Relikt
„Meine Herren. Dieser Rat diskutiert darüber, ob der Fund des
Artefakts für Lydinyr nicht viel zu früh wäre. Immerhin ist die Bevölkerung
hier noch nicht fortgeschritten genug, um einen Fund dieser Größenordnung
richtig zu verwenden. Was ist, wenn er nur eine weitere Waffe zur Kriegsführung
wird? Immerhin kennen diese Leute hier nur einen der fünf Kontinente, die diese
Welt beinhaltet. Sie kennen nur Aurora und das, obwohl Rinu nur 17000 Kilometer
davon entfernt ist. Sie glauben, dass ihr Planet der einzige bewohnbare in der
Galaxis ist und dass ihr Kontinent der einzige auf ihrer Welt ist!“
„Sol
GJA, ich kann ihnen versichern, dass das Artefakt, trotz der unterentwickelten
Technologie der Lebewesen, richitg verwendet werden wird und zum Frieden auf
diesem Planeten beitragen wird. Wir müssen nur die Truppen von König Arimus
unterstützen. Auf keinen Fall sollte das Relikt der Pak’ta in die Hände von
Duke Xidious fallen. Dieser herrschsüchtige Graf würde seine Armeen damit
ausrüsten und finstere Zeiten würden für Aurora anbrechen. Es würde nicht lange
dauern, bis die Untergebenen Xidious’s diesen Kontinent aufspüren würden. Und –
wir wissen nicht wie mächtig die PSI Kräfte dieses Artefaktes wirklich sind –
möglicherweise müssten sogar wir um unsere Existenz bangen.“
„Sehen
sie. Genau deswegen spreche ich mich gegen die Offenbarung des Artefaktes für
die Gesellschaft aus.“
„Verehrter
Rat, es ist hier schon lange nicht mehr die Frage, ob das Artefakt gefunden
wird – es wird ohnehin schon gesucht. Nun ist nur mehr die Frage in wessen
Hände es gerät. Und es kann sehr gefährlich werden.“
„Sir Roberts, der König gewährt euch Audienz bezüglich der
archäologischen Expedition in Borsk Territorium. Ihr habt 5 Minuten.“
„Tretet
ein.“
Sir
Roberts betrat den königlichen Thronsaal, ging dem langen Teppich in der
überkuppelten Halle entlang, bis er zu dem großen Thron gelangte. An den Wänden
waren Fackeln angebracht, die jedoch völlig unnütz waren, da Lichtstrahlen
durch die gläsernen Kuppeln des Königspalastes fielen. Dadurch entstand ein
hervorragendes Licht- und Schattenspiel am Boden, des wiederum durch die
Glasspiegel an den Wänden reflektiert wurde und den Raum hell erleuchtete.
Der
König begann zu sprechen.
„Bringt
euer Anliegen vor!“
„Eure
Majestät, ich habe Berichte über ein Artefakt mit magischen Fähigkeiten
innerhalb des Borsk Territorium erhalten. Kurz darauf fiel mir diese Karte in
die Hände; sie kennzeichnet den genauen Standort des Artefaktes. Es befindet
sich weit im Norden, in den Bergen. Noch wissen wir nicht, um welche Art von
Artefakt es sich handelt, doch Personen, die schon einmal in der Nähe des
Reliktes waren behaupten, es überträfe alles, was sie bisher gesehen hatten.
Ich bitte euch um eine archäologische Expedition dort hin.“
„So
sehr mich dieser Fund interessieren würde und so gern ich euch diese Expedition
genehmigen würde, ich muss euren Antrag ablehnen. Diese Expedition wäre zu
gefährlich. Der Weg dorthin führt euch durch das Territorium von Duke Xidious.
Ihr wisst, dass wir uns mit dem Grafen im Krieg befinden. Außerdem leben in den
Bergen im Norden die Borsk. Es wird berichtet, dass sie Passanten attackieren
und töten. Ich kann nicht billigen, dass ihr euch und eure Leute dermaßen in
Gefahr begebt.“
„Königliche
Hoheit, ich werde das alleine erledigen und so keine weiteren Leute in Gefahr
begeben. Das Artefakt ist von hohem idealistischen Wert. Wir vermuten, dass vor
uns eine andere Rasse diesen Planeten bevölkert hat. Von ihnen stammt dieses
Artefakt. Mit dem können wir viel verändern. Glaubt ihr wirklich, dass Aurora
der einzige Kontinent auf diesem Planeten ist? Was ist wenn es zwei oder drei
Kontinente gibt. Denkt in noch größeren Dimensionen. Was ist, wenn es noch
weitere bewohnbare Planeten gibt?“
„Nun,
ihr seid den Veränderungen vielleicht wohlgesinnt. Doch viele in meinem Reich
denken nicht so und wollen lieber, dass alles beim Alten bleibt. Trotzdem – ich
erteile euch hiermit die Erlaubnis das Artefakt zu finden. Eure Audienz ist
hiermit beendet. Bringt mir das Artefakt!“
„Duke Xidious, unsere Spione berichten über eine
archäologische Expedition, die durch euer Reich führen soll. Angeblich suchen
sie ein Artefakt mit magischen Kräften, das sich im Borsk Territorium befinden
soll.“
Der
Diener betrachtete den Grafen eindringlich. Er herrschte mit Gewalt über sein
Land und tötete die, die nicht einer Meinung mit ihm waren.
„Könnte
dieses Artefakt von Nutzen für uns sein?“
„Wir
könnten die magischen Kräfte nutzen, um unsere Armeen damit auszustatten.
Stellt euch eine Armee mit Kräften, die sich der Feind nicht einmal vorstellen
kann, vor. Wir würden ganz Aurora unter unsere Kontrolle bringen!“
„Bringt
es mir!“
Roberts überblickte
das Areal. Die Lage war ernst. Vielleicht würden es die Truppen von Graf
Xidious diesmal schaffen. Sie waren überall eingefallen, belagerten die Burg
und töteten die Truppen von Klein Aurora. Die Armee von des neutralen Staates
war in der Minderzahl, aber eindeutig besser ausgerüstet und motiviert.
Trotzdem war dies eine der schlimmsten Schlachten, die Sir John Roberts je
erlebt hatte. Die Burg war kurz vor dem Fall, überall ertönten die Schreie der
Soldaten, die getötet wurden und wenn sich die Front nicht halten würde, würden
die Truppen von Graf Xidious in das Land einmarschieren. Das Burgtor zerbarst
und den Axteinschlägen der feindlichen Truppen, welche sofort in die Burg
einfielen. Roberts zog sofort sein Schwert und attackierte den ersten
feindlichen Soldaten. Sein Schwert klirrte bei der ersten Berührung der
feindlichen Rüstung. Der Gegner parierte, Roberts drehte sich einmal und
versuchte einen erneuten Schlag auf die Brust des Feindes. Dieser wehrte jedoch
geschickt ab, überraschte Roberts in einem ungelegenen Moment und streifte ihn
mit seinem Schwert am Arm. John schrie auf und ließ das Schwert fallen. Er
wollte sich bücken, um es aufzuheben, sah jedoch wie der Gegner es wegtrat und
mit seinem Schwert auf ihn einstach. Er rollte sich zur Seite, sprang sofort
auf, zog seinen Dolch und stach zu. Der Gegner sackte zu Boden. John hob sofort
sein Schwert auf und machte sich auf die nächste Attacke gefasst. Katapulte
erklangen, einer großer Teil der Burgmauer wurde zerstört und Reiter tauchten
aus den Staubwolken und Schutt auf, deren Lanzen mindestens doppelt so lang wie
Roberts Schwert war. Er machte sich auf einen Angriff gefasst und war bereit zu
Sterben, als plötzlich Bogenschützen auftauchten und die meisten vom Pferd
holten. Während die Bogenschützen nachluden näherte sich ein weiterer Reiter
John, der der Lanze auswich, diese packte und so den Feind vom Pferd riss.
Durch einen Schlag war er schon zu Boden gestreckt. Doch nach und nach tauchten
aus dem Rauch weitere Reiter auf, die gepanzert waren und so nicht mehr so leicht
zu besiegen sein würden. John hob die Lanze des letzten Soldaten auf und
stürmte auf die Kavellarie zu. Es gelang ihm einen vom Pferd zu werfen und mit
dem Schwert genau ins Visier zu stechen. Die Bogenschützen hatten nachgeladen
und schossen die weiteren Reiter vom Pferd. John konnte die Ramböcke hören, die
die Truppen gegen die Burgmauern schleuderten. Ein weiterer Ton erschallte und
die Burgmauer sackte in sich zusammen. Nun erkannte Sir Roberts, dass die
bisherigen Truppen nur Vorboten gewesen waren. Nun stürmten bewaffnete
Infanteristen die Burg, bewaffnet mit Äxten und Langschwertern. Wie eine
unaufhaltsame Lawine stürmten sie dem Burgzentrum entgegen. Die erste Reihe
konnte noch von den Bogenschützen aufgehalten werden, doch schon trampelte die nächste
Horde über die Überreste ihrer Vorgänger. Roberts griff den ersten an, den er
sah und schlug sofort auf ihn ein. Dieser jedoch, wich aus und schlug mit
seiner Axt zu. Gegen Äxte konnte John mit seinem Schwert nicht viel ausrichten.
Er versuchte zu parieren, wurde jedoch in den Boden gezwungen. Als John am
Boden lag, holte der Gegner aus, doch John rollte sich zur Seite, sprang hinter
ihm wieder auf und stach ihm in den Rücken. Mittlerweile hatten die feindlichen
Krieger jedoch schon die Bogenschützen erreicht und streckten diese nieder.
Deckung von hinten konnte John und die anderen Kämpfer in dieser Schlacht also
nicht mehr erwarten. Doch es kam noch schlimmer. Bogenschützen mit Feuerpfeilen
attackierten die Burg und setzten jede Ecke in Brand. Es würde nicht mehr lange
dauern, dann würde die zweite Burgmauer fallen und der Feind würde Klein Aurora
erobern. Feuer tobte überall um Roberts herum, doch der Gegner ließ ihm keine
Gelegenheit seine Umgebung zu betrachten. Ein Schwertkämpfer griff ihn an und schlug
mit seinem Langschwert auf ihn ein. Dies war definitiv ein Meister seiner
Kunst. Er trieb Sir Roberts zurück, wehrte alle seine Schläge ab, hantierte
geschickt mit seiner Waffe und führte einige Manöver durch, die John zwangen
sich immer mehr einer brennenden Baracke zu nähern. Roberts versuchte eine
aggressive Attacke durchzuführen, die von dem Schwertkämpfer allerdings
geschickt abgewehrt und erwidert wurde. Sie traf John in einem ungünstigen
Moment, der sie zwar abwehren konnte, jedoch außer Kontrolle geriet und mitten
in den brennenden Schuppen stolperte. Sein Kontrahent nutzte diese Gelegenheit
sofort und schlug mit voller Kraft auf das Schwert ein, dass sofort zu Boden
fiel. Nun war Sir Roberts wehrlos. Der Gegner lachte hämisch und hob sein Schwert
um zuzuschlagen, als plötzlich das Dach einbrach und ihn unter sich begrub.
