Christian Berg

John

In heaven's name why are you walking away
Hang on to your love
In heaven's name why do you play these games
Hang on to your love (Sade)


 

*

 

 

Die Emotionen kommen direkt nach seinem Orgasmus.

Er denkt an seine Frau – wie sehr er sie liebt, dass er sie niemals verlassen würde, dass sie seine Frau ist und bleiben wird.

Und er hat Mitleid mit Rose, die jetzt so glücklich lächelnd in seinen Armen liegt, die so viele Hoffnungen hat, die sich von ihm wünscht, dass er sie niemals belügen werde, die in seinen Augen zu sehen glaubt, dass er gut ist.

Ihr Bluff ist aufgeflogen, das Polo-Shirt blieb sauber.

Er blickt mit Entsetzen auf sich selbst, ob all der Lügengeschichten, die er ihr aufgetischt hat. Und zwar im vollen Bewusstsein, dass er sich schon ab dem nächsten Tag nicht wieder bei ihr melden würde, und dass sie davon unendlich verletzt sein würde.

Es ist für einen Moment still. Die Zeit des Überredens ist vorbei. John kann sich auf die Gedanken in seinem Kopf konzentrieren. Er spürt sein schlechtes Gewissen aufkommen. Das schlechte Gewissen, das er vorher durch viele Worte und Aktionen beiseite geschoben hatte. Er empfindet tiefe Trauer, auf eine Art ist er sogar in Rose verliebt.

Er würde jetzt am liebsten ganz schnell weg von hier. Er schämt sich. Sein Ziel ist erreicht und er wird die Stadt am Morgen verlassen, was soll er jetzt mit Rose? Er hat keinerlei Motivation, ihr noch weiter irgendetwas vor zu heucheln. Ihr Anblick fördert nur seine Gewissensbisse. Er kann jetzt auch nicht mehr zärtlich zu ihr sein, die Gedanken an seine Frau und der Abscheu vor sich selbst verhindern das.

Er hat das Gefühl, Rose irgendwie beschäftigen zu müssen. Es wäre doch absolut peinlich, Sex zu haben und dann sofort nach seinem Orgasmus das Licht zu löschen und zu schlafen. Also bemüht sich John noch ein wenig um Rose, streichelt sie leicht, küsst sie flüchtig, macht small talk. Er ist froh, als Rose dann deutliche Signale der Müdigkeit abgibt und sofort darin einwilligt schlafen zu gehen.

Es wird bald vorbei sein, es ist schon fast vorbei. Und dann nie wieder!

War es das wert?


 

*

 

 

Endlich lagen sie auf dem Bett. Er küsste sie auf den Mund und versuchte die Intensität der Küsse zu erhöhen. Er streichelte dabei ihre Wangen. Doch entweder war sie eine schlechte Küsserin oder sie wollte aus irgendeinem Grund nicht intensiver werden. Er spürte einige Male, wie sich ihr Mund schloss. Und es dauerte sehr lange, bis sie ihren Mund mehr öffnete und schließlich Zungenküsse zuließ. Sie unterbrach immer wieder und drehte ihr Gesicht etwas weg. Dann schaute sie ihn zweifelnd an. Manchmal stellte sie ihm eine Frage, wie die, ob er wirklich Single sei. Und immer antwortete er so, dass er die Verführung fortsetzen konnte, immer sagte er genau das, was eine Frau hören will.

Er begann, sie an sensiblen Stellen zu küssen: neben dem Ohr, am Ohrläppchen, am Hals. Doch Rose hatte das nicht so gerne. Sie kicherte. Sie sagte ihm, sie sei sehr kitzelig.

