Torsten Kloth

Benzin, Teil 01

Benzin
Torsten Meinecke
 
 
 
 
Epilog
 
0551 Nato Standartzeit, 23.07.04,40 ° nördliche Länge, 61.29.04,77 ° östliche Breite, an Bord der USS George Washington, Einsatzzentrale.
Admiral Bob Lane und sein Adjutant Leutnant Steve Clash waren mit ihren Vorbereitungen beschäftigt, Vorbereitungen für den Kriegsbefehl.
Wochenlang hatten Experten von CIA und US Militär unter Inanspruchnahme diverser anderer Geheimdienste, über Karten und vor Computern gesessen und die verschiedensten Szenarien durchgespielt. Am ende war man sich sicher, UN Resolution 1234 nur mit Waffengewalt, massivster art und weise, durchsetzten zu können, ja zum Wohle aller, zu müssen.
Alles was bislang getan wurde, Embargos, Seperationen und Einflussnahme auf das Regime, gezielte Tötung von Politikern durch die CIA, hatte keinen erfolg.
Leider nur, und da waren sich alle einig, gäbe es keine gemeinsame Aktion mit den russen und Chinesen, nach aussagen des US Generalstabes sei dies lediglich ein Schönheitsfehler, Amerikas Präsident glaubte seinen Beratern und beschloss 1 stunde zuvor den Kampfeinsatz.
Der Besprechungsraum, direkt der einsatzzentrale angrenzend lag auf dem Mitteldeck des Flugzeugträgers, George Washington, und maß lediglich etwa 40 qm. Schnell füllten sich die Sitzplätze mit den Kommandanten der 4 Flugstaffeln und den Kapitänen der Begleitschiffe, einige wenige Hochdekorierte Piloten durften an dieser Besprechung auch teilnehmen. Nicht das man ihren rat wollte, es war einfach üblich und eine art der Belobigung teilnehmen zu dürfen.
 
 
Admiral Bob Lane fasste sich kurz, dieses Meeting war nach 6 Minuten bereits beendet. Der Kernsatz seiner Ansprache, und aus viel mehr bestand sie tatsächlich nicht, war:“ … and so the first strike has been startet at 1011 …“  - also wird der erste schlag um 10.11 Uhr begonnen haben.
Zweierlei an seiner rede war bemerkenswert, erstens sie bestand aus einem Satz, zweitens war dieser im vollendeten Futur gehalten, für ihn hatte der krieg also schon begonnen.
Nach dieser äußerst kurzen Kriegsbefehls Übermittlung erteile Bob Lane seinem Adjutanten das Wort.
Steve Clash verteile die schriftlichen Einsatzbefehle und kommentierte sein tun mit den Worten: „ … unsere f22 Raptor und die Cruise Missiles werden dieser Ausgeburt der Hölle recht schnell zeigen wie wir uns Kooperation vorstellen, meine Herren, viel erfolg!“
Alles was zu sagen war, war gesagt und somit kehrten die Kommandanten mit ihren befehlen zu ihren Einheiten zurück. Kein schnick – schnack, kein Ethos oder gar Pathos. Noch etwa 4 stunden und über Iran würde die Hölle hereinbrechen. 
                                         
 
 
 
 
 
 
 
 
