Thomas-Otto Heiden

Die zwei Burschen

(Eine Regenbogengeschichte)

 

 

 

 

Die zwei Burschen

 

 

 

 

Einst trug es sich zu, da gingen zwei Burschen auf Wanderschaft, um einen Beruf zu erlernen. Denn, in ihren eigenen Dörfern gab es keine Meister, die sich einen Lehrling hätten leisten können. So packten sie ihre sieben Sachen, verabschiedeten sich von allen, und begannen ihre Reise. Die beiden Burschen, sie kannten sich nicht. Wie auch? Lebten sie doch weit voneinander entfernt, in verschiedenen Dörfern. Doch schon bald, sollten sie sich begegnen.

Der eine kam aus dem hohen Norden, wo die Winde stürmisch sind und das Meer wild. Der andere aus dem Osten, wo die Köhler die Wälder mit dicken Rauchschwaden einhüllten, um die Menschen und Glashütten mit Kohle zu versorgen.

An einer Weggabelung trafen sie schließlich aufeinander. Im Schatten einer alten Eiche setzten sie sich nieder und erzählten sich gegenseitig, den Grund ihrer Wanderschaft. Und weil sie sich vom ersten Moment an sympathisch waren, gingen sie fortan den Weg gemeinsam weiter. In jedem Dorf das sie auf der Suche nach einer Lehrstelle durchquerten, gaben sie sich als Brüder aus, die auf Wanderschaft, und auf der Suche nach einem Meister wären, der ihnen die Kunst seines Berufes lehrte.

Nach zwei weiteren Wochen auf ihrer gemeinsamen Wanderschaft, fanden sie in einem kleinen Dorf, das von der einen Seite von einem Wald umgeben, und von der anderen Seite von Kornfeldern umgeben war, zwei Meister.

Der eine ein alter Hufschmied der seine Arbeit längst nicht mehr alleine schaffte, und der anderer ein Kornbauer mit weiten Feldern. So traten beide ihre Stellung an und verabschiedeten sich schweren Herzen von einander. Denn da hatten sie sich schon so lieb gewonnen, als wären sie wirklich Brüder.

Eine sehr lange Zeit sahen die zwei Burschen sich daraufhin nur noch am Sonntag zur Messe in der Dorfkirche. Ach was strahlten dann ihre Augen wenn sie aufeinander trafen. Zusammen verbrachten sie nach der Kirche ihren freien Tag. Denn am Sonntag, welches der siebte Tag der Woche ist, soll man ja schließlich ruhen. So steht es schon in der Bibel. Den zwei Burschen tat das Herz weh als sie dann am Sonntagabend voneinander Abschied nehmen mussten. Sie umarmten sich, klopften sich auf die Schultern und trennten sich daraufhin mit Tränen in den Augen. All die Menschen um sie herum waren ergriffen von so viel Bruderliebe. So ging es viele Jahre lang.

Dann aber kam endlich die Zeit, da die zwei Burschen, wir nennen sie der Einfachheit halber mal Steffan und Michael, ihren Beruf zu Ende gelernt hatten. Die Meister bei denen sie gelernt hatten, wollten sie gar nicht gehen lassen, denn auch sie, hatten sie so lieb gewonnen, als wären sie ihre eigenen Söhne. Doch es musste sein.

Voller Vorfreude verabschiedeten sich die zwei Burschen von ihren Meistern, bedankten sich für alles, und machten sich auf den Weg zu der Weggabelung, bei der sie sich das erste Mal trafen. In ihren Briefen, die sie sich während ihrer Lehrzeit schrieben, und an den Sonntagen wo sie sich trafen, hatten sie es so beschlossen.

Schließlich war es soweit. Schon von weitem sahen sie sich auf einander zukommen. Ihrer beider Herzen, sie schlugen voller Freude, und Tränen des Glücks in den Augen, ließen sie ein wenig taumeln, dann warfen sie das schwere Gepäck das sie bei sich trugen von sich weg. Flugs rannten sie aufeinander zu und umarmten sich so fest sie nur konnten. Den Beiden Burschen schlug das Herz dabei bis zum Halse. Das Atmen fiel ihnen schwer. Aber sie waren so Glücklich wie schon lange nicht mehr.

