Burckhardt Fischer

Von der Not

Eines Abends, des Winters, war bitterer Frost. Mich dauerten die Kaninchen im Park, vor meiner Türe, die darbten, und konnten sie an der Vögel Futterhäuschen nicht kommen. Im Dunkeln ging ich die Runde mit den Hunden und warf dort, wo ich die Häschen wusste, Mohrrüben und Zwieback in den Schnee.

Als ich nun zurückkehrte zu meinem Hause, alles Futter verteilt, saß da ein Häschen im Eise, lethargisch, hoffnungslos, regungslos, gottergeben, vor meinem Fenster, meiner Tür, inmitten der Straße.

Das Tier dauerte mich, und da sich nichts essbares fand, für Kaninchen, machte ich mich auf den Weg zum Laden, trotz steif gefrorener Hände, roter Ohren, tropfender Nase, und erstand mit den letzten Resten der Barschaft noch eine Packung Knäckebrot, im Sonderangebot, mit kleiner Münze. Der Weg war mir lang und kalt, mit den Hunden, und auch sie sahen das Kaninchen, vor meiner Tür, regungslos noch immer, und auch sie, so deuchte es mir, hatten Mitleid mit dieser Kreatur, denn sie jagten es nicht, entgegen ihrer Gewohnheit.

Ich riss die Packung auf, entnahm einige Scheiben und warf sie auf die Straße, nicht weit von dem Tier, doch einige Meter noch, da ich ungeschickt war mit steifgefrorenen Händen, und die Hunde zerrten, wollten ins Warme. Dachte, dass wohl zu spät ich gekommen, der Odem dem Tiere gefroren auch innerwärts schon, doch: die Brote waren noch nicht gelandet, nicht wirklich, da stob dieses Tier vorwärts, Potzblitz, mit einer einzigen Bewegung, rasend schnell, fasste im Laufen, einen Haken schlagend, eines der Brote, das da segelte, kehrte um, versteckte sich unter meinem Wagen, der wenig entfernt nur stand, und man hörte eiliges Knuspern und Nagen.

Kaum war das Brot verzehrt, lugte unter dem parkenden Wagen hervor ein Näschen, das sicherte, roch, und mit einer nämlichen, hastigen Bewegung raste das Kaninchen hervor, zum nächsten Brote, das wiederum gegriffen ward in einem neuerlichen Haken, und wiederum hörte man`s: das Häschen hatte Appetit.

Da war ich froh, und verstreute noch viele Brote auf Gehsteig und Rasen, vor meiner Türe.

Von meinem Fenster konnte ich das Häschen sehen, inmitten seiner Kumpane, wie sie speisten.

 

Am nämlichen Abend nun, zu nächtlicher Stunde, sah ich einen Vogel, der, laut klagend, durch die Büsche rannte gegenüber im Park, ziellos, irre.

Da ich noch nicht wieder warm geworden, versuchte ich nicht hin zu hören, doch das Gejammer war so laut, das Gerenne so aussichtslos, dass ich mir seufzend die Jacke anzog und mich zu den Nachbarn gesellte, die auf der Straße schon standen, aufgeschreckt. Man sah mich kommen und ging nun seiner Wege, da ich mich kümmern würde. Was blieb mir nun?

So holte ich einen großen Karton, eine Decke, und begann die Jagd, hindurch mich zwängend durch kratzige Zweige, dichtes Gebüsch, eisige Klumpen. Und fing das Tier, das laut klagte.

Ich habe es aufgewärmt, in meinem Karton, in meiner Wohnung, diverses Futter dargeboten, und da ich das richtige nicht traf, machte ich mich auf zur Vogelwarte, es in profunde Hände zu geben. Ist ein Kiebitz gewesen, ein schönes Tier, in unserem Winter, wenige Tage, bevor das Jahr zu Ende ging. Wie ist er wohl zu uns gekommen, um diese Zeit?

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Burckhardt Fischer).
Der Beitrag wurde von Burckhardt Fischer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Burckhardt Fischer

  Burckhardt Fischer als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Das große mystische Märchenbuch von Heidemarie Rottermanner



In einem Land, fern und unbekannt,
leben Wichtel und Elfen,
die sich gerne gegenseitig helfen

In einem Land, fern und unbekannt,
leben Wölfe und Drachen,
die unseren Wald bewachen

In einem Land, fern und unbekannt,
gibt es Schlösser und Seen,
so etwas habt ihr noch nie gesehen

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Tiergeschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Burckhardt Fischer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Oscar III von Burckhardt Fischer (Tiergeschichten)
? -WER- hat an der FLOCKEn-UHR gedreht - von Egbert Schmitt (Tiergeschichten)
Pilgertour XI. von Rüdiger Nazar (Reiseberichte)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen