Pierre Heinen

Im dunklen Kasten

 

Es ist rabenschwarz und still. Wir liegen eng aneinander auf dem Boden, zusammengedrängt wie Vieh. Die Luft ist feuchtwarm und ein beißender Gestank haftet sich an jeden Atemzug. Wir sind in dieser obskuren Kammer gefangen.

Manche liegen schon seit Tagen hier drin. Zwei sind während der Nacht hinzugekommen. Oder ist bereits der Morgen da draußen am Werk? Ich weiß es nicht ... Längere Zeit eingesperrt war ich schon einmal, so finster war es bislang nie. Wir können alle nur warten und hoffen. Darauf, dass uns vielleicht irgendwann jemand befreit.

Es wird nicht viel geredet. Keiner hat die Kraft dazu. Einzig die Neuen werden kurz begrüßt. Manche verfallen in Panik, waren es nie gewohnt so behandelt zu werden. Doch nach einer Weile hört man auch sie nicht mehr. Man kann sich an alles gewöhnen.

Ich stütze mich auf einen, der sich schon lange nicht mehr bewegt hat. Ich wage es nicht nach ihm zu tasten. Traue mich nicht das einzugestehen, was viele denken. Ich will den Tod nicht akzeptieren. Ich bin doch noch jung ...

Das Surren beginnt. Regelmäßig erzittert der Container sachte und beschert uns Abwechslung. Wann werden wieder Neue hier landen? Ich schließe die Augen und döse.

Ein lautes metallische Geräusch dringt an unser aller Ohr. Ich öffne die Augen. Es ist noch immer stockdunkel, aber es tut sich was um uns herum. Befreiung?

Plötzlich sehe ich einen Streifen Licht oben an der Wand. Er ist grell und kaum auszuhalten. Doch ich kann mich nicht abwenden. Genieße es. Ist das die Erlösung?

Der Container neigt sich auf einmal nach vorn. Wir rutschen und stolpern einer über den anderen. Viele schreien und stöhnen. Nun ist das Dach mit einem Ruck vollkommen verschwunden. Unser Gefängnis dreht sich. Wir fallen ...

*


Einige der 20-Cent Münzen fielen neben den Beutel. Robert bückte sich und hob sie auf. Kann man Mitleid mit euch haben?, fragte er sich grinsend. Er schob den Kasten zurück in den Getränkeautomaten und verschloss ihn. Wenig später rollten wieder eisgekühlte Dosen. Zisch!

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.08.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Sobald der Winter vorbei ist, wird der Kampf um die Goldinsel Payla beginnen. Zwei Reiche werden sich gegenüberstehen und die Welt auf Jahre hinaus in ein Schlachtfeld verwandeln ...
Oder gibt es jemanden mit diplomatischem Geschick, der einen solch blutigen Krieg verhindern kann?

Pierre Heinen, Jahrgang 1979, ist seit frühester Jugend begeistert von Geschichtsbüchern und Verfasser unzähliger Novellen. In Form des zweiteiligen „Payla – Die Goldinsel“ veröffentlicht er seinen Debütroman im Genre Fantasy. Der Autor lebt und arbeitet im Großherzogtum Luxemburg, was in mancher Hinsicht seine fiktive Welt beeinflusst.

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