Thomas Zangerl

Schlacht um Lydinyr

Relikt

 

„Meine Herren. Dieser Rat diskutiert darüber, ob der Fund des Artefakts für Lydinyr nicht viel zu früh wäre. Immerhin ist die Bevölkerung hier noch nicht fortgeschritten genug, um einen Fund dieser Größenordnung richtig zu verwenden. Was ist, wenn er nur eine weitere Waffe zur Kriegsführung wird? Immerhin kennen diese Leute hier nur einen der fünf Kontinente, die diese Welt beinhaltet. Sie kennen nur Aurora und das, obwohl Rinu nur 17000 Kilometer davon entfernt ist. Sie glauben, dass ihr Planet der einzige bewohnbare in der Galaxis ist und dass ihr Kontinent der einzige auf ihrer Welt ist!“

„Sol GJA, ich kann ihnen versichern, dass das Artefakt, trotz der unterentwickelten Technologie der Lebewesen, richitg verwendet werden wird und zum Frieden auf diesem Planeten beitragen wird. Wir müssen nur die Truppen von König Arimus unterstützen. Auf keinen Fall sollte das Relikt der Pak’ta in die Hände von Duke Xidious fallen. Dieser herrschsüchtige Graf würde seine Armeen damit ausrüsten und finstere Zeiten würden für Aurora anbrechen. Es würde nicht lange dauern, bis die Untergebenen Xidious’s diesen Kontinent aufspüren würden. Und – wir wissen nicht wie mächtig die PSI Kräfte dieses Artefaktes wirklich sind – möglicherweise müssten sogar wir um unsere Existenz bangen.“

„Sehen sie. Genau deswegen spreche ich mich gegen die Offenbarung des Artefaktes für die Gesellschaft aus.“

„Verehrter Rat, es ist hier schon lange nicht mehr die Frage, ob das Artefakt gefunden wird – es wird ohnehin schon gesucht. Nun ist nur mehr die Frage in wessen Hände es gerät. Und es kann sehr gefährlich werden.“

 

„Sir Roberts, der König gewährt euch Audienz bezüglich der archäologischen Expedition in Borsk Territorium. Ihr habt 5 Minuten.“

„Tretet ein.“

Sir Roberts betrat den königlichen Thronsaal, ging dem langen Teppich in der überkuppelten Halle entlang, bis er zu dem großen Thron gelangte. An den Wänden waren Fackeln angebracht, die jedoch völlig unnütz waren, da Lichtstrahlen durch die gläsernen Kuppeln des Königspalastes fielen. Dadurch entstand ein hervorragendes Licht- und Schattenspiel am Boden, des wiederum durch die Glasspiegel an den Wänden reflektiert wurde und den Raum hell erleuchtete.

Der König begann zu sprechen.

„Bringt euer Anliegen vor!“

„Eure Majestät, ich habe Berichte über ein Artefakt mit magischen Fähigkeiten innerhalb des Borsk Territorium erhalten. Kurz darauf fiel mir diese Karte in die Hände; sie kennzeichnet den genauen Standort des Artefaktes. Es befindet sich weit im Norden, in den Bergen. Noch wissen wir nicht, um welche Art von Artefakt es sich handelt, doch Personen, die schon einmal in der Nähe des Reliktes waren behaupten, es überträfe alles, was sie bisher gesehen hatten. Ich bitte euch um eine archäologische Expedition dort hin.“

„So sehr mich dieser Fund interessieren würde und so gern ich euch diese Expedition genehmigen würde, ich muss euren Antrag ablehnen. Diese Expedition wäre zu gefährlich. Der Weg dorthin führt euch durch das Territorium von Duke Xidious. Ihr wisst, dass wir uns mit dem Grafen im Krieg befinden. Außerdem leben in den Bergen im Norden die Borsk. Es wird berichtet, dass sie Passanten attackieren und töten. Ich kann nicht billigen, dass ihr euch und eure Leute dermaßen in Gefahr begebt.“

„Königliche Hoheit, ich werde das alleine erledigen und so keine weiteren Leute in Gefahr begeben. Das Artefakt ist von hohem idealistischen Wert. Wir vermuten, dass vor uns eine andere Rasse diesen Planeten bevölkert hat. Von ihnen stammt dieses Artefakt. Mit dem können wir viel verändern. Glaubt ihr wirklich, dass Aurora der einzige Kontinent auf diesem Planeten ist? Was ist wenn es zwei oder drei Kontinente gibt. Denkt in noch größeren Dimensionen. Was ist, wenn es noch weitere bewohnbare Planeten gibt?“

„Nun, ihr seid den Veränderungen vielleicht wohlgesinnt. Doch viele in meinem Reich denken nicht so und wollen lieber, dass alles beim Alten bleibt. Trotzdem – ich erteile euch hiermit die Erlaubnis das Artefakt zu finden. Eure Audienz ist hiermit beendet. Bringt mir das Artefakt!“

Duke Xidious, unsere Spione berichten über eine archäologische Expedition, die durch euer Reich führen soll. Angeblich suchen sie ein Artefakt mit magischen Kräften, das sich im Borsk Territorium befinden soll.“

Der Diener betrachtete den Grafen eindringlich. Er herrschte mit Gewalt über sein Land und tötete die, die nicht einer Meinung mit ihm waren.