 
„verdammt, schon wieder“ Phil, Philip Johansen, hatte es schon  wieder geschafft. Verschlafen es war bereits 09.30 Uhr, fast nicht mehr möglich den Termin um 11.00 Uhr in Brinkum einzuhalten. Wenn er das heute wieder in den sand setzten würde, er bekäme am Abend ganz sicher seine fristlose Kündigung.
Seit jetzt schon mehreren Monaten hatte Phil nichts verkauft, nichts was Geld hätte bringen können, hier und da mal eine Erweiterung einer bestehenden Alarmanlage, aber nichts Besonderes. Ganz im Anfang, zum Einstand, hatte er 2 große fische an Land gezogen, einen Bundespolitiker, in aller höchster Funktion und einen Polizeipräsidenten. Der Politiker war kein geringerer als der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, er hatte seinen Wohnsitz und sein Ferienhaus in Timmendorfer Strand mit der besten Sicherheitstechnik die es für Geld zu kaufen gab versehen.
Jetzt aber bat Phils Chef ihn zur Audienz, gestern per fax, Innhalt des Gespräches: Grundsätzliche Themen seiner Arbeitsauffassung.
Phil sprang aus seinem Bett, auf dem Weg ins Badezimmer schaltete er noch schnell die Senseo Maschine an, legte einen frischen Pad ein, stellte seinen Themobecher unter und betätigte den Start-Knopf. Ab aufs Klo, duschen, Zähne putzen und anziehen.  Rasieren fällt aus, dachte Phil. 10 Minuten später zog er sich ein weißes Hemd über und wählte seinen dunklen Anzug. Konservativ, er hasste dieses Zeug, fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Auf dem Weg zum Schuhschrank band er sich seine ebenso konservative Krawatte. Jetzt noch den Kaffee und bloß weg.
Mit seinem Themobecher in der Hand überprüfte Phil vor dem großen Spiegel im Flur sein äußeres, und befand sich für spießig, hm, genau richtig, dachte er.
Es war jetzt kurz vor 10 Uhr und Phil hatte nur noch etwa 65 Minuten zeit um 80 km Dauerstau auf der A1 von Hamburg nach Bremen - Brinkum zu kommen. Normalerweise wären die 80 km in locker 35 bis 40 Minuten zu schaffen, doch bei 7 Baustellen auf dem kurzen Stück?
Schon im Treppenhaus griff Phil zu seinem Autoschlüssel, wie immer hatte er den in seiner rechten Hosentasche, alles hatte in seinen Taschen einen festen Platz. Geldscheine und Münzen verwahrte er in der linken Tasche seiner Hosen auf, Zippo Feuerzeug und Autoschlüssel in der rechten. Seine Gesäßtaschen benutzter er nicht, er hasste Anzughosen, liebte aber Cargos, mit großen Beintaschen. Denn wohin mit Tabak und Wohnungeschlüsseln, von seinen Ausweispapieren und Führerschein etc. ganz zu schweigen. Anzugjacken bieten auch nicht viele Möglichkeiten, sie beulen sehr schnell aus und sehen dann gammelig und verwetzt aus.
Er hetzte auf sein Auto zu und musste wie fast immer grinsen, beim Anblick seinen Dodge Ramm 2000, dieses Auto begründete schon so manch eine Unterhaltung, es passte einfach nicht. Konservative Kleidung und ein in Flecktarnung lackierter Monster Pick-Up. Doch Phil liebte seinen Ami, 7,4 Liter Big-Block, über 700 Ps, mit seiner maximalen  Leistung bei Lachgaseinsprizung und fast 6 Meter lang, allein die Ladefläche maß 3 Meter mal 1,75 Meter. Dieses Auto war völlig überdimensioniert und absolut unwirtschaftlich. Phil, wurde mit seinen knapp 190  cm Körperlänge von seinem Wagen noch um einige Zentimeter überragt. Ziemlich genau ein Jahr war es her als Phil sich in dieses Auto verliebte, bei einem US-Car Importeur hatte er ihn gesehen, in unauffälligem grau metallic. Das Auto war geil, doch er benötigte ein paar umbauten, Panzerung, Lackierung in Camouflage und in die Ladefläche wurden große Schubladen eingebaut. Als er das Auto abholte legte er die 88 000 Euro in bar auf den Tisch, von seiner Abfindung der Bundesregierung konnte er das problemlos tun.
Eine kurze Drehung am Zündschlüssel, das typische Anlasser Geräusch ertönte, und schon blubberte der Big – Block sonor vor sich hin. Phil stellte das Radio ein und die letzten Takte von „The Boxer“ erklangen, das war einer seiner Lieblingstitel von Simon & Garfunkel, der Erfolgsband lang vergangener Tage. Phils Laune stieg rasch mit einem Titel von eben diesem Duo.
Kurz nachdem die letzte Note gespielt wurde meldete sich Kevin Streicher, mit seinen 10 Uhr Nachrichten bei FFN.
Phil erkannte sofort am Unterton dass es heute keine guten Nachrichten wären, die der Sprecher verlesen würde. Seit Jahren las Kevin Streicher nun schon bei FFN die Nachrichten, und ebenso lange hörte Phil regelmäßig zu. Doch was jetzt folgte war kaum zu glauben.: „ … uns liegt eine Eilmeldung von DPA vor, laut dieser ist in Kürze mit einem Militärschlag gegen die Souveränität Irans durch die USA zu rechnen“ Phil hatte mittlerweile die Autobahn A1 erreicht und der Dodge schnurte mit seinem unglaublichen Benzinverbrauch vor sich hin.
„ … wie aus gut unterrichteten Kreisen im Umfeld von Bundeskanzlerin Merkel bekannt wurde, soll ein erster Angriff auf Iran gegen 10.15 Uhr starten. Da diese Umstände den Rohölpreis pro Barrel auf jetzt nahezu 300 US $ befördert haben, ist mit stark steigenden Benzinpreisen zu rechnen. Unser Experte nennt die Zwei Euro Marke, per Liter, werde bald erreicht sein.“
Phil schaute automatisch auf seine Tankuhr, kurz von einviertel, ich werde wohl heute noch tanken müssen, dachte er dabei. Aber das für den kurz bevor stehendem Kriegsbeginn auch noch eine Uhrzeit angegeben wurde, irritierte ihn schon sehr.
Ist ja bestens, dachte Phil, gleich brennt die Welt und ich verkauf eine Alarmanlage, „ Angst ist der beste Verkäufer“ sagte er laut vor sich hin und grinste dabei. Kevin Streicher verabschiedete sich mit den Wetternews und einem schönen Gruß an seine Hörerschaft, nicht zu vergessen einem Hinweis auf die nächsten Nachrichten um Halb. Der Moderator der Morgensendung übernahm, er ergriff sofort das Thema und rief die Hörer auf, aktuelle Benzinpreise per Telefon zu melden. Gleich nach dem nächsten Musikstück, Loosing my Religion REM,   meldete sich ein Hörer zu Wort, er sagte das er gerade bei einer Tankstelle in Bremen 1,97 Euro für den Liter Super gezahlt hätte. Unwillkürlich blickte Phil erneut zur Tankanzeige seines Dodge. Nach weiteren 10 Minuten meldete sich eine Studentin aus Oldenburg zu Wort, sie sagte das sie bereits 2,17 Euro gezahlt hätte. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.09.2010. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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