Meinhard Pahlke

Der Hase Fridolin, oder wie der Osterhase zu den Menschen kam

Der Hase Fridolin oder wie der Hase zu den Menschen kam

 

Fridolin lag satt und gluecklich am Feldrand in der warmen Fruehlingssonne und schlief.Er traeumte von Abenteuer und ganzen Feldern voll von herrlichen Karrotten und feinen Ruebenblaettern die alle nur darauf warteten von ihm gefressen zu werden.
Fridolin war auch kein gewoehnlicher Hase, oh nein, denn er verstand die Sprache der Menschen und diese haetten ihn wohl als einen Herumtreiber bezeichnet weil er staendig auf Tour war und auf seinen Streifzuegen alle Felder im Umkreis erkundet hatte. So war Fridolin zu einem Experten geworden der genau wusste wo die leckersten und zahrtesten Blaetter zu finden waren.Und waehrend er so im Gras vor einem hohen Holunderstrauch lag, drang ploetzlich eine Kinderstimme an seine grossen Loeffelohren.
Fast haette Fridolin gedacht dass er nur traeumte weil er wegen der hohen Buesche ueberhaupt keine Haeuser bemerkt hatte in denen Menschen wohnten, aber dann wachte er schlgartig auf als neben dem Rufen eines Jungen auch  ein lustiges Bellen eines Hundes zu hoeren war.
"Ende mit dem Verdauungsschlaefchen " dachte er und spaehte vorsichtig durch das Gras um die Gefahr zu erkennen, denn wo Bellen ist ist auch ein Hund nicht mehr weit und viele Hunde sind bekanntlich des Hasen Tod.
Aber weil Fridolin nicht nur schlau und clever war und auf gar keinen Fall ein Angsthase sein wollte, beobachtete er neugierig weiter, denn abhauen konnte er immer noch. Er sah nun einen Jungen um den ein kleiner weisser Hund herumsprang.
" Hol Dir das Stoeckchen " rief der Junge dabei und warf ein Stueck Holz durch die Luft welches der Hund rennend mit seiner Schnauze auffing und zu dem Jungen zurueck brachte.
" das wuerde ich auch machen " kommentierte Fridolin " doch dann muesste es eine Karrotte sein ". Vor lauter Neugierde hatte Fridolin garnicht gemerkt, dass der Junge immer naeher gekommen war und als ihn dieser bemerkte, wie er so im Gras lag , war es zu spaet um weg zu rennen.
"Oh je " jammerte Friedolin und sein Herz begann vor Angst laut zu pochen, " das habe ich nun davon, dass ich immer alles wissen will ".
"lauf nicht weg, lieber Hase " rief der Junge schnell " und auch mein Hund tut Dir nichts ".
"ich habe aber Angst vor Hunde " antwortete Friedolin und merkte vor Panik garnicht, dass er in der Sprache der Menschen gesprochen hatte.
"Du kannst ja sprechen" klatschte der Junge vor Freude in die Haende und rief, " ich habe einen Hasen gefunden der sprechen kann "!
Dann rief er seinen Hund herbei und streichelte seinen Kopf damit der Hase keine Angst mehr vor ihm hatte.
Als Fridolin merkte, dass die beiden nichts boeses mit ihm vorhatten wurde er ruhiger, nahm allen Mut zusammen und antwortete, dass er schon lange die Sprache der Menschen verstand. Er war oft bei seinen Streifzuegen in die Naehe der Haeuser gekommen, erzaehlte er und habe so lange die spielenden Kinder belauscht bis ich nach und nach ihre Sprache gelernt habe.
" Aber Du bist der Erste an dem ich meine Sprache ausprobieren kann " meinte er stolz.
" dann lass uns Freunde sein " rief der Junge begeistert und klatschte wieder vor Freude in die Haende, " Ich heisse Tomas und das ist mein lieber Hund Caesar "
" Und ich heisse Fridolin " antwortete Fridolin stolz denn diesen Namen hatte er sich selbst ausgesucht als er einmal Kinder beobachtete die sich Namen zuriefen und der ihm so gut gefallen hatte, dass er auch so heissen wollte.