„Könnte dieses Artefakt von Nutzen für uns sein?“

„Wir könnten die magischen Kräfte nutzen, um unsere Armeen damit auszustatten. Stellt euch eine Armee mit Kräften, die sich der Feind nicht einmal vorstellen kann, vor. Wir würden ganz Aurora unter unsere Kontrolle bringen!“

„Bringt es mir!“

Roberts überblickte das Areal. Die Lage war ernst. Vielleicht würden es die Truppen von Graf Xidious diesmal schaffen. Sie waren überall eingefallen, belagerten die Burg und töteten die Truppen von Klein Aurora. Die Armee von des neutralen Staates war in der Minderzahl, aber eindeutig besser ausgerüstet und motiviert. Trotzdem war dies eine der schlimmsten Schlachten, die Sir John Roberts je erlebt hatte. Die Burg war kurz vor dem Fall, überall ertönten die Schreie der Soldaten, die getötet wurden und wenn sich die Front nicht halten würde, würden die Truppen von Graf Xidious in das Land einmarschieren. Das Burgtor zerbarst und den Axteinschlägen der feindlichen Truppen, welche sofort in die Burg einfielen. Roberts zog sofort sein Schwert und attackierte den ersten feindlichen Soldaten. Sein Schwert klirrte bei der ersten Berührung der feindlichen Rüstung. Der Gegner parierte, Roberts drehte sich einmal und versuchte einen erneuten Schlag auf die Brust des Feindes. Dieser wehrte jedoch geschickt ab, überraschte Roberts in einem ungelegenen Moment und streifte ihn mit seinem Schwert am Arm. John schrie auf und ließ das Schwert fallen. Er wollte sich bücken, um es aufzuheben, sah jedoch wie der Gegner es wegtrat und mit seinem Schwert auf ihn einstach. Er rollte sich zur Seite, sprang sofort auf, zog seinen Dolch und stach zu. Der Gegner sackte zu Boden. John hob sofort sein Schwert auf und machte sich auf die nächste Attacke gefasst. Katapulte erklangen, einer großer Teil der Burgmauer wurde zerstört und Reiter tauchten aus den Staubwolken und Schutt auf, deren Lanzen mindestens doppelt so lang wie Roberts Schwert war. Er machte sich auf einen Angriff gefasst und war bereit zu Sterben, als plötzlich Bogenschützen auftauchten und die meisten vom Pferd holten. Während die Bogenschützen nachluden näherte sich ein weiterer Reiter John, der der Lanze auswich, diese packte und so den Feind vom Pferd riss. Durch einen Schlag war er schon zu Boden gestreckt. Doch nach und nach tauchten aus dem Rauch weitere Reiter auf, die gepanzert waren und so nicht mehr so leicht zu besiegen sein würden. John hob die Lanze des letzten Soldaten auf und stürmte auf die Kavellarie zu. Es gelang ihm einen vom Pferd zu werfen und mit dem Schwert genau ins Visier zu stechen. Die Bogenschützen hatten nachgeladen und schossen die weiteren Reiter vom Pferd. John konnte die Ramböcke hören, die die Truppen gegen die Burgmauern schleuderten. Ein weiterer Ton erschallte und die Burgmauer sackte in sich zusammen. Nun erkannte Sir Roberts, dass die bisherigen Truppen nur Vorboten gewesen waren. Nun stürmten bewaffnete Infanteristen die Burg, bewaffnet mit Äxten und Langschwertern. Wie eine unaufhaltsame Lawine stürmten sie dem Burgzentrum entgegen. Die erste Reihe konnte noch von den Bogenschützen aufgehalten werden, doch schon trampelte die nächste Horde über die Überreste ihrer Vorgänger. Roberts griff den ersten an, den er sah und schlug sofort auf ihn ein. Dieser jedoch, wich aus und schlug mit seiner Axt zu. Gegen Äxte konnte John mit seinem Schwert nicht viel ausrichten. Er versuchte zu parieren, wurde jedoch in den Boden gezwungen. Als John am Boden lag, holte der Gegner aus, doch John rollte sich zur Seite, sprang hinter ihm wieder auf und stach ihm in den Rücken. Mittlerweile hatten die feindlichen Krieger jedoch schon die Bogenschützen erreicht und streckten diese nieder. Deckung von hinten konnte John und die anderen Kämpfer in dieser Schlacht also nicht mehr erwarten. Doch es kam noch schlimmer. Bogenschützen mit Feuerpfeilen attackierten die Burg und setzten jede Ecke in Brand. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde die zweite Burgmauer fallen und der Feind würde Klein Aurora erobern. Feuer tobte überall um Roberts herum, doch der Gegner ließ ihm keine Gelegenheit seine Umgebung zu betrachten. Ein Schwertkämpfer griff ihn an und schlug mit seinem Langschwert auf ihn ein. Dies war definitiv ein Meister seiner Kunst. Er trieb Sir Roberts zurück, wehrte alle seine Schläge ab, hantierte geschickt mit seiner Waffe und führte einige Manöver durch, die John zwangen sich immer mehr einer brennenden Baracke zu nähern. Roberts versuchte eine aggressive Attacke durchzuführen, die von dem Schwertkämpfer allerdings geschickt abgewehrt und erwidert wurde. Sie traf John in einem ungünstigen Moment, der sie zwar abwehren konnte, jedoch außer Kontrolle geriet und mitten in den brennenden Schuppen stolperte. Sein Kontrahent nutzte diese Gelegenheit sofort und schlug mit voller Kraft auf das Schwert ein, dass sofort zu Boden fiel. Nun war Sir Roberts wehrlos. Der Gegner lachte hämisch und hob sein Schwert um zuzuschlagen, als plötzlich das Dach einbrach und ihn unter sich begrub. John stand sofort auf und packte sein Schwert, um aus dem brennenden Trümmerfeld zu verschwinden, hörte jedoch einen Hilfeschrei, der ihn zurückhielt. Jemand war noch hier drinnen. Roberts verließ sich auf sein Gehör und rannte zu den inneren Räumlichkeiten der Baracke, wo er einen mit einer Axt bewaffneten Krieger sah, der gerade auf einen unbewaffneten einschlagen wollte. Der Ritter griff sofort ein und streckte sein Schwert vor die Axt des Feindes, der gerade zuschlagen wollte. Die Axt stoppte vor dem Schwert und John nutzte den Überraschungsmoment, um dem bewaffneten mit der Faust in das Gesicht zu schlagen. Dieser sackte sofort bewusstlos zu Boden.

„Schnell Junge, raus hier!“

Er packte den Jungen und riss ihn aus der zusammenstürzenden Hütte. Draußen tobte noch immer die große Schlacht. Roberts kam sich wie auf einem Friedhof vor, als er das Freie betrat. Überall lagen Leichen, verstümmelt, erschlagen oder geköpft, von denjenigen, die das Land hinter dieser Burg verteidigten. Diese Schlacht hatte Duke Xidious schon so gut wie gewonnen. Seine Truppen erstürmten die Burg und hatten schon fast die andere Seite der Grenze erreicht, als plötzlich... Nein, er musste sich irren. Er blickte noch einmal genau hin. Die klein-aurorianische Befreiungsarmee! Über 300 Truppen stürmten auf das Gebäude zu und verwickelten die Männer von Duke Xidious in eine brutale, blutige Schlacht. Diejenigen, die die Burg bereits erstürmt hatten wurden von den Bogenschützen der Befreiungsarmee wieder heruntergeholt. Binnen weniger Sekunden war die vorher dominante Armee von Graf Xidious zu einem kleinen Häufchen Krieger geschlagen worden, die versuchten in Richtung Heimat zu fliehen. Ein weiterer Verlust für den dunklen Grafen. Der letzte Rest der Truppen war besiegt worden und eine Jubelfeier brach in der Burg aus. John blickte zur Seite. Neben ihm stand immer noch der Junge aus der Hütte.

„Danke, wegen vorhin. Ihr habt mir das Leben gerettet!“

„Worher kommst du?“

„Aus Klein-Aurora. Was führt euch an die Grenze zur Grafschaft Xidious?“

„Ich möchte sie überqueren, um in Borsk Territorium einzudringen.“

„Das ist sehr gefährlich. Spähtrupps und Soldaten durchstreifen täglich das Land um nach Eindringlingen zu suchen.“

„Ich bin mir der Gefahr sehr wohl bewusst. Meine Mission ist dennoch von größter Wichtigkeit. Es geht um ein Artefakt. Bekommt es Graf Xidious in seine Hände, dann fallen die Grenzen zu Klein-Aurora und den anderen Staaten schneller, als du dreimal Xidious sagen kannst.“

„Lasst mich mit euch kommen. Ich suche das Abenteuer.“

„Das kann ich nicht verantworten. Du würdest dich in große Gefahr begeben!“

„Ich bin mir wie ihr der Gefahr bewusst. Sagtet ihr nicht, die Mission wäre von großer Wichtigkeit? Ihr benötigt einen Begleiter.“

„Tut mir leid, Junge. Ich kann dich wirklich nicht mitnehmen. War nett, dich kennenzulernen.“

Roberts ließ die Jubelnden allein und begab sich in die Richtung der Grafschaft.

Patroullien! Und das ausgerechnet, wo er nur mehr wenige Kilometer von der Grenze zum Borsk Territorium entfernt war. Tagelang war er durch die Grafschaft Xidious gereist, ohne auf bewaffnete Truppen zu stoßen. Und jetzt waren bewaffnete Patroullien unterwegs. Wahrscheinlich suchten sie nach ihm. Jemand tippte ihm auf die Schulter. Roberts fuhr sofort um und wollte mit seinem Schwert zuschlagen, als er den 19jährigen Jungen aus Klein-Aurora erblickte.

„Was machst du denn hier? Wir kamst du hierher?“

„Ich bin euch gefolgt!“

„Gefolgt? Wir befinden uns hoch im Norden. Es waren 200 Kilometer von der Grenze Klein Auroras bis hierher.“

Der Junge wollte ihm gerade antworten, als eine Stimme ertönte.

„Halt! Wer ist da? Geben euch sich zu erkennen!“

„Verdammt, runter Junge!“

Roberts duckte sich wieder hinter dem Gebüsch, das er als Tarnung benutzte.

