Christian Scheffel

The Heat Of Ice -- Teil 2

The Heat Of Ice – Teil 2

  • 1 –

Julio Martinez steigt aus der hinteren Tür eines schicken schwarzen Wagens aus, dessen Metallic Lack das Licht der Sonne glänzend reflektiert. Martinez ist gerade dabei, sich eine Sonnenbrille aufzusetzen: dabei reflektiert in den dunklen Brillengläsern das Bild Colonel Stones, der auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Wagen aussteigt. Martinez dreht sich um und blickt zu einem zweiten Wagen, aus dem zwei noch relativ junge Mexikaner aussteigen, die eiskalte Blicke zeigen. Während Colonel Stone inzwischen seine Uniform gegen eine des mexikanischen Militärs eingetauscht hat, trägt Martinez ein schickes blaues Jacket, unter dem ein weißes Hemd erstrahlt. In einer ebenfalls schicken blauen Hose und glänzend polierten schwarzen Schuhen tritt Martinez an der Spitze seiner Begleiter zu einer Felsentreppe, die nach oben führt. Mit zunehmender Höhe wird nun erkennbar, dass Martinez mit seinen Killern eine große und imponierend aussehende aztekische Pyramide inmitten der Wüste emporsteigt, über dem die flimmernd heiße Sonne vor dem Hintergrund eines strahlendblauen Sommerhimmels scheint. Auf der Oberseite der Pyramide wird aus Sicht von Martinez und seinen Leuten beim Erreichen der letzten Felsstufen ein ganzer Trupp weiterer Bewaffneter sichtbar, die sich wie eine Front aufgestellt haben: an ihrer Spitze steht ein kräftiger Mexikaner mit zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebundenen schwarzen Haaren und einem Schnurrbart; sein versteinertes Gesicht weist zahlreiche Narben auf. Der Mann trägt ein schwarzes Lederoutfit, das an Motorradkleidung erinnert. Martinez geht die halbe Strecke bis zu dem Mann über die Plateau-Oberseite und bleibt dann stehen, dem Mann fest in die Augen sehend. Dieser zieht seine Motorradjacke aus und wirft sie demonstrativ auf den staubigen Felsboden, so dass er jetzt im schwarzen Muscle Shirt vor Martinez steht und seine muskelbepackten Arme sichtbar sind. Martinez zieht elegant sein Jacket aus und reicht es einem der beiden jungen Mexikaner entgegen, die zusammen mit Colonel Stone an der Spitze seiner Begleiter stehen; seine Sonnenbrille steckt Julio zurück in eine Tasche des Jackets. Zwei Männer aus der Front hinter dem Mann Martinez gegenüber treten nach vorn, und jeder legt jeweils einen Degen Martinez sowie seinem Gegenüber vor die Füße.

Martinez´ Kontrahent funkelt Julio mit dem eisigen Blick eines Killers an, indem er laut ausruft: „Die Herausforderung hat begonnen!“

Der Mexikaner tritt den Degen vom Boden empor in seine Hand und rennt sofort brüllend auf Martinez zu. Dieser bleibt reglos stehen und und fixiert seinen nahenden Kontrahenten mit festem Blick. Dann, kurz bevor sein Kontrahent ihn mit dem Degen treffen würde, springt Julio zur Seite, hebt den Degen vom Boden auf, indem er sich einmal elegant überschlägt, dreht sich blitzschnell um und hat schon den nächsten Degenschlag seines Kontrahenten pariert.

Martinez entgegnet einen glänzenden Blick:

Dann soll nun die Entscheidung fallen, Alvarez!“

 

  • 2

Julio erinnert sich an die Vorgeschichte:

Julio selbst, Colonel Stone und die übrigen, die mit dem waghalsigen Sprung ins tiefe Meer aus dem brennenden Lagerhaus entkommen sind, werden von einem Schnellboot abgeholt und mitgenommen. Weiter draußen auf offener See haben zwei Wasserflugzeuge startklar gewartet, mit denen Julio, Stone und die übrigen schleunigst weg von der kalifornischen Küste gebracht werden.

Wenige Stunden später ist das Flugzug auf einem kleinen privaten Flugplatz in Mexiko gelandet, wo die Gruppe von drei schicken schwarzen Limousinen abgeholt wird. Die Limousinen fahren zu einem prunkvollen Anwesen aus schneeweißem Stein, das inmitten einer grünen Oase am Rande der Chihuahua-Wüste liegt. Julio Martinez und Colonel Stone steigen in der großen Zufahrt des Hauses aus der Limousine aus und werden als erstes von zwei jungen Mexikanern begrüßt, die aus dem Haus gekommen sind.

Julio umarmt beide freudig nacheinander: „Alejandro, Rodrigo!“

Es tut so gut, dich wiederzusehen, Bruder!“

Und dich wieder hier bei uns in der Familie zu haben, Julio!“

Colonel Stone schütteln Alejandro und Rodrigo respektvoll die Hand.

Die beiden führen Martinez und Stone in das luxuriöse Haus hinein, wo ihnen im mit Teppichen und Jagdtrophäen verzierten Wohnzimmer ein weißhaariger, vital wirkender Mann von einer langen, marmornen Treppe aus entgegentritt.

Der Senior tritt auf Julio zu und beginnt, über sein ganzes Gesicht zu strahlen. Dann umarmt auch er Julio: „Es tut so gut, dich wieder hier zu haben, Julio!“

Julio: „Danke, Emiliano – auch für deine Gastfreundschaft!“

Emiliano schüttelt auch Colonel Stone in einer dankesvollen Geste die Hand und umfasst sie mit seinen beiden Händen.

 

Kurze Zeit später sitzen Emiliano, Julio und Colonel Stone zusammen in entspannten Sesseln im prunkvollen Wohnzimmer: sie rauchen Zigarren.

Emiliano sieht Julio mit festem Blick an: „Das alles hier vermache ich dir, mein Sohn! Und du sollst meine Geschäfte vom heutigen Tag an übernehmen. Ich weiß, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist und dass du bereit bist, Julio. Du und deine Taten erfüllen mich jeden Tag mit großem Stolz!“

Julio strahlt und nickt in einer respektvollen Dankesgeste:

Das weiß ich sehr zu schätzen – und ich werde dich niemals enttäuschen, Padre!“

Colonel Stone nickt zufrieden und respektvoll anerkennend.