Die Sachen zusammengesucht, die sie in der Euphorie verstreut hatten, machten sie sich nach einer kleinen Rast gemeinsam auf den Weg, in einen fernen Ort, um dort sesshaft zu werden.

Das erlernte Wissen im Kopf, jede Menge Tatendrang und genügend Geld das sie in ihrer Lehrzeit angespart hatten, dazu noch dass, das sie von ihren Meistern bekamen für ihre gute Arbeit in der Tasche, stiefelten sie los.

Sieben Tage und Nächte waren sie unterwegs. Hindurch durch Täler und Wälder, vorbei an Flüssen und Seen. Dann endlich kamen sie zu einem Dorf das ihnen gefiel. Gelegen zwischen zwei Bergen durch die ein breiter Fluss floss. Dort wollten sie sich nieder lassen. Sie stellten sich beim Dorfvorsteher vor der zugleich der Bürgermeister war, und natürlich beim hiesigen Pfarrer, der sie mit einer freundlichen Umarmung in seiner Kirche und Gemeinde empfang.

Danach erkundigten sie sich im Gasthaus nach einem Stück Land oder einem Hof, der vielleicht zum Verkauf stünde. Zu ihrem großen Glück gab es tatsächlich ein Gehöft das zum Verkauf stand. sogar ganz in der Nähe. Die Vorbesitzer beide verstorben, und die Erben in einem der größeren Dörfer lebend, hatten keine Verwendung für den Hof. So wurde er von einem Verwalter versorgt, und stand zum Verkauf.

Die Summe die sie zu zahlen hatten passte auch. Und so standen sie schon zwei Tage später auf ihrem eigenen Hof. Wie war da die Freude groß. Den ganzen Tag verbrachten sie damit, sich alles genau anzuschauen und zu erkunden.

Sie freuten sich wie die kleinen Kinder, die am Weihnachtsabend, mit glänzenden Augen vor dem Tannenbaum stehen.

In der Scheune, die gleich neben dem Haupthaus stand, fanden sie einen alten grünen Traktor, reparaturbedürftig, aber das war egal. Das würden sie schnell hin bekommen. Da waren sie sich sicher. Daneben ein Pflug samt Egge. Genügend Saatgut für die erste Aussaat. Futter für die Tiere des Hofes.

Die zwei Pferde, die im Stall standen, ließen sie gleich raus auf die Koppel. Ei was haben die sich gefreut. Voller Übermut rannten und sprangen sie über das Grün, Schnaubten und wieherten dabei. Eine Herde Kühe mit Kälbern, stand auf der Weide. Nicht weit davon, ein Zuchtbulle auf einer anderen Weide. Eine trächtige Sau samt Eber, labten sich gerade an ihrem Trog. Zwei Dutzend Hühner liefen frei auf dem Hof herum, sie gingen nur zum Eier legen in ihren Stall. Ein Hahn! Und wie jeder Hahn es überall auf der weiten Welt tut, stand er auf dem Misthaufen krähend, um seine Hühner zu umgarnen. Doch sie wollten nichts von ihm wissen. Sie pickten unaufhörlich in der Erde herum.

Ein großes Wohnhaus das jeden nötigen Komfort für die damalige Zeit bot. Und wie schon erwähnt, eine große Scheune, für die Gerätschaften und das Korn.

Sie war auch zugleich das zu Hause der obligatorischen Hofkatze, die eigentlich ein Kater war.