„Wachen, folgt mir, ich glaube ich habe ein Geräusch gehört.“

John zog leise den Dolch aus dem Halfter, den er sich an den Gürtel gehängt hatte und nahm ihn in die Hand.

„Gebt euch zu erkennen, wer immer ihr seid. Ihr könnt uns nicht entkommen und ihr seid umstellt. Ihr habt keine Chance.“

Roberts wartete auf den richtigen Moment, zielte mit der Messerspitze, sprang auf und warf den Dolch der Wache in die Brust. Diese taumelte und fiel sofort um. Die anderen Wachen hatten John durch sie entdeckt. Sie luden Pfeile in ihre Armbrüste, legten an und feuerten. Roberts sprang sofort auf, zog den Jungen mit sich und rannte quer durch den Wald. Ein Armbrustpfeil durchbohrte einen Baum direkt neben ihm. Die Schützen legten wieder an und feuerten, verfehlten allerdings, da Roberts Haken schlug. Die Wachen stellten das Feuer ein, um John und den Jungen verfolgen zu können. Verstärkung war angefordert worden und Stoßtrupps näherten sich den beiden von der anderen Richtung. Die Wachen hinter ihnen holten ebenfalls auf. Ein Messerwerfer zog seinen Dolch und warf ihn auf Roberts, der jedoch gerade von einem Stein heruntersprang und so verfehlt wurde. Er landete unsanft auf dem Boden, sah nach dem Jungen, rollte sich ab und blickte auf den zweiten Stoßtrupp, der genau auf sie zukam. Er rannte brüllend auf sie zu und streckte den ersten nieder, drehte sich um und versuchte so viele Bäume, wie nur möglich zwischen sich und seine Feinde, die deutlich in der Überzahl waren, zu bringen. Einige Armbrustpfeile wurden abgeschossen. Einer davon traf Roberts Bein. Robert humpelte und wollte sich schon dem Feind ergeben, als er das Dorf sah, das an das Ende des Waldes grenzte. Das war das letzte Dorf vor der Grenze zu den gefürchteten Borsk.

„Junge, komm schon, wir müssen uns beeilen.“

Mit Müh und Not konnte John noch das Dorf erreichen, dicht gefolgt von den Wachen des Grafen Xidious. Roberts zeigte auf einen alten Karren.

„Ich springe hinauf, du schiebst ihn an, bis wir genügend Schwung haben und dann springst du auch auf. Wir sollten so mühelos diesen Abhang hinunterkommen.“

Der verwundete Ritter legte sich auf den Karren und sein Weggefährte begann den Karren langsam zu schieben. Er sah die bewaffnete Meute, wie sie ihnen immer näher kamen. Einige Armbrustpfeile zerbarsten das Holz knapp neben John, der von einigen Holzsplittern getroffen wurde. Das Gefährt hatte nun genug Schwung und der Klein Aurorianer sprang auf und konnte sich gerade noch vor einem Armbrustpfeil retten, der knapp an ihm vorbeiflog. Als er den Weg, der über die Anhöhe hinunterführte blickte, blieb ihm fast das Herz stehen. In einem Winkel von beinahe 30° führte ein steiniger, verwachsener Weg ungefähr 100 Meter hinunter. Und sie wurden immer schneller. Auf welche verrückte Expedition hatte er sich da bloß eingelassen? Er hätte doch gleich wissen sollen, dass es ein Fehler war mit dem fremden Ritter zu gehen. Doch jetzt war es zu spät. Der Wagen erreichte Höchstgeschwindigkeit, donnerte den steinigen Weg hinunter, nur begleitet vom Geschrei des Klein-Aurorianers. Unausweichlich kam eine Felsformation auf das Gefährt zu. Sie würden in ihr zerschellen. Er schloss die Augen.

„Noch nie was von herunterspringen gehört?“

Sir Roberts packte den Jungen am Kragen und riss ihn mit sich vom Karren herunter. Die beiden stürzten aus dem Karren, schlugen auf dem harten Boden auf, prallten ab und rollten über den restlichen Hügel hinunter, bis sie von einem spitzen Felsen unsanft gestoppt wurden. Der Klein Aurorianer stand auf, blickte sich um und fand sich in einem eisigen, felsigen und unfruchtbarem Terrain wieder, das ständig von Energieblitzen durchzuckt wurde. Man konnte kaum weiter als zwei Meter sehen, da der Nebel die Sicht größtenteils blockierte. Auffällig war auch, das die Temperatur von der Grafschaft Xidious zum unfruchtbaren Terrain um einige Grade gefallen war.

„W..wieso folgen die uns nicht?“

Der Junge deutete auf die gräflichen Truppen, die auf dem Hügel standen und nur zu den beiden herunterblickten.