John stand sofort auf und packte sein Schwert, um aus dem brennenden
Trümmerfeld zu verschwinden, hörte jedoch einen Hilfeschrei, der ihn
zurückhielt. Jemand war noch hier drinnen. Roberts verließ sich auf sein Gehör
und rannte zu den inneren Räumlichkeiten der Baracke, wo er einen mit einer Axt
bewaffneten Krieger sah, der gerade auf einen unbewaffneten einschlagen wollte.
Der Ritter griff sofort ein und streckte sein Schwert vor die Axt des Feindes,
der gerade zuschlagen wollte. Die Axt stoppte vor dem Schwert und John nutzte
den Überraschungsmoment, um dem bewaffneten mit der Faust in das Gesicht zu
schlagen. Dieser sackte sofort bewusstlos zu Boden.
„Schnell
Junge, raus hier!“
Er
packte den Jungen und riss ihn aus der zusammenstürzenden Hütte. Draußen tobte
noch immer die große Schlacht. Roberts kam sich wie auf einem Friedhof vor, als
er das Freie betrat. Überall lagen Leichen, verstümmelt, erschlagen oder
geköpft, von denjenigen, die das Land hinter dieser Burg verteidigten. Diese
Schlacht hatte Duke Xidious schon so gut wie gewonnen. Seine Truppen erstürmten
die Burg und hatten schon fast die andere Seite der Grenze erreicht, als
plötzlich... Nein, er musste sich irren. Er blickte noch einmal genau hin. Die
klein-aurorianische Befreiungsarmee! Über 300 Truppen stürmten auf das Gebäude
zu und verwickelten die Männer von Duke Xidious in eine brutale, blutige
Schlacht. Diejenigen, die die Burg bereits erstürmt hatten wurden von den
Bogenschützen der Befreiungsarmee wieder heruntergeholt. Binnen weniger
Sekunden war die vorher dominante Armee von Graf Xidious zu einem kleinen
Häufchen Krieger geschlagen worden, die versuchten in Richtung Heimat zu
fliehen. Ein weiterer Verlust für den dunklen Grafen. Der letzte Rest der
Truppen war besiegt worden und eine Jubelfeier brach in der Burg aus. John
blickte zur Seite. Neben ihm stand immer noch der Junge aus der Hütte.
„Danke,
wegen vorhin. Ihr habt mir das Leben gerettet!“
„Worher
kommst du?“
„Aus
Klein-Aurora. Was führt euch an die Grenze zur Grafschaft Xidious?“
„Ich
möchte sie überqueren, um in Borsk Territorium einzudringen.“
„Das
ist sehr gefährlich. Spähtrupps und Soldaten durchstreifen täglich das Land um
nach Eindringlingen zu suchen.“
„Ich
bin mir der Gefahr sehr wohl bewusst. Meine Mission ist dennoch von größter
Wichtigkeit. Es geht um ein Artefakt. Bekommt es Graf Xidious in seine Hände,
dann fallen die Grenzen zu Klein-Aurora und den anderen Staaten schneller, als
du dreimal Xidious sagen kannst.“
„Lasst
mich mit euch kommen. Ich suche das Abenteuer.“
„Das
kann ich nicht verantworten. Du würdest dich in große Gefahr begeben!“
„Ich
bin mir wie ihr der Gefahr bewusst. Sagtet ihr nicht, die Mission wäre von
großer Wichtigkeit? Ihr benötigt einen Begleiter.“
„Tut
mir leid, Junge. Ich kann dich wirklich nicht mitnehmen. War nett, dich
kennenzulernen.“
Roberts
ließ die Jubelnden allein und begab sich in die Richtung der Grafschaft.
Patroullien! Und das ausgerechnet, wo er nur mehr wenige
Kilometer von der Grenze zum Borsk Territorium entfernt war. Tagelang war er
durch die Grafschaft Xidious gereist, ohne auf bewaffnete Truppen zu stoßen.
Und jetzt waren bewaffnete Patroullien unterwegs. Wahrscheinlich suchten sie
nach ihm. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Roberts fuhr sofort um und wollte
mit seinem Schwert zuschlagen, als er den 19jährigen Jungen aus Klein-Aurora
erblickte.
„Was
machst du denn hier? Wir kamst du hierher?“
„Ich
bin euch gefolgt!“
„Gefolgt?
Wir befinden uns hoch im Norden. Es waren 200 Kilometer von der Grenze Klein
Auroras bis hierher.“
Der
Junge wollte ihm gerade antworten, als eine Stimme ertönte.
„Halt!
Wer ist da? Geben euch sich zu erkennen!“
„Verdammt,
runter Junge!“
Roberts
duckte sich wieder hinter dem Gebüsch, das er als Tarnung benutzte.
„Wachen,
folgt mir, ich glaube ich habe ein Geräusch gehört.“
John
zog leise den Dolch aus dem Halfter, den er sich an den Gürtel gehängt hatte
und nahm ihn in die Hand.
„Gebt
euch zu erkennen, wer immer ihr seid. Ihr könnt uns nicht entkommen und ihr
seid umstellt. Ihr habt keine Chance.“
Roberts
wartete auf den richtigen Moment, zielte mit der Messerspitze, sprang auf und
warf den Dolch der Wache in die Brust. Diese taumelte und fiel sofort um. Die
anderen Wachen hatten John durch sie entdeckt. Sie luden Pfeile in ihre
Armbrüste, legten an und feuerten. Roberts sprang sofort auf, zog den Jungen
mit sich und rannte quer durch den Wald. Ein Armbrustpfeil durchbohrte einen
Baum direkt neben ihm. Die Schützen legten wieder an und feuerten, verfehlten
allerdings, da Roberts Haken schlug. Die Wachen stellten das Feuer ein, um John
und den Jungen verfolgen zu können. Verstärkung war angefordert worden und
Stoßtrupps näherten sich den beiden von der anderen Richtung. Die Wachen hinter
ihnen holten ebenfalls auf. Ein Messerwerfer zog seinen Dolch und warf ihn auf
Roberts, der jedoch gerade von einem Stein heruntersprang und so verfehlt
wurde. Er landete unsanft auf dem Boden, sah nach dem Jungen, rollte sich ab
und blickte auf den zweiten Stoßtrupp, der genau auf sie zukam. Er rannte
brüllend auf sie zu und streckte den ersten nieder, drehte sich um und
versuchte so viele Bäume, wie nur möglich zwischen sich und seine Feinde, die
deutlich in der Überzahl waren, zu bringen. Einige Armbrustpfeile wurden
abgeschossen. Einer davon traf Roberts Bein. Robert humpelte und wollte sich
schon dem Feind ergeben, als er das Dorf sah, das an das Ende des Waldes
grenzte. Das war das letzte Dorf vor der Grenze zu den gefürchteten Borsk.
„Junge,
komm schon, wir müssen uns beeilen.“
Mit
Müh und Not konnte John noch das Dorf erreichen, dicht gefolgt von den Wachen
des Grafen Xidious. Roberts zeigte auf einen alten Karren.
„Ich
springe hinauf, du schiebst ihn an, bis wir genügend Schwung haben und dann
springst du auch auf. Wir sollten so mühelos diesen Abhang hinunterkommen.“
Der
verwundete Ritter legte sich auf den Karren und sein Weggefährte begann den
Karren langsam zu schieben. Er sah die bewaffnete Meute, wie sie ihnen immer
näher kamen. Einige Armbrustpfeile zerbarsten das Holz knapp neben John, der
von einigen Holzsplittern getroffen wurde. Das Gefährt hatte nun genug Schwung
und der Klein Aurorianer sprang auf und konnte sich gerade noch vor einem
Armbrustpfeil retten, der knapp an ihm vorbeiflog. Als er den Weg, der über die
Anhöhe hinunterführte blickte, blieb ihm fast das Herz stehen. In einem Winkel
von beinahe 30° führte ein steiniger, verwachsener Weg ungefähr 100 Meter
hinunter. Und sie wurden immer schneller. Auf welche verrückte Expedition hatte
er sich da bloß eingelassen? Er hätte doch gleich wissen sollen, dass es ein
Fehler war mit dem fremden Ritter zu gehen. Doch jetzt war es zu spät. Der
Wagen erreichte Höchstgeschwindigkeit, donnerte den steinigen Weg hinunter, nur
begleitet vom Geschrei des Klein-Aurorianers. Unausweichlich kam eine
Felsformation auf das Gefährt zu. Sie würden in ihr zerschellen. Er schloss die
Augen.
„Noch
nie was von herunterspringen gehört?“
Sir
Roberts packte den Jungen am Kragen und riss ihn mit sich vom Karren herunter.
Die beiden stürzten aus dem Karren, schlugen auf dem harten Boden auf, prallten
ab und rollten über den restlichen Hügel hinunter, bis sie von einem spitzen
Felsen unsanft gestoppt wurden. Der Klein Aurorianer stand auf, blickte sich um
und fand sich in einem eisigen, felsigen und unfruchtbarem Terrain wieder, das
ständig von Energieblitzen durchzuckt wurde. Man konnte kaum weiter als zwei
Meter sehen, da der Nebel die Sicht größtenteils blockierte. Auffällig war
auch, das die Temperatur von der Grafschaft Xidious zum unfruchtbaren Terrain
um einige Grade gefallen war.
„W..wieso
folgen die uns nicht?“
Der
Junge deutete auf die gräflichen Truppen, die auf dem Hügel standen und nur zu
den beiden herunterblickten.
„Junge,
wir sind jetzt auf Borsk Territorium. Kaum jemand wagt es in dieses Gebiet
einzudringen.“
„Außer
wir, natürlich!“
„Und
eine Gruppe Archäologen des Duke Xidious, die den Auftrag haben das Relikt, das
auch wir suchen, für militärische Verwendung zu finden. Falls man den Spähern
von König Arimus glauben kann.“
„Und
was ist so schrecklich an den Borsk?“
„Sie sind ein nicht-menschliche, kriegerische zurückgezogene
Rasse, die von den Menschen im Lauf der Geschichte in das unfruchtbarste Gebiet
Auroras zurückgedrängt wurde. Es ist nur wenig über sie bekannt. Dieses Terrain
hier liegt jenseits des Redemption Hügels. Hier herrschen ganz bestimmte
Klimabedingungen. Wir sollten deshalb immer in Bewegung bleiben. Übrigens...wie
lautet dein Name?“
„J.C.