John versuchte, seinen rechten Arm nach unten zu bewegen und Rose am Körper zu streicheln. Doch sie griff seinen Arm und hielt ihn sanft fest, selbst als John nur ihre Schulter oder ihren Arm berühren wollte. Sie wusste, dass er es auf ihre Brüste abzielte, doch sie blockte das geschickt ab. Sie sah ihn an. Sie sagte ihm, sie sei kein easy girl. Und sie stellte die zweifelnde Frage, ob er wirklich in sie verliebt sei, oder ob er nur Sex haben wolle. Er versicherte ihr mehrmals, dass er sie nicht nur schön finden und ihren Körper bewundern würde, sondern sich auch in ihre Art verliebt hätte, in ihr immer währendes süßes Lächeln, in ihren Optimismus. Er könne sich gut vorstellen, dass die beiden immer viel zusammen lachen würden.

Er zog sein Polo-Shirt aus. Er wollte ein Zeichen setzen.

Schließlich ließ sie es zu, dass er ihre Brust berührte. Er begann die Brust oberhalb der Spitze zu streicheln. Er schob seinen Finger zwischen ihren Busen und ihren Büstenhalter und berührte die Brustwarze. Sie lächelte jetzt noch mehr. Er schob den BH nach unten und streichelte die Brustwarze. Er berührte die Brustwarze mit seinen Lippen. Sie stöhnte sehr leise. Er wollte den BH ganz öffnen, doch es gelang ihm nicht. Rose machte den Verschluss auf. John berührte und küsste beide Brüste, schmiegte seinen Oberkörper an den von Rose und küsste sie an Hals und Nacken.

John bewegte seine Hand nun in Richtung von Roses Unterkörper und Schenkel. Doch wieder schob sie seine Hand zurück. Er redete beschwichtigend auf sie ein. Er wisse, dass sie kein easy girl sei. Aber er wolle sie, und es sei für ein liebendes Paar doch auch völlig normal, dies zu tun. Und schließlich hätten sie schon im Internet-Chat vereinbart, dass sie Sex haben würden. Und selbst hier im Hotel, nur eine Stunde zuvor hätte sie ihn gefragt, ob es kein Problem für ihn sei, dass sie keine Jungfrau mehr sei. „Diese Frage hättest du mir wohl kaum gestellt, wenn du nicht darauf eingestellt gewesen wärest, Sex mit mir zu haben“, so seine Interpretation.

Rose versuchte immer noch, sein Begehren abzublocken, doch er drang mit jeder weiteren falschen Versprechung weiter, Schritt für Schritt, an ihrem Körper vor. Dann zog sie ihre letzte Trumpfkarte. Sie deutete plötzlich an, dass sie ihre Regel habe. Doch John konterte, das sei kein Problem, sie könnten einfach sein Polo-Shirt unter sich legen, das Hotelbett würde sauber bleiben.

Sie gab auf. John konnte seine Hand zwischen ihre Beine legen und begann, Rose dort zu streicheln und zu massieren. Rose reagierte. John schob seine Hand unter ihren Schlüpfer und versuchte, mit dem Finger an ihr Intimstes zu gelangen.

Er war überrascht, wie wenig feucht sie war. Er hatte, nach den vielen Zungenküssen, dem zärtlichen Streicheln, dem Liebkosen ihrer Brüste und der Massage zwischen ihren Beinen, erwartet, dass sie viel deutlicher erregt sein würde. Waren es ihre zahlreichen Bedenken, die das verhindert hatten?

John bewegte seinen Finger an Roses Scheide und versuchte sie gleichzeitig zu einem Spreizen ihrer Schenkel anzuregen, was wiederum seinem Finger bessere Bewegungsmöglichkeiten geben würde. Er zog Roses Jeans-Hose aus. Schließlich streifte Rose selbst ihren Schlüpfer herunter.

Sie war jetzt sehr feucht geworden.

Er massierte sie weiter. Rose griff jetzt auch John zwischen die Beine und berührte und massierte sein erigiertes Glied. John legte sich zwischen ihre Beine und drückte seinen Unterkörper an ihren Intimbereich. Er behielt seine Unterhose zunächst noch an, er wollte Rose noch mehr erregen, die Spannung steigern, nicht zu schnell zum Geschlechtsverkehr kommen.