Mäuse gab es für ihn nur wenige zu fangen. Das lag aber an den Eulen das es so wenig Mäuse gab, weil die sich jede Nacht hier herum trieben. Deswegen streunte der Kater durch die nahen Felder. Ab und an, kam er dann mit einem Feldhamster zurück. Doch Steffan und Michael stellten ihm täglich frisches Futter und immer eine kleine Schüssel Rahm hin. Was der Kater, der den Namen Stemi bekam, zusammengesetzt aus den Vornamen der beiden Burschen, dankend annahm. Um ihren Hof herum, Ackerland soweit das Auge reichte. Sogar ein kleiner Bach floss in ihrer direkten Nähe vorbei. Was das bewässern der Felder bei einer eventuellen Dürre erleichtern würde. Das alles gehörte nun ihnen. Sie konnten es fast nicht glauben. Vergessen war nun die Zeit der Wanderschaft, und der Lehrjahre in denen sie etliche Entbehrungen über sich ergehen lassen mussten. Vergessen war auch alles andere, das sie vorher traurig gemacht hatte.

An ihrem ersten Abend auf dem Hof, nachdem sie die Tiere versorgt hatten, saßen sie bis spät in die Nacht auf ihrem Hof vor dem Wohnhaus. Ein Feuer prasselte vor ihnen in einer Feuerstelle und das Funkeln in ihren Augen wenn sie sich ansahen, wurde nur von den Sternen am Nachthimmel übertroffen.

Es würde nicht leicht werden, das wussten sie genau. Aber sie hielten an ihrem Traum fest. Zwei Männer die sich sehr nah standen, und gemeinsam ihr Leben miteinander teilen wollten, in Zeiten, wo es das noch gar nicht offen gab. Zudem war es nicht ganz ungefährlich.

So dachten sie sich etwas aus, dass sie allen erzählen würden, damit kein Gerede aufkommt.

 

„Brüder seien sie“ Aus einer anderen fernen Stadt. Die Eltern schon verstorben und andere Familienmitglieder die gab es nicht. So seien sie auf Wanderschaft gegangen um ihr Glück zu finden.“ Ja“ so werden wir es machen dachten sie bei sich.

Der Morgen schlich sich schon leise an, das Feuer glimmte nur noch, da saßen sie noch immer vor dem Haus. So versorgten sie erst die Tiere, und aßen dann selber etwas.

 

Als es langsam Zeit wurde die Felder zu versorgen, damit man sie bestellen kann, renovierten sie das Gesindehaus und richteten es ein. Dann ritten sie ins Dorf und erkundigten sich im Gasthaus nach einer Magd und einem Knecht. Eine Woche später stellten sie den Knecht Olaf und die Magd Lena, zwei herzensgute Menschen aus einem der kleineren Nachbardörfer, und zu dieser Zeit schon miteinander verlobt, bei sich ein.

Steffan, Michael und ihr Knecht Olaf bewirtschafteten anfangs die Felder allein, die Magd Lena versorgte die Tiere und das Haus. Einige Zeit später kam dann noch ein Knecht und eine Magd hinzu. Denn es gab schon so viel Arbeit, da brauchte es mehr helfende Hände.

Mit jedem Jahr das verging, und Ernte um Ernte eingebracht wurde, kamen neue Angestellte dazu. Am Anfang halfen Wanderarbeiter, aber das war ein fataler Fehler. Denn man konnte sich nicht wirklich auf sie verlassen. Sie tranken, rauften sich, und verführten die Mägde. So wurden die Wanderarbeiter wieder fort geschickt.

Ein neues größeres Gesindeaus, in dem nun die Knechte und Mägde wohnen sollten, und es noch zusätzlichen Platz für weitere Angestellten gab, wurde gleich neben der großen Scheune gebaut.

Das Holz vom alten Haus, wurde an Ostern fürs Osterfeuer verwendet.

Steffan der auf den Feldern unterwegs war und sich mit seinen beiden Knechten darum kümmerte das alles wuchs, und Michael der als Schmied mit seinen zwei Helfern in der Schmiede arbeitete, da sie bald alle Pferde der Umgebung beschlugen und zudem Messer Töpfe und Pfannen herstellten, sah man an, das sie große Freude bei ihrer Arbeit empfanden.

Denn Arbeit, die gab es zu Hauf. Manchmal fast nicht zu schaffen. Doch gemeinsam schafften sie es immer. So beschlossen Steffan und Michael, allen ihrer Angestellten etwas extra zu geben. Auch dass, war damals wirklich nicht üblich.

Sonntags ging´s in die Kirche. Der ganze Hof fuhr im Zweispänner dort hin. Michael, Steffan, die Knechte und Mägde, sowie die anderen Angestellten glänzten alle in ihrem Sontagsstaat. Die Pferde hatten kleine Glöckchen an den Fesseln, ihre Mähnen und Schweife waren zu Zöpfen geflochten. Der Wagen geschmückt mit bunten Blumen und Bändern. Schon von weitem konnte man sie kommen hören, denn sie sangen alle aus vollem Leibe ihre Freude heraus.

Sie alle, wie sie dort gefahren kamen, waren hoch angesehen. Wurden von den anderen Knechten und Mägden beneidet, denn sie hatten einen guten Stand bei ihren Bauern.

 

Doch wie es manchmal so ist, wurde angefangen hinter vorgehaltener Hand zu reden, über die zwei Brüder. Waren sie doch schon einige Jahre hier und noch immer nicht verheiratet. Auch in der Dorfwirtschaft wurden sie selten gesehen. Außer beim alljährlichen Schützenfest. Da waren sie dann anwesend. Tanzten dann die ganze Nacht hindurch mit den ledigen Frauen, die ihnen schöne Augen machten. Schließlich waren sie eine gute Partie.

Die Angestellten hatten nie ein böses Wort geäußert. Im Gegenteil, sie alle verdienten gut, und hatten ein ordentliches zu Hause. So gab es keinen Grund sich zu beschweren.

Alles andere was sie sonst noch so brauchten, wenn es denn nötig war, das bekamen sie. Und war mal einer Krank, dann wurde er gepflegt. Bekam die Beste Versorgung und Medizin die möglich war. Das war Steffan und Michael sehr wichtig.

In der ganzen Umgebung gab es weit und breit keinen anderen Hof, „Wie diesen!“

Als dann das Gerede wieder einmal lauter wurde, und die anderen Leute sie offen nach der Kirche darauf ansprachen, wann es denn endlich eine Hochzeit geben würde, da erwiderten Steffan und Michael nur, das sei doch jedem selbst überlassen ob man heiratet oder nicht.

So wie es alte Jungfern gibt, gibt es eben auch Männer die allein bleiben. Damit war das leidige Thema für Steffan und Michael erledigt. Vorerst.

Weitere Jahre vergingen und alles hätte so schön sein können, bis schließlich dieser Tag im August alles änderte. Das Tagwerk war erledigt, die Tiere versorgt, und jeder tat das was ihm gefiel. Obwohl es auf einem Hof dieser Größe eigentlich immer etwas zu tun gab. Doch heute nicht. Alles war erledigt.

Da war es reiner Zufall, das einer der beiden Knechte etwas sah, dass ihn aus der Fassung brachte, denn er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Auf geregt lief er zu seiner Frau und berichtete ihr was er gesehen hatte. „Zwei Männer die sich leidenschaftlich Küssten.“

Auch sie war schockiert, und so beschlossen sie gemeinsam, dass sie an solch einem Ort, wo scheinbar der Teufel zu Hause ist, nicht länger ihre Dienste anbieten wollten. Wie dumm sie doch waren, denn gute Anstellungen wie diese, gab es sonst nirgendwo. Das sollten sie dann recht bald, am eigenen Leibe erfahren.

Steffan und Michael jedenfalls, sie wussten noch nichts davon, dass jemand sie dabei gesehen hatte.

Am nächsten Tag trat der Knecht vor seine Bauern kündigte seine, und die Stellung seiner Frau und verließ mit ihr den Hof. Ohne jedoch näher zu erläutern warum er so abrupt gehen wolle.