„Junge, wir sind jetzt auf Borsk Territorium. Kaum jemand wagt es in dieses Gebiet einzudringen.“

„Außer wir, natürlich!“

„Und eine Gruppe Archäologen des Duke Xidious, die den Auftrag haben das Relikt, das auch wir suchen, für militärische Verwendung zu finden. Falls man den Spähern von König Arimus glauben kann.“

„Und was ist so schrecklich an den Borsk?“

„Sie sind ein nicht-menschliche, kriegerische zurückgezogene Rasse, die von den Menschen im Lauf der Geschichte in das unfruchtbarste Gebiet Auroras zurückgedrängt wurde. Es ist nur wenig über sie bekannt. Dieses Terrain hier liegt jenseits des Redemption Hügels. Hier herrschen ganz bestimmte Klimabedingungen. Wir sollten deshalb immer in Bewegung bleiben. Übrigens...wie lautet dein Name?“

„J.C. Hawk.“

„Nun, J.C. Hawk, wenn wir das Relikt vor Graf Xidious in den Händen haben wollen, dann sollten wir uns beeilen. Und denk‘ daran, wir sind hier im Territorium der Borsk. Immer die Augen offenhalten!“

150. Breitenkreis, mitten im Territorium der Borsk. Eine Schneelandschaft lag vor ihnen, das düstere Gebiet wurde immer wieder von Stürmen und leichten Erdbeben erschüttert. Das Vorankommen in diesem Gebiet war sehr mühsam geworden. Meterhoher Schnee blockierte jene Stellen, wo einst Wege und sogar Straßen waren, ebene Flächen waren nur selten vorzufinden, die Landschaft war felsig, ausgetrocknet und zerklüftet, die Temperatur war auf 20 Grad unter 0 gefallen.

„Ich kann nicht mehr. Legen wir eine Pause ein!“

„Wir hatten doch gerade eine vor 30 Minuten. Wir müssen immer in Bewegung bleiben. Außerdem befinden sich der Eingang zu den Ruinen schon auf dem Gipfel von diesem Berg.“

Ein leises Rascheln ertönte aus dem Schnee.

Hawk fuhr herum.

„Habt ihr auch etwas gehört?“

Im selben Moment stürzte ein Borsk aus dem Schnee auf Roberts zu und warf ihn zu Boden. Er rang mit dem Borsk und wälzte sich am Boden hin und her. Der Borsk hatte sich schließlich über ihn gebracht und drückte mit voller Kraft die Kehle des Ritters zu. John konnte nicht mehr atmen und tauchte immer tiefer in den Schnee ein. J. C. stürzte sich von hinten auf den Borsk und riss ihn von John herunter. Er schlug zweimal mit einer Keule auf ihn ein, bis dieser verängstigt davonlief.

J. C. Hawk triumphierte.

„Denen haben wir’s jetzt aber gegeben, nicht?“

Plötzlich tauchte derselbe Borsk wieder hinter einem Hügel auf. Langsam erschien auch die Armee von Borsk, die seinem Befehl folgte und hinter seinem Rücken auf die beiden zustürzte.

„Jetzt wird es aber Zeit, dass wir Verteidigungsmaßnahmen ergreifen! Ich gebe ihnen etwas, das ich selbst entwickelt habe. Energieblitze, die Schmerzen verursachen, wenn sie ein Lebewesen berühren. Ich glaube ich nenne es Elektrizität.“

„Was du nur für sinnlose Erfindungen tätigst, Junge. Das wird sich nie durchsetzen. Aber gut; ich versuche mich damit zu verteidigen.“

John betrachtete das seltsame Gerät von allen Seiten, nahm es in die Hand und richtete es auf die Borsk Armee.

„Die Reichweite ist streng begrenzt! Im Allgemeinen 3 Meter.“

Roberts schenkte Hawk einen fragwürdigen Blick und konzentrierte sich dann voll und ganz auf die wütende Meute, die auf sie zustürmte.

Einer der Fremdlinge sprang auf John zu. Dieser setzte das Gerät ein, welches sofort einen Energiestoß von sich gab, der den Borsk betäubte. Doch auf einen toten folgenden 30 lebende Borsk. Einige davon hatten ihn bald eingekreist und wollten mit den Streitäxten auf ihn einschlagen. Da sich das Gerät von Hawk erst wieder aufladen musste, warf er es schlichtweg in den Schnee und zog sein Schwert. Seine Feinde wussten, wie sie mit ihren Waffen umzugehen hatten und hatten ihn schon bald entwaffnet. Er wich zurück, stolperte in den Schnee und blickte auf die spitzen Klingen der Äxte, die auf ihn gerichtet waren. Die Borsk holten aus und wollten zuschlagen, als plötzlich Solianer ZYG erschien.

„Lasst diese Männer frei und gebt ihnen Geleitschutz. Sie stehen unter meinem persönlichen Schutz.“

Die Person verschwand wieder und alle Borsk legten ihre Waffen zu Boden und verneigten sich vor John und J.C..

„Die Götter sind mit euch. Wir sind eure niedrigsten Diener. Verfügt über uns, wie ihr wollt!“

„Nun, im Moment will ich nur zu den Ruinen auf diesem Berg. Könnt ihr uns hinführen?“

„Ich werde mich persönlich darum kümmern.“

Wenige Überreste von Ruinen kennzeichneten die Stelle. Den einzigen Eingang, den John erkennen konnte, bildete eine niedrige Höhle, die in den Berg führte. Ansonsten waren nur Gestein, Felsen und Schnee zu erkennen. Roberts brüllte durch den stürmenden, eisigen Wind zu dem Borsk Führer:

„In Ordnung, wir gehen jetzt da hinein. Gebt mir zwei eurer Männer und wartet hier auf unsere Rückkehr. Wenn wir nach einem Tag nicht zurück sind, sind wir entweder tot oder ein anderes bösartiges Schicksal ereilte uns.“

Der Borsk Führer nickte, wies zwei Truppen Roberts zu und begann ein Lager aufzuschlagen. Roberts wandte sich noch einmal dem Jungen zu.

