Klaus-Jürgen Langner

Engel, gibt es die?

Der Teufel, der Engel und der „liebe“ Gott!
 
Lasst mich mal mit dem Teufel anfangen:
Der Teufel kommt überall vor. Das zeigen uns alle Sprachen:  Aus den alten Sprachformen „tiuvel“, „diuvil“ und „düwel“ entwickelte er sich.  Es ist ein Lehnwort aus dem griechischen „diabolos“.  Auch andere europäische Sprachen haben ähnliche Lehnwörter gebildet: „diabolus“ (lateinisch),  „diavolo“ (italienisch), „diabolo“ (spanisch), „diable“ (französisch)  und „devil“ (englisch).
Aus seinem Namen entnehmen wir auch seinen Charakter: „Diabolos“ bedeutet Durcheinanderbringer“. Das griechische Wort „Diabolos“ wiederum ist eine Übersetzung des hebräischen  Wortes „Satan“(Ankläger). Wir finden ihn auch als „shaitan“ im  Koran. Eigentlich war er  eine Art Staatsanwalt im Himmel (Hiob 1.6), vergleichbar dem Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan. Er sollte die Überprüfung des Glaubens überwachen. Und da war er dann übergenau. Er wurde „päpstlicher als der Papst“, ein Fanatiker der reinen Lehre, ein Unruhestifter und Durcheinanderbringer. Wo Gott in seiner Güte Gnade walten ließ, da pochte er auf die Einhaltung der Gesetze. Die Folge war, Gott soll gesagt haben: „Weg mit dir, Satan!“ (Matthäus 4.10). Ab mit Dir in die Hölle!  Wir haben es hier also mit einem Symbol zu tun. Ein Symbol ist etwas anderes als ein Zeichen. Zeichen sind Teile der rationalen Seite unseres Lebens, Symbole gehören zur irrationalen. Zeichen sind eindeutig. Symbole sind vieldeutig. 
 „Die Idee eines Teufels ist so alt als die Welt und nicht erst durch die Bibel unter die Menschen gekommen. Jede Religion hat ihre Dämonen und bösen Geister – natürlich weil die Menschen von Anfang an gesündigt haben und nach ihrem gewöhnlichen Anthropomorphismus das Böse, das sie sehen, einem Geiste zuschieben, dessen Geschäft es sei, überall Unheil anzurichten.“ Das wusste schon Wilhelm Hauff.
Und wie ist nun unser Bild vom Engel? Engel sehen nach unseren Vorstellungen immer bildschön aus. Dieser Irrtum hat sicherlich manchen für mich abgestellten Engel vorbeigehen lassen, ohne dass ich hingeschaut habe. Engel haben auch immer Flügel, herrliche Flügel. Alle bildhaften Darstellungen sind voll davon.  Aber wer sich bei „engelhaften Wesen“ zu sehr auf die Flügel verlässt, kann schon auch mal auf eine Gans hereinfallen. Wenn die Flügel stimmen sollten, dann müssten die Engel sich auch aus der Politik heraushalten, denn da höre ich immer wieder von „Flügelkämpfen“.Und warum können Engel überhaupt fliegen? Ich glaube die nehmen sich einfach leicht.Jedenfalls sah es so der Chef im Vatikan.
Und dann gibt es noch Erz-Engel. Die mit den eisernen Seelen, die sogenannte Schweizer Garde Gottes.  Es gibt Seraphim, Cherubim sogar Rausch-Gold – Engel soll es geben, aber woher sollen die denn einen Rausch haben? Können Engel überhaupt etwas trinken, vielleicht einen perlenden Champagner? Oder bestehen sie aus reiner Energie ohne von Materie behaftet zu sein?
Der Teufel hat viele erotische Nuancen in seinem Angebot. Und die Engel sollen ohne jede Erfahrung dagegen angehen, weil sie angeblich geschlechtslos sind. Aber schon in unserem Sprachgebrauch kommen mir da einige Zweifel, denn der Ex-Engel Luzifer ist ja einer der gefallenen Engel, männlich also. Weibliche Engel hingegen kommen wohl eher nieder.