Schließlich zog er die Unterhose aus, mühsam und umständlich streifte er sie mit einem Bein nach unten und über seine Füße. Er legte sich wieder – jetzt vollkommen nackt – zwischen Roses Beine und bewegte sein Glied auf ihrer Scheide. Jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten und drang in sie ein.

Das Gefühl war unbeschreiblich und unvergesslich. Es erschien ihm auch einzigartig – obwohl er schon mit sehr vielen Frauen geschlafen hatte. Sie war extrem feucht. Er legte seine Arme hinter ihre Schulter und umschlang sie zärtlich. Er küsste sie im Gesicht, am Hals und an den Brüsten. Nach kurzer Zeit hielt er inne, er wollte noch nicht kommen. Dann bewegte er sich wieder und erlebte seinen Orgasmus. Sie hielt ihm ihre Hand vor den Mund, versuchte sein Stöhnen abzudämpfen, sie waren in einem Hotel.

John glitt aus Rose heraus. Er wollte wieder ihre Scheide massieren, doch sie ließ es nicht zu. John verstand, dass für Rose der Geschlechtsverkehr mit dem Orgasmus des Mannes endet.

 

 

*

 

 

„Können wir uns schon boy-friend und girl-friend nennen?“ Rose blickte John hoffnungsvoll an. „Ja, klar!“ Er versuchte seine Antwort so kurz zu halten, dass er auf keinen Fall mit irgendwelchen Einschränkungen Zweifel bei ihr aufkommen lassen konnte. Und gleichzeitig sollte seine Antwort verbindlich und natürlich wirken, so als ob sein Entschluss, eine Beziehung mit ihr zu beginnen, seit Wochen in ihm gereift war und es nur noch der letzten Bestätigung durch die persönliche Begegnung bedurft hatte.

„Weißt Du was, John? Ich wollte schon immer einen foreigner als Freund haben! Foreigner sind ehrlich, nicht solche Lügner wie unsere Männer hier ...“

Sie war so süß in ihrem mädchenhaften Stolz, jetzt ihren Traum wahrgemacht zu haben und einen foreigner zu haben. Sie konnte es noch gar nicht glauben, dass ihr Traum Wirklichkeit geworden war. Es fiel John sehr schwer, seine Maskerade aufrecht zu erhalten und nicht Rose offen einzugestehen, dass er selbst der größte Lügner sei. Da waren Skrupel in ihm, die immer wieder versuchten, in sein Bewusstsein zu treten und ihn dazu zu bewegen, seinen Plan sofort abzubrechen. Die Skrupel wurden umso stärker, desto weiblicher, unschuldiger, schwächer, naiver, verletzbarer Rose ihm erschien oder es verbal zum Ausdruck brachte.

Auf der anderen Seite begehrte er sie jetzt, wo sie sich persönlich begegnet waren und gemeinsam im Hotelzimmer auf dem Bett saßen, erst wirklich – und sehr stark. Er konnte nicht aufhören. Er zwang sich, sein Gewissen weiter zu ignorieren.

„Ich möchte Dich zur Hochzeit meines Bruders einladen. Nächsten Monat, bei mir zu Hause. Ich würde mich so sehr freuen, wenn Du Zeit hättest, aus England zu uns zu kommen! Dann kann ich Dich meinen Eltern vorstellen.“

John wusste, dass das nie passieren würde. „Ja, ich werde versuchen zu kommen. Wann genau ist die Hochzeit?“ „Am 25. Oktober.“

Rose ging ins Badezimmer, bereitete sich vor, wusch sich, zog ihren Pyjama an. John wertete dies als gutes Zeichen. Als Zeichen, dass sie bereit war, Sex mit ihm zu haben.