„Gut Junge, bist du bereit für eines der größten archäologischen Entdeckungen, die jemals auf diesem Planeten gemacht wurden?“

„Seid ihr nicht etwas zu optimistisch?“

„Nun, das werden wir ja sehen.“

Er entzündete eine Fackel und stieg gebückt in die Höhle ein. Ein weiter Gang führte tief in den Berg und schien nie zu enden, als sie plötzlich nach einem Weg von mehreren Kilometern in einer großen unterirdischen Halle angelangten. John war aufgefallen, dass die Temperatur von außen zum inneren der Höhle um mehrere Grad zugenommen hatte. Sie betrug nun fast schon 0 Grad. Er betrachtete die riesige Halle und die Formationen, die in den Stein geritzt waren, sowie die Zeichnungen an den Wänden. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Die Pak’ta hatten ihnen wirklich ein großartiges Erbe hinterlassen. Er war ganz in Gedanken versunken, als plötzlich Hawk auf ihn zukam.

„Was haltet ihr hiervon?“

Er führte ihn zu einer Felswand, die mehrere dutzende Meter in die Tiefe führte.

„Das ist kein Problem, mein Freund. Wir haben die nötige Kletterausrüstung bei uns.“

„Ich bitte euch, genauer hinzusehen.“

John starrte in die Tiefe, erkannte etwas schwarzes, glitzerndes und fuhr plötzlich zurück. Der gesamte Boden war bedeckt von borskianischen Drachenechsen.

„Drachenechsen,“ stöhnte er „die wahrscheinlich tödlichsten Lebewesen des Planeten. Der gesamte Boden ist bedeckt von ihnen. Mein Gott, ich hatte als Kind immer Albträume von ihnen. Diese Lebewesen zerfleischen einen Menschen in wenigen Sekunden.“

„Nun, ihr müsst euch entscheiden!“

„Wir müssen hier wohl oder übel durch. Hawk, bereite die Kletterseile vor, wir versuchen uns zu der anderen Seite hinüberzupendeln. Falls das nicht klappt, dann haben wir ohnehin nicht mehr viel Zeit um uns darüber zu ärgern.“

Hawk ließ das Seil den Abhang hinunterfallen, verknotete es an einem robusten Stalagmit, kettete sich an und ließ sich langsam daran hinunter. John tat das Gleiche, pendelte nun an der Felswand hin und her und blickte nach unten. Die Drachenechesen knurrten und fauchten, einige von ihnen unternahmen sogar den Versuch zu den beiden heraufzuspringen. Ganz ruhig, dachte sich Roberts, wir sind unereichbar für sie. Vorsichtig pendelte er hin und her und versuchte Schwung zu bekommen. Ein Borsk ließ sich nun ebenfalls herunter, geriet allerdings außer Kontrolle, rutschte ab und fiel nach unten. Roberts konnte gar nicht hinsehen. Binnen einiger Sekunden war das Lebewesen auf einige Stückchen reduziert, aufgeteilt auf die aggresiven Fleischfresser. Langsam wurde aus dem leichten Hin- und Herschwingen eine schnelle Bewegung von links nach rechts. Das Seil begann sich langsam an der Aufhängung abzunutzen. J.C. hatte schon deutlich mehr Schwung als er und näherte sich dem Felssims auf der Seite deutlich. John versuchte die Bewegung zu verschneller und steuerte immer näher auf den Sims zu. Hawk hatte es nun geschafft und sich auf den Sims gerettet. John war nur noch um einige Zentimeter davon entfernt und versuchte mehr Schwung zu bekommen. Beim nächsten Mal würde es klappen. Er stieß sich von der Wand ab und schwang sich auf die andere Seite, als plötzlich das Seil abriss und John in die Tiefe stürzte. Er sah den Boden auf sich zustürzen, die hungrigen Mäuler der Drachenechsen und war kurz davor, auf dem Boden auzuschlagen, als das Seil wieder an der Befestigung hängenblieb und er wenige Zentimeter über dem Boden an der Wand balancierte. Die Drachenechsen sprangen gierig herauf und konnten nur mühsam von ihm abgewehrt werden. Er versuchte, an der Wand entlangzulaufen und dadurch wieder Schwung zu bekommen. Der Ritter stieß sich an der Wand ab und pendelte so wieder zurück. Er schluckte. Er schwebte nur wenige Zentimeter über den Drachenechsen durch den Raum und konnte diese nur mühsam abschütteln, da sie sich an seinen Stiefeln und an seiner Kleidung festklammerten. Die Wand bot ihm eine Angriffsfläche, um sich abzustoßen. Allerdings ruschte er ab, verlor den Halt, schwang mitten durch den Raum und wurde durch eine Drachenechse attackiert, die sich in seine Haut gebissen hatte. Er versuchte sie sich vom Körper zu reißen, was allerdings nur durch einen noch kräftigeren Biss abgewehrt wurde. Wohl oder übel musste er mit der Kreatur in seinem Körper weiterschwingen. Weitere Drachenechsen griffen an, stürzten jedoch knapp vor ihm wieder zu Boden. Endlich war es ihm gelungen sich an der Wand fest abzustoßen, in einem hohen Bogen durch den Raum zu fliegen und in die Nähe des Sims zu kommen. Im Flug durchtrennte er das Seil mit seinem Dolch und versuchte sich am Sims festzuklammern. Die Drachenechsen griffen ihn immer wieder von unten an und er rutschte dadurch ständig weiter ab. Er klammerte sich gerade noch mit einer Hand am letzten Halt und war kurz davor abzurutschen. Eine Hand umklammerte die seine und zog ihn nach oben. Es war J.C. Hawk.