Hawk.“
„Nun,
J.C. Hawk, wenn wir das Relikt vor Graf Xidious in den Händen haben wollen,
dann sollten wir uns beeilen. Und denk‘ daran, wir sind hier im Territorium der
Borsk. Immer die Augen offenhalten!“
150. Breitenkreis, mitten im Territorium der Borsk. Eine
Schneelandschaft lag vor ihnen, das düstere Gebiet wurde immer wieder von
Stürmen und leichten Erdbeben erschüttert. Das Vorankommen in diesem Gebiet war
sehr mühsam geworden. Meterhoher Schnee blockierte jene Stellen, wo einst Wege
und sogar Straßen waren, ebene Flächen waren nur selten vorzufinden, die
Landschaft war felsig, ausgetrocknet und zerklüftet, die Temperatur war auf 20
Grad unter 0 gefallen.
„Ich
kann nicht mehr. Legen wir eine Pause ein!“
„Wir
hatten doch gerade eine vor 30 Minuten. Wir müssen immer in Bewegung bleiben. Außerdem
befinden sich der Eingang zu den Ruinen schon auf dem Gipfel von diesem Berg.“
Ein
leises Rascheln ertönte aus dem Schnee.
Hawk
fuhr herum.
„Habt
ihr auch etwas gehört?“
Im
selben Moment stürzte ein Borsk aus dem Schnee auf Roberts zu und warf ihn zu
Boden. Er rang mit dem Borsk und wälzte sich am Boden hin und her. Der Borsk
hatte sich schließlich über ihn gebracht und drückte mit voller Kraft die Kehle
des Ritters zu. John konnte nicht mehr atmen und tauchte immer tiefer in den
Schnee ein. J. C. stürzte sich von hinten auf den Borsk und riss ihn von John
herunter. Er schlug zweimal mit einer Keule auf ihn ein, bis dieser verängstigt
davonlief.
J.
C. Hawk triumphierte.
„Denen
haben wir’s jetzt aber gegeben, nicht?“
Plötzlich
tauchte derselbe Borsk wieder hinter einem Hügel auf. Langsam erschien auch die
Armee von Borsk, die seinem Befehl folgte und hinter seinem Rücken auf die
beiden zustürzte.
„Jetzt
wird es aber Zeit, dass wir Verteidigungsmaßnahmen ergreifen! Ich gebe ihnen
etwas, das ich selbst entwickelt habe. Energieblitze, die Schmerzen
verursachen, wenn sie ein Lebewesen berühren. Ich glaube ich nenne es
Elektrizität.“
„Was
du nur für sinnlose Erfindungen tätigst, Junge. Das wird sich nie durchsetzen.
Aber gut; ich versuche mich damit zu verteidigen.“
John
betrachtete das seltsame Gerät von allen Seiten, nahm es in die Hand und
richtete es auf die Borsk Armee.
„Die
Reichweite ist streng begrenzt! Im Allgemeinen 3 Meter.“
Roberts
schenkte Hawk einen fragwürdigen Blick und konzentrierte sich dann voll und
ganz auf die wütende Meute, die auf sie zustürmte.
Einer
der Fremdlinge sprang auf John zu. Dieser setzte das Gerät ein, welches sofort
einen Energiestoß von sich gab, der den Borsk betäubte. Doch auf einen toten
folgenden 30 lebende Borsk. Einige davon hatten ihn bald eingekreist und
wollten mit den Streitäxten auf ihn einschlagen. Da sich das Gerät von Hawk
erst wieder aufladen musste, warf er es schlichtweg in den Schnee und zog sein
Schwert. Seine Feinde wussten, wie sie mit ihren Waffen umzugehen hatten und
hatten ihn schon bald entwaffnet. Er wich zurück, stolperte in den Schnee und
blickte auf die spitzen Klingen der Äxte, die auf ihn gerichtet waren. Die
Borsk holten aus und wollten zuschlagen, als plötzlich Solianer ZYG erschien.
„Lasst
diese Männer frei und gebt ihnen Geleitschutz. Sie stehen unter meinem
persönlichen Schutz.“
Die
Person verschwand wieder und alle Borsk legten ihre Waffen zu Boden und
verneigten sich vor John und J.C..
„Die
Götter sind mit euch. Wir sind eure niedrigsten Diener. Verfügt über uns, wie
ihr wollt!“
„Nun,
im Moment will ich nur zu den Ruinen auf diesem Berg. Könnt ihr uns hinführen?“
„Ich
werde mich persönlich darum kümmern.“
Wenige Überreste von Ruinen kennzeichneten die Stelle. Den
einzigen Eingang, den John erkennen konnte, bildete eine niedrige Höhle, die in
den Berg führte. Ansonsten waren nur Gestein, Felsen und Schnee zu erkennen.
Roberts brüllte durch den stürmenden, eisigen Wind zu dem Borsk Führer:
„In
Ordnung, wir gehen jetzt da hinein. Gebt mir zwei eurer Männer und wartet hier
auf unsere Rückkehr. Wenn wir nach einem Tag nicht zurück sind, sind wir
entweder tot oder ein anderes bösartiges Schicksal ereilte uns.“
Der
Borsk Führer nickte, wies zwei Truppen Roberts zu und begann ein Lager aufzuschlagen.