„Ich kann Dir mein Land zeigen, John!“ Rose kam strahlend aus dem Badezimmer. „Wir können zusammen reisen und uns alles ansehen. Es gibt so viele schöne Plätze hier, hast Du schon von einigen gehört? Hast Du Lust, etwas mit mir zu entdecken?“ John versuchte Roses Begeisterung abzuspiegeln, doch seine Antwort war mehr ein halbherziges, schon schwächeres Echo: „Ja toll, das ist eine gute Idee.“ John dachte, dass er schon Lust hatte, etwas zu entdecken. Aber nicht mit Rose, sondern an und in ihr.

Rose griff zum Telefon und rief ihre Familie an. Sie berichtete ihrem Bruder und ihren Eltern stolz von ihrer vermeintlichen Eroberung. „John, möchtest Du mit meinen Eltern sprechen?“ John hob verneinend seine Hand. „Bitte noch nicht, Rose. Ich denke, dass ich sie am Telefon schlecht verstehen würde. Ich weiß auch nicht, wie gut ihr Englisch ist. Es ist besser, wenn ich Deine Familie persönlich kennenlerne.“

Roses Pläne, ihr Stolz, ihre Freude, ihre Begeisterung machten John innerlich verlegen. Er begann sich zu schämen. Er war froh, als Rose das Telefonat beendete. Er konnte jetzt durch Aktivität seine inneren Zweifel verdrängen. Sie legten sich aufs Bett.

 

 

*

 

 

John lernte Rose über eine dating site im Internet kennen. Sie war eine 20-jährige Stenografie-Studentin. Sie hatte bislang einen boy-friend gehabt, war 10 Monate mit ihm zusammen. Sie hatte drei Geschwister, zwei Brüder waren mit dem Vater in der Provinz, die jüngere Schwester mit ihr und der Mutter in der Hauptstadt.

Sie chatteten fast täglich. John betonte immer wieder, dass er nur ernst gemeinte Absichten habe und ein seriöser Mann sei, kein Spieler. Er bot Rose an, ihn immer und jederzeit alles zu fragen, was sie über ihn wissen wolle, er würde all ihre Fragen mit großer Ehrlichkeit beantworten. Er hoffe, dass die beiden eine großartige Konversation haben würden, … so dass die beiden sich besser kennen lernen würden, bevor sie sich zum ersten Mal träfen.

Er schlug vor, dass die zwei sich – während seiner Reise nach Europa - erst einmal auf dem Flughafen treffen, und dann – bei beiderseitigem Gefallen – auf seiner Rückreise eine Nacht im Hotel verbringen könnten. „Ich werde so aufgeregt sein, dich persönlich kennen zu lernen, meine Liebe. Ich hoffe, dass wir nicht nur für eine Nacht zusammen sein werden, sondern dass das erst der Anfang unserer ernsthaften und langfristigen Beziehung sein wird! Ich suche zwar nach einer Frau, die einen Tag und eine Nacht mit mir in der Hauptstadt verbringen wird. Aber ich hoffe, jemanden für eine richtige Beziehung zu finden. Wenn ich also diese Frau mögen werde, werde ich für eine wirkliche, langfristige Beziehung offen sein.“

Damit setzte John Rose unter Druck: Sie war auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung. Wenn sie John dafür gewinnen wollte – und das wollte sie – bestand gleichsam ihre einzige Chance darin, eine Nacht mit ihm zu verbringen. So glaubte Rose zumindest.

Rose überlegte nur wenige Tage, bis sie einwilligte, Johns girl-friend zu sein. „I can handle to take care of you ...”

Sie trafen sich dann nicht auf seiner Hinreise. Doch während seines Aufenthalts in Europa versäumte es John nie, Rose bei der Stange zu halten. Er schrieb: „Ich möchte dir nur sagen, meine Liebe: Es kann vorkommen, dass ich dir nicht jeden Tag schreiben kann. Aber sei sicher, dass ich immer an dich denke! Das Wichtigste ist, dass wir wissen, dass der andere da ist!”

