Brigitte Waldner

Etwas bestellen und dann absagen,


ist vermutlich eine krankhafte Zwangshandlung,
die immer wiederkehrt oder eine Retourkutsche.
Und das erklärt sich so:
+
Jedes Mal, wenn mir eine Bekannte
eine Katze geben will
und ich die Übernahme ablehne,
bittet sie mich noch im gleichen Gespräch
oder unmittelbar danach,
ihr etwas im Internet zu bestellen.
Dann wartet sie ab, bis ich ihr mitteile,
wann die Ware voraussichtlich kommt,
dann sagt sie mir sofort ab,
damit ich auf der Ware sitzenbleibe und mich ärgere.
Ich bin ja kein Händler.
+
Macht sie das zur Revanche,
weil ich die Übernahme einer Katze ablehne,
lehnt sie im Gegenzug die Übernahme der Ware ab?
Das ist entweder Verschaukeln,
um mir eins auszuwischen, an dem sie ihre Freude hat,
oder ein krankhafter Tick bei ihr,
der ihr nicht bewusst ist.
Es kann aber auch sein, dass sie dazu angeleitet wird
von ihren dunklen Heiler-Freunden,
von denen sie sich täglich telefonisch beraten lässt,
auch in Lappalienangelegenheit und beruflich.
+
Als sie mir eine kleine grau-weiße Katze geben wollte,
bat sie mich um Bestellung des seltenen Edelsteins Phenacit
im Wert von 60 Euro maximal,
als es kein Angebot in dieser Preislage gab,
wollte sie mehrere andere Steine,
die sie dann nicht genommen hat, dafür aber den Citrin,
den ich für mich bestellt hatte und ihr nur zeigen wollte,
wo sie ursprünglich gesagt hatte, sie will keinen Citrin,
weil sie schon einen hatte.
+
Als sie mir weitere 4 alte Katzen aufdrängte, und ich ablehnte,
wo ich bereits zehn Haustiere habe,
hat sie mich ersucht, Katzenfutter im Internet mitzubestellen.
Das habe ich abgelehnt und wollte ihr das Bestellen beibringen,
da sie sich im Internet nicht gut auskennt nach ihren Aussagen,
sie hatte aber dazu nie Zeit.
+
Stattdessen wollte sie dann Kunstblumen,
ich habe nicht gesagt, dass ich sie bestellt habe,
damit sie nicht wieder im Voraus ablehnen kann.
Diese habe ich aber so bestellt, wenn sie ablehnt,
dass ich sie für den Friedhof nehmen kann.
Als ich sie ihr zeigte, 2 Wochen später,
mit dem Kommentar, ich hätte sie nur für mich bestellt,
in der Meinung, dass sie diese haben will,
so wie das beim Citrin zufällig passierte,
hat sie prompt schroff abgelehnt:
„Es gibt keine orangen Nelken,
die Farbe ist unnatürlich“.
+
Als sie mir die 6. Katze aufs Auge drücken wollte,
innerhalb von wenigen Monaten,
die aber ebenfalls, wie alle zuvor erwähnten Tiere einen Besitzer hat,
und ich ablehnte, da sie ohnedies ein schöneres Zuhause hat, als meines es jetzt ist,
seit es von den Nachbar-Räubern maximal geschädigt wurde,
hat sie mein neues „Outdoor-Katzenbett“ und „mit Holz herum“
(= Katzenhaus/Hundehütte) verlangt, da sie weiß, dass ich das habe,
und zwar noch in der Nacht um 22 Uhr,
als die Katze angeblich schon vor ihrer Tür saß.
Keine 100 Meter weiter weg wohnt die Katze bei einem pensionierten Staatsbeamten.)

+
Ich habe ihr gesagt, ich bringe ihr am Morgen mein neues Outdoor-Katzenbett,
und ich bestelle mir halt wieder eines. Sie war damit einverstanden.
Eine meiner Hundehütten kann ich ihr nicht bringen,
ich brauche sie selber für meine Tiere. Sie sind so schwer,
dass ich sie nicht tragen kann und außerdem stehen sie in den Gehegen,
deren Türen so schmal sind, dass sie nicht hindurchgehen.
Ich habe sie im Gehege zusammengebaut.
+
Und so bat sie mich, ihr eine kleine Hundehütte zusätzlich zu besorgen
und bearbeitete mich 45 Minuten lang am Telefon,
bis mein Handy mangels Strom versagte.
Es ist derzeit keine kleine Hundehütte zu haben,
die preislich akzeptabel ist.
Ich habe stundenlang im Internet noch in der Nacht gesucht.
Am nächsten Morgen hat die Bekannte angerufen und abgesagt,
mit der Begründung, „sie habe nur einen Rappel gehabt“.
Vielleicht war sie betrunken. Ich kann das nicht beurteilen.
+
Ihre Ausreden waren verschiedene, immer andere.
Aber die Zwangshandlung ist immer dieselbe.
So wie ich ihr eine Absage erteile,
dass ich die Katze nicht nehme,
macht sie eine Bestellung und sagt hinterher ab.
Es ist immer das gleiche Muster.
+
Sie will jeden herumkommandieren und bevormunden.
Und wenn das nicht geht, wird sie wütend.
Dem einen will sie seine Katze wegnehmen,
dem anderen will sie sie geben,
wenn sie sich einbildet, dass die Katze nicht gut versorgt wird.
und das ist immer dann, wenn sie von einer Katze anmiaut wird
und sie ihr nachläuft.
Sie ist eine Steuerberaterin.
Haben sie die Zahlen verrückt gemacht?
*
Buchhaltung verstaubt das Wesen,
schrullig, schroff und distanziert,
Zahlen schreiben, Zahlen lesen,
davon wird man noch verwirrt.
Zahlen gehen null bis neun,
kreativ kann das nicht sein.

Steuern zahlen und beraten,
Lohnverrechnung monatlich,
Bilanzierung zu erwarten,
nein, das wäre nichts für mich.
Fehlerfrei soll es auch sein,
Langeweile stellt sich ein.

Das Jonglieren mit den Zahlen
in dem Zigarettendunst,
kann der Arbeit das gefallen,
ist es eine hohe Kunst?
Erst braucht man dafür Talent,
später wird man zum Patient.

Hat man keine Interessen,
muss man sich damit abplagen,
Dunkle könnten unvermessen
eine Menge unterschlagen,
dafür braucht es Strategie,
sonst muss es zur Therapie.

© Brigitte Waldner
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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