Roberts wandte sich noch einmal dem Jungen zu.
„Gut
Junge, bist du bereit für eines der größten archäologischen Entdeckungen, die
jemals auf diesem Planeten gemacht wurden?“
„Seid
ihr nicht etwas zu optimistisch?“
„Nun,
das werden wir ja sehen.“
Er
entzündete eine Fackel und stieg gebückt in die Höhle ein. Ein weiter Gang
führte tief in den Berg und schien nie zu enden, als sie plötzlich nach einem
Weg von mehreren Kilometern in einer großen unterirdischen Halle angelangten.
John war aufgefallen, dass die Temperatur von außen zum inneren der Höhle um
mehrere Grad zugenommen hatte. Sie betrug nun fast schon 0 Grad. Er betrachtete
die riesige Halle und die Formationen, die in den Stein geritzt waren, sowie
die Zeichnungen an den Wänden. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Die
Pak’ta hatten ihnen wirklich ein großartiges Erbe hinterlassen. Er war ganz in
Gedanken versunken, als plötzlich Hawk auf ihn zukam.
„Was
haltet ihr hiervon?“
Er
führte ihn zu einer Felswand, die mehrere dutzende Meter in die Tiefe führte.
„Das
ist kein Problem, mein Freund. Wir haben die nötige Kletterausrüstung bei uns.“
„Ich
bitte euch, genauer hinzusehen.“
John
starrte in die Tiefe, erkannte etwas schwarzes, glitzerndes und fuhr plötzlich
zurück. Der gesamte Boden war bedeckt von borskianischen Drachenechsen.
„Drachenechsen,“
stöhnte er „die wahrscheinlich tödlichsten Lebewesen des Planeten. Der gesamte
Boden ist bedeckt von ihnen. Mein Gott, ich hatte als Kind immer Albträume von
ihnen. Diese Lebewesen zerfleischen einen Menschen in wenigen Sekunden.“
„Nun,
ihr müsst euch entscheiden!“
„Wir
müssen hier wohl oder übel durch. Hawk, bereite die Kletterseile vor, wir
versuchen uns zu der anderen Seite hinüberzupendeln. Falls das nicht klappt,
dann haben wir ohnehin nicht mehr viel Zeit um uns darüber zu ärgern.“
Hawk
ließ das Seil den Abhang hinunterfallen, verknotete es an einem robusten
Stalagmit, kettete sich an und ließ sich langsam daran hinunter. John tat das
Gleiche, pendelte nun an der Felswand hin und her und blickte nach unten. Die
Drachenechesen knurrten und fauchten, einige von ihnen unternahmen sogar den
Versuch zu den beiden heraufzuspringen. Ganz ruhig, dachte sich Roberts, wir
sind unereichbar für sie. Vorsichtig pendelte er hin und her und versuchte
Schwung zu bekommen. Ein Borsk ließ sich nun ebenfalls herunter, geriet
allerdings außer Kontrolle, rutschte ab und fiel nach unten. Roberts konnte gar
nicht hinsehen. Binnen einiger Sekunden war das Lebewesen auf einige Stückchen
reduziert, aufgeteilt auf die aggresiven Fleischfresser. Langsam wurde aus dem
leichten Hin- und Herschwingen eine schnelle Bewegung von links nach rechts.
Das Seil begann sich langsam an der Aufhängung abzunutzen. J.C. hatte schon
deutlich mehr Schwung als er und näherte sich dem Felssims auf der Seite
deutlich. John versuchte die Bewegung zu verschneller und steuerte immer näher
auf den Sims zu. Hawk hatte es nun geschafft und sich auf den Sims gerettet.
John war nur noch um einige Zentimeter davon entfernt und versuchte mehr
Schwung zu bekommen. Beim nächsten Mal würde es klappen. Er stieß sich von der
Wand ab und schwang sich auf die andere Seite, als plötzlich das Seil abriss
und John in die Tiefe stürzte. Er sah den Boden auf sich zustürzen, die
hungrigen Mäuler der Drachenechsen und war kurz davor, auf dem Boden
auzuschlagen, als das Seil wieder an der Befestigung hängenblieb und er wenige
Zentimeter über dem Boden an der Wand balancierte. Die Drachenechsen sprangen
gierig herauf und konnten nur mühsam von ihm abgewehrt werden. Er versuchte, an
der Wand entlangzulaufen und dadurch wieder Schwung zu bekommen. Der Ritter
stieß sich an der Wand ab und pendelte so wieder zurück. Er schluckte. Er
schwebte nur wenige Zentimeter über den Drachenechsen durch den Raum und konnte
diese nur mühsam abschütteln, da sie sich an seinen Stiefeln und an seiner
Kleidung festklammerten. Die Wand bot ihm eine Angriffsfläche, um sich
abzustoßen. Allerdings ruschte er ab, verlor den Halt, schwang mitten durch den
Raum und wurde durch eine Drachenechse attackiert, die sich in seine Haut
gebissen hatte. Er versuchte sie sich vom Körper zu reißen, was allerdings nur
durch einen noch kräftigeren Biss abgewehrt wurde. Wohl oder übel musste er mit
der Kreatur in seinem Körper weiterschwingen. Weitere Drachenechsen griffen an,
stürzten jedoch knapp vor ihm wieder zu Boden. Endlich war es ihm gelungen sich
an der Wand fest abzustoßen, in einem hohen Bogen durch den Raum zu fliegen und
in die Nähe des Sims zu kommen. Im Flug durchtrennte er das Seil mit seinem
Dolch und versuchte sich am Sims festzuklammern. Die Drachenechsen griffen ihn
immer wieder von unten an und er rutschte dadurch ständig weiter ab. Er
klammerte sich gerade noch mit einer Hand am letzten Halt und war kurz davor
abzurutschen. Eine Hand umklammerte die seine und zog ihn nach oben. Es war
J.C. Hawk.
