Heinz-Walter Hoetter

Der Fall T-Bird (Teil 27)


 

Random & Shannon

Ermittlungsagentur NEW YORK

 


Der Fall T-Bird

(Teil 27)


 


 


 

Im Schein der Taschenlampe suchte ich den Lichtschalter und knipste die Beleuchtung an. Dann wandte ich mich wieder dem Bett zu. In dem gedämpften Licht der Deckenlampe wirkte Ron Sommer noch toter als im Strahl der Taschenlampe.


 

Ich sah mich im Zimmer um. Alles befand sich in Unordnung. Die Schranktüren standen offen, Kleidungsstücke lagen verteilt herum. Alle Kommodenschubladen waren aufgezogen. Hemden, Socken, Krawatten, Schals und die verschiedensten Kopfbedeckungen lagen verstreut auf dem Boden herum.


 

Ich streckte die Hand aus und berührte Ron Sommers Arm. Er war hart und kalt. Vermutlich lag er hier schon länger.


 

Als ich mich über ihn beugte, stieß mein Fuß gegen etwas, was vorn unter dem Bett lag. Es war ein harter Gegenstand. Ich bückte mich und sah eine achtunddreißiger Pistole vor mir liegen. Es war die Waffe, die ich Elisabeth Breedy zurückgegeben hatte. Um mich restlos zu versichern, suchte ich nach der Nummer, die ich unter dem Lauf fand: 4557993.


 

Ich zog das Magazin heraus. Vier Schüsse waren abgefeuert worden. Mindestens drei von ihnen waren tödlich gewesen.


 

Einen Augenblick dachte ich nach. Irgendwie kam mir die ganze Sache etwas zu gut vor, um wahr zu sein. Warum lag die Waffe hier vor dem Bett, wo die Polizei sie finden musste? Ich überlegte weiter. Elisabeth Breedy musste wissen, dass bei der Polizei die Nummer der Waffe eingetragen war. Das war zu auffällig. Niemand würde so ein Risiko eingehen, der einen Mord begeht.


 

Dann folgte ich einer plötzlichen Eingebung, steckte die Waffe in meine Hängetasche, ging die Treppe hinunter, durchquerte den Wohnraum zu Bar, wo das Telefon stand und wählte Breedys Nummer.


 

Ich warte einen Augenblick, dann meldete sich Breedys Butler am Apparat.


 

Hier ist Mr. Breedys Butler. In welcher Angelegenheit rufen sie an?“ fragte er.


 

Mr. Random am Telefon. Verbinden Sie mich bitte mir Mrs. Breedy!“


 

Es knackte ein paarmal, und ich wurde mit der Sekretärin verbunden.


 

Wer ist dort bitte?“


 

Hier ist Lester Random. Ist Mrs. Breedy zu Hause?“


 

Ja, ich glaube ab nicht, dass sie für Sie zu sprechen ist, Mr. Random.“


 

Sie wird aber mit mir sprechen müssen“, verlangte ich, „das ist keine Scherz. Verbinden Sie mich mit ihr.“


 

Es tut mir leid, Mr. Random. Aber Mrs. Breedy will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben. Das hat sie Ihnen doch selbst gesagt – oder?“


 

Sagen Sie ihr, ein alter Freund von ihr sei gerade gestorben. Jemand hat ihn in den Rücken geschossen. Die Polizei wird sicherlich schon auf dem Weg zu ihr sein, um sich darüber mit ihr zu unterhalten.“


 

Ich hörte, wie die Sekretärin erschreckt nach Luft schnappte.


 

Wie war das bitte?“


 

Holen Sie einfach Mrs. Breedy ans Telefon. Sie kann es sich nicht leisten, nicht mit mir zu sprechen.“


 

Es folgte ein lange Pause, dann knackte die Leitung wieder und jemand ging ans Telefon.


 

Wenn Sie mich noch weiter belästigen, werde ich meinen Mann davon Mitteilung machen. So geht das nicht weiter, Mr. Random.“


 

Ausgezeichnet“, sagte ich, „das wird ihm gefallen. Aber wenn das wirklich Ihre Absicht ist, tun Sie es jetzt gleich, denn es steht Ihnen allerlei Ärger bevor, für den ich nicht verantwortlich bin. Ihr Ex-Freund Ron Sommer liegt nämlich tot auf seinem Bett im eigenen Blut. Er wurde mit mit vier Schüssen aus Ihrer Achtunddreißiger erschossen, und die Pistole liegt neben seinem Bett.“


 

Ich hörte, wie Mrs. Breedy schwer und tief durchatmete.


 

Sie lügen.“


 

Schön, wenn Sie meinen, dass ich lüge, dann warten Sie getrost, bis Ihnen die Polizei auf den Pelz rückt. Mir kann es völlig egal sein. Ich riskiere meinen Hals, dass ich Sie anrufe. Eigentlich sollte ich die Polizei rufen.“


 

Es folgte ein langes Schweigen. Nach einer Weile meldete sich Mrs. Breedy wieder und fragte: „Ist er wirklich tot?“


 

Ja, er ist mausetot und sein Filipino auch. Er lag oben am Ende des Ganges“, antwortete ich. Dann fragte ich: „Waren Sie heute im Haus von Breedy bzw. bei ihm?“


 

Ich war die ganze Zeit hier auf meinem Zimmer.“


 

Hat Sie jemand gesehen?“


 

Nein. Ich war allein.“


 

War Ihre Sekretärin denn nicht da?“


 

Sie war in der Stadt.“


 

Was haben Sie mit der Waffe gemacht, die ich Ihnen zurückbrachte?“


 

Ich legte sie in eine Schublade in meinem Schlafzimmer.“


 

Wer kann an sie herangekommen sein?“


 

Ich weiß nicht. Eigentlich jeder, der wollte. Ich legte sie einfach dort hinein.“


 

Ist jemand zu Ihnen gekommen, der Sie besucht hat?“


 

Nein.“


 

Ich starrte an die Wand und runzelte die Stirn.


 

Ich weiß nicht, warum ich das für Sie tue, Mrs. Breedy, aber ich nehme die Waffe mit. Vielleicht kann die Polizei die Waffe durch die Kugeln identifizieren. Falls ja, werden Sie große Schwierigkeiten haben, aber vielleicht haben Sie auch Glück. Ich vermute mal, dass jemand den Mord an Ron Sommer Ihnen anhängen will, aber ich könnte mich auch irren. Warten Sie ab und beten Sie. Sie haben eine Chance, aus der Geschichte herauszukommen, aber groß ist sie nicht.“


 

Ehe sie antworten konnte, legte ich den Hörer auf. Dann schaltete ich überall das Licht im Haus aus, lief schnell durch den Garten über den Weg hinunter zu meinem Sportgleiter, stieg ein und schaltete auf Leisefahrt. Vorsichtig bugsierte ich ihn aus dem Büschen heraus. Dann fuhr ich die Bergstraße runter und kein anderer Wagen kam mir entgegen.


 

Fortsetzung folgt irgendwann!

Ende Teil 27


 


 


 

***

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.09.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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