Rüdiger Nazar

Adieu kleiner Tippi...

Der Tag gestern...ja er war ruhig und besinnlich...mein Geburtstag.
Ich bekam über e-stories so schöne Kommentare und Glückwünsche...daß ich eine ganze Zeit lang`feuchte Augen hatte.
Meine Mitautorinnen und Autoren sind schon einmalige...liebe...und herzensgute Menschen.
Heute...einen Tag danach...ich fühl` mich überhaupt nicht älter...smile...packte ich meinen Rucksack...mein Messer und die Rosenschere...um im angrenzenden Wald nach  geraden Haselnußästen für mein Hobby zu suchen...Pfeilbau.(Bogenbau) Ich fertige sie nach historischen Vorbildern...handgemacht...keine Maschinen. Viele Pfeilspitzen haben handgeknippte Steinspitzen.
Ok...habe nicht viele gefunden...die ich verwenden konnte...aber dafür jede Menge Äpfelbäume und Birnenbäume.
Mein Rucksack war Bombenschwer. Auf dem Heimweg stand ich dann vor einem Busch...der überladen war mit Mispeln. Der Rucksack war so schwer wie auf meiner Pilgertour...aber diese Köstlichkeiten wollte ich nicht liegen lassen. Zwei Tage zuvor hatte ich bestimmt zwei Kilo Buchäckern gesammelt...haha...was heißt gesammelt ? Ich nahm Kehrblech und Handfeger mit...und Ruck-Zuck war die Tüte voll...meine Küche sah und sieht immer noch wie eine Hexenkräuterküche aus.
Dann saß ich am Tisch...und pulte mit dem Messer die Kerne aus den Gehäusen...schälte die Mispeln...die Birnen und Äpfel...es roch so herrlich nach Natur in meinem Zimmer.
Was für eine Arbeit. Ich hatte leise Musik an...und verfiel meinen Gedanken...an vergangene Tage...an Menschen die ich mal kannte...und noch kenne.
Ja...sicherlich habe auch ich viel falsch gemacht in meinem Leben...davon will ich mich garnicht freisprechen. Einiges hätte wirklich anders laufen sollen.
Dann dachte ich an meinen Hund Rocky...und mir wurde so schwer um`s Herz.
Dann huschte ein Gedankenblitz in mein Gedächtnis...und ich mußte lächeln....Tippi.
Eines Tages auf meiner Tour durch Deutschland...machte ich Rast auf einer wunderschönen grünen Blumenwiese.
Ich streckte mich lang aus...die Glieder schmerzten...oh wie tat das gut...hier wollte ich einige Zeit verweilen.
Als mir so langsam die Augen zufielen...hörte ich ein leises und klägliches Jammern.
Ich blickte nach allen Seiten...konnte aber niemanden sehen.
Doch da...etwa in zwanzig Metern Entfernung saß ein kleiner Dackel auf seinem Hintern und sah mich neugierig an.
He...mein kleiner Freund rief ich...wo kommst du denn her.
Dieser legte den Kopf schräg...von rechts nach links...und von links nach rechts.
Gibt es einen Hundehimmel...fragte er mich...ohne daß sich seine Schnauze bewegte.
Natürlich sagte ich...oder...ich denke schon...warum auch nicht !
Das ist gut sagte er...und schwieg.
Ich ging näher und kniete mich vor ihm nieder...er gab mir die Pfote...angenehm...Tippi.
Tippi ? Ja so heiße ich !
Warum siehst du so traurig aus... Tippi? fragte ich ihn.
Ach...ich habe ein so schreckliches Leben hinter mir. Als ich noch ganz klein war ...ein Welpe...wurde ich als Geburtstagsgeschenk in einem Karton verpackt. Ich kam zu einer Familie...die noch einen kleinen Menschen hatten...sie hieß Susi...sie war ein fürchterliches Kind. Sie zog mich  an den Ohren durch den Garten...peitschte mich mit einer Weidenrute...und ja...ja sie trat mich fortwährend in den Bauch.
Als ich dann größer wurde...war ich unangenehm und Überflüssig...ich kam in ein Haus mit vielen Tieren...ich glaube sie nennen es Tierheim....oh...sie schoben mich einfach ab...ich war so traurig.
Als ich das hörte...tat es mir in der Seele weh...und ich streichelte Tippis Köpfchen...hmmmm...sagte er...das ist schön. So flog ich dann einige male hin und her...von Familie zu Familie...und des öfteren wieder in`s Tierheim.
Dann kam eines Tages ein Mann in grüner Kleidung und holte mich aus dem Heim...ich war so froh.
Aber...aber...da mußte ich bei ihm schwer...sehr schwer arbeiten...bekam wenig zu essen...und mußte nachts im Stall an der Kette schlafen...sie war nur einen Meter lang.
Der kleine Hund tat mir so leid. Und was machst du hier alleine fragte ich...als ich plötzlich eine schrille Männerstimme rufen hörte...Tippi...Tippi...du Bastard...wo bist du? wenn ich dich erwische.
Tippi  suchte an meinem Bein Schutz...als der Mann auf uns zukam. Du Mistvieh schrie er...mach daß du hier her kommst.
Hallo sagte ich...was machen sie mit ihrem Hund? er ist ja total eingeschüchtert und zittert am ganzen Körper.
Halten sie sich daraus...brüllte er mich an...er ist mein Eigentum...und mit dem mache ich was ich will.
Leider hatte dieser Mann recht...obwohl ich ihn an die Gurgel gehen wollte.
Mit Gewalt zog er Tippi von mir..legte ihn an die Leine und schleifte ihn mit...einfach wie einen Stofflappen hinter sich her.
Tippi drehte sich noch einmal zu mir um....und ich sah eine Träne...die seinem Auge entrann.
Ich saß da alleine und war frustriert. Sollte ich hinterher laufen und dem Rüpel den kleinen Hund entreißen ?
Und dann wurde mir auf einmal bewußt...das ich mit Tippi geredet hatte...eine richtige Konservation betrieben habe.
Und dann...oh Gott...dann fiel mir sein erster Satz ein...gibt es einen Hundehimmel...und ich lief los....schweißgebadet...als ich den furchtbar lauten Knall hörte...einer Schrotflinte...der wie ein Donnerschlag durch den dichten Wald drang.
Da stand dieser Mann...hängte seine Flinte wieder um und wollte gehen. He...halt Mister...wo ist Tippi ? Die Frage war eigentlich überflüssig...denn ich wußte was geschehen war.
Da liegt dieser Taugenichts...dieser Bastard...dieser unnütze Fresser...und er grinste schief.
Der arme Tippi lag auf der Seite...die Augen noch geöffnet...seine Zunge streckte lang aus dem Maul...er war tot.
Ich drehte mich langsam zu dem Mann um. Geh weg du Bastard von einem Menschen...hau ab...bevor ich mich vergesse.
Ich schloss Tippi die Augen und schleppte ihn zu einem kleinen Hügel...auf dessen Spitze eine kleine Kiefer stand...
grub ein kleines Grab...und legte ihn dort hinein. Sein Bett hatte ich aus Farn bereitet...die Grube war schnell verschlossen.
Ich hoffe du bist jetzt im Hundehimmel lieber Tippi...ich wünsche es dir so sehr....Adieu !