„Nun,
bereit unser Abenteuer fortzusetzen?“
John
blickte ihn erstaunt an.
„Ich
bin nicht mehr sicher!“
Er
zog den Dolch aus seiner Tasche und ging vorsichtig, Schritt für Schritt durch
den Gang, der vor ihm lag. Einige Insekten huschten über den Boden und
Spinnweben fielem ihm ins Gesicht.
„Ich
habe kein gutes Gefühl hier.“
Roberts
wagte sich noch einen Schritt nach vorn. Ein Klicken ertönte, John blickte nach
unten und erblickte einen Schaltmechanismus, auf den er getreten war.
„Hawk,
wir haben ein Problem. Ich habe eine Falle ausgelöst. Was machen wir jetzt?“
„Auf
Drei springen wir mit einer Hechtrolle nach vorne.“
„Nun
gut.“
„Eins...!“
„Zwei...!“
„Gott
hilf uns! Drei!“
Die
beiden hechteten in einem weiten Bogen nach vorne und waren gerade noch den
Spitzen ausgewichen, die auf sie zugeschossen waren. Roberts blickte vom Boden
wieder nach oben. Ein weiteres Problem hatte Gestalt angenommen. Ein roter
Strahl, der zwei Punkte verband war vor seinen Augen aufgetaucht und er
glaubte, dass es nicht gut wäre ihn einfach zu durchschreiten.
„Hawk,
sieh‘ dir das einmal an!“
„Nun
ich glaube, wir sollten versuchen, zu simulieren, als würde der Lichtstrahl
beide Punkte berühren und dann durchgehen.“
Er
zog zwei Spiegel aus seiner Innentasche. Einen legte er leicht geneigt auf den
Boden den zweiten streckte er vorsichtig mit einer schwachen Neigung in den
Lichtstrahl. Das Licht wurde vom ersten Spiegel diagonal zum Spiegel im Boden
reflektiert und von dort aus wieder diagonal zurück in den zweiten Punkt.
„Ihr
könnt den Gang durchqueren.“
John
streckt vorsichtig den Dolch zuerst zwischen die Spiegel und schritt dann
vorsichtig hindurch.
„Das
funktioniert!“
Hawk
lächelte, verrüttelte dabei ein wenig den Spiegel und unterbrach so den
Lichtstrahl.
„Lauf,
Junge!“
Zacken
schossen aus dem Boden und aus den Wände, die Höhle deformierte sich und
Felsbrocken stürzten von der Decke. John sprang über einige Zacken, die aus dem
Boden schossen, duckte sich vor einigen Spitzen aus der Wand und rollte sich
über ein riesiges Sägeblatt. Einige Brocken, die von der Decke stürzten,
blockierten den Weg und John konnte sich gerade noch durch einen winzigen Spalt
retten. Nun gelangten sie in eine große Halle mit einem See in der Mitte.
„Wohin
jetzt?“ fragte J.C., als alles Felsbrocken von der Decke stürzten. Nun war das
Gleichgewicht der Höhle gestört, die Decke lockerte sich und stürzte auf John
und J.C. herunter.
„In
das Wasser. Schnell!“ schrie Roberts, sprang in den eiskalten See und suchte
schnell einen Weg, um sich aus dem Desaster zu befreien. Er blickte nach oben
und sah, wie die gesamte Decke knapp über dem Wasser aufschlug und sie so
einsperrte. Entweder er würde einen Weg hier heraus finden oder er würde
ertrinken.
Schnell
tauchten er und Hawk tiefer hinunter. Langsam schossen auch unter Wasser
Felsbrocken auf die beiden zu, die sie in ihrem Vorhaben behinderten. Nun
hatten die beiden den Grund erreicht und tasteten ihn ab, bis John einen
Eingang zu einer Höhle fand, in die sie sofort hineintauchten. Nun gerieten die
beiden schwer in Atemnot. John fragte sich selbst, ob es nicht eine bessere Art
zu sterben gewesen sei, wenn sie von den Felsbrocken erschlagen worden wären.
Die Höhle wurde nun immer enger und gipfelte in einer sehr engen Passage, durch
die sich Hawk gerade noch mit Mühe durchkämpfen konnte. John blieb mit seiner
Rüstung hängen. Er musste schnell etwas unternehmen. Wenn er hier hängenbleiben
würde, dann würde er schnell ersticken. Hawk sah, dass er John nicht helfen konnte
und tauchte auf. Roberts versuchte seine Rüstung vom Körper abzutrennen. Seine
Lunge verkrampfte sich immer mehr und ein brennender Schmerz stieg in ihm hoch.