Grundsätzlich sind Engel immer gut. Das liegt ihnen wohl schon im Blut. Sie würden auch niemals jemanden ermorden – aber sie haben mich auch schon manchmal hängen lassen. Ich frage mich aber, ob nicht doch mal jemand über das Thema  promoviert, ob zwei Engel einander „böse“ sein können.
Grad stelle ich mir vor, wie „Alternative“ mit diesem Thema umgehen: „Verengelt“ mir dieses und jenes nicht…  Oder: Mal mir keinen Engel an die Wand!Wenn ein Teufel Grafitti  an die Wand malt, malt der dann wenigstens Engel?
Es stimmt schon, man kann Engel nicht festhalten, dazu sind sie viel zu ätherisch, aber sollte man sich mal mit dem Teufel eingelassen haben, dann wird man den nicht wieder los. Besonders listig  ist der Teufel, wenn er uns zu überzeugen versucht, dass es ihn gar nicht gibt. Und in der Tat, der Teufel braucht gar nicht zu existieren, wenn wir Dummköpfe nur genug daran glauben, dass es ihn gibt. Es stimmt schon, wenn wir nicht an Gott glauben, dann kommen wir nicht in den Himmel. Aber wenn wir nicht an den Teufel glauben, kommen wir auch nicht in die Hölle. Und eine Hölle gibt es in der Tat gar nicht. Jedenfalls sind da keine Teufel, denn wir wissen es doch: Der Teufel steckt im Detail!! Und seit wir das wissen, brauchen wir nur noch die Details wegzulassen! Schon ist alles paletti!
Manche erklären mir, dass heutzutage der Teufel sich auf der Erde wie im Himmel fühle. Dabei sind Teufel und Gott doch beide gleichberechtigt, aber der Teufel macht von seinen Rechten viel umfangreicheren Gebrauch. Der Erkenntnis nach könnten wir durchaus Engel sein, aber durch das praktische Leben wohl doch mehr Teufel. Und eigentlich sollten wir uns noch nicht einmal soviel bemühen, Engel zu sein. Es würde schon reichen, wenn wir es schafften „gute Menschen“ zu sein. Und in diesem Bemühen könnten  uns die Theologen unterstützen.
Was ist denn die wichtigste Aufgabe von Philosophie und Theologie? Die Antwort zu finden auf die Fragen:  „Wer oder was ist „Gott“? Wer oder was ist der „Teufel“? Und wer oder was  bin ich? Und wie werden jetzt aus zweien eins?“ Manchmal denke ich, die Theologen wissen nicht einmal ob es Gott gibt, aber sie erklären uns genau wie er sich gibt. So als böten sie uns ein Fernglas verkehrt herum an und wir können Gott gar nicht wahrnehmen. Aber das Nichtwahrnehmen ist noch kein Beweis für ein Nichtvorhandensein! Ach, an der Frage der Gottesbeweise sind schon viele der größten Denker gescheitert. Dagegen beweisen viele unserer korrupten Banker und Politiker ganz nebenbei die Existenz des Teufels. Sie machen den Teufel arbeitslos, denn sie verrichten schon sehr sorgfältig seine Geschäfte.
 Aber ich merke gerade, ich schweife ab.
Ich wollte jetzt erst einmal über den gefallenen Engel nachdenken, der des Teufels Versuchung erlegen ist.
Ein Verführer ist ein Führer zur Hölle. Also bitten wir: Führe uns nicht, es sei denn in die Versuchung, denn wer jeder Versuchung widersteht ist weise, aber wer sich verführen lässt, hat Aussicht es zu werden. Dabei habe ich manchmal ein Problem in meinem Leben gehabt. Es gab da so viele Verlockungen, dass ich gar nicht die Zeit hatte allen nachzugeben. Also sollte ich bitten: Lieber Gott  führe mich in Versuchung, aber richtig. Denn es ist doch ganz logisch: Nach unserer christlichen Auffassung können ich Heil durch Reue erlangen. Wie anders aber kann ich bereuen, wenn ich nicht vorher gesündigt habe? Daraus folgt, wenn Gott mich in die Versuchung führt, habe ich die Pflicht ihr zu erliegen.Man sollte allen Versuchungen nachgeben.  Man weiß nie, ob sie wiederkommen.