 

Später stehen Julio, Colonel Stone, Alejandro und Rodrigo in einem großen Saal des Anwesens an einer Bar zusammen bei einem Drink.

Julio und Stone sitzen direkt nebeneinander.

Julio: „Sind alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Colonel?“

Stone: „Exakt, wie sie Sie instruiert haben, Señor Martinez.“

Rodrigo fragt interessiert: „Was planst du, Julio?“

Julio dreht sich jetzt Alejandro und Rodrigo zu:

Ich werde Alvarez offiziell herausfordern.“

Alejandro: „Du weißt, dass schon seit Jahrzehnten niemand mehr eine solche rituelle Herausforderung gewagt hat?!“

Rodrigo: „Und angenommen, du würdest Alvarez ehrenhaft besiegen, führst du das ganze Kartell an!“

Julio: „Das ist meine Absicht.“

 

Am nächsten Tag fährt ein Konvoi aus drei Limousinen vor dem schicken Anwesen vor: Aus der ersten steigt der kräftige Alvarez mit dem versteinerten Narbengesicht aus; aus den übrigen Limousinen steigt ein ganzer Trupp Bewaffneter aus, der Alvarez in das luxuriöse Haus hinein begleitet, wohin sie von einem Bediensteten Emilianos geleitet werden. Alvarez wird in den prunkvollen Saal mit der Bar geführt, wo ihn Julio bereits erwartet und mit einer Umarmung erfreut begrüßt. Obwohl Alvarez die Geste mitmacht, nimmt er dann wieder Abstand ein und bleibt verschlossen.

Julio reicht ihm ein Glas Merlot an: „Lassen Sie uns anstoßen, Señor Alvarez!“

Alvarez verzieht keine Miene und brummt zurück:

Auf Ihre Rückkehr, Señor Martinez?“

Julio, mit herausfordernd funkelndem Blick: „In erster Linie auf die Neu-Wiederbelebung einer alten Tradition seit Jahrzehnten!“

Julio hebt sein Glas, breit grinsend.

Alvarez, noch skeptischer geworden: „Welche Tradition meinen Sie?“

Julio, begeistert: „Ich fordere Sie hiermit offiziell als alleinigen Kartellanführer heraus und fechte Ihre Position im rituellen Zweikampf an!“

Alvarez´ Blick verfinstert sich angsteinflößend, indem er das Weinglas an die Wand wirft, wo es zerbirst.

Julio setzt lachend und mit böse funkelndem Blick zu einem Schluck aus seinem Glas an: „Salud, Señore Alvarez!“

 

  • 3 –

Zurück im Hier und Jetzt ist Martinez zurück in den Stand gesprungen und liefert sich ein brutales Degengefecht mit Alvarez, aus dem nur einer von ihnen lebend hervorgehen wird.

Immer wieder stoßen die beiden Kämpfenden dicht an den Abgrund, wenn Sie den Rand der Oberseite der imponierenden aztekischen Pyramide erreichen. Die strahlende Sonne vor dem blauen Himmel wird immer wieder blendend in den metallisch scharfen Degenklingen beider Kontrahenten reflektiert. Martinez springt hoch und weicht damit einem zum Durchbohren angesetzten Stoß Alvarez´ aus. Anschließend springt Martinez ein weiteres Mal hoch und mit den Beinen gegen Alvarez, prallt aber von diesem ab.

Alvarez erwischt Martinez mit einem Degenhieb und schneidet ihm einmal quer über die Brust: Martinez´ weißes Hemd saugt sich sekundenschnell mit Blut voll.

Einem weiteren Hieb Alvarez´ entgeht Martinez durch einen Sprung über einen tiefen Steinschacht hinweg, der bis tief unten auf den Grund der Pyramide führt.

Schließlich rennt Alvarez mit ausgestrecktem Degen auf Martinez zu, um diesen zu durchbohren. Doch Martinez hält im letzten Moment Alvarez´ Hände am Degengriff fest und nutzt Alvarez´ Schwung aus, um diesen über sich zu werfen: indem Alvarez sich in der Luft über Martinez überschlägt, dreht Martinez den Degen in Alvarez´ Händen um, so dass Alvarez sich selbst im Überschlag damit aufschlitzt und beim anschließenden Sturz auf die steinerne Pyramidenoberseite von seinem eigenen Degen durchbohrt wird. Alvarez versucht im Hintergrund, sich noch einmal mit dem Degen, der komplett durch ihn hindurch ragt, aufzurichten, sinkt dann jedoch im Knien regungslos zusammen; im Vordergrund dreht sich Martinez mit dem blutgetränkten weißen Hemd zurück zu Alvarez´ Gefolgsleuten: diese verbeugen sich jetzt – zwar ungläubig, aber anerkennend – vor Martinez.

 

  • 4 –

Mittlerweile zeigt sich ein sternenklarer Nachthimmel über der aztekischen Pyramide inmitten der Wüste und ein langer Konvoi aus Autoscheinwerfern fährt vor den steinernen Treppenstufen vor: immer wieder steigen Gruppen von Bewaffneten aus und gehen die Treppen empor. Oben steht Julio in der Mitte der großen Ansammlung, die von mehreren Seiten von Fackeln imponierend und lodernd erhellt wird: in der Mitte ist der Leichnam Alvarez´ aufgebahrt. Julio wird zeremoniell zum neuen Kartellführer ernannt und die verschiedenen Clans erweisen ihm ihren Respekt und bezeugen ihre Gefolgschaft, indem Julio zum Abschluss noch einmal an den aufgebahrten Leichnam herantritt, sich vor diesem verbeugt und anerkennend seine würdige Nachfolge verspricht. Alejandro und Rodrigo, die unweit neben Martinez links und rechts stehen, beobachten das Ganze mit sichtlichem Stolz auf Julio. Colonel Stone steht mit einem Trupp Soldaten in mexikanischer Uniform am Rande des Geschehens, stets bereit zur Waffe zu greifen, um zu deeskalieren. Dies ist aber nicht erforderlich: das gesamte Kartell zeigt einvernehmlich, dass es Julios Führung anerkennt, die er sich ehrenhaft verdient hat.