Er rückversicherte sich auch bei ihr, dass alles so ablaufen würde, wie er es sich vorstellte. Er stellte rhetorische Fragen in den Raum. Rose antwortete nicht immer darauf, was er dann als Einverständnis deutete: „Also werden wir wie ein Paar zusammen sein?” „Wir werden im Hotelzimmer bleiben, so dass wir alleine sein können?”

John versprach Rose, ihr all seine Liebe und seine Zärtlichkeit zu geben. Er würde ihr niemals weh tun. Sie verabredeten sich für eine Nacht im Hotel ...

Bei seiner Ankunft richtete es John so ein, dass er alleine an der Hotelrezeption eincheckte, denn er wollte nicht, dass Rose seinen wirklichen Namen erfahren würde. Rose kam dann ein bisschen später, er bat sie, direkt auf sein Zimmer zu kommen.

John begrüßte Rose im Zimmer mit einem ersten, schüchternen Kuss auf die Wange. Er bat sie, sich zu setzen und bot ihr Snacks und Drinks aus der Minibar an. Er fragte sie, ob sie im Hotelrestaurant essen wolle.

Doch dafür war es Rose um 8 Uhr abends zu spät, sie war schon ein wenig müde. Sie wollte im Zimmer bleiben. Das war ganz in Johns Sinne.

Sie sprachen eine Weile. Rose fragte John nach seinem Europa-Besuch. John erkundigte sich nach Roses Studium. John hatte schon vor Roses Ankunft die Zimmervorhänge zugezogen. Jetzt fragte er sie, ob er die Zimmertür von innen verriegeln solle.

Er bat Rose, sich gemeinsam mit ihm auf das Bett zu setzen. Er blickte sie an und strich ihr mit der rechten Hand übers Haar. Er strich zärtlich über ihre Wange und küsste sie dann auf den Mund. Rose erwiderte den Kuss.

Rose sagte kokett, sie sei nicht sehr schön. John widersprach: „Nein! Du bist so schön, wenn du lächelst.“ Rose fragte ihn: „Denkst du, dass ich zu dick bin?“ John entgegnete „Für mich bist du perfekt, genau so wie du bist.“ Und dann trug er auf: „Ich fühle mich wohl mit dir. Ich möchte keine andere Frau mehr kennenlernen, du sollst die Einzige für mich sein und bleiben.“

Das war ein Wirkungstreffer. Rose legte ihre Hände um seinen Hals und zog ihn an sich – zu einem langen, sehr leidenschaftlichen Kuss.

John redete Rose immer weiter zu. Er wollte sie vollkommen überzeugen: „Ich möchte dir meine Zeit schenken ... und ich möchte immer deine inneren Werte sehen, deine Gefühle, deine Gedanken, deine Seele. Selbstverständlich bist du sehr schön! Aber ich möchte nicht nur deine äußere Schönheit sehen, sondern auch deine innere.”

Rose fragte ihn: „Können wir uns schon boy-friend und girl-friend nennen?“

 

 

*

 

 

Anleitung zur erfolgreichen Verführung einer Frau, der du vor einer halben Stunde zum ersten Mal persönlich begegnet bist:

 

  1. Tue alles, um eine angenehme Atmosphäre im Raum herzustellen. Ziehe die Vorhänge zu. Wenn es im Hotelzimmer keine Musik, aber einen Fernseher gibt, so wähle einen Musikvideo-Kanal und drehe Helligkeit, Kontrast und Schärfe des Bildes auf Null, so dass du einen schwarzen Bildschirm hast, und nur die Musik zu hören ist. Denn ein Fernsehbild stört bei dem, was du vorhast.

  1. Biete der Frau alles an, was dir möglich ist. Einen gemütlichen Platz zum Sitzen. Etwas Gutes zum Trinken. Eine leckere Mahlzeit. Lade sie ein, lass sie sich wohlfühlen. Vermittele ihr Sicherheit, frage sie, ob du die Zimmertür von innen verriegeln sollst. Frage sie nach dem Essen, ob du noch etwas bestellen darfst.