Was ich mit dieser Geschichte sagen möchte. Es gibt Menschen...die nicht fähig sind ein Tier artgerecht zu halten...
niemals ein Tier haben dürfen. Diese Art von Zeitgenossen ist der Ansicht...das Tiere nicht leiden...keine Seele haben...und nicht wissen wenn der Zeitpunkt des Todes gekommen ist....sie sind einfach nur ein Gegenstand...
eine Sache. Tiere leben nicht einfach so dahin...sie fressen und saufen nicht nur...sie haben eine soziale Familien oder Rudelstruktur...und sie haben bestimmt...garantiert eine Seele...und Gefühle...und sie wissen ganz genau...wann der Zeitpunkt für den Abschied gekommen ist.
Elefanten suchen für die letzte Reise ihren jahrhunderte alten Friedhof auf...Wölfe...legen sich einfach hin und warten...und weinen...ja...ich sah Kühe auf dem Parkplatz vor dem Schlachthof stehen...und aus ihren Augen liefen Tränen...sie spürten den Tod.
Natürlich habe ich nicht wirklich mit Tippi gesprochen...aber so hätte ein Gespräch aussehen können.


                                                                                     Rüdiger Nazar
                                                                                  melvin6@gmx.de
                                                                                  16.September 2011











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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2011. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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