INRI 2.0 Teil 13

Dort saßen sie alle zusammen und diskutierten über die Thesen, die sie soeben vernommen hatten. Jeder konnte seiner Meinung freien Lauf lassen, denn Joshua hatte sich in sein kleines Zelt zurückgezogen. Zusammen mit Hannah!

Einige grinsten vielsagend, war es doch den meisten nicht entgangen, dass die Beiden augenscheinlich eine besondere Symphatie füreinander empfanden.

“Wahrscheinlich erzählt er ihr noch etwas genauer vom Schöpfer?” meinte einer lachend.

Die Freunde Joshuas hielten sich etwas aus der ganzen Sache heraus und setzten sich in die hintere ecke des Zeltes.

Johnnie, ein schon etwas ergrauter Späthippie begann sich einen Joint zu drehen. Akkurat klebte er zwei Blättchen der Länge nach aneinander um dann ein drittes waagrecht unten anzufügen. Nun verteilte er den Tabak auf dem Blatt und streute anschließend ein paar Krümel Haschisch darüber, das er als brauner Klumpen in einer Streichholzschachtel mit sich rumtrug.

Zum Schluss rollte er alles zu einer festen, vorne etwas breiteren Rolle auf, strich mit der Zunge über die längsseitige Gummierung und fügte ein Mundstück aus der Pappe der Zigarettenpapierschachtel hinzu.

Einige junge Mitglieder der Gruppe schauten ihm fasziniert zu bis er die gierigen Blicke bemerkte und grinste.

“Das ist das beste gegen den Hunger den wir hier leiden müssen!”. Er zündete den Joint an, zog gierig ein oder zweimal daran um ihn dann an seine neben ihm sitzende Freundin weiterzureichen.

Am Ende machte der Joint eine Runde durch alle Zeltinsassen, nur eine etwas ältere Frau lehnte leicht angewidert ab.

Es blieb nicht bei dem einen und schon nach kurzer Zeit war die Runde erfüllt von glucksendem Lachen, Rumgealber und lautstark vorgetragenen Thesen zu dem vorher Gehörten.

So bemerkten sie erst gar nicht, dass sich eine weitere Person dazugesellt hatte. Groß, schlank und in grellweißes Gewand gehüllt stand der Mann plötzlich vor ihnen.

Das heißt, ob Mann oder Frau, das konnte man gar nicht mit Sicherheit sagen. Eine Gestalt eben. Vom Gesicht war nur ein winziger Teil durch einen Schlitz erkennbar, es waren die Augen, funkelnd und strahlend und von einem Blau, das sie noch nie vorher gesehen hatten.

“Mein Herr hat mich zu euch geschickt, ich soll euch Mut zusprechen um die vielen Prüfungen der nächsten Wochen durchzustehen. Joshua wird euch anleiten. Er handelt in unserem Auftrag!”

“Wer bist du?” fragte Maria aus Magdala entsetzt.

“Du würdest es doch nicht verstehen”, antwortete die weiße Gestalt, erhob die rechte Hand zum Gruß und verschwand durch die Zelttür, zurück blieb ein kurzer lauter Ton vom Rauschen des Sandsturms.

Alle schauten sich fragend an, nur die alte Dame fragte verwirrt, was mit ihnen los sei. Es stellte sich heraus, dass sie nichts von einem weißen Engel bemerkt hatte und darum auf die ganzen Fragen vorhin keinen Reim hatte machen können.

“Das kommt alles nur von eurer Kifferei!” schimpfte sie und wandte sich beleidigt ab.

Inzwischen waren auch Joshua und Hannah zu ihnen gestoßen und setzten sich in die Runde. Hannah lächelte etwas verschämt und verdrückte sich an die Seite. Joshua hielt prüfend seine Nase in die Luft und meinte kennerisch “Guter Stoff, den du da geraucht hast, Johnnie!”

Der blickte ihn entgeistert an und wunderte sich, dass Joshua ihm den Joint zugeordnet hatte, ohne dabei gewesen zu sein.

“Habt ihr ihn auch gesehen, den Boten meines Vaters?” fragte Joshua, ohne weiter auf die Raucherei einzugehen.

“Wer ist das?” fragte ein Mädchen und blickte ängstlich in die Runde.

“Fürchte dich nicht, das war Gabriel. Er besucht mich von Zeit zu Zeit und gibt mir Ratschläge. Bisher habe ich alle befolgt und das war gut so!”

“Maria wird uns noch schnell einen Tee kochen, denn in ein paar Minuten wird sich der Sturm legen und wir können raus an die frische Luft!” sprach er und grinste die alte Dame an die erleichtert zurückgrinste.

“Dies war erst der Anfang eurer Prüfung in der Wüste, meine Freunde. Ich habe veranlasst, dass wir erst in neununddreißig Tagen wieder abgeholt werden. So lange sind wir auf uns allein gestellt.

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