Michael und Steffan waren verwundert, doch ließen beide schweren Herzen gehen. Zumal die Kornernte ins Haus stand, und jede helfende Hand gebraucht wurde. Sie Zahlten beide aus, und gaben ihnen noch etwas extra, zuletzt ein Zeugnis das man selbst bei einem König hätte vorzeigen können. Auch das war für die damalige Zeit nicht üblich. Denn damals konnten die wenigsten weder lesen noch schreiben. Steffan und Michael konnten es, und brachten in der Winterzeit wenn es nicht so viel zu tun gab, denen, die es lernen wollten bei. Denn sie selbst, hatten es in ihrer Jugend lernen dürfen.

Steffan und Michael die sich nicht vorstellen konnten warum ihr Knecht und seine Frau, sie so fluchtartig verlassen hatten, sollten ein paar Tage später den Grund, durch einen Brief den sie bekamen, erfahren.

Es war kein schöner Brief den man gerne las. Soviel sei gesagt. Von „Ihr sollt in der Hölle schmoren, und man sollte euch Aufhängen mit dem Kopf nach unten über einem Feuer, und Pfählen sollte man euch.“ Das alles stand in diesem Brief, und noch mehr.

Vergessen war die gute Stellung und Bezahlung die man ihnen gegeben hatte, all die wenn auch manchmal schweren aber trotzdem schönen Zeiten, die viel Arbeit mit sich brachten.

Die Freundschaft, die vielen Feste die man gemeinsam feierte. Ob Schützenfest, Ostern, Erntedank oder Weihnachten. Alle feierten immer gemeinsam. Ja sogar die Hochzeit von Olaf und Lena, wurde auf dem Hof gefeiert.

All das war nun nichts mehr wert? Steffan und Michael sahen sich nun dazu gezwungen, zu handeln. Denn, wenn „Sie“ solch einen Brief bekommen hatten, wer vielleicht sonst noch?

Sie riefen ihren ältesten Knecht Olaf und seine Frau die Magd Lena zu sich, und sprachen mit ihnen ganz offen über ihr Problem. Sie wussten genau, die beiden würden sie verstehen. Waren die zwei doch die einzigen die von dem Geheimnis, das niemand sonst wissen durfte, wussten.

Umhören sollten sie sich, aber mit Bedacht. In die Dorfschänke gehen, dort wo sie manchmal am Stammtisch saßen. Um etwas heraus zu finden. Der Knecht und seine Frau willigten ein. Eine Woche verging. Dann zwei. Niemand sonst hatte offensichtlich solch einen Brief erhalten. Das war gut zu hören. Also machte man wie gewohnt weiter. Denn die Arbeit auf dem Hof musste ja erledigt werden. Ein neuer Knecht und eine neue Magd wurden in den Dienst genommen und alles lief wieder wie gewohnt.

Nach zwei Jahren aber, da kam ein erneuter Brief von diesem Knecht, der schon den ersten geschrieben hatte. Steffan und Michael waren zuerst verwundert.

Aber als sie den Brief schließlich lasen, wurde ihnen Angst und Bang.

Darin stand, „Sie sollten einen hohen Geldbetrag an eine ihnen unbekannte Adresse schicken.“

Würden sie es nicht tun, dann würden sie es bereuen!

Sie taten es natürlich nicht, und um zu retten was noch zu retten war, sprachen sie erneut mit ihrem Knecht und seiner Frau. Die ganze Nacht saßen sie zusammen in der Wohnküche, tranken Tee und besprachen was nun zu tun sei. Denn eine Lösung musste her. Zu guter Letzt überschrieben Steffan und Michael ihren Hof an die beiden, denn sie wollten fort gehen. Die beiden konnten ihr Glück gar nicht fassen. Damit hätten sie nie gerechnet. Von Knecht und Magd zum Großbauern und Großbäuerin. Weinend saßen sie zusammen, und doch so glücklich.

Eine Woche später packten Steffan und Michael voller Wehmut ihre Sachen, verabschiedeten sich von ihren Angestellten, teilten ihnen mit, das jetzt der frühere Knecht Olaf ihr neuer Bauer sei, denn er hätte in all den Jahren die er schon hier sei, genug angespart um den Hof zu kaufen. Dann zogen sie davon.