„Nun, bereit unser Abenteuer fortzusetzen?“

John blickte ihn erstaunt an.

„Ich bin nicht mehr sicher!“

Er zog den Dolch aus seiner Tasche und ging vorsichtig, Schritt für Schritt durch den Gang, der vor ihm lag. Einige Insekten huschten über den Boden und Spinnweben fielem ihm ins Gesicht.

„Ich habe kein gutes Gefühl hier.“

Roberts wagte sich noch einen Schritt nach vorn. Ein Klicken ertönte, John blickte nach unten und erblickte einen Schaltmechanismus, auf den er getreten war.

„Hawk, wir haben ein Problem. Ich habe eine Falle ausgelöst. Was machen wir jetzt?“

„Auf Drei springen wir mit einer Hechtrolle nach vorne.“

„Nun gut.“

„Eins...!“

„Zwei...!“

„Gott hilf uns! Drei!“

Die beiden hechteten in einem weiten Bogen nach vorne und waren gerade noch den Spitzen ausgewichen, die auf sie zugeschossen waren. Roberts blickte vom Boden wieder nach oben. Ein weiteres Problem hatte Gestalt angenommen. Ein roter Strahl, der zwei Punkte verband war vor seinen Augen aufgetaucht und er glaubte, dass es nicht gut wäre ihn einfach zu durchschreiten.

„Hawk, sieh‘ dir das einmal an!“

„Nun ich glaube, wir sollten versuchen, zu simulieren, als würde der Lichtstrahl beide Punkte berühren und dann durchgehen.“

Er zog zwei Spiegel aus seiner Innentasche. Einen legte er leicht geneigt auf den Boden den zweiten streckte er vorsichtig mit einer schwachen Neigung in den Lichtstrahl. Das Licht wurde vom ersten Spiegel diagonal zum Spiegel im Boden reflektiert und von dort aus wieder diagonal zurück in den zweiten Punkt.

„Ihr könnt den Gang durchqueren.“

John streckt vorsichtig den Dolch zuerst zwischen die Spiegel und schritt dann vorsichtig hindurch.

„Das funktioniert!“

Hawk lächelte, verrüttelte dabei ein wenig den Spiegel und unterbrach so den Lichtstrahl.

„Lauf, Junge!“

Zacken schossen aus dem Boden und aus den Wände, die Höhle deformierte sich und Felsbrocken stürzten von der Decke. John sprang über einige Zacken, die aus dem Boden schossen, duckte sich vor einigen Spitzen aus der Wand und rollte sich über ein riesiges Sägeblatt. Einige Brocken, die von der Decke stürzten, blockierten den Weg und John konnte sich gerade noch durch einen winzigen Spalt retten. Nun gelangten sie in eine große Halle mit einem See in der Mitte.

„Wohin jetzt?“ fragte J.C., als alles Felsbrocken von der Decke stürzten. Nun war das Gleichgewicht der Höhle gestört, die Decke lockerte sich und stürzte auf John und J.C. herunter.

„In das Wasser. Schnell!“ schrie Roberts, sprang in den eiskalten See und suchte schnell einen Weg, um sich aus dem Desaster zu befreien. Er blickte nach oben und sah, wie die gesamte Decke knapp über dem Wasser aufschlug und sie so einsperrte. Entweder er würde einen Weg hier heraus finden oder er würde ertrinken.

Schnell tauchten er und Hawk tiefer hinunter. Langsam schossen auch unter Wasser Felsbrocken auf die beiden zu, die sie in ihrem Vorhaben behinderten. Nun hatten die beiden den Grund erreicht und tasteten ihn ab, bis John einen Eingang zu einer Höhle fand, in die sie sofort hineintauchten. Nun gerieten die beiden schwer in Atemnot. John fragte sich selbst, ob es nicht eine bessere Art zu sterben gewesen sei, wenn sie von den Felsbrocken erschlagen worden wären. Die Höhle wurde nun immer enger und gipfelte in einer sehr engen Passage, durch die sich Hawk gerade noch mit Mühe durchkämpfen konnte. John blieb mit seiner Rüstung hängen. Er musste schnell etwas unternehmen. Wenn er hier hängenbleiben würde, dann würde er schnell ersticken. Hawk sah, dass er John nicht helfen konnte und tauchte auf. Roberts versuchte seine Rüstung vom Körper abzutrennen. Seine Lunge verkrampfte sich immer mehr und ein brennender Schmerz stieg in ihm hoch. Er schaffte es gerade noch, seine Hand zu seinem Dolch zu bewegen, ihn aus dem Schaft zu ziehen und die Träger seiner Rüstung damit zu durchtrennen. Trotzdem drückte sie noch mit voller Kraft auf seinen Brustkorb und verhinderte, dass er sich befreien konnte. Er würde in dem See sein nasses und kaltes Grab finden. Höchstens eine Minute blieb ihm noch bis zum Gehirntod. Er hatte sich schon auf den Tod vorbereitet, als plötzlich J.C. Hawk mit einer Schneidzange getaucht kam und damit einen Riss in die Rüstung schnitt. Roberts konnte sich mit Mühe befreien und aus der Rüstung tauchen. Doch woher hatte Hawk das Gerät bekommen? Im Moment war John dieser Gedanke jedoch gleichgültig. Hauptsache war, dass er so schnell wie möglich wieder Luft schnappen konnte. Er erreichte die Oberfläche, schnappte gierig nach der kostbaren dünnen Luft und blickte sich dann erst um. Er fuhr erschrocken zurück. Dutzende von Pfeilen und Schwertern waren auf ihn gerichtet. Es waren die Truppen von Graf Xidious.