  2. Spreche solange mit der Frau, wie sie es wünscht. Dränge nicht. Bedränge sie nicht. Höre ihr zu. Gehe auf sie ein, zeige dich verständnisvoll. Zeige dich interessiert, stelle ihr Fragen. Gebe ihr Ratschläge, wenn sie das wünscht. Sage immer, was Frauen hören wollen.

  4. Scheue dich nicht, die Frau mit allen möglichen Lügen und falschen 
      Versprechungen zu verführen.

 

 

*

 

 

Ulrichs Plan war kalt und hinterlistig, Alles sollte so eingefädelt werden, dass sein beabsichtigtes Ziel problemlos erreicht werden konnte.

Zunächst einmal musste er eine falsche Identität erfinden, seinen Namen hinter einem Allerweltsnamen verstecken. Er wählte den Namen ,John.

Er musste eine komplette Figur erfinden, mit Lebenslauf, Beruf, Hobbies und Vorlieben. Diese Figur musste er so gestalten, wie es Frauen mögen.

Er musste für sich erst einmal die Frage beantworten, wie er einer Frau die große Liebe vorgaukeln können würde, wenn er diese dann nicht umsetzen konnte - weil er gar nicht die Zeit dafür hatte. 95 Prozent der Frauen würden schnell erkennen, dass das Ganze nur ein Spiel für ihn war. Und 95 Prozent der Frauen wollen so etwas nicht, sie wollen eine ernsthafte Beziehung. Welche Frau möchte schon auf Abruf für einen part-time lover bereit stehen?

Das war aber genau das, was er zunächst wollte (und hoffte, die 5 Prozent Frauen zu finden, die zu so etwas bereit sind): Eine Frau mit relativ wenig Aufwand erobern und dann ab und an erotische Begegnungen mit ihr haben, ihr auch kleine Geschenke oder monetäre Hilfen geben.

Er hatte ,Liebe, die Beziehung mit einer Frau, sein Leben lang als Tauschgeschäft erfahren. Angefangen mit seiner Jugendliebe, die sein Prestigegegen ihre Zuneigung eintauschte, über Frauen, die durch ihn in sein reiches Land kommen wollten, bis hin zu Frauen, die sein girl-friendsein wollten, weil sie von ihm finanzielle Hilfe bekommen konnten.

Ulrich war jetzt in einer Lebenssituation, in der er relativ wohlhabend war. Obwohl er ständig mit irgend etwas beschäftigt war, verspürte er doch eine gewisse Langeweile, sein Leben war – im Vergleich zu der Zeit 10 Jahre zuvor - etwas leer an Inhalten geworden. Das mag die Grundmotivation für seinen Plan gewesen sein: Er flirtete im Internet mit Frauen, benutzte die Frauen und den Flirt zuerst nur als Zeitvertreib. Dabei entdeckte er die Lust am Flirten, die emotionale Erregung bei der Kommunikation mit einer Frau. Er fühlte sich bestätigt, wenn die Frau sich positiv äußerte, positiv reagierte - und sich zu guter Letzt erobern ließ.

Er war fasziniert von Frauen, empfand sie als schön und begehrenswert. Das weckte in ihm den Wunsch, eine Frau zu erobern, und schließlich sogar die Sucht danach, sein Ziel immer wieder zu verwirklichen. Dabei sah er aber nicht die Person der Frau, diese war kaum wichtig! Nach der Eroberung der Frau ließ er diese fallen - das Ziel war erreicht, das Interesse erlosch. Bis alles wieder neu begann und eine andere Frau unbedingt erobert werden musste ...

Nach einiger Zeit hatte Ulrich erkannt, dass es nicht der Geschlechtsakt mit den Frauen war, was er wollte und was ihn befriedigte. Sondern es war das bloße Gefühl, die Gewissheit, eine Frau erobert zu haben, bis zur letzten Konsequenz. Und die Sicherheit, eine Frau erobern zu können!