 " Ist ja megatoll das wir uns getroffen haben " meinte der Junge" und das soll ab heute unser grosses Geheimnis bleiben ".
" Grosses Hasenehrenwort " rief Fridolin gluecklich und konnte noch garnicht glauben, dass er nun einen richtigen Menschen als neuen Freund hatte.
" Nun muss ich aber wieder nach Hause " bedauerte der Junge, denn mein Vater kommt gleich von der Arbeit und dann essen wir und ich moechte nicht, dass meine Mutter nach mir sucht und uns hier entdeckt."  " Aber morgen treffen wir uns wieder hier " meinte er schnell als er merkte dass Fridolin enttaeuscht guckte, " und dann bringe ich Dir zum Zeichen unserer Freundschaft die groesste Karrotte der Welt mit"
Puenktlich am naechsten Tag war Fridolin wieder am Treffpunkt und wartete ungeduldig auf den Jungen. Er hatte den ganzen Tag ueber seinen neuen Freund nachgedacht und ueberlegt, ob er den anderen Hasen davon erzaehlen sollte. Aber dann erinnerte er sich, dass er sein Ehrenwort gegeben hatte und alles geheim bleiben sollte und ihm vielleicht sowieso Niemand geglaubt haette.
" Fridolin " hoerte er dann den Jungen rufen noch bevor er ihn sehen kkonnte, " ich bin wieder da. Und noch ganz ausser Atem vom Laufen setzte er sich ins Gras und zog eine riesengrosse Karrotte aus der Tasche.
" Die habe ich Dir extra mitgebracht " meinte er  " und ich hoffe, dass sie Dir gut schmeckt "!
" Das ist die tollste Karrotte die ich je gegessen habe " staunte Fridolin und biss vor Begeisterung einmal kraeftig hinein, " und schmeckt super " meinte er kauend und nickte anerkennend mit dem Kopf dass seine langen Loeffelohren nur so herumflogen.
" ich habe mir nach unserem Treffen gestern auf meinem Zimmer etwas ausgedacht und bin auf die Idee gekommen wie wir Drei zusammen anderen Kindern zum Osterfest eine Freude machen koennten."
" Wir ? " staunte Friedolin, " ein Hase ein Junge und ein Hund sollen etwas gemeinsam machen "?
" Klar " sagte Tomas als sei es die normalste Sache der Welt und begann zu erklaeren, dass er ein kleines Maedchen aus der Nachbarschft kenne die nicht laufen kann und deshalb im Rollstuhl sitzen muesse. Und da sie in der naechsten Woche Geburtstag habe und gleichzeitig Ostern sei, habe er sich etwas  ganz besonderes ausgedacht,
" Ich habe von meinem Taschengeld etwas gespart " meinte er " und wollte mir davon eigentlich einen neuen Fussball kaufen, aber nun werde ich davon bunte Ostereier und Schokoladenhasen kaufen "
" Gibt es denn Hasen aus Schokolade ? " staunte Fridolin unglaeubig.
" Nein, nein " beruhigte der Junge, " natuerlich  keine richtigen Hasen wie Du, sondern kleine Hasenfiguren die aus Zucker und Schokolade gemacht werden."
" Und natuerlich viele bunte Eier, denn die gehoeren unbedingt zu Ostern und die werden bekanntlich vom Osterhasen gebracht."
" Von Hasen ? "rief Fridolin und hielt sich den Bauch vor Lachen, " ich komme jeden Tag auf den Feldern an Nestern voller Eier vorbei. Wenn Du Lust hast," lachte er immer noch ," kann ich Dir gerne ein Nest zeigen und die Eier darin sind garantiert nicht von Hasen gebracht worden."
" Du hast ja recht " beruhigte Tomas seinen neuen Freund, " aber zu einem richtigen Ostern gehoert es nun einmal, dass die Eier vom Osterhasen gebracht werden, genau wie der Wheinachtsmann die Geschenke bringt, und alle kleinen Kinder glauben das".
Er musste nun selbst lachen weil es noch garnicht so lange her war als er noch selbst daran geblaubt hatte.
" Ich werde Dir einen Korb besorgen" sagte Tomas zu Fridolin, den ich Dir auf den Ruecken binde und den ich dann mit bunten Eiern und Schokohasen fuelle und dann hole ich die anderen Kinder und das Maedchen, dass nicht laufen kann . In dieser Zeit versteckst Du die bunten Eier und die anderen Suessigkeiten im Gras und in den Bueschen."
