Hartmut Pollack

Leipziger Buchmesse 2

 

 

Leipziger Buchmesse 2

 

Frühstück bis 10 Uhr war angesagt. Meine Versuche, eine Zeitverlängerung zu bekommen, blieben ergebnislos.

Das Frühstück war hervorragend. Kochen können die Sachsen und trinkfest sind sie auch. Der Kneipenbesuch fiel mir wieder ein.

In meinem Kopf hatte sich der Satz gespeichert: „Bis zur Messe dauert es ungefähr 25 Minuten.“

25 Minuten in Sachsen bedeuten eine Stunde in Niedersachsen.

Die Autobahn war Richtung Messegelände rappelvoll. Endlich wurde Messegelände auf Schildern angekündigt. Die Zeit des Wartens begann. Die vielen Autos wurden auf Extraparkplätze gelenkt. Drei Fahrbahnen reduziert auf eine vor dem Parkgelände.

Parkgelände ist am besten beschrieben mit großen Wiesenflächen. Parkgebühr für einen Flecken Wiese 5 Euro. Das ging noch. Es begann die Suche nach einem Flecken Erde für mein Auto. Es waren nur knapp zehn Minuten. Jetzt musste ich nur noch den Ort speichern. Dies gelang mir, sonst könnte ich es  heute nicht beschreiben.

Das Messegelände war ziemlich weit entfernt. Seit langem habe ich nicht so viel Autos gesehen, wie auf dem Fußweg zur Halle.

Endlich ein Hallentor, meine Schultern schwingen vor Vorfreude.

Meine Augen waren zu langsam gewesen, mindestens 25 Menschen in einer Schlange vor jeder Kasse. Blicke gehen an die Hallendecke. Im Kopf höre ich: „Oh Herr, lass es vorbeigehen.“

Es ging vorbei. Mit der Eintrittskarte wollte ich nun endlich los.

Eine freundliche Stimme an meinem Ohr sagt: „Darf ich kurz in Ihre Tasche schauen?“

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden gewissenhaft durchgeführt.

„Na klar, bitte sehr!“

„Danke, alles in Ordnung.“

„Vielleicht können Sie mir helfen. Ich suche den Engelsdorfer Verlag.“

„Dann müssen Sie an den Informationsstand gehen. Der ist dort hinten.“

„Danke!“ „Bitte.“

Vor dem Informationsstand war es nicht so schlimm. Dort standen knapp zehn Leute Schlange.

Endlich auf der Messe in der Suche nach Halle drei.

Man brauchte nicht zu gehen, man wurde geschoben. Rechts neben mir war ein Veilchengeruch. Vor mir roch es nach Axe unlimited.

Es ging sehr langsam vorwärts. Geduld war angesagt.

Ich hatte Zeit, die Menschen zu beobachten, Vermutungen anzustellen und erste Interpretationen zu versuchen.

Herrlich war die große Anzahl von Kindern. Hier lebte die Zukunft des Buches. Daneben Mütter und Väter mit immer suchenden Blick.

In mir lachten Augen. Ich dachte an die Zeit, als meine Kinder klein waren.

Vorne eine Anzahl von Verlagsvertretern. Einige hielten die Aktentasche über den Kopf. In den Gedanken sang es, es regnet doch gar nicht.

Künstler waren zu sehen. Haarige Wirrköpfe mit sicher genialen Gedanken drückten sich am sinnierenden Gestern vorbei.

Es lenkt ab, wenn man sich Gedanken macht, Maler? Och nö, eher Schriftsteller. Der dort modern schreibend, der eher traditionell.

Beängstigend für mich war nur der Massendruck in einer Menge, in welcher die eigene Entscheidungsmacht verloren geht.

In meiner Erinnerung tauchten die Nächte im Luftschutzkeller auf. Damals hatte ich auch keine Chance. Es gab immerhin einen Unterschied, damals roch ich Angst, hier roch ich Neugierde, Freude und Samstagslaune.

 

© pk 03 / 09

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Poetische Gedanken über Liebe und Natur
Über den Tag hinaus zu schauen, heißt für mich, neben dem Alltag, dem normalen Alltäglichen hinaus, Zeit zu finden, um das notwendige Leben mit Gefühlen, Träumen, Hoffnungen, Sehnsüchten, Lieben, das mit Lachen und Lächeln zu beobachten und zu beschreiben. Der Mensch braucht nicht nur Brot allein, er kann ohne seine Träume, Gefühle nicht existieren. Er muss aus Freude und aus Leid weinen können, aber auch aus vollem Herzen lachen können. Jeder sollte neben dem Zwang zur Sicherung der Existenz auch das Recht haben auf romantische Momente in seinem Leben.

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