Am nächsten Tag treffen mehrere Limousinen vor dem schicken Anwesen ein und die Anführer der verschiedenen Kartelle treten nach und nach mit jeweils einem Bodyguard ein. Im großen und luxuriösen marmornen Saal nehmen alle an einer langen Tafel Platz; Julio Martinez setzt sich ans Kopfende, links und rechts von ihm sitzen Rodrigo und Alejandro; im Hintergrund steht Colonel Stone wie immer einsatzbereit für den Fall der Fälle.
Julio: „Schön, dass wir alle zusammen kommen konnten – es geht nun darum, dass wir die Machtverhältnisse unseres Kartells für die Zukunft strukturieren; dank Colonel Graham Stone und der mexikanischen Armee haben wir Sicherheit und können von der Polizei autonom operieren, außerdem haben wir dank Doctor Kenneth Olsen einen Industriezweig an der Hand für die Herstellung neuer Waffen, mit denen wir unseren Standpunkt sichern können.“

Sowohl Colonel Stone als auch Doctor Olsen stellen sich durch eine vornehme Verbeugung im Stand vor und nicken jeweils demonstrativ, als Martinez sie im Rahmen seiner Ansprache vorgestellt hat: bei Doctor Olsen handelt es sich um denselben Mann, der unter dem Namen Doctor Brooks die Tarnfirma im Hafen von Los Angeles geführt hat.
Julio: „Verhandlungen mit den Waffenkonzernen sind für heute Nachmittag geplant, und ich rechne mit einer kompletten Abtretung der Konzessionen an uns, um unser Produktions-Monopol zu sichern.“

Einer der Kartellanhänger fragt neugierig:

Señor Martinez, rechnen Sie mit einer freiwilligen Abtretung aller Konzessionen?“

Die übrigen Kartellanhänger blicken mit der gleichen großen Neugierde auf.

Julio: „In der Tat gehe ich davon aus.“

Julio wechselt mit Doctor Olsen und Colonel Stone einen wissenden Blick, indem er, leicht grinsend, fortfährt: „Und falls nicht von vornherein, so werden unsere Argumente jedoch sehr überzeugend sein.“

Der Kartellanhänger nickt akzeptierend – auch die Blicke der übrigen Kartellanhänger zeigen, dass sie ahnen, was das bedeutet...

 

  • 5 –

In Mexico City inmitten der flimmernden Hitze über dem Asphalt der Straßen parkt eine ganze Kolonne schicker Firmenwagen: Die Zusammenkunft der Waffenindustrieführer mit Julio Martinez findet im obersten Stockwerk eines schicken Firmengebäudes in einem Konferenzsaal statt, der nach außen hin durch getönte Fensterscheiben abgeschirmt ist.
Julio hat gerade seinen Verhandlungsvortrag beendet:

Insofern wäre es nun ein großes Anliegen meinerseits, Sie alle als unsere Partner zu sehen und entsprechend uns an ihren Gewinnen prozentual teilhaben zu lassen!“
Das Gemurmel und Geraune zeigt, dass offensichtlich nicht alle Anwesenden damit einverstanden sind. Einer der Konzernleiter meldet sich zu Wort:

In Ihrem Angebot sehe ich, offen gesagt, reine Ausbeute, Señor Martinez, und meine Firma wird sich dem nicht anschließen! Außerdem bin ich mir sicher, mit dieser Haltung hier nicht allein zu sein!“

Mehrere der Industrieführer murmeln zustimmend, während andere von ihnen dagegen Martinez nickend ansehen und entgegnen: „Wir sind im Geschäft, Señor Martinez.“
Martinez zeigt einen funkelnden Blick, den er den Konzernleitern entgegnet: allmählich kehrt eisiges Schweigen im Raum ein. Martinez lässt nun seinen eisigen Blick durch die Gesichter aller anwesenden Firmenleiter schweifen und sieht jedem einmal fest in die Augen. Martinez erwidert mit einer kalten und angsteinflößenden Stimme:

In Ordnung, ich denke, nun haben wir die Verhandlungen an einen toten Punkt gebracht. Ich sehe, mit manchen von Ihnen bin ich nun im Geschäft und mit anderen sind die Verhandlungen nun leider tot gescheitert.“

Langsam lässt Martinez lediglich seine Pupillen Richtung Colonel Stone rollen, der wie immer wachsam und sofort einsatzbereit in der Ecke steht. Colonel Stone nickt Martinez lediglich bestätigend zu, und beider Blicke zeigen, dass sie sich ganz genau verständigt haben. Colonel Stone betätigt seinen Funksender im Ohr und gibt einzig das Wort „Eliminierung“ durch.

In Außenansicht ist zu sehen, dass sich auf den umliegenden Gebäudedächern überall Martinez´ Schützen postiert haben, ohne dass es jemandem aufgefallen ist. Plötzlich zerbersten alle Scheiben im Konferenzraum, und Flammen speiende Entladungen schießen völlig unerwartet scheinbar quer durch den Raum: ehe man sich versehen kann, werden innerhalb weniger Sekunden genau diejenigen Konzernführer, die sich Martinez nicht anschließen wollen, unter Blut spritzenden Fontänen von nicht erkennbaren Geschossen durchbohrt, die sogar die gegenüberliegenden Tische, Stühle und Wände durchschlagen.
Nach nur einigen Sekunden liegen die blutüberströmten Körper im Konferenzraum auf dem Boden, auf den Stühlen oder auf dem Tisch und überall kleben weitere Blutspritzer. Die übrigen Konzernleiter blicken schockiert auf. Martinez ist regungslos mit einer versteinerten Miene stehengeblieben, die sich zunehmend in ein siegessicheres, böses Lächeln umwandelt.
„Nach den Eliminations-Verhandlungen und dem Ausstieg der nicht interessierten Parteien heiße ich Sie nun willkommen in unserer Korporation.“

Martinez hebt seinen Blick und setzt mit seinem etwas mit Blut bespritzten Wasserglas, das auf dem Konferenztisch schick platziert gewesen ist, zu einem Tost an.
Anschließend wendet sich Martinez beim Verlassen des Konferenzsaales an denjenigen Firmenleiter, der diesen Saal für das Meeting zur Verfügung gestellt hat, und spricht ihn höflich in diskretem Tonfalle an:

Ich hoffe, Sie haben einen Reinigungsservice – ansonsten werde ich Ihnen selbstverständlich einen stellen und für die Aufwandskosten aufkommen.“

 

Noch am Abend desselben Tages sitzt Julio Martinez mit Colonel Stone, Alejandro, Rodrigo und Emiliano auf der schneeweißen Terrasse des schicken Anwesens mit Blick in die weite, nächtliche Chihuahua-Wüste.