Das war es, wonach er strebte, denn das war es, was ihm in seiner Adoleszenz, bis auf eine Ausnahme, verwehrt geblieben war. Dies wiederum hatte ihm dann Minderwertigkeitskomplexe und einen psychischen Knacks beschert.

Vor dem Hintergrund seiner tief sitzenden Unsicherheit fühlte er sich jetzt stark. Er erkannte, dass er sein Ziel bereits in dem Moment erreicht hatte, in dem er in die Frau eindrang. Eine Fortführung des Geschlechtsakts war dann im Prinzip nicht mehr notwendig.

Nur einmal hatte Ulrich Pech: Er verliebte sich sehr heftig in ein Mädchen, Daryl, und er litt unter rasendem Liebeskummer. Das hatte er verdient! Seit vielen Jahren spielte er nun schon, belog die Frauen mit einer frei erfundenen Identität, gaukelte ihnen große Gefühle vor, machte Versprechungen - und das alles war nur ein Spiel, weil er es liebte zu flirten, weil er dadurch Bestätigung bekam, wenn Frauen durch seine Worte und Taten schwach wurden, wenn er sie verführte. Sicherlich gab es auch immer mal wieder Abfuhren, und viele Frauen spielten auch mit ihm, erzählten ihm auch nicht die Wahrheit, testeten erst einmal nur an, bevor sie dann abbrachen ... Doch das konnte er bis dahin in Kauf nehmen, das gehörte zum Spiel. Jetzt war es anders, er litt unter Daryls Schweigen, er litt darunter, sie nicht zu sehen, er litt darunter, keine Antworten auf seine Nachrichten zu bekommen.

Langsam begann er sich zu fragen, was das noch sollte! Hatte er nun nicht schon genug geflirtet, genug gespielt (auch mit den Gefühlen einiger Frauen)? Hatte er nicht schon genug Erfolgserlebnisse gehabt, um seine Abfuhren der Teen- und Twen-Zeit zu kompensieren? Hatte er nicht schon genug Spesen ausgegeben? Und hatte er nicht schon genug gelitten, jetzt eben unter Daryl?

Die Lebensgeschichte, die John den Frauen erzählte, wurde von Ulrich im Laufe der Zeit mehrmals modifiziert, je nach den jeweiligen Umständen. Zuerst log John, er wäre erst 7 Monate vorher ins Land gekommen, sein Freund aus England, Ernest Wilson, hätte ihn zum Besuch eingeladen. Der Freund sei mit einer Einheimischen, Joy, verheiratet und würde bereits seit 15 Jahren im Land leben. Als John ankam, habe der Freund ihm zunächst die Stadt und die Region gezeigt, alle Sehenswürdigkeiten besucht. John habe auch für einen Monat Unterricht in der Landessprache gehabt. Während dieser 7 Monate sei John seiner regulären Arbeit nachgegangen – online. Deshalb habe er einfach noch keine Zeit gehabt, eine Freundin zu suchen. Erst jetzt habe er die Zeit – und er habe bereits begonnen, sich nach einem eigenen Apartment umzuschauen. Weil er sich entschieden habe, fest im Land zu bleiben. "Weil ich die Leute hier mag.“

Er sei Witwer, 37 Jahre alt. Seine Frau sei 3 Jahre vorher bei einem Autounfall in England gestorben. Seither sei er Single.

Sie hätten keine Kinder gehabt, sie seien zu beschäftigt mit ihren Jobs gewesen.

Er sei Finanzberater, selbständig. Er habe reiche Klienten und würde denen dabei helfen, ihr Geld zu investieren und einen hohen Profit daraus zu erzielen. Dafür bezahlten sie ihn.

Später erzählte er dann, er lebe bereits seit 5 Jahren im Land, sei Finanzberater, und hätte nur einmal, für 4 Monate, eine Freundin vor Ort gehabt, von der er sich dann trennte, weil sie es nicht ernst mit ihnen meinte.

Mit dieser Geschichte lernte John über eine dating site im Internet Rose kennen ...

 

 

*

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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