Er schaffte es gerade noch, seine Hand zu seinem Dolch zu bewegen, ihn aus dem
Schaft zu ziehen und die Träger seiner Rüstung damit zu durchtrennen. Trotzdem
drückte sie noch mit voller Kraft auf seinen Brustkorb und verhinderte, dass er
sich befreien konnte. Er würde in dem See sein nasses und kaltes Grab finden.
Höchstens eine Minute blieb ihm noch bis zum Gehirntod. Er hatte sich schon auf
den Tod vorbereitet, als plötzlich J.C. Hawk mit einer Schneidzange getaucht
kam und damit einen Riss in die Rüstung schnitt. Roberts konnte sich mit Mühe
befreien und aus der Rüstung tauchen. Doch woher hatte Hawk das Gerät bekommen?
Im Moment war John dieser Gedanke jedoch gleichgültig. Hauptsache war, dass er
so schnell wie möglich wieder Luft schnappen konnte. Er erreichte die
Oberfläche, schnappte gierig nach der kostbaren dünnen Luft und blickte sich dann
erst um. Er fuhr erschrocken zurück. Dutzende von Pfeilen und Schwertern waren
auf ihn gerichtet. Es waren die Truppen von Graf Xidious.
„Um uns richtig zu verstehen, Sir Roberts. Ihr geht da jetzt
rein und bringt uns das Artefakt. Ihr übergebt es uns, sobald ihr herauskommt.
Sollt ihr ohne das Artefakt wiederkehren, dann wird euer Freund hier sterben!“
John
blickte noch einmal auf Hawk. Ein Messer war an seine Kehle gelegt worden. Nun
betrat er den schmalen Gang, der jedoch bald endete und in eine riesige
prunkvolle Halle überging. Es war eine weite, hell erleuchtete, verkuppelte
Halle, die mit einem glänzenden Boden zu der Mitte hinführte, in der auf einem
Altar zwei Artefakte standen. Zwei? John stutzte. Welches war das richtige? Er
hatte eine Entscheidung zu treffen. Vorsichtig trat er vor und bewegte sich auf
die Relikte der Pak’ta zu. Der gesamte Altar in der Mitte des Raumes glänzte
vor Gold. Edelsteine funkelten an seinem Fuß und spiegelten bunte Lichtstrahlen
wieder, die durch den gesamten Raum strahlten. John befand sich nun direkt vor
den Relikten. In dem Altar war eine Inschrift graviert: ‚Wählt das Artefakt und
es wird sofort seine Wirkung entfalten‘ John begann sich unheimlich zu fühlen.
Der Schriftzug war in uralter Pak’ta Schrift abgedruckt und er konnte ihn
trotzdem lesen. Vorsichtig blickte er in das erste Artefakt. Ein Spiegelbild
entstand. Roberts erkannte Episoden der Menschheit wieder, wie sie die Borsk
zurückdrängten und wie sie sich gegenseitig bekämpften. Egal von welcher Seite
er es betrachtete. Überall erfolgte nur Krieg und Expansion. Er wandte sich
davon ab und blickte in das zweite Relikt. Er erblickte sein eigenes
Spiegelbild und das der Truppen von Xidious, die einige dutzende Meter hinter
ihm standen. In dem Bild breitete sich eine blaue Welle aus und die Truppen
verschwanden. John und Hawk blieben übrig, allerdings ohne Schwerter oder
sonstigen Waffen. Dies war das Artefakt des Friedens; John wusste, dass er
diese wählen musste. Er atmete tief durch und umklammerte es fest mit beiden
Händen. Im selben Moment schoss eine blaue, kreisförmige Welle nach hinten,
raubte John und Hawk die Waffen und ließ die Truppen von Graf Xidious zu Boden
sinken. Der Berg begann zu beben, deformierte sich und die gesamte Bergspitze
wurde weggesprengt. Dadurch breitete sich die Welle über das gesamte Borsk
Territorium aus, veränderte die unfruchtbare Landschaft und ließ ein Paradis
daraus entstehen. Bäume schossen in die Höhe, der Schnee schmolz weg, Wiesen
entstanden und die Wolken am Himmel drifteten auseinander. Das Land war nicht
wiederzuerkennen. Das einst unfruchtbare Borsk Territorium war zu einer
paradisischen Landschaft umgewandelt worden, aus Felsen waren Wälder geworden,
aus Schnee waren Wiesen geworden und aus den Energieblitzen, die ständig durch
die Wolken auf der Erde eingeschlagen hatten waren Sonnenstrahlen geworden.
Roberts drehte sich zu Hawk um, der auch verwundert über die Landschaft starrte
und sprach ihn an.
„Ich
kann das gar nicht glauben, Junge. All das war ein Test der Pak’ta, ob unsere
Zivilisation reif genug war, um das richtige Artefakt zu wählen. Nicht
Unterdrückung ist die Lösung, sonder Koexistenz – nicht Krieg, sondern Frieden
– nicht Expansion sondern Teilung des Lebensraumes. Und wir brauchten 3
Millionen Jahre um das zu erkennen.“
„Sehen sie, Sol GJA, die Bevölkerung dieses Planeten war doch
reif genung, um das Artefakt richtig zu nutzen. Die Erkenntnis dieses Mannes
hat den gesamten Planeten gerettet. Womöglich können Borsk und Menschen jetzt
sogar friedlich zusammenleben. Ich hoffe jedenfalls, dass die Bewohner des
Planeten daraus eine Lehre gezogen haben.“
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Thomas Zangerl).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2001.
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