Colonel Stone berichtet: „Die Coilguns haben heute ihren Effekt voll und ganz erreicht.“
Julio: „In der Tat, so ist es. Und wir haben nun das Waffenkartell unter unserer Kontrolle.“
Emiliano ist offenkundig beeindruckt und hebt sein Glas Merlot-Wein, um mit Julio anzustoßen: „Und auch hier bin ich wieder sehr stolz auf dich und deine Leistung – du bringst unser Familienunternehmen an die Spitze des Kartells!“

Colonel Stone fährt fort: „Doctor Olsen wird die Produktions- und Forschungsabteilung der Waffenkonzerne übernehmen, die Coilguns werden ständig weiterentwickelt: sie dienen uns nun auch, um unsere Machtposition zu festigen und gegenüber der Regierung den notwendigen Nachdruck zu verleihen.“

Julio: „Ich werde Doctor Olsen morgen in der Waffenforschungsabteilung besuchen und mir einen Überblick darüber verschaffen. Die Coilguns sind auf dem neuesten Stand der militärischen Waffentechnik und noch im Versuchsstadium – allerdings im weit fortgeschrittenen, praktischerweise für unsere Pläne!“

Julio zeigt ein böse zufriedenes und planendes Grinsen.

Rodrigo: „Was hast du als nächstes vor, Julio?“

Julio wendet seinen Blick Colonel Stone zu:

Ein wichtiger Schritt fehlt noch zur Festigung unseres Machtstatus!“

Colonel Stone fährt fort: „Wir müssen uns natürlich vonseiten des Regierungsapparates absichern, insbesondere mit dem Polizeipräsidenten und der politischen Verwaltung.“
Alejandro: „Sehr beeindruckend – ich kann mir schon denken, was deine nächsten Schritte sein werden. Und die Coilguns werden wohl einen wichtigen Teil daran haben!“
Julio hebt erneut sein Glas Merlot und stößt zuerst ein weiteres Mal mit Emiliano und dann mit den übrigen an: „Auf nuestra familia an der Spitze des Waffenkartells!“

Die Weingläser klingen einvernehmlich unter dem sternklaren Nachthimmel über der Chihuahua-Wüste.

 

  • 6

Am nächste Vormittag beginnt die Sonne am blauen Himmel über Mexico City bereits, die Häuser in der Hitze flimmern zu lassen. Das große Präsidiumsgebäude der Policía Federal ist in der flimmernden Hitze zu sehen.

Im Innern leitet der Polizeipräsident gerade ein Briefing in einem großen Konferenzraum: „Wir haben mitbekommen, was in Los Angeles im Zusammenhang mit Julio Martinez geschehen ist: seine Beziehungen führen ihn zurück zu seinem Familienclan, deren Anwesen auf diesen Koordinaten am Rande der Chihuahua-Wüste liegt. Die Frage ist, was er hier als nächstes unternehmen wird und ob er sein Monopol auf einen weitreichendes Waffenkartell etablieren will.“

Der Präsident hat auf einem Wandschirm auf das Anwesen verwiesen: daneben sind außer dem Dossier Julios auch diejenigen von Emiliano, Alejandro und Rodrigo zu sehen.
„Wir streben eine Zusammenarbeit mit dem L.A.P.D. an, um ihn zu verhaften – allerdings brauchen wir hier in Mexiko Beweise gegen ihn. Wir müssen daher – sofern er hier eingetroffen ist – seine Transaktionen genau überwachen und uns dabei an die Vorschriften halten, um keinen Verfahrensfehler zu begehen – andernfalls geht er uns vor Gericht durch die Lappen!“

Ein weiblicher Police Captain schlägt vor: „Wir können natürlich versuchen, ob wir einen seiner eigenen Leute kaufen und über ihn dann vertraute Insiderinformationen bekommen können.“

Der Präsident überlegt: „Dann müssen wir für diese Person natürlich Polizeischutz höchster Einstufung beantragen, sie mit einer neuen Identität versehen und außer Landes schaffen – andernfalls wird der Insider seines Lebens nicht mehr sicher sein.“

 

  • 7 –

In einem Industriegebiet, das sich in den Randbezirken von Mexico City befindet, fährt eine bekannte schwarze Limousine vor, aus der Colonel Stone und Julio Martinez hinten aussteigen. Der Colonel öffnet für Julio die andere Tür, und ein Mitarbeiter empfängt die beiden an der Eingangstür zu einem Gebäude: das Innere offenbart eine Produktionshalle, in der Doctor Olsen nun den Colonel und Julio Martinez in Empfang nimmt. Er führt die beiden an einem Fließband vorbei, über das Waffen transportiert werden.

Dr. Olsen: „Hier sehen Sie die Coilguns schon in großer Produktion, Señor Martinez.“
Col. Stone: „Das sieht ja sehr gut aus! Denn wir benötigen ausreichend Coilguns, um den Polizeiapparat von Mexiko unter unserer Kontrolle zu halten.“

Julio: „Ist die Funktionsweise der Coilguns zu Ihrer Zufriedenheit, Dr. Olsen, gerade im Hinblick auf ihre Effektivität, die wir benötigen?“

Dr. Olsen: „Wir arbeiten noch an ihrer Präzision, um die Durchschlagskraft zu erhöhen, gerade wenn Temperatur- oder Windfeinflüsse hinzukommen, Señor.“

Doctor Olsen hat die beiden am Ende der Halle zu einer kleinen Testkammer geführt: hier werden die Läufe der Coilguns in Vorrichtungen gesteckt, und durch kleine Panzerglas-Sichtluken sieht man, wie sie auf der anderen Seite, hermetisch abgeriegelt, in einer kleinen Kammer wieder zum Vorschein kommen.

Doctor Olsen erklärt weiter: „In dieser Kammer führen wir Projektil-Tests durch.“

Dr. Olsen feuert eine der Coilguns ab, und mit einem hell aufgleisenden Plasma-Schweif ist sofort am anderen Ende der Kammer die zerstörerische Einschlagswucht des Projektils zu sehen.

