Andreas Rüdig

Eselsritt

Der Eselsritt ist eine Ehrenstrafe: Der Bestrafte wurde auf einem Esel durch den Ort geführt, manchmal rücklings und nackt. Männer, die von ihren Fraugen betrogen und geschlagen worden sind, können von dieser Ehrenstrafe betroffen sein.

(fiktiver Teil)

"Ehrenstrafen wie diese sollten wieder eingeführt werden!" Diese These vertritt die Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Männlichkeit."

"Und dies aus gutem Grund," wie Theophil, der Vereinsvorsitzende, betont. "Ich spreche da aus Erfahrung."

Schon sein Vater sei ein Weichei gewesen, blickt Theophil zurück. "Er war einer der ersten Männer überhaupt, der eine Ausbildung zum Hauswirtschafter absoliverte. Er konnte kochen, bügeln und putzen, was Frauen eben auch so können."

Auguste, Theophils Mutter, sei dagegen ein richtiger Hausdrache gewesen, herrschsüchtig, rechthaberisch, dominant - ein richtiges Mannsweib. "Das ging so weit, daß sich sich tagsüber langweilte, wenn mein Vater zur Arbeit ging; sie schimpfte meinen Vater aus, wenn er nach seinem Arbeitsalltag den Haushalt nicht richtig führte - das ging soweit, daß sie sich aufregte und Papa schlug, wenn er dagegen aufbegehrte." Sein Vater sei charakterlich zu weich gewesen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen.

Anfangs sei seine, Theophils, Ehefrau auch ein solcher Drachen gewesen. Sie wollte ihn züchtigen, weil Theophil nicht auch Hauswirschaftler werden wollte.

Doch nach der ersten Backpfeife schritt ihr Bruder ein. Er ließ Theophil sich ausziehen, setzte ihn rücklings auf einen Esel und führte ihn so unter dem Gejohle und Spott der Werkhausener Bevölkerung durch den Ort.

"Das hat mich aufgeweckt," blickt Theophil zurück. "Ich war blamiert  - mich hatten schließlich alle meine Nachbarn, BEkannte und Freunde gesehen."

Es galt nun, diese Schmach, Schande und Scharte auszuwetzen. "Ich begann eine Berufsausbildung als Kupferschmied und trat in einen Boxverein ein. So wuchs mein Selbstvertrauen und mein Selbstbewußtsein von Trainingsstunde zu Übungseinheit." Und dann war es soweit: Philomena wollte ihn wieder einmal verprügeln; in einem ersten Schutzreflex holte Theophil zu einem Kinnhaken aus - und traf sie genau auf den Punkt "Seitdem bin ich mächtig in ihrer Achtung gestiegen. Prügel habe ich jedenfalls meine mehr bekommen."

Und dieses Gefühl, nicht schutzlos weiblicher Gewalttätigkeit ausgeliefert zu sein, möchten Theophil und seine Mitstreiter nun anderen geknechteten und gedemütigten Männern vermitteln. Aber nicht durch die Bestrafung von prügelnden und fremdgehenden Frauen, "sondern indem ich uns Männern Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen uspwie Abwehrmechanismen vermittele."

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