vor vier Jahren gegeben habe, wasche ich sie mir nicht mehr.“ Geekelt versuchte Maria Achmeds Hand auszuweichen. „Ja bitte, was willst du sagen?“, fragte Herr Meyer, der Klassenlehrer. „Wir könnten doch nach Döner-World fahren“, schlug Achmed vor. Doch Herr Meyer zögerte kurz und meinte dann: „Ich weis nicht, davon habe ich schon länger nichts mehr gehört. Vielleicht existiert es ja gar nicht mehr.“ Der Freizeitpark Döner-World wurde vor vielen Jahren von Achmeds Onkel Ali errichtet und ist ein Themenpark, der durch und durch von Dönern handelt. Die Klasse war an Döner-World anscheinend interessiert, auch wenn es möglicher Weise nicht mehr in Betrieb ist. „Wenn es nicht mehr in Betrieb ist, haben wir sogar freien Eintritt“, freute sich Bjön, der die ganze Zeit mit dem Stuhl kippelte. Plötzlich fiel der Stuhl mit Bjön um. „Aua“, schrie er, „in der Schule sind nicht nur Lehrer arge Spielverderber, sondern auch die Stühle.“ Am Ende der Stunde stand das Ergebnis fest: Die Klasse wollte einstimmig Döner-World besuchen. Am großen Tag packte Max lediglich ein Brot und etwas zum Trinken ein. Gut gelaunt fuhr die Klasse mit dem Bus nach Döner-World. Wenige Stunden später kamen sie am Freizeitpark an. „Es scheint geschlossen zu haben“, meinte Herr Meyer. „Geschlossen?“, nörgelte Bjön, „sehen Sie sich diese vergammelte Bruchbude doch mal an, es ist nicht ! nur gesc hlossen, sondern auch außer Betrieb.“ Tatsächlich war Döner-World nicht gerade im besten Zustand. Der ganze Park war voller Spinnenweben und Pflanzen, die über die länger nicht mehr gepflegten Gartenbeete herüberwucherten. „Das ist doch toll“, freute sich Max, „jetzt brauchen wir erstens keinen Cent Eintritt zahlen und zweitens gibt es keine Parkangestellten, die mit einem meckern können, wenn man Mist baut.“ Die Klasse war von Max Vorschlag sehr beeindruckt und rannte ohne irgendwelche Ziele im Park herum. Entspannt setzten sich Max, Achmed und Lisa in ein Fahrgeschäft rein. Maria, die sich vor Langeweile an das Pult mit den Knöpfen zum Bedienen der Attraktion setzte, drückte versehentlich auf einen Knopf mit der Aufschrift „Start“. Das Fahrgeschäft bewegte sich, da der Strom noch nicht abgestellt war. Max und die Anderen im Fahrgeschäft schrieen Maria zu: „Schalt das Ding bloß aus!“ Vor Verzweifelung wusste Maria gar nicht, was sie tun sollte. Schockiert suchte sie nach dem Ausschalter. „Aha“, sagte sie, „Auf dem Knopf steht: „Fast“, das ist doch englisch und bedeutet anhalten.“ Also drückte sie erwartungsvoll auf den Knopf. Doch dummerweise steht „Fast“, wie wir alle wissen für „schnell“ und Max und seinen Freunden kam um ein Haar das Frühstück wieder raus. Es dauerte einige Minuten, bis Maria den Ausschalter fand. Völlig durchgedreht verließen Achmed, Lisa und Max das Karussell und taumelten weiter in den Park hinein. Bjön zeigte keinerlei Interesse an dem Park, den er beim Vorschlagen eigentlich auch toll fand. Völlig enttäuscht von dem Park stand er in einem großen Spiegelkabinett und schaute sich gelangweilt seine vielen schiefen Spiegelbilder an. Da platzte ihm der Kragen und er trat einen Spiegel kaputt. Nur leider war das nicht irgendein Spiegel, sondern es war der Spiegel, der das Dach abstützte. Erschrocken rannte Bjön aus dem Spiegelkabinett, das kurz danach zusammenkrachte. Max aß in der Zwischenzeit sein Brot an einem völlig verstaubten Tisch. Achmed suchte in einem alten Imbiss nach etwas! Essbare m. Da fand er sogar eine alte Tüte voller Lockum. Sofort riss er sie auf und verspeiste alles, was sich in der Tüte befand. Max, der in der Zwischenzeit schon fertig gegessen hatte, suchte nun nach einem stillen Örtchen. Aber keine Toilette war in Sicht. Da er nicht unbedingt ins Gebüsch machen wollte, weil ihn ja jeder sehen könnte, nahm er sich einen Becher und verschwand in dem alten Personalraum. Wenige Minuten später, als Max fertig war, kam Achmed zu Max und sah den Becher mit dem gelben Zeug. „Lecker“, sagte Achmed, „Limonade, ich bin am Verdursten.“ Max wollte seinen Kumpel noch aufhalten, doch dann war es schon zu spät. Genüsslich schlürfte Achmed die angebliche Limonade weg. „Lecker, was ist das?“, wollte Achmed wissen, nachdem er den Becher leer getrunken hatte. Doch Max schüttelte nur den Kopf und meinte: „Das willst du lieber nicht wissen.“ Dann stellte sich Herr Meyer an den Eingangsbereich und rief seine Klasse zusammen. Nach kurzem Unterhalten verließen alle den Park und fuhren nach Hause. „Gefällt dir Döner-World immer noch so gut?“, fragte Max seinen Kumpel Achmed. „Ja“, antwortete der, „ich finde es sogar noch schöner, denn ein verlassener Park ist noch viel aufregender, als einer, der in Betrieb ist, denn da kann man alles tun und lassen was man will.“ Jeder Schüler der Klasse nahm sich vor, eines Tages wieder zurück nach Döner-World zu fahren.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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