Julio Martinez hat die Augen zusammengekniffen, während Colonel Stone ergänzt:

Das Plasma verhindert allerdings eine visuelle Beobachtung und Analyse, Doctor.“

Dr. Olsen: „Völlig richtig, durch die schnelle Kompression und Dekompression der Luft rund um das ultraschnelle Geschoss kommt es zu dieser Plasmabildung. Um dies zu verhindern, führen wir die eigentlichen Analysen im Vakuum durch – sehen Sie hier!“
Julio Martinez wird sofort sehr aufmerksam, als Doctor Olsen ans Kontrollpult geht und die Vakuumpumpen für die Schusskammer einschaltet: mit einem lauten, elektrischen Motorengeräusch pumpen die Ventilatoren die Luft aus der Kammer, und auf einem Manometer ist mitzuverfolgen, wie der Luftdruck im Inneren von einer Atmosphäre bis auf Null Atmosphären absinkt. Dann deaktiviert Doctor Olsen die immer lauter werdende Pumpe, und die Ventile halten die Kammer dicht und von Luft evakuiert.
Dr. Olsen: „Schauen Sie nun!“

Er schießt ein weiteres Mal die Waffe ab, und diesmal ist der zerstörerische Einschlag des Projektils in der gegenüberliegenden Schusswand störungsfrei zu sehen – allerdings konnte bis auf leichte Vibrationen durch die Wand hindurch beim Einschlag auf der gegenüberliegenden Seite keinerlei Geräusch des Projektils oder des Abschlusses mehr vernommen werden.
Dr. Olsen: „Auf diese Weise können wir mit den Highspeed-Kameras die Projektile und ihr Flugverhalten beobachten; mit kontrollierten Vibrationen simulieren wir Störeinflüsse beim Abschuss oder Aufprall und analysieren die Effekte.“

Colonel Stone verschränkt zufriedenen Blickes die Arme: offenbar hat er nun keinerlei Einwände mehr und ist sehr zufrieden darüber, dass sein einziger Kritikpunkt bereits Berücksichtigung gefunden hat.

Martinez: „Sehr gut, Doctor Olsen, ich gratuliere Ihnen zu dieser Arbeit! Wenn Sie die Coilguns noch weiter perfektionieren, haben wir damit das gesamte Kartell und den Polizeiapparat in Mexico City unter unserer Kontrolle!“

Doctor Olsen öffnet das Ventil, und mit einem lauten Zischen strömt wieder Luft in die Schusskammer zurück.

Dr. Olsen: „Da wäre allerdings noch eine wichtige Anmerkung, Señor.“

Julio wird hellhörig und blickt erwartungsvoll zu Doctor Olsen, der nun auf der Rückseite eine mehrfach hermetisch abgeriegelte Tür zu der Schusskammer öffnet: er geht ins Innere, begleitet von Julio Martinez und Graham Stone, die im Eingang stehen bleiben, um die Einschlaglöcher nun mit einer Analyse-Kamera zu untersuchen, währenddessen fährt Doctor Olsen fort:

Da die Arbeit hier einen solch essentiellen Teil an Ihrer Machtsicherung hat, Señor Martinez, finde ich es für angemessen, mir einen noch gewichtigeren Posten in Ihrem Kartell zukommen zu lassen, einhergehend mit meinem Honorar als solch professionelle Kraft.“
Julio blitzt Doctor Olsen im Innern der Kammer schweigend an und studiert dessen Mimik. Doctor Olsen bleibt standhaft, indem er damit fortfährt, die Einschusslöcher zu analysieren. Schließlich wechselt Julio Martinez einen Blick mit Graham Stone, der weiterhin zufrieden die Arme verschränkt.

Als Doctor Olsen schließlich wieder aus der Kammer heraus zu dem im Eingang stehenden Julio blickt, antwortet Martinez: „In Ordnung, Doctor Olsen, ich kann Ihren Standpunkt nachvollziehen. Ich werde darüber nachdenken.“

Doctor Olsen: „Das wäre mir in der Tat ein sehr großes Anliegen, Señor Martinez – Sie wollen doch verhindern, dass ich ansonsten zur Konkurrenz gehe...“

Mit einem Grinsen beendet Dr. Olsen seinen Sichtkontakt zu Julio.

Martinez antwortet halblaut mit latent bedrohlichem Unterton:

Das wäre sicherlich eine zu voreilig gezogene Schlussfolgerung, Doctor.“

Als Doctor Olsen an Julio Martinez und Graham Stone vorbei gegangen ist, treffen sich noch einmal ohne Worte die Blicke der beiden, indem sie lediglich die Pupillen zueinander rollen: ohne Worte verständigen sich Stone und Martinez.


 

  • 8 –

In einem der vielen Polizeibüros in Mexico City betritt Captain Sheila Morgan, die auf der Polizeikonferenz im Präsidiumsgebäude der Policía Federal anwesend war und den Vorschlag gemacht hatte, einen Insider aus Martinez´ Organisation einzukaufen, die Einsatzzentrale inmitten der drückenden, warmen und SMOG-artigen Luft und ruft die Officers zusammen: „Wir haben einen brisanten Auftrag bekommen, direkt vom Polizeipräsidenten! Es geht um den Waffenbaron Julio Martinez, der offenkundig aus den USA hierher geflohen ist. Wir brauchen Insiderinformationen und müssen, sobald wir einen Spitzel für uns gewonnen haben, diesem Polizeischutz garantieren, denn Martinez wird dann alles daran setzen, ihn zu töten. In L.A. hat Martinez gerade eine ganze Polizeieinheit exekutiert und plant wohl hier, das Monopol auf die Waffenindustrie an sich zu reißen. Deshalb müssen wir nun handeln, und auch eine Kooperation mit dem L.A.P.D. ist gerade in Vorbereitung.“

 

  • 9

In der Hitze der Mittagssonne fährt Martinez´ dunkle Limousine vor dem Hintergrund der Chihuahua-Wüste vor dem schicken Anwesen vor, und Julio steigt aus und betritt zielstrebig das luxuriöse Wohnzimmer, begleitet von Colonel Stone. Alejandro und Rodrigo stoßen zu ihnen, indem alle vier an der Bar Platz nehmen, wo Julio ihnen seinen weiteren Plan vorstellt:

Wenn Doctor Olsen nun in Großproduktion geht und mit den Waffenkonzernen vereint in unserem Kartell, haben wir jetzt schon fast die vollständige Kontrolle über die Estados Unidos Mexicanos – einzig fehlt noch der Polizeiapparat in unserer Hand!“

Alejandro: „Der Polizeiapparat stellt aber auch die größte Hürde auf dem Wege zum Machtkartell dar, Julio.“

Rodrigo: „Wir können mit Sicherheit den ein oder anderen, aber auf keinen Fall alle Police Officers kaufen!“

Julio grinst böse: „So werden wir natürlich auch nicht vorgehen, Hombres!“

Alejandro und Rodrigo lehnen sich auf ihren Barhockern aufmerksam weiter nach vorn, neugierig auf Julios weiteren Plan.

