Heinz-Walter Hoetter

Vier groteske Kurzgeschichten

 

 

1. Jagdzeit

 

Als der Jäger an mir vorbeilief,

rief ich ihm noch hinterher:

Pass auf die Hirsche auf, die

schießen heute scharf!“

Er blieb kurz stehen, wendete sich

mir zu, lachte laut, winkte ab und rannte weiter.

Da krachte auch schon donnernd eine Flinte.

Der erste Schuß traf ihn ins Bein.

Der Jäger fiel der Länge nach hin.

Dann brachen zwei prächtige Hirsche

lachend aus dem Unterholz und gaben dem

zuckenden Jäger den Todesschuss.

Ich konnte ihm nicht mehr helfen.

Es ist ja auch Jagdzeit.

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

***

 

 

2. Der Pfarrer und die Schmeißfliege

 

Eine riesige Schmeißfliege donnerte über das Dorf hinweg und verdunkelte es so stark, als wäre tagsüber die Nacht herein gebrochen.

 

Die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner traten voller Angst und Schrecken aus ihren Häusern und riefen sofort nach ihrem Pfarrer, der das laut surrende Riesenmonster wegbeten sollte.

 

Der Pfarrer eilte herbei und betete ununterbrochen das Vaterunser. Aber es half nichts. Brachycera Gigantus lutschte bereits gierig am Kirchenturm, der langsam zu bröckeln begann.

 

Da kam dem Geistlichen eine zündende Idee.

 

Alle Dorfbewohner sollten ganz schnell zum Dorfplatz eilen und dort einen großen Haufen Kacke hinscheißen.

 

Gesagt getan.

 

Bald hatten alle Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner einen großen Haufen Scheiße mitten auf den Dorfplatz gekackt.

 

Das riesige Fliegenmonster entdeckte alsbald den frischen Haufen Kacke, flog sofort rüber zum Dorfplatz und tat sich gütlich an der Scheiße aller Dorfbewohner.

 

Aber der Pfarrer war nicht doof und hatte dem Kackhaufen ein starkes Insektengift beigemischt.

 

Als die riesige Schmeißfliege satt von der Scheiße war, wollte sie sich wieder auf und davon machen, kam aber nicht weit, fiel torkelnd vom Himmel und klatschte mit einer gewaltigen Fontäne in den am Dorfrand liegenden Weiher.

 

Das starke Gift in der Scheiße hatte schnell und gründlich gewirkt und alle Bürgerinnen und Bürger des Dorfes ließen ihren Pfarrer dreimal hintereinander Hochleben. Beten wir, dass er der nächste Bürgermeister wird.

 

So, das war's dann. :-)

 

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

***

 

 

3. Hätte, hätte Fahrradkette

 

 

Hätte, hätte Fahrradkette. Klar, man hätte können, wenn man nur gewollt hätte. Jetzt war es leider zu spät für's „hätte man ja machen können“.

 

Wenn man die beileidigte Fahrradkette rechtzeitig eingeölt hätte, wäre sie nicht gerissen. So sind Fahrradketten eben.

Man hätte sie mit Öl rechtzeitig besänftigen können, dann wäre sie auch nicht trocken gelaufen und gerissen.

Ja, ja! Hätte, hätte, hätte.

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

 

 

***

 

 

4. ?

 

 

 

Was ist das denn für'n Scheiß?

Ich wollte heute doch Silberfische angeln.

Aber draußen pisst es schon den ganzen Tag.

Meine Katze war wieder einmal schneller als ich.

Sie hat eine Menge Silberfische gefangen.

Diese blöde Katze aber auch.

Was jetzt?

Die Bullen standen auf einmal vor der Tür.

Haben Sie einen Angelschein?“

Nee, warum auch?“

Sie haben also keinen? - Das Angeln ohne

Angelschein ist strafbar. - Wo sind die Silberfische?“

Die hat alle meine Katze gefressen.“

Ich verhafte ihre Katze und nehme sie mit. Wir werden

sie für ihre freche Tat bestrafen und durch den Fleischwolf drehen. Sind Sie damit einverstanden? - Ja oder Nein?“

 

Von mir aus können sie mit ihr machen, was sie wollen. Hauptsache sie ist weg. Sie hat mir sowieso immer in die Suppe gepinkelt, dieses olle Drecksviech.“

 

Dann ist die Sache für die Wasserschutzpolizei damit erledigt. Auf Wiedersehen!“

 

Lieber nicht, Herr Wasserschutzpolizeibeamter!“

 

Der Bulle ging und ich ging nach draußen. Aber es war ziemlich warm, als ich beim Spaziergang den flatternden Elefanten an mir vorbeifliegen sah.

 

Anstatt Silberfische zu angeln, sollte ich lieber Elefanten fangen, dachte ich so für mich und spazierte frohen Mutes weiter.

 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

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