Christine Herrmann

es war einmal.....

ein kleines Dorf in einem grünen Land, voller Wälder und Auen mit sauberer Luft und gesunden Menschen. Sie bestellten ihre Äcker, feierten ihre Feste und lebten friedlich zusammen. Eines Tages kehrte ein Viehhirt namens Ben, der Sohn von Hedges, mit seiner Herde von der Weide zurück. An diesem Abend war er sehr aufgeregt und hatte zu berichten: "Es gibt ein Nachbardorf, das im Nebel liegt. Ich habe seine Feuer gesehen. Viele kleine Glühwürmchen schwirrten umher. Ich hörte lautes Husten und Keuchen."

Viele Bewohner des Dorfes waren nun neugierig geworden ob der seltsamen Beschreibung Bens. Einige wollten mit eigenen Augen sehen, was im Nebeldorf vor sich ging. So machte sich bei Anbruch des nächsten Tages eine Delegation von Wagemutigen auf, angeführt von Ben. Die älteren Dorfbewohner hatten noch gewarnt: "Das sind Verführer, geht dort nicht hin. Meidet die Feuer !". Als sie endlich an den schmalen Fluß kamen, sahen sie einen undurchsichtigen grauen Schleier. Gedämpfte Laute drangen zu ihnen, darunter Husten und Röcheln. Es roch nach Tod. Ratlos und ängstlich standen sie vor der Nebelwand. Ben nahm allen Mut zusammen, räusperte sich und sagte: "Ich gehe jetzt nachsehen, wartet hier". Gerne blieben sie und schauten ihm nach, wie er verschwand.

Sie hörten merkwürdige Musik und Stimmen. Lange Zeit geschah nichts. Dann kam ein Husten auf sie zu, das immer lauter wurde. Es war Ben. Er war sehr aufgeregt und freute sich, daß alle Augen auf ihn gerichtet waren. "Wie war es ?" "Was hast Du gesehen ?" "Was hast du gemacht ?" fragten sie. Stolzgeschwellt entgegnete er: "Es war schön, sie haben mich in ihren Kreis aufgenommen. Wir haben getanzt und zusammen geraucht." "Geraucht ?" fragten alle aus einem Munde. "Ja, es ist garnicht schlimm, man nimmt sich Tabak, rollt es in Papier, zündet es an und atmet den Rauch ein". "Tut das nicht weh ?" "Schmeckt das denn ?" prasselten die Fragen auf ihn. "Am Anfang hats nicht so geschmeckt, aber es war so schön, dazu zu gehören und es entspannt auch" meinte Ben. Er drehte sich um und verschwand wieder im Nebel.

Nach und nach gingen auch andere und waren nicht mehr gesehen. Jahre vergingen. Die Leute in dem Dorf konnten sich kaum noch an diejenigen erinnern, die ins Nebeldorf gegangen waren.
 
Eines Tages kam ein Fremder ins Dorf. Es war ein dürrer Mann mit vielen Falten, grauer Haut und gelben Zähnen. Er roch nach Tod und rang nach Atem. Nur seine Mutter, eine blühende Frau mit rosiger Haut und roten Haaren erkannte ihn: "Ben ! Du bist wieder da ! Wie ich mich freue !" rief sie überglücklich. "Du siehst krank aus, was ist nur geschehen ?" grämte sie sich. Da umarmte Ben sie und flüsterte: "ich möchte so gerne bleiben und wieder gesund werden, ich weiß aber nicht, ob ich kann. Der Tabak verlangt Menschenopfer. Alle im Nebeldorf sind krank, manche mehr, manche weniger. Viele sterben früh. Singen und lachen kann ich auch hier, aber der Tabak sagt mir, ich kann es nur zusammen mit ihm. Was soll ich nur tun ?".

Ben wurde unter Quarantäne gestellt und bekam bestes Essen und Unterhaltung. Anfangs ging es Ben schlecht, er konnte nicht schlafen, hatte Kopfschmerzen und dachte nur an den Tabak. Da bekam er Besuch von zwei Fremden, die sich als Ruth Händle und Camelie Filtre vorstellten. Sie waren in prächtige Gewänder gehüllt und hatten frischen Atem. Sie beruhigten ihn: "Wir kennen uns nicht aber wir wollen Dir helfen. Auch wir haben lange Zeit im Nebeldorf gelebt und die schmerzhafte Trennung vom Tabak erlebt. Es ist alles nicht so schlimm, wie Du glaubst". Sie scherzten und sangen, aßen und tranken zusammen und lasen sich Geschichten vor. Viele Geschichten erfanden sie auch.

Ben hört gerade diese.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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