Julio dreht sich auf dem Barhocker etwas zur Seite, um Augenkontakt mit Colonel Stone herzustellen, der Julios Grinsen zufrieden erwidert.

 

  • 10 –

In einem der Banden-Viertel von Mexico City fährt ein unscheinbarer Wagen in eine Tiefgarage. Hier steigt der schick gekleidete Julio Martinez aus und begibt sich zu einer Halle, wo sich eine ganze Truppe von verwegen aussehenden Mexikanern befindet. Colonel Stone ist ebenfalls ausgestiegen, ebenso wie Alejandro und Rodrigo in der Funktion als Julios Leibwächter – alle drei halten ihre schweren Waffen für den Fall schussbereit. Unweit hat sich ein weiterer kleiner Trupp auf Gebäudedächern erneut mit den Coilguns postiert.

Der an der Spitze des Trupps Stehende tritt auf Julio zu: eine Narbe zieht sich einmal quer über seine komplette Wange.

Sie haben valor, Señor Martinez, ein Treffen mit uns zu erbitten!“

Martinez tritt bis direkt vor den brutal erscheinenden Mann:

Ihr Ruf eilt Ihnen voraus – und Ihr Mut ebenfalls.“

Bei den letzten Worten hat sich Julio an alle gewendet.

Der Mann verzieht sein Gesicht: „Sie sollten aber wissen, Señor Martinez, dass Sicarios keine ehrlosen Auftragskiller sind, die man nach Belieben für den entsprechenden Preis anheuern kann!“

Julio lässt die provozierende Aussage auf sich beruhen, indem er dem einschüchternden Blick seines Gegenübers lediglich Schweigen erwidert, bevor er dann, erneut an alle gewandt, stattdessen zurück auf den Punkt kommt:

Das Präsidiumsgebäude der Policía Federal muss gesprengt werden – mit dem Polizeipräsidenten darin!“

Der Mann vor Julio wird wütend: „Haben Sie mich gerade richtig verstanden, Señor?!“
Martinez hebt lediglich eine Augenbraue, und sein Blick bleibt stumm und fixiert auf den Mann, indem er fortfährt: „Diese historische Tat ist eines Sicarios würdig, nehme ich an?!“
Der andere brüllt einschüchternd: „Sie haben sich die Loyalität der Sicarios, mit unserem Blut für Sie einzustehen, mit noch nichts verdient, Señor!“

Martinez bleibt einfach stumm und fixiert den Mann weiterhin mit einem festen Blick genau in die Augen: nun zeigt auch er keinerlei Regung mehr.

Sie haben Alvarez abgelöst – das erkennen wir an. Aber unser Ehrenkodex verlangt Ihnen mehr ab, Señor Martinez, Ihr animo!“

Der Mann zieht seine Waffe, geht auf Martinez zu und hält ihm diese vor die Stirn:

Und nun, Señor Martinez, erwarten wir, dass Sie uns Ihr animo geben!“

Mit dem nach wie vor fixierenden Blick antwortet Martinez gespenstisch ruhig:

Nicht Sie stellen hier die Forderung – vielmehr erwarte ich, dass Sie mir Ihr animo geben, amigo!“
Martinez dreht dem Mann blitzschnell die Waffe in der Hand um, so das sämtliche Fingerknochen knacken und brechen, und drückt dreimal hintereinander ab, dem Mann jedes Mal mitten in die Brust: der Rücken des Mannes platzt unter einer Blutfontäne auf Höhe seines Herzens auf, und in einem Sekundenbruchteil kommen unkenntliche Fleischfetzen herausgeflogen. Martinez hält den reglosen Körper fest, verzieht dabei keinerlei Miene und blickt dem Reglosen nach wie vor fest in die toten Augen: „
Da tú corazón!”

Dann lässt er den reglosen Körper mit den unmenschlich weit aufgerissenen, starren Augen zu Boden fallen, wobei zusehends das Blut aus dem Körper läuft und sich auf dem Asphalt verteilt.

Die Waffe immer noch in seiner Hand haltend, geht Martinez auf die übrigen zu, die respektvoll zurücktreten. Dem offenbaren Stellvertreter des ehemaligen Anführers gibt Martinez die Waffe nun mit einer langsamen und demonstrativen Geste in die Hand:

Ist die Ausführung meines geplanten Anschlages der Sicarios würdig?“

Si ciertamente, Señor Martinez. Wir werden diesen historischen Anschlag genauso ausführen, wie Sie es sich vorstellen. Die Sicarios geben Ihr Herz für unseren Eid!“
Colonel Stone hat alles genau im Blick behalten und ist jederzeit bereit, die Waffe zu ziehen beziehungsweise den Wachleuten den Feuerbefehl zu erteilen.

Martinez: „Muy bien, dann erweisen Sie mir die Ehre! Und wenn Ihnen nach materiellem Gegenwert verlangt, zögern Sie nicht: Sie bekommen, welchen Wert auch immer Sie wünschen – wenn Sie dann noch am Leben sind!“

Der Anführer verbeugt sich in einer Geste des Dankes: „Muchas gracias, Señor Martinez!“
Martinez dreht sich um:

Aber bitte beseitigen Sie alle Spuren: es soll nichts mehr hier zu sehen sein!“
Martinez tritt unbekümmert über den Leichnam des Anführers hinweg, aus dessen in Brusthöhe durch den ganzen Körper klaffendem Krater immer noch das Blut ausläuft und sich auf dem Asphalt in mehreren Rinnsalen zusehends weiter verteilt. Graham Stone, Alejandro und Rodrigo steigen nach Julio wieder ins Auto ein und fahren davon – eine erstarrte Stille herrscht, und niemand redet mehr.