" Aber wie sollen die Kinder denn all die Sachen finden wenn ich sie verstecke ?'meinte Fridolin erstaunt, denn so langsam begann ihm die Sache zu interessieren.
" natuerlich nicht so, dass nichts mehr wiedergefunden werden kann," erklaerte der Junge, sondern nur so , dass sie nach kurzer Zeit die Suessigkeiten finden."
Er klatschte wieder vor Begeisterung ueber seinen Plan in die Haende. " und wenn ich
dann mit den Kindern angekommen bin und Caeser anfaengt zu bellen, rennst Du mit dem leeren Korb weg  als ob Du Angst vor dem Hund bekommen haettest. Es darf aber nicht zu schnell sein", erklaerte er, " denn alle sollen sehen koennen, dass der Osterhase mit seinem Korb da war und die Eier gebracht hat."
"Und das alles hast Du Dir gestern auf Deinem Zimmer ausgedacht ?" kam Fridolin aus dem Staunen nicht mehr heraus und wunderte sich noch immer, dass Menschen glaubten, dass Hasen Eier brachten.
Nachdem  .sie die ganze Sache noch einige Male besprochen hatten kam endlich der Tag an dem Tomas mit einem Bastkorb voll mit bunten Eiern und Hasen aus Schokolade zum Treffpunkt am Holunderbusch kam.
Vor Aufregung war Fridolin ganz schwindelig und er dachte, dass er nun kein gewoehnlicher Feldhase mehr war, sondern ein richtiger Osterhase der heute vielen Kindern eine Freude machen sollte.
" Wir machen alles so, wie wir es besprochen haben " meinte Tomas " und vergess nicht, dass du nicht zu schnell weglaeufst."
" Ok, mach ich " stammelte Fridolin mutig, denn er hatte noch immer Angst, dass er durch einen Fehler alles verpatzen koennte.
Kaum war der Junge gegangen, machte er sich an die Arbeit und versteckte geschickt alle leckeren Sachen die sein Freund mitgebracht hatte. Er legte die gelben, roten und blauen Eier so in Grasbueschel, dass sie wie bunte Nester aussachen wenn man sie fand und versteckte zuletzt die Hasen hinter Steine und zwischen den Zweigen und Bueschen.und hoppelte dann einige Meter in das Feld um von da aus zu kontrollieren ob er seine Sache gut gemacht hatte.
Voll Spannung wartete er dann auf die Kinder bis er sehen konnte wie sein Freund ein kleines Maedchen in einem Rollstuhl an den Rand des Feldes schob und mit einem Arm zu ihm hinueberzeigte und sie einen freudigen Schrei ausrief.als sie ihn bemerkte. Und erst als Caesar wie verabredet zu bellen anfing sprang er aus dem Gras und begann zu rennen.
In den folgenden Wochen und Monaten sassen sie noch oft zusammen an ihrem Stammplatz und lachten viel ueber die tolle Osterparty die sie veranstaltet hatten und der Junge versicherte immer wieder, dass es fuer das Maedchen im Rollstuhl das schoenste Geburtstagsgeschenk gewesen waere den Osterhasen zu sehen.
Und dann kam der Tag an dem sich Tomas von seinem besten Freund verachieden musste weil sein Vater in einer fremden Stadt Arbeit gefunden haette und sie umziehen wuerden.
Aber immer, wenn Fridolin alleine an dem Holunderstrauch zurueck kam um in der Sonne ein Nickerchen zu machen, dachte er gluecklich an die Zeit seiner Freundschaft mit einem Jungen und seinem Hund und daran, dass er fuer einen Tag der Osterhase gewesen war.
Und auch die Kinder, die inzwischen laengst erwachsen geworden waren , erinnerten sich noch immer an das besondere Osterfest und erzaehlten allen Freunden, dass sie als Kinder wirklich den Osterhasen gesehen haetten.



 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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