Brigitte Waldner

Habe Montage fertig


Das  G e s u r m e  geht mir schon auf die Nerven,
der obere Nachbar mäht stundenlang an seinem Rasen,
jeden Halm extra, so groß ist seine Fläche nicht,
aber er hat ja mit dem bei mir seinerzeit geklauten Geld
einen tollen Akku-Rasenmäher gekauft,
der ist nicht so laut, wie ein normaler Bezinmäher;
das kommt mir wenigstens zugute.
Sein nächster Nachbar macht mit einem Arbeitsgerät
drei Stunden den ganzen Abend einen hohen Pfeifton,
der sich anhört wie Tinitus,
der visàvis Nachbar, wo ein ganzes Feld dazwischen liegt,
schneidet Holz mit der Motorsäge
und die zwei Schreipegel vom südlichen Nachbarn schreien
wie immer ihr geistig abnormes Geschrei.
Das muss ich mir alles während der Montage anhören.
Die Sonne ist mein größter Gegenspieler,
sie blendet und ist heiß.
Bei Sonnenuntergang habe ich das Gehege fertiggestellt,
zumindest, was die Montage betrifft.
Es war schwer, besonders mit dem verzogenen Geflecht,
das so verknittert gewickelt ist,
dass ich davon ausgehe, dass es sich um Umtauschware handelt,
die jemand schon geöffnet hatte und mehr schlecht als recht
wieder zusammenrollte.
+
Migräne habe ich auch von einem schweren Sturz gestern.
Ich bin über das Drahtgeflecht gestolpert,
ich habe vergessen, dass ich es ins Gras gelegt hatte
und bin prompt drübergelaufen
mit dem großen schweren Kater im Arm und
außerdem noch einem Napf voll Trockenfutter.
Das Futter ist weit aus geflogen,
der Napf ins Geäst, das noch am Boden liegt
und darauf wartet, entsorgt zu werden.
Mit dem Jochbein bin ich in die Blumenerde getaucht,
es hat voll wehgetan,
es fühlt sich an wie gebrochen,
die Augengläser haben gescheppert,
sie sind auch weit aus geflogen,
ich dachte, sie sind kaputt,
der Kater war rechtzeitig abgesprungen,
dem ist nichts passiert,
(aber danach wich er mir aus,
er mag nicht mehr aufgehoben werden,)
der Hund kam und sammelte das Trockenfutter auf.
+
Ich bin sofort aufgestanden, ins Haus gegangen,
habe die Hand drunter gehalten, wo das Blut drauftropfte,
dass ich mir nicht den Boden verschmutze,
habe mir das Blut von der Wange gewischt,
die Erde aus dem Gesicht gewaschen,
dann habe ich die Brille gewaschen und wieder aufgesetzt.
Es war die Brille und nicht die Krone.
Sie ist voll elastisch, und sie war nicht kaputt.
Hätte ich diese Brille nicht aufgehabt,
hätte mir wahrscheinlich ein am Boden liegender Zweig ins rechte Auge gestochen.
Dann habe ich weitergearbeitet.
+
Jetzt habe ich Krämpfe, hoffentlich nicht Tetanus.
Magnesium wirkt nicht.
Erst 200 mg, dann 400 mg hinterher,
dann wirkte es erst, falls es nur Magnesiummangel wäre.
Aber die Krämpfe kamen wieder beim Sitzen am Schreibtischsessel,
der gepolstert ist.
Die Tetanus-Impfung dürfte nicht mehr wirken,
sie ist schon 10 Jahre her.
Alle 10 Jahre sollte man sie erneuern
Das werde ich tun, weil ich oft in die Erde greife,
meine Katzen mich oft kratzen
und ich außerdem öfters stürze, vor allem im Garten.
Ich habe jetzt ein blaues Gesicht,
geschwollen ist es auch.
Zum Arzt gehe ich nicht.
Ich hoffe, das Jochbein ist nicht gebrochen.
+
Jedenfalls habe ich mein Gehege fertig montiert.
Es war nicht einfach, so ein schlecht gewickeltes,
zerknittertes Maschengeflecht macht es nicht leichter.
Es hätte schöner werden können,
aber mit diesem Geflecht unmöglich.
Das Gehege ist mit zwei weißen Planen überdacht.
Wenn die Sonne draufscheint, tut das richtig weh
in den Augen, wenn ich durchs Fenster darauf hinschaue.
Für die Räuber wäre es schon gut gewesen,
wenn sie mich den ganzen Tag beobachten,
dass sie geblendet werden,
aber ich halte das nicht aus.
Ich habe dann noch mit dunklen Planen
das gesamte Gehege zusätzlich überdacht.

Wenn Google Earth von oben fotografiert,
oder falls ein Krieg ausbricht,
möchte ich nicht, dass man die weißen Planen beim Drüberfliegen gleich sieht.
Es wäre zwar schöner, nicht zu überdachen,
aber dann fallen so viele Blätter in das Geflecht,
die sich nur schwer entfernen lassen,
da ich ja nur klein bin.
Ich müsste immer auf eine Leiter steigen.
Um da nicht auch noch herunterzufallen,
habe ich lieber mit Planen überdacht,
dann können die Blätter gut abrutschen
und im Winter der Schnee auch, wenn ich mit dem weichen Besen
sanft gegen die Planen stoße von der Innenseite des Geheges.
Außerdem ist die Sonne im Sommer zu heiß.
Die Planen beschatten das Gehege
und schützen die Katzen auch vor der heißen Sonne.
Es bleiibt nur zu hoffen, dass der Nachbar das Gehege
nicht sofort oder später wieder kaputt macht.
+
Foto und Text: © Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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