  • 11 –

Im L.A.P.D. steht Captain Riker gerade in Bildfunkkontakt mit Captain Morgan aus dem Mexican Police Department.

Morgan: „Ich schlage daher vor, dass wir der Bitte des Präsidenten nachkommen und eine Kooperation zwischen unseren beiden Police Departments initiieren!“

Riker: „Sie sehen, dass der Schock bei uns immer noch tief sitzt – aber sowohl aus beruflicher Professionalität als auch, um ehrlich zu sein, aus persönlichen Gründen stimme ich dem allzu gerne zu, Captain Morgan.“

Morgan: „Das freut mich sehr, Captain Riker. Und glauben Sie mir: ich verstehe beiderlei ihrer Motivationen allzu gut. Dann wünschen wir uns doch eine sehr gute Zusammenarbeit, und dass wir Martinez schnellstens das Handwerk legen, um seinem Tun hier in Mexiko ein Ende zu bereiten!“

Riker: „Das läge auch sehr in unserem Bestreben, Captain Morgan. Und genau: wünschen wir uns hiermit sehr gute Zusammenarbeit! Ich werde Ihnen sofort eine Einheit rüber schicken nach Mexiko.“

Morgan: „Vielen Dank, Captain Riker. Ich erwarte ihre Einheit und Rückmeldung.“
Riker wendet sich nach dem Beenden des Bild-Funkkontaktes sofort an einen der Officers: „Ordern Sie Colton und Johnson umgehend zurück und stellen Sie mir eine Einheit zusammen!“
„Aye, Ma'am.“

 

  • 12 –

Beim Schwimmen in seinem Pool erinnert sich Daniel Colton daran, wie er zusammen mit Rick Johnson am Abend der Stürmung des Lagerhauses zusammen auf der Terrasse im schönen Garten seines Hauses gesessen hat:

Rick: „Das war für dich heute eine Vendetta gegen Martinez – für das, was er dem Einsatztrupp angetan hat?“

Daniel geht in eine Abwehrhaltung: „Vielleicht sollten wir darüber nicht reden.“
Rick sieht Daniel aber fest in die Augen und fährt fort ohne jegliche Anklage in seiner Stimme: „Du weißt, wenn du nicht mit mir darüber reden kannst, dann mit niemandem – ich kenne dich zu gut! Wir wissen doch beide, was wir durchgestanden haben.“
Daniel verbleibt stumm noch einen Moment in der deutlichen Abwehrhaltung, erkennt dann aber das Kümmern seines Freundes und wird offen: sein fixierender Blick lässt nun ebenfalls nach und zeigt stattdessen tiefgründige Ehrlichkeit.

Du hast natürlich Recht. Und ich muss gestehen, ich hätte nach wie vor den Job gerne zu Ende geführt und Martinez dingfest gemacht – oder...“

Rick, behutsam nachforschend: „... oder zur Strecke gebracht?“

Daniel, ehrlich: „Ja.“

Rick: „Das verstehe ich absolut! Im Grunde genommen, hat jeder von uns genauso gedacht.“
Daniel: „Nur ihr habt euch heute unter Kontrolle gehalten und seid professionell geblieben!“
Rick: „Das bist du auch – und die Kontrolle hast du heute auf keinen Fall verloren!“
Daniel: „Ich weiß nicht. Ehrlich gesagt, Rick, habe ich manchmal das Gefühl seit Emilys Tod vor 10 Jahren habe ich die Kontrolle niemals wirklich wiedererlangt...“

Rick: „Dass Emilys Tod nun 10 Jahre her ist, ist ein besonders intensiver Erinnerungs-Moment für dich – das ist doch völlig verständlich! Das hat doch einiges wieder wachgerufen?“
Daniel überlegt einen Moment: „Ich glaube, es hat eher eine Art von Abschließen bewirkt...“
Rick, aufmunternd lächelnd: „Ich denke, das ist ein gutes Zeichen, mein Freund!“
Nach ein paar Sekunden tiefgründigen Überlegens erwidert Daniel langsam Ricks Lächeln: „Ich danke dir.“

Rick: „Hey, wer kennt dich besser als ich? Dafür sind wir Freunde!“

Beide stoßen an.

Zurück im Hier und Jetzt zieht Daniel seine Bahnen im Pool inmitten seines schönen, grünen Grundstückes mitten in Beverly Hills. Ein weiteres Mal tritt Rick an den Beckenrand heran und wartet mit einem leichten Grinsen ab, bis Daniel bei ihm am Beckenrand ankommt.

Daniel blickt aus dem Wasser zu Rick hinauf: „Guten Morgen.“

Rick: „Guten Morgen – es gibt eine ganz neue Entwicklung, und wir werden sofort reaktiviert!“

Mit einem kräftigen Zug kommt Daniel komplett aus dem Pool.

 

  • 13 –

Blutrot steht die Sonne tief am mexikanischen Himmel und versinkt zusehends hinter dem Horizont, als ob gleichzeitig ein sich immer weiter zuspitzender, Unheil ankündigender Countdown abläuft: in der Resthitze des sich zum Ende neigenden Sommertages flimmert die bekannte Außenansicht des Polizeipalastes von Mexico City.

 

Gleichzeitig fährt eine glänzend polierte Wagenkolonne auf dem riesigen Plaza de la Constitución vor. Aus der schwarzen Autotür, in deren getönter Fensterscheibe sich die blutrot tief am Himmel stehende Sonne spiegelt, steigt Julio Martinez aus: er trägt einen schicken blauen Anzug über einem grünen Hemd, blank geputzte, schwarze Schuhe, und seine Frisur ist frisch gestylt. In seiner Sonnenbrille spiegelt sich die von der glutroten Sonne angestrahlte Catedral Metropolitana wider. Links und rechts hinter Julio steigen Rodrigo und Alejandro aus: ebenfalls frisch gestylt, mit blank geputzten Schuhen und in schwarzen Anzügen über weißem Hemd – ihre im Holster befindlichen Waffen sind deutlich zu sehen.