Steffan zog nach Norden und Michael nach Osten, die Richtungen aus der sie damals kamen, als sie sich zum ersten Mal begegneten, denn sie hatten einen Plan. Sie wollten sich so Wiedertreffen, wie beim aller ersten Mal.

Nachdem beide eine Weile geradeaus gefahren waren, fuhr der eine von beiden eine Rechtskurve, und der andere, eine Linkskurve.

Und als sie sich dann an besagter Weggabelung begegneten, fuhren beide nachdem sie sich in die Arme gefallen waren, gemeinsam in Richtung Süden.

Sie fuhren solange in Richtung Süden, bis sie das Meer sahen. In einem kleinen Dorf direkt am Meer, fanden sie eine alte Taverne die zum Verkauf stand. Die kauften sie, und lebten dort ohne dass irgendjemand sie jemals danach fragten musste, warum sie ohne Frauen seien. Denn sie sagten gleich, dass sie seit vielen Jahren gute Freunde wären, deren Frauen verstorben sind. Nun da sie alleine wären, wollten sie sich einen Traum erfüllen, den beide schon immer hatten.

Noch zwanzig Jahre lebten sie dort am Meer. Zwanzig Jahre in denen sie neue Freunde fanden, in ihrer Taverne arbeiteten, und alles genau so machten wie damals auf dem Bauernhof. Eines schönen Morgens wurde Steffan nicht mehr wach, nachdem er sich am Abend schlafen gelegt hatte. Den ganzen Tag hindurch ging es ihm schon nicht gut, und er fühlte das es zu Ende ging mit ihm. Doch er sagte Michael nichts davon. Der eiligst herbei gerufene Arzt, er konnte nur noch den Tod feststellen. Das war ein schwerer Schlag für Michael. Schwerer noch als alles andere was er jemals erlebt hatte. Alle Freunde kamen um Steffan die letzte Ehre zu erteilen. Denn sie hatten die beiden längst so lieb gewonnen, und jetzt fehlte plötzlich einer von ihnen. Die neuen Freunde die sie gefunden hatten, und all die anderen lieb gewonnenen Menschen, die längst um das Geheimnis der beiden wussten, wollten helfen. Doch sie konnten es nicht. Michael hatte alle Lebensfreude verloren. Er sichte nur noch dahin. Gut ein Jahr war vergangen nachdem Steffan gestorben war, da ging Michael morgens hinunter zum Meer um wie jeden Morgen zu schwimmen. Doch dieses Mal, da kam er nicht zurück vom Schwimmen, und die Taverne blieb von diesem Tage an geschlossen.

So endet diese Geschichte. Die von harter Arbeit, Freundschaft und Liebe erzählt, und den Menschen, die ihr begegnen durften.

 

 

Ende.

 

 

 

 

 

Nachwort

 

 

Bei den alten Römern – Griechen etc. gab es schon immer homophobe Lebensweisen, die offen „Gelebt“ wurden. Es gab auch Regel an die man sich halten musste. Soweit ist das auch OK.

Dann kam eine Zeit, da wurde jeder mit dieser Veranlagung, die per Gesetz verboten war, gejagt.

Heute wo die Welt immer enger zusammen rückt, gibt es noch immer Menschen, die Schwule und Lesben sehr gerne eingesperrt oder hingerichtet sehen wollen. Wenn man nur mal bedenkt, dass man selbst in der Tierwelt homophobe Variationen finden kann. Bei den Pinguinen kommt das recht häufig vor. Oder Zwitterwesen die beides sind, und dass, was gerade gebraucht wird, dann dominiert. Das gibt es zum Beispiel bei Schnecken und einigen Fischen.

Wissenschaftler haben bei Bonobo-Affen Gleichgeschlechtliche Beziehungen mit den dazu gehörigen lustvollen Lautäußerungen nachgewiesen.

Also ich denke, wenn es Liebe ist, tief empfundene Liebe, dann darf niemand das verurteilen.

In diesem Sinne, habt euch lieb.

 

 

 

 

 

 

 

Thomas-Otto Heiden

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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