„Um uns richtig zu verstehen, Sir Roberts. Ihr geht da jetzt rein und bringt uns das Artefakt. Ihr übergebt es uns, sobald ihr herauskommt. Sollt ihr ohne das Artefakt wiederkehren, dann wird euer Freund hier sterben!“

John blickte noch einmal auf Hawk. Ein Messer war an seine Kehle gelegt worden. Nun betrat er den schmalen Gang, der jedoch bald endete und in eine riesige prunkvolle Halle überging. Es war eine weite, hell erleuchtete, verkuppelte Halle, die mit einem glänzenden Boden zu der Mitte hinführte, in der auf einem Altar zwei Artefakte standen. Zwei? John stutzte. Welches war das richtige? Er hatte eine Entscheidung zu treffen. Vorsichtig trat er vor und bewegte sich auf die Relikte der Pak’ta zu. Der gesamte Altar in der Mitte des Raumes glänzte vor Gold. Edelsteine funkelten an seinem Fuß und spiegelten bunte Lichtstrahlen wieder, die durch den gesamten Raum strahlten. John befand sich nun direkt vor den Relikten. In dem Altar war eine Inschrift graviert: ‚Wählt das Artefakt und es wird sofort seine Wirkung entfalten‘ John begann sich unheimlich zu fühlen. Der Schriftzug war in uralter Pak’ta Schrift abgedruckt und er konnte ihn trotzdem lesen. Vorsichtig blickte er in das erste Artefakt. Ein Spiegelbild entstand. Roberts erkannte Episoden der Menschheit wieder, wie sie die Borsk zurückdrängten und wie sie sich gegenseitig bekämpften. Egal von welcher Seite er es betrachtete. Überall erfolgte nur Krieg und Expansion. Er wandte sich davon ab und blickte in das zweite Relikt. Er erblickte sein eigenes Spiegelbild und das der Truppen von Xidious, die einige dutzende Meter hinter ihm standen. In dem Bild breitete sich eine blaue Welle aus und die Truppen verschwanden. John und Hawk blieben übrig, allerdings ohne Schwerter oder sonstigen Waffen. Dies war das Artefakt des Friedens; John wusste, dass er diese wählen musste. Er atmete tief durch und umklammerte es fest mit beiden Händen. Im selben Moment schoss eine blaue, kreisförmige Welle nach hinten, raubte John und Hawk die Waffen und ließ die Truppen von Graf Xidious zu Boden sinken. Der Berg begann zu beben, deformierte sich und die gesamte Bergspitze wurde weggesprengt. Dadurch breitete sich die Welle über das gesamte Borsk Territorium aus, veränderte die unfruchtbare Landschaft und ließ ein Paradis daraus entstehen. Bäume schossen in die Höhe, der Schnee schmolz weg, Wiesen entstanden und die Wolken am Himmel drifteten auseinander. Das Land war nicht wiederzuerkennen. Das einst unfruchtbare Borsk Territorium war zu einer paradisischen Landschaft umgewandelt worden, aus Felsen waren Wälder geworden, aus Schnee waren Wiesen geworden und aus den Energieblitzen, die ständig durch die Wolken auf der Erde eingeschlagen hatten waren Sonnenstrahlen geworden. Roberts drehte sich zu Hawk um, der auch verwundert über die Landschaft starrte und sprach ihn an.

„Ich kann das gar nicht glauben, Junge. All das war ein Test der Pak’ta, ob unsere Zivilisation reif genug war, um das richtige Artefakt zu wählen. Nicht Unterdrückung ist die Lösung, sonder Koexistenz – nicht Krieg, sondern Frieden – nicht Expansion sondern Teilung des Lebensraumes. Und wir brauchten 3 Millionen Jahre um das zu erkennen.“

 

 „Sehen sie, Sol GJA, die Bevölkerung dieses Planeten war doch reif genung, um das Artefakt richtig zu nutzen. Die Erkenntnis dieses Mannes hat den gesamten Planeten gerettet. Womöglich können Borsk und Menschen jetzt sogar friedlich zusammenleben. Ich hoffe jedenfalls, dass die Bewohner des Planeten daraus eine Lehre gezogen haben.“

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