 

Aus dem blendenden Schein der tief stehenden Sonne kommen zwei Panzer auf den Plaza de la Constitución gerollt, deren langgezogene Schatten meterweit voraus geworfen werden. Julio nickt Colonel Stone zu, der aus der geöffneten Luke des ersten Panzers mit fest entschlossenem Blick schaut. Stone erwidert das Nicken und verschwindet wieder im Panzer. Im Innern erteilt Stone den Befehl: „Feuer, wie instruiert!“

Aye, Colonel!“

Die Panzerschützen verständigen sich über Funk, und unmittelbar nacheinander feuern beide Panzer in das große Gebäude des Palacio Municipal, der in mehreren Kaskaden in Trümmer zusammenfällt – ein ohrenbetäubendes Getöse ertfüllt den kompletten Plaza de la Constitución, und der Anblick des bombardierten, in sich zusammenstürzenden Palacio Municipal wirkt apokalyptisch im glutroten Licht der untergehenden Sonne.

 

Der Präsident und sein Stab im Innern des Palacio Nacional blicken entsetzt aus den großen Fenstern nach draußen auf den Plaza de la Constitución, wo sie die Trümmer des gerade in Schutt und Asche zerbombten Palacio Municipal sehen sowie die beiden Panzer, die in diesem Moment schon ihre todbringenden Kanonen genau auf sie ausrichten! Entsetzt und von Panik erfüllt, hissen der Präsident und sein Satb eine weiße Flagge aus dem großen Fenster in der oberen Etage und ergeben sich. Julio, Alejandro und Rodrigo schreiten im glutroten Licht der untergehenden Sonne wie Unheilsboten heran, um die Macht zu übernehmen.

 

Gleichzeitig im Palast des Polizeipräsidenten:

Wie in einer Unheil ankündigenden Vorahnung der Apokalypse blickt der Polizeipräsident, einer Eingebung folgend, hinter seinem Schreibtisch auf und schaut aus dem Fenster in die tief über der Silhouette von Mexico City stehende und in der Hitze flimmernde Sonne, die die Wände seines Büros orange anleuchtet.


Als ob eine finstere Vorhersehung seine dunkle Vorahnung bestätigen will, geht der Terroralarm ein: „Auf dem Plaza de la Constitución ereignet sich gerade ein Terroranschlag, Señor Presidente!“

Von Schrecken erfasst, fährt der Präsident auf und gibt den Einsatzbefehl: „Defensa!“

Keine Minute später rücken die Polizei-Streitkräfte mit Einsatzwagen, kugelsicheren Sturmfahrzeugen und auf Motorrädern aus.

Der Polizeipräsident beobachtet aus dem großen Fenster das Abrücken der Streitkräfte.

Zeit bis zu ihrem Eintreffen auf dem Plaza de la Constitución?“

In diesem Moment lässt ein brutales und alles übertönendes Donnern den Palast erzittern, und der Blick zurück nach draußen offenbart dem Polizeipräsidenten das apokalyptische Szenario von einer ganzen Reihe synchron explodierender Sprengsätze, die die Fassaden der mehrstöckigen Häuser zusammenfallen lassen, sodass die in die Tiefe stürzenden Brocken die gesamte ausrückende Polizeistreitmacht unter sich begraben – das gesamte Ausmaß des infernalen Szenarios verschwindet schon in den ersten Sekunden des Einsturzes in den grauen, undurchdringlichen Staubwolken, die aus den gesprengten Hausfassaden aufsteigen.
Sofort schlagen die Polizeiposten an der Kontrolle der Umgebungskameras Alarm: der Polizeipräsident dreht sich zurück zu den zahlreichen Überwachungsbildschirmen und sieht, wie von der anderen Seite der Trupp der Sicarios, der sich Martinez verpflichtet hat, auf Motorrädern und in Autos aus Tiefgaragen herbeistürmt, wo sie sich unauffällig positioniert hatten.

Der Polizeipräsident befiehlt: „Alle Abwehrgeschütze Feuer frei!“

Doch die geringfügige Restbesatzung des Polizeipalastes kann den Ansturm der Sicarios nicht aufhalten, auch wenn die vorderste Reihe der Angreifenden im Automatikfeuer erschossen wird. Die Sicarios öffnen das Feuer aus mehreren Raketenwerfern und Coilguns auf den Polizeipalast, die mit ihrer ungeheuren Durchschlagskraft das gesamte Mauerwerk nach und nach zerfetzen.

Eine Polizistin von der Waffenkontrolle meldet: „Wir können Sie nicht aufhalten!“

Der Polizeipräsident schließt seine Augen, in denen sich eine weitere, genau auf ihn zu schießende Rakete widergespiegelt hat. Dann schlägt die Rakete ein, und in einer gewaltigen Druckwelle stürzt der gesamte Polizeipalast in sich zusammen.

 

  • 14 –

Im L.A.P.D. sind Rick und Daniel, mittlerweile wieder in Polizeiuniform, eingetroffen und stehen mit einem Trupp der mittlerweile wieder neu aufgebauten Einsatzstaffel im Besprechungsraum vor Captain Riker. Diese steht mit dem Rücken zum großen Wandschirm, auf dem die rauchende Ruine des zerschossenen und völlig eingestürzten Polizeipalastes in Mexico City zu sehen ist sowie auf einem anderen Schirm das Bild des zusammengeschossenen Palacio Municipal auf dem Plaza de la Constitución.

Daniel, Rick und den übrigen Police Officers ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
Riker: „Wir sehen hier, dass Martinez in der vergangenen Zeit in Mexico City nicht untätig gewesen ist. Ihm ist es tatsächlich gelungen, mittlerweile dort die Regierung zu übernehmen und den Palast des Polizeipräsidenten in Schutt und Asche zu legen. Er beherrscht nun die Polizei und führt offenbar ein großes Waffenkartell an. Die mexikanische Polizei ersucht uns um Unterstützung.“

In Daniels Augen funkelt es auf. Rick wirft ihm einen Blick zu, den Daniel bemerkt und der ihn sofort wieder die Beherrschung finden lässt.

Riker: „Sie werden mit der mexikanischen Polizei zusammenarbeiten – dem, was noch von ihr übrig ist...!“

Rick: „Was genau ist unsere Order, Captain?“

Riker: „Es muss ein Gegenschlag geplant und durchgeführt werden, was der übernommene Polizeiapparat allein nicht mehr gewährleisten kann, da Mexico City nun unter Martinez´ Macht-Regime steht.“

Daniel: „Wir haben ihn schon einmal außer Gefecht gesetzt – und wir werden die mexikanische Polizei mit allen in unserer Macht stehenden Mitteln unterstützen!“

 

Fortsetzung folgt...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.08.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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