Sollte irgendjemand aber doch der Versuchung widerstehen wollen, dann kann ich ihm einen guten Tipp geben. Die Versuchung führt zum Versuch. Und als Jurist weiß ich, meist ist auch der Versuch schon strafbar. Und deshalb bekämpfe ich die Versuchung auch mit Rheumatismus oder Gicht. Das geht in meinem Alter recht leicht. Meine Zeit ist vorbei, wo ich Tucholsky lächelnd zustimmen konnte, wenn er feststellte: „Ein Frauenleib ist der Anstiftung dringend verdächtig!“ Heute schaue ich schönen Frauen immer noch interessiert hinterher, weiß aber nicht mehr genau warum?
Früher war mir klar, es gab da Sachen, die konnte ich nicht einfach „zu-lassen“, z.B. eine Tafel mit Schokolade, oder eine schöne…….
Aber heute? Ja, worüber wollte ich denn eigentlich nachdenken?
 Ach ja, über die Engel. Nun gut, Frauen sind keine Engel. Die hat Gott ja auch aus  des Mannes Rippe gebastelt, aus Materie. Engel, die Lichtgestalten sind dagegen wohl schon am ersten Tag der Schöpfung entstanden, als er sagte: „Es werde Licht!“ Und irgendwann später haben sich dann Menschen, daran gemacht, mal die genaue Zahl, der geschaffenen Lichtgestalten zu berechnen. Ein spanischer Bischof Alfonso de Spina hat so um 1500 „berechnet“ dass es 266 613 336 gute und 133 306 668 „gefallene Engel“ geben muss. Damit  hätten diese geflügelten Wesen wohl auch heute noch die absolute Lufthoheit. Bei uns gab es dann kurz darauf einen gewissen Martin Luther, dem die übertriebene Engelverehrung „auf den Geist ging“. Er hatte eben dem Volk auf’s Maul geschaut und hat dann die „metaphysischen Fledermäuse“, die „Osterhasen des Christentums“ schlicht und einfach aus der Kirche gejagt. Seitdem befinden sich Engel wohl überall, aber immer weniger in den christlichen Kirchen. Sie sind „zurück in das Volk“ gekommen, und sind direkt in unserer Nähe wie zum Beispiel die „HELLS  ANGELS“. Robbie Williams beschwört mit großem Erfolg: „Angels“, und sogar der Vatikan hat seine neuartigen PC-Mitarbeiter: Michael, Gabriel und Raphael, sie wurden  als Server im Internetbetrieb des Vatikans ins Leben gerufen.
Im Ernst, ich glaube tatsächlich, dass die Vorstellung von uns begleitenden, beschützenden Engeln in einem bestimmten Bereich einen sehr notwendigen Platz gefunden hat. Der Benediktinerpater Anselm Grün drückt es so aus: „In vielen Gesprächen habe ich von Menschen gehört, dass ihnen die Vorstellung von dem Engel, der bei ihnen ist, geholfen hat, ihr Leben zu bewältigen. Der Engel, der mit ihnen geht, war für sie genauso real wie die Puppe, mit der sie gespielt haben oder wie der Teddybär, der sie in den Schlaf begleitet hat. Schutzengel geben Kindern Halt mitten in einer unsicheren Welt.“
Von Bonhoeffer wissen wir aus seinem letzten Schreiben an seine Eltern, dass „sein Kinderglaube“ an „seine Schutzengel“ ihn bis in seinen Tod begleitet hat und ihn gestärkt hatte. Der Glaube an Engel auch von Erwachsenen, so schrieb Robert Leicht in der „Zeit“, sei „kein Aberglaube, sondern ein ernster Kinderglaube“. Das leuchtet mir ein, denn das, was ich als Kind als Sicherheit mitbekommen habe, wenn mich magische Kräfte grundsätzlich beschützten, das hat sich tief in mir eingebettet und gab mir damals die Kraft zum Überleben. Und auf diese magische Ur-Kraft kann ich heute noch zurückgreifen, wenn mich Logik und Verstand einmal im Stich lassen.
Man muss sich nur „trauen“!!!
Versuch es doch auch mal